Dunkle Schatten im Chiemgau
Die Tote vom ChiemseeAm Ufer des Chiemsees wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, die oft und gerne auf der Fraueninsel anzutreffen war. Doch warum musste Flora sterben ? Die Dorfpolizisten von Lindgruber und Fanderl ...
Am Ufer des Chiemsees wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, die oft und gerne auf der Fraueninsel anzutreffen war. Doch warum musste Flora sterben ? Die Dorfpolizisten von Lindgruber und Fanderl ermitteln in einem Fall, bei dem sich anscheinend die ganze Dorfgemeinschaft verdächtig gemacht hat. Flora wollte anders sein -wollte nicht dem aufkommenden Nationalsozialismus angehören, wollte auch nicht in die Fußstapfen ihrer Schauspielereltern treten und in einer Welt, die mehr Schein als Sein ist ihr Dasein fristen. Doch was ist wirklich vorgefallen ? Die beiden Dorfpolizisten scheinen einmal mehr im Dunkeln zu tappen und stochern im Nebel des Chiemsee-Ufers....
"Die Tote von Chiemsee" lässt die Zeit des gerade erst aufstrebenden Machtgefüges des braunen Sumpfes wieder aufleben und Gretel Mayer fängt die politische Situation sehr gekonnt ein. Dabei ist es erschreckend, wie aktuell der Bezug zur momentan vorherrschenden Medienpräsenz dieser Thematik ist und man kann nur hoffen, dass sich die Szenen von damals nicht widerholen.
Der Fall an und für sich ist gut angelegt, die Handlung beschränkt sich mehr oder weniger auf das Setting rund um die Fraueninsel und Prien am Ufer des Chiemsees, aber irgendwie fehlt der zündende Funke, der so richtig Spannung aufkommen lässt. Das Rätselraten um den Täter verläuft manchmal ein bisschen im Sand, weil Fanderl und von Lindgruber in mehreren Nebenhandlungen eingebunden sind, die zwar zur Lösung des Falles beitragen, aber denen nicht weiter großartig Beachtung geschenkt wird. Hier fehlt ein wenig der Nervenkitzel und die Anspannung, die normalerweise mit dem Lesen eines Krimis verbunden sind. Die Ermittlungen verpuffen so ein wenig wirkungslos in Nebel des Chiemsees und die Neugier auf den weiteren Verlauf des Romans ist dadurch ein wenig ausgebremst.
Was mir wiederum sehr gut gefällt ist der regionale Bezug - der bayerische Dialekt belebt die Dialoge, sorgt für eine entspannte Atmosphäre und der Einblick in die Arbeitet einer Hutmacherin, insbesondere die der Priener Trachtenhüte, lässt die heimischen Gepflogenheiten in einem ganz besonderen Licht erstrahlen.
Es gibt viele unterschiedliche Themen, die die Schreibende behandelt und so wirken das Aufeinandertreffen von brauner Gesinnung, verschmähter Liebe, Intrigen und tiefreligiösem Leben, das fast schon an Wahn heranreicht, eher ein wenig überfrachtet.
Schade eigentlich, denn der Plot bietet eine großes Spektrum an Möglichkeiten, diesen Krimi zu einem echten Glanzstück werden zu lassen, aber die Wirkung ist eher mittelprächtig.