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Veröffentlicht am 08.11.2020

Sei die Heldin deines Lebens, nicht das Opfer (Nora Ephron)

Stella Fortuna
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Stella hat schon immer den Stempel des "Andersseins" aufgedrückt bekommen, egal ob es in ihrem Heimatdorf in Kalabrien oder später in der neuen Heimat Amerika ist. Sie hat eine Gabe, die viele nicht als ...

Stella hat schon immer den Stempel des "Andersseins" aufgedrückt bekommen, egal ob es in ihrem Heimatdorf in Kalabrien oder später in der neuen Heimat Amerika ist. Sie hat eine Gabe, die viele nicht als normal ansehen und auch ihr Leben verläuft alles andere als üblich. Immer wieder wird sie von tragischen Unfällen heimgesucht, die für gewöhnlich mit dem Tod enden. Stella scheint , ähnlich wie eine Katze, mehrere Leben zu haben und das macht den Ruf nach einem Fluch laut. Doch Stella kann es nicht lassen - sie provoziert und eckt an und das alles nur, um endlich frei und unabhängig ihr Leben leben zu können.



Ehrlich gesagt weiß ich gerade nicht, was ich wirklich von diesem Roman halten soll, denn zum einem macht er mich unglaublich wütend und zum anderen habe ich ein Problem damit, mich mit Stella zu identifizieren.

Wütend bin ich deshalb, da mir Stellas Vater mit seinem despotischen Verhalten dermaßen gegen den Strich geht, dass ich ihm gern mal die Meinung gesagt hätte. Ich bin, wie die weiblichen Figuren im Buch, immer froh, wenn er mal nicht auf der Bildfläche erscheint und ich meine Ruhe vor ihm habe. Dieser Mensch ist extrem anstrengend und kostet viele Nerven. Wütend auch deshalb, weil Stellas Mutter und Schwester immer nur mit dem halben Ohr hinhören, wenn Stella etwas erzählt. So perlt vieles an ihnen ab und es entsteht das Gefühl, dass Stella das fünfte Rad am Wagen und somit überflüssig ist. Ich bin empört über die Brutalität und Sexsucht der Männer im Roman - da hat man einiges zu verdauen und es ist kein Wunder, dass sich Stella in ihrem Tun und Handeln gegenüber dem männlichen Geschlecht so extrem verhält.

Warum ich Probleme habe, mich mit Stella zu identifizieren ? Zum einen, weil sie in ihrem Verhalten Männern gegenüber so radikal ist, um dann wiederum bei Mutter und Schwester in rührender Hingabe und selbstloser Hilfsbereitschaft zu versinken, sodass es schon fast an Selbstaufgabe grenzt. Das lässt sie auf Dauer unglaubwürdig erscheinen und ihr Bild wirkt verzerrt und fragwürdig. Ich weiß nicht, ob man tatsächlich mit diesen beiden Seelen in der Brust sein Leben führen kann - der Spagat erscheint mir zu groß, um beide Rollen in einem Körper zu vereinen.

Die maßgeblichen Unfälle mit Nahtoderfahrungen, die Einfluss auf Stellas Leben nehmen und somit den Vergleich mit den sieben Leben einer Katze hervorrufen, machen deutlich, dass man immer wieder nach einem einschneidenden Ereignis aufstehen kann und muss, um mit erhobenem Haupt weiterzugehen und sich nicht kleinkriegen zu lassen.

Die Geschichte an und für sich ist interessant und hat auch viele beeindruckende Momente, aber alles in allem überwiegt hier doch eher die Enttäuschung.



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Veröffentlicht am 08.11.2020

Enttäuschender Abschluss der Hebammen-Trilogie

Schicksalhafte Zeiten
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In Berlin tobt der Krieg und keiner bleibt davon verschont. Die Narben graben sich tief in die Seele ein und auch Luise und Margot bleiben von den grausamen Ereignissen nicht verschont. Während Margot ...

In Berlin tobt der Krieg und keiner bleibt davon verschont. Die Narben graben sich tief in die Seele ein und auch Luise und Margot bleiben von den grausamen Ereignissen nicht verschont. Während Margot zurück in der Heimat versucht, ihr Glück zu finden, wird Berlin zu einem Dreh- und Angelpunkt des Schicksals....



Oh, wie habe ich die ersten beiden Bände der Hebammen-Trilogie verschlungen und regelrecht an den Seiten geklebt. Kein Wunder, dass die Neugier auf den abschließenden dritten Roman unendlich groß gewesen ist...und dann das.

