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Veröffentlicht am 18.11.2020

Mit offenen Augen und wachen Sinnen lassen sich Wunder entdecken (Else Panneck)

HOLIDAY Reisebuch: Atlas der Naturwunder
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Die Natur ist das wohl schönste Bilderbuch, das man für sich selbst entdecken und bereisen kann.

Im "Atlas der Naturwunder darf man rund um den Globus reisen, um mit dem Wandel der Jahreszeiten einzigartige ...

Die Natur ist das wohl schönste Bilderbuch, das man für sich selbst entdecken und bereisen kann.

Im "Atlas der Naturwunder darf man rund um den Globus reisen, um mit dem Wandel der Jahreszeiten einzigartige Naturschauspiele zu erleben und Orte zu entdecken, die einem die Allmacht Gottes mit all ihrer Schönheit und Erhabenheit vor Augen führen.

Unglaublich eindrucksvolle Fotos ziehen den Betrachter in ihren Bann und wecken Fernweh, Reiselust und Neugier auf einen spektakulären Trip durch die Kontinente.

Die kurzen knackigen Texte bieten dabei alles Wissenswerte zu den Naturschauspielen inclusive dem Hinweis auf die beste Reisezeit, um dem Massentourismus aus dem Weg zu gehen und die perfekten Orte zu finden, an denen man die Wunder genießen kann.

Für Filmliebhaber bieten sich die Drehorte von Game of Thrones, Star Wars, James Bond, Der Herr der Ringe oder Die Blaue Lagune an, um nicht nur den Helden auf der Leinwand nahe zu sein, sondern auch ein bisschen Kinoluft zu schnuppern und sich wie eine der Leinwandgrößen zu fühlen. Doch dieser imposante Bildband bietet so viel mehr als Cineastenglück.

Mit jedem Sehnsuchtsort wird dem Betrachter bewusst, dass unser Erde eine unglaubliche Vielfalt an Landschaften Flüssen, Wasserfällen und Gebirgen zu bieten hat. Man kann sich einfach nicht sattsehen, wenn tosende Wassermassen sich in Tal stürzen (Victoriafälle in Zimbabwe, Kuan Si Wasserfall auf Laos, Nationalpark Plitvicer Seen in Kroatien), imposante Berge sich gen Himmel strecken (Heißluftballonfahrt über dem Bryce Canyon, Western Ghats in Indien), Glühwürmchen die Nacht erhellen, abertausend Sterne am Firmament funkeln und unendliche Blütenmeere im Farbrausch wogen.

In den peruanischen Anden darf man den Rainbow Mountain bestaunen, der, bedingt durch den Klimawandel, seine ewige Eisdecke verloren hat und sich nun mit sieben eindrucksvollen Farben in seinen Gesteinsschichten schmückt.

Eisige Giganten in Neufundland, das magische Schauspiel der Polarlichter, Rochen vor Korallenriffen, Haie, Wale und Delfine - außergewöhnlich schöne Momentaufnahmen, die die kleinen und großen Wunder der Natur perfekt zur Geltung bringen. Man wird wieder zum Kind, staunt und bewundert Flora und Fauna. Doch wie lange dürfen wir dieses Naturschauspiel noch genießen, denn der Klimawandel schreitet voran, der Mensch zerstört nach und nach die Habitate und gefährdet somit Tier- & Pflanzenwelt.

Dieses Buch zeigt eindrucksvoll, dass es noch nicht zu spät ist, um umzudenken und so die Magie der Naturwunder zu erhalten und zu schützen.

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Veröffentlicht am 17.11.2020

Unglaublich stupide und hölzern

Zitronenduft und zarte Küsse
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Auf diesen grandiosen Augenblick hat Kim lange gewartet - endlich soll sie offiziell die Frau an der Seite ihres Chefs sein und dann...platzt der Traum wie eine Seifenblase. Denn anstatt Kim als Lebenskameradin ...

Auf diesen grandiosen Augenblick hat Kim lange gewartet - endlich soll sie offiziell die Frau an der Seite ihres Chefs sein und dann...platzt der Traum wie eine Seifenblase. Denn anstatt Kim als Lebenskameradin vorzustellen, eröffnet Dirk allen Anwesenden, dass seine Frau schwanger ist. Kim packt die Sachen und flüchtet an den Gardasee, wo Sonne, Wind und der Duft von Zitronen das wunde Herz heilen sollen..



