Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Lesejury Star
offline

kati-katharinenhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kati-katharinenhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.07.2020

Lass die Sonne in dein Herz

Ein Blick in deine Augen
0

Lass die Sonne in die Herz
Schick die Sehnsucht himmelwärts
Gib dem Traum ein bisschen Freiheit
Lass die Sonne in dein Herz

Manchmal bist du traurig
Und weißt nicht warum
1000 kleine Kleinigkeiten machen ...

Lass die Sonne in die Herz
Schick die Sehnsucht himmelwärts
Gib dem Traum ein bisschen Freiheit
Lass die Sonne in dein Herz

Manchmal bist du traurig
Und weißt nicht warum
1000 kleine Kleinigkeiten machen dich ganz stumm
Du hast fast vergessen, wie das ist ein Mensch zu sein
Doch: Du bist nicht allein

(Wind)



Maria Popp hat bisher noch nicht wirklich Glück im Leben oder Glück in de Liebe gehabt und so wird ihr Alltag immer grauer. Als ihr Vorgesetzteer in der Bank darauf drängt, dass sie den Arche-Hof am Chiemsee besucht, um über die Kreditwürdigkeit zu entschieden, ahnt Maria nicht, dass dieser Besuch ihr ganzen Leben verändern und die Sonne Einzug halten wird.



Schon alleine dem süßen Alpaka auf dem Cover kann man einfach nicht widerstehen und am liebsten möchte man es sofort knuddeln und herzen. Dazu kommt noch die wirklich wundervolle Geschichte, die den Leser liebevoll umarmt- genauso wie Bobby Sonnenschein im Roman.

Nicole Walter hat nämlich mit Bobby einem ganz besonderen Charakter in ihrem Buch die volle Aufmerksamkeit gewidmet, denn dieser junge Mann macht seinem Nachnamen alle Ehre. Er sieht die Welt mit anderen Augen und lässt dabei seine Mitmenschen an seiner Sicht teilhaben. Die Welt wird dadurch bunter, liebevoller und herzlicher und genau das ist es, was Maria braucht.

Maria entwickelt sich nämlich von der schnöden Bankangestellten mit ganz viel Grau im Herzen und im Alltag zu einer echten Mary Poppins, die ihr Herz und ihre Lebensfreude neu entdeckt und alles daran setzt, dass der Arche-Hof erhalten bleibt.

Ihr zur Seite stehen die liebevollen Bewohner des Hofes, die alle ihr Päckchen zu tragen haben und sich doch zu einer homogenen Gemeinschaft zusammengefügt haben. Die Zeit heilt alle Wunden und genau das ist es, was die Hofbewohner und auch Maria bitter nötig haben, um die Klippen zu umschiffen, die sich ihnen entgegenstellen.

Auch einer abgebrühter Investor treibt sein Unwesen und zieht nicht nur den Zorn der Hofbewohner, sondern auch der Leser auf sich. Kalt und abgebrüht zieht er sein Ding durch, ohne Rücksicht auf Verluste.

Die Autorin lässt ihre warmherzige Geschichte vor der schönen Kulisse des Chiemsees spielen, der mit Wellenglitzern, Sehnsuchtsmomenten und Alpenzauber das Buch zu einem echten Wohlfühlroman werden lässt - eben wie eine liebevolle Umarmung.

Klare Leseempfehlung !

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.07.2020

Der beste Roman aus Goldammers Feder

Zwei fremde Leben
0

Ricarda freut sich auf ihr Baby, zwar war es nicht ganz geplant, doch sie liebt schon jetzt ihr Kind heiß und innig. Doch dann verläuft die Geburt nicht ganz planmäßig und das Kind stirbt. Ricarda darf ...

Ricarda freut sich auf ihr Baby, zwar war es nicht ganz geplant, doch sie liebt schon jetzt ihr Kind heiß und innig. Doch dann verläuft die Geburt nicht ganz planmäßig und das Kind stirbt. Ricarda darf ihr totes Kind nicht einmal mehr in den Armen halten, sich nicht von ihm verabschieden - grausamer Alltag in der DDR in den 1970er Jahren. Ricarda kann und will nicht glauben, dass ihr das Schicksal so übel mitgespielt hat und hegt den Verdacht