Die Handlung hat nicht mehr viel mit dem Leben der Hebammen und dem damit verbundenen Leben schenken gemein. Es geht vielmehr um die hässliche Fratze des Krieges, sowie die irrsinnigen Vorschriften des braunen Gesocks und die damit verbundenen Auswirkungen, die sich hier in den Vordergrund drängen und so für eine düstere Grundstimmung sorgen. Es ist sicherlich nicht einfach, sich gegen die Bestimmungen der Rassenhygiene der Nazis aufzulehnen und dabei ständig mit der Angst zu leben, aber mir nimmt hier die immer wiederkehrende Darstellung von grausamen Szenen und dem damit verbundenen wirren Gedankengut eines einzelnen hirnlosen Tyrannen einfach überhand.

Auch fehlt mir eine Weiterentwicklung der Charaktere, denn sie treten für mich auf der Stelle und sind in großen Teilen in Band 2 stehen geblieben. Es ist kein richtiges Vorankommen zu spüren, weder bei den Figuren noch bei der Handlung - beides stagniert und das macht sich in vielen Wiederholungen und bestimmten Satzkonstellationen bemerkbar.

Bei den historischen Nachforschungen, die Linda Winterberg betrieben hat, gibt es nichts auszusetzen, denn die Schreibende hat sich wie immer ordentlich in die Materie hineingearbeitet und ihr breitgefächertes Wissen an den Leser weitergebenen.

Fazit: Der finale Band kann nicht an die beiden sehr guten Vorgänger anschließen und der Hebammen-Saga einen würdigen Abschluss verleihen. Da aber vieles in sich stimmig ist und ich das Gesamtpaket der Trilogie betrachte, gebe ich neutrale 3 Sternchen.

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Veröffentlicht am 07.11.2020

Der Mann ohne Skrupel

Nur Heringe haben eine Seele
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Fred Sellin lässt in seinem Buch "Nur Heringe haben eine Seele" die abscheulichen und grausamen Taten des Serienmörders Rudolf Pleil wieder aufleben und gibt so dem Leser einen schockierenden und erbarmungslosen ...

Fred Sellin lässt in seinem Buch "Nur Heringe haben eine Seele" die abscheulichen und grausamen Taten des Serienmörders Rudolf Pleil wieder aufleben und gibt so dem Leser einen schockierenden und erbarmungslosen Einblick in die kranke Psyche des Sadisten frei.

Pleil ist wirklich gestört, bekommt nur einen hoch, wenn Blut fließt und so verschafft er sich Befriedigung, in dem erst eine Frau erschlägt und sich dann an ihr vergeht. Dieses Muster prägt er sich ein, wiederholt seine Taten immer und immer wieder und bezeichnet sich bald selbst als den besten Totmacher.

Die von ihm geschilderten Verbrechen werden mit einer Beiläufigkeit, ja fast schon Banalität, als Geständnisse schriftlich verfasst, wobei hier deutlich sein niederer Bildungsgrad zum Vorschein kommt. Die Aussagen sind sprachlich sehr einfach und wirken unstrukturiert, an manchen Stellen so verworren, dass man wirklich aufpassen muss, um seinen Ausführungen zu folgen. Das, was dem Leser die ganze Bandbreite an Brutalität, Lust am Quälen, Skrupellosigkeit und Schrecken aufzeigt, nimmt Pleil mit einem beiläufigen Schulterzucken hin und erzählt die Taten so lax, als wären diese Morde eine absolute Kleinigkeit, die nicht weiter ins Gewicht fallen

Wer zart besaitet ist, der hat hier einen harten Brocken zu verdauen, denn die Taten sind keine Fiktion und den Ideen eines genialen Autors entsprungen. Nein, dieses Buch ist ein Tatsachenbericht aus den Nachkriegsjahren, der den Leser an den Rand des Erträglichen bringt und mit schonungsloser, detaillierter Erzählweise die Widerwärtigkeit und Abgebrühtheit des Täters offen legt.

Die beigefügten Gerichtsurteile, diverse Gutachten von Ärzten und Psychologen sowie Zeugenaussagen machen nochmal deutlich, welche Bestie Pleil tatsächlich gewesen ist.

Das gerecht Urteil "lebenslänglich" versöhnt nur ein wenig, denn Pleil zeigt keinerlei Einsicht und besitzt tatsächlich die Frechheit, sich als Henker zu bewerben, um seine "Genialität" und sein Können als Serienmörder als Dienstleistung anzubieten. Unfassbar !

Nach acht Jahren Haft entzieht sich Pleil der Verantwortung und erhängt sich in seiner Zelle....