Ich liebe den Gardasee und verschlinge regelrecht jedes Buch, das seine Handlung dort angesiedelt hat. Aber selten ist mit so ein klischeebehafteter Roman zwischen die Finger gekommen wie "Zitronenduft und zarte Küsse"".

Kim muss sich nicht wundern, dass sie nicht die Frau an der Seite von Dirk ist, denn ihr ganzes Auftreten erweckt den Anschein, als habe sie den berühmten Stock im Hintern. Kein Pfiff, kein Elan, keine Lebensfreude - sie wirkt wie eine Holzpuppe, die zufällig sprechen kann und so bewegt sie sich auch durchs Leben.

Überhaupt wirkt der ganze Roman ziemlich altbacken und humorlos - die Dialoge sind so künstlich und aufgesetzt, so spricht heute doch kein Mensch mehr. Die Figuren habe in etwa so viel Temperament wie eine Schnecke, besitzen so viel Einfühlungsvermögen wie ein Amboss und suhlen sich in Klischees, die wie Konfetti über das Buch geworfen werden.

Da hilft auch leider nicht die reizvolle Umgebung des Gardasees, die mit wunderschönen Landschaftsbildern zumindest für ein bisschen Italo-Feeling sorgt.

Dieses Buch ist eine extrem saure Zitrone, aus der man leider keinen leckeren Limoncello machen kann. Auf die Fortsetzungen werde ich verzichten.

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Veröffentlicht am 17.11.2020

Faszinierendes Portrait eines Mörders

Wittgensteiner Schatten
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Caro König hat ganz tief ins Fettnäpfchen getreten und ist aufgrund dessen beim BKA beurlaubt. Um diese Schmach zu verarbeiten, kehrt sie zurück in ihren Heimatort und soll dort den letzten Fall ihres ...

Caro König hat ganz tief ins Fettnäpfchen getreten und ist aufgrund dessen beim BKA beurlaubt. Um diese Schmach zu verarbeiten, kehrt sie zurück in ihren Heimatort und soll dort den letzten Fall ihres Vaters aufrollen. Der Täter von damals will endlich reinen Tisch machen. Wenn Caro denkt, dass sie leichtes Spiel mit ihm hat, so hat sie sich getäuscht. Denn der Mörder inszeniert die Suche nach der Wahrheit als Schnitzeljagd, deren Fährte tief in der Vergangenheit beginnt und bis in die Gegenwart reicht...

Sandra Halbe hat mit "Wittgensteiner Schatten" einen exzellenten Regio-Krimi vorgelegt, der den Leser mit einem erschütternden Verbrechen an die Seiten kettet. Das Aufrollen des alten Falles wühlt nicht nur beim Täter die Gefühle auf, sondern lässt auch bei Caro alte Narben wieder aufbrechen und bringt Emotionen zum Vorschein, gegen die sie sich lange gewehrt hat.

Die Autorin zeichnet ein hervorragendes Portrait des Täters, der, trotz seiner Skrupellosigkeit, ein unglaubliches Charisma besitzt und man fängt schon nach wenigen Kapiteln an, ihn sympathisch zu finden und ihm zuzuhören. . Denn das, was der Mörder in kryptischen Hinweisen von sich gibt, zeigt nach und nach den Weg eines Martyriums auf, der die Leserschaft emotional unglaublich mitnimmt. Mitgefühl, Wut und Verständnis, aber auch Fassungslosigkeit und echtes Interesse am Schicksal des Täters lassen den Leser umdenken und man versteht nach und nach, warum der Häftling sich zu solchen Taten hat hinreißen lassen.