Dieses Buch lässt mich verstört und völlig aufgelöst zurück. Es wird noch lange brauchen, bis ich diese Unmenschlichkeit in ihrem ganzen Ausmaß verarbeitet habe.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Es gibt auch im Meer des Lebens keine ewigen Felsen (Ricarda Huch)

Palais Heiligendamm - Ein neuer Anfang
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An der Ostsee soll die Zukunft der Hoteliersfamilie Kuhlmann liegen - mit dem Palais Heilgendamm soll Glanz und Gloria an der Strandpromenade einziehen und dem berühmten Grandhotel den Rang ablaufen. Doch ...

An der Ostsee soll die Zukunft der Hoteliersfamilie Kuhlmann liegen - mit dem Palais Heilgendamm soll Glanz und Gloria an der Strandpromenade einziehen und dem berühmten Grandhotel den Rang ablaufen. Doch die gut betuchten Gäste sehen das anders und meiden das neue Hotel. Elisabeth, jüngste Tochter des Hauses, scheint aber ein glückliche Händchen zu haben, was Gäste und Hotel betrifft. Doch eine Frau in der Führungsposition des Hotels ? Nein, dass kann sich Vater Kuhlmann nicht vorstellen und bittet ausgerechnet Julius Falkenhayn um Hilfe, der mit seinen Ideen aus den vorgefertigten Denkschubladen ausbricht...



Ich bin total geflasht von diesem Roman und kann meine Begeisterung gar nicht richtig in Worte fassen, denn dieses Buch ist einfach der helle Wahnsinn. Michaela Grünig hat mit dem ersten Teil der Heiligendamm-Saga absolut ins Schwarze getroffen und einen Schmöker geschrieben, den man richtig durchsuchtet.

Mit ihrer darstellenden und überaus plastischen Schreibweise lässt sie das historische Grandhotel, das konkurrierende Palais und die weißen Strandvillen aus den Dünen wachsen, zaubert kaiserliches Flair in ihr Buch und lässt den Leser kunstvoll geschmückte Fassaden, verzierte Giebel und schneeweiße Bauten bestaunen, wenn man an der Strandpromenade flaniert und ihre Erzählung hautnah miterlebt. Mit jeder Seite baut sich die Kulisse immer mehr auf und man hält am Ende ein unglaublich wirklichkeitsnahes Bild in den Händen - wie bei einem Pop-up, bei dem sich nach und nach alles entfaltet und zur Geltung kommt.

Liebevoll und bis ins kleinste Detail zeichnet sie ihre Szenen, setzt facettenreiche Charaktere ins Rampenlicht und haucht ihnen Leben ein.

Elisabeth gefällt mir unglaublich gut, denn sie weiß, wie man die Ärmel hochkrempelt, und anpackt. Sie hat Ideen und Visionen für das Hotel, doch sie wird immer wieder ausgebremst - erst durch ihren Vater und dann durch ihre Mutter. Mutter Kuhlmann braucht den Vergleich mit de Holländer-Michel aus dem Märchen "Das kalte Herz" nicht zu scheuen, denn sie ist von einer Abgebrühtheit und Eiseskälte durchzogen, die bei mir mehr als einmal die blanke Wut und den heißen Zorn hochkochen lässt. Wo andere Menschen ein Herz sitzen haben, da hat diese Frau einen Stein und sie ist einfühlsam und sensibel wie ein Amboß. Der Rest der Kuhlmann-Familie ist auch nicht zu verachten, jeder hat seine Eigenarten und darf diese auch nach allen Regeln der Kunst ausleben und den Leser in echte Gefühlsschräglagen versetzen. Unerfüllte Liebe, große Gefühle, Sehnsucht - ganz, ganz großes Kino. Selten waren Freude und Trauer, Hoffnung und Angst so nah beieinander, wie in diesem Buch.

Julius Falkenhayn ist zunächst noch ein sehr undurchsichtiger Akteur, aber mit dem Verlauf des Buches schleicht er sich immer mehr in mein Leserherz und ich mag ihn nicht mehr loslassen. Ein echter Pfundskerl, auf den man bauen und sich verlassen kann.

Die Geschichte baut sich langsam, aber mit Bedacht auf. Von Glitzer und Glamour, Kaisertreue und den Wirren und der grausamen Fratze des Krieges ist hier alles dabei, was es zu einem guten historischen Roman braucht. Eine akribische Recherche unterstützt die geschickt dramaturgisch erzählte Geschichte, die mit einer Vielzahl an brillanten Ideen und Gedanken überzeugt. Die Autorin weiß ihre Leserschaft an die Seiten zu fesseln, lässt sie aktiv daran teilhaben, wenn die Welt zu Asche zerfällt und das Wellenglitzern von den dunklen Schatten des Schicksals überzogen wird und Tod, Verlust und Trauer mit sich bringt.