Sandra Halbe kratzt nicht nur an der Oberfläche, sondern geht mit ihrer Geschichte ganz tief in die Psyche ihrer Figuren, um dem Leser die Reise in die Vergangenheit mit all ihren Grausamkeiten zu ermöglichen und so die Beweggründe nachvollziehbar zu machen. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal meine vorgefertigten Denkweisen abwerfen und mich auf die Seite des Täters schlagen würde. Denn es ist nicht immer alles schwarz oder weiß, es gibt auch so viel Schatten dazwischen, die , wenn man sich die Mühe macht, das bestehende Schubladendenken auflösen und den Blick hinter die Fassade ermöglichen und auf das Wesentliche richten.

Der Fall ist spannend und sehr komplex angelegt, sodass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Es geht ein regelrechter Sog von der Handlung aus, der einen immer tiefer in die menschlichen Abgründe hineinzieht. Die Ermittlungen sind, dank Schnitzeljagd im Wittgensteiner Land, sehr abwechslungsreich und regen dazu an, eigene Überlegungen anzustellen, Hinweisen nachzugehen und so den Fall selbst zu lösen.

Caro entwickelt sich im Verlauf des Buches zu einer echt taffen Polizistin, die unglaublich viel auf dem Kasten hat und die ihr Handwerk versteht. Die angeschlagene Beziehung zu ihrer Mutter darf wieder neu erblühen und die Autorin zeigt auch hier, dass es nie zu spät ist, aufeinander zuzugehen und mit ein bisschen Verständnis für den Menschen gegenüber eine kaputte Beziehung zu kitten.

Das Ende birgt noch manch Überraschung und ist noch ein zusätzliches I-Tüpfelchen, das den Regio-Krimi perfekt abrundet.

Ein toller Start von Caro in Bad Laasphe, der Lust auf mehr macht.

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Veröffentlicht am 16.11.2020

Lübeck brennt

Hafenstraße 52
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Auch zwanzig Jahre nach dem verheerenden Anschlag auf eine Asylunterkunft kommt Lübeck nicht zur Ruhe, denn die Brandanschläge häufen sich in den letzten Wochen vor dem Jahrestag. Simon Winter bekommt ...

Auch zwanzig Jahre nach dem verheerenden Anschlag auf eine Asylunterkunft kommt Lübeck nicht zur Ruhe, denn die Brandanschläge häufen sich in den letzten Wochen vor dem Jahrestag. Simon Winter bekommt einen mysteriösen Hinweis von einer Unbekannten, dass der finale Schlag noch bevor steht. Doch was ist dran an der Behauptung ? Simons Spürsinn ist geweckt und er begibt sich auf die Suche nach dem Täter. Dabei ahnt er noch nicht, mit welch grausamen Bildern er sich auseinandersetzen muss...



Im dritten Band um Simon Winter hat Jobst Schlennstedt den realen feigen Brandanschlag auf eine Asylunterkunft für seinen Krimi als Vorlage und Haupthandlung genommen, um seine fiktiven Ermittler und Charaktere einen mitreißenden und aufwühlenden Fall erleben zu lassen. Der Leser ist von Anfang an mittendrin im Geschehen und stellt schon nach den ersten Seiten Vermutungen nach dem Täter an. Hier gehen die Meinungen zwischen einem männlichen und einem weiblichen Täter weit auseinander und man ist tatsächlich darauf angewiesen, mit Simon Winter jedem noch so kleinen Hinweis nachzugehen und das noch wirre Puzzle zu einem erschütternden Gesamtbild zusammenzusetzen.

Es geht hier nicht nur um das Suchen und Finden des Täters, sondern auch um die Vergangenheitsbewältigung von Winter, der sich den Ereignissen aus seiner Kindheit lange versperrt und noch heute daran zu tragen hat. Dass aber genau diese Vorkommnisse auch etwas mit den Beweggründen des Täters zu tun haben, das muss er erst in akribischer Kleinarbeit herausfinden.

Die Hinweise sind vom Autor gut gestreut und lassen den Leser oft in die falsche Richtung ermitteln. Da wird hier eine Vermutung angestellt und da eine These in den Raum geworfen, um am Ende vor der Frage zu stehen, wer es denn letztendlich gewesen ist. Denn die endgültige Auflösung des Falles von 1996 lässt der Autor ein wenig in der Luft hängen..man kann sich seinen eigene Reim auf den Täter bilden, aber die Auflösung bleibt ein ewig Rätsel. Das finde ich ein wenig schade, denn ein Krimi mit offenem Ende ist für mich nicht ganz so das non-plus-ultra und ich bin ein wenig enttäuscht von diesem Ausgang.

Ansonsten ein Krimi zum mitfiebern, Rätsel raten und mit viel Lübecker Kulisse

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Veröffentlicht am 15.11.2020

Wie Phönix aus der Asche

Fräulein Paula und die Schönheit der Frauen
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Paula ist es leid, mit dem Einheitsgrau der Trümmer zu leben und so immer und überall an den Krieg erinnert zu werden, der jetzt schon drei Jahre zurück liegt. Eine Frau soll wieder schön sein dürfen, ...

Paula ist es leid, mit dem Einheitsgrau der Trümmer zu leben und so immer und überall an den Krieg erinnert zu werden, der jetzt schon drei Jahre zurück liegt. Eine Frau soll wieder schön sein dürfen, soll sich wider präsentieren können und mit ein bisschen Farbe und den heißgeliebten Nylonstrümpfen Schwung in ihr Leben bringen. Schon bald darf Paula ihre Träume verwirklichen und wird die rechte Hand eines Strumpffabrikanten. Doch der große Erfolg erhält einen Dämpfer, denn Paula bekommt mit einem britische Offizier einen Mann vor die Nase gesetzt, der ganz genau bei den geschäftlichen Dingen in der Firma hinschaut...



"Fräulein Paula und die Schönheit der Frauen" entführt uns mit der äußert schwungvollen und bildhaften Schreibweise der Autorin zurück in das Hamburg Ende der vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts und man fühlt regelrecht den grauen Staub der Trümmer, der sich wie ein feiner Film über alles legt und jegliches Bunt aus dem Leben zu vertreiben scheint. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich Paula nach schönen, farbenfrohen Dingen sehnt, um sich endlich wieder fraulich und hübsch zu fühlen.

Mir gefallen ihre Energie und ihre Begeisterungsfähigkeit, denn diese positiven Eigenschaften haben durch die Entbehrungen des Krieges nichts an Dynamik verloren und so kann Paula regelrecht aus dem Vollen schöpfen, um ihre Ideen zu verwirklichen. Mit Röbke hat sie aber auch einen tollen Chef an die Seite gestellt bekommen, der sie wirklich in allem unterstütz, was ihr da so an Ideen und grandiosen Einfällen durch den Kopf spukt.

Dass die heißbegehrten Nylons als Luxusgut gelten und damit Begehrlichkeiten wecken, wird hier schön in die fiktive Geschichte eingebaut. Was für uns heute eine Kleinigkeit ist, nämlich einfach ein paar Nylons aus dem Regal zu nehmen und zu kaufen, war damals in der Zeit des Wiederaufbaus gar nicht so leicht, um nicht zu sagen - Luxus pur. Auch die interessanten Informationen rund um das dünne Gewebe, das Damenbeine unwiderstehlich erscheinen lässt, haben mich aufmerksam das Buch lesen lassen. Das Angebot eines Laufmaschendienstes hat meine Verblüffung perfekt gemacht....was damals aus der Not geboren wurde, ist heute mit dem Blick auf die Nachhaltigkeit eine geniale Idee.

Die Figuren bewegen sich in einer sehr authentisch gestalten Kulisse und vermitteln so den Zeitgeist in den Trümmerjahren. Die Bilder eines in Schutt und Asche liegenden Hamburgs ploppen vor dem inneren Auge auf und man wird regelecht in die Zeit des Wideraufbaus und des wirtschaftlichen Aufschwungs hineingezogen. Die Stellung der Frau in der Gesellschaft wird hier schön beleuchtet und wiedergegeben.

Manchmal habe ich mich aber ein wenig überrannt gefühlt, weil es ein paar Nebenhandlungen gibt, die ich nicht gebraucht hätte, da sie nur angerissen und nicht weiter vertieft werden.

Ansonsten ein gelungener Roman über die Zeit des Wiederaufbaus und einer Frau, die die Ärmel hochkrempelt und macht, anstatt den Kopf hängen zu lassen und sich ihrem Schicksal zu ergeben.

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