Der Cliffhanger zum Schluss des Buches erinnert ein wenig an das Versprechen von Scarlett O'Hara und macht unglaublich neugierig auf die Fortsetzung, die ich jetzt schon vor brennender Neugier kaum erwarten kann.

Absolute Leseempfehlung !!

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Veröffentlicht am 06.11.2020

In einer echten Gemeinschaft wird aus vielen Ich ein Wir

Bergsalz
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Franziska Heberle hat sich mehr oder weniger in ihr Schicksal gefügt, denn sie ist, wie so viele im Dorf, in den "füreineallein"-Modus gerutscht. Aber für einen alleine kochen, geschweige denn denken, ...

Franziska Heberle hat sich mehr oder weniger in ihr Schicksal gefügt, denn sie ist, wie so viele im Dorf, in den "füreineallein"-Modus gerutscht. Aber für einen alleine kochen, geschweige denn denken, dafür ist der Mensch nicht geboren. Dieses tägliche Einerlei wird jäh unterbrochen, als eine Nachbarin bei ihr klingelt - zunächst erscheint Franziska der Besuch sehr ungelegen, aber dann entwickelt sich daraus eine kleine Gemeinschaft, der sich immer mehr Menschen im Dorf anschließen, deren Kontakte sich bis dato auf ein Mindestmaß beschränkt haben. Daraus entsteht eine wundervolle Idee: ein Mittagstisch für alle, die normalerweise alleine sind. Denn wo sonst schmeckt es besser, als in Gemeinschaft an einem großen Tisch. Ein kleiner Kübel Alpensalz, fast schon leer, in einer ehemaligen Gaststätte setzt den Startschuss für das einzigartige Projekt....

"Bergsalz" von Karin Kalisa ist kein alltäglicher Roman und doch zeigt er leider die bittere und einsame Seite des Alltags von vielen Menschen, die völlig zurückgezogen und isoliert ihr Leben verbringen müssen und somit immer mehr verkümmern. Nach dem Verlust des Partners igeln sich viele ein, werden von der Gesellschaft vergessen und fristen so ihr Dasein in einem Leben ohne Pep, ohne Schwung und Elan.

Die Autorin statuiert ein Exempel, in dem sie die Figur Franziska aus ihrer Lethargie erwachen lässt und ihr mit jeder Nachbarin, mit jedem neuen Treffen in der Gemeinschaft wieder Leidenschaft und Biss fürs Leben verleiht.

Stellvertretend für die Würze im Leben steht hier der noch halbvolle Kübel Speisesalz, der nicht nur die Gerichte würzt, sondern auch die Lebensgeister weckt. Das Schreckgespenst der Einsamkeit verliert immer mehr seine Zugkraft und es kehrt wieder Farbe, Humor und Hunger auf Leben in die Menschen zurück.

Eine Geschichte, die nicht immer einfach zu lesen ist. Gerade die eingeschobenen historischen Teile wirken schwerfällig und bremsen so den Lesefluss ein wenig aus. Wer sich nicht im Allgäuer Dialekt heimisch fühlt, der dürfte einige Schwierigkeiten haben, den Dialogen zu folgen, die zwar interessant und humorvoll gestaltet sind, aber nicht immer erschließt sich dem Leser sofort der Hintergrund dessen, was gesagt wird.

Dabei sind es gerade die kleinen Botschaften in den zwischenmenschlichen Beziehungen, die hier für Ansporn und Leidenschaft, aber auch für das Umdenken sorgen und so die Gemeinschaft zusammenwachsen lässt. Das kommt nicht immer gleich schlüssig rüber und so geht viel Wertvolles verloren. Das, für mich, sehr unerwartete Ende lässt mich mit ganz vielen Fragezeichen zurück - es bleibt vieles ungeklärt, ungesagt und somit verknüpfen sich die losen Enden leider nicht, um ein stimmiges Gesamtbild zu ergeben.

Die Botschaft des Buches und die Allgäuer Bergwelt erreicht zwar den Leser, aber mir fehlt hier definitiv noch ein bisschen Dynamik und ein schlüssiges Ende, um vollkommen mit dem Buch eins zu werden - ich kann daher nur 3,5 Sternchen vergeben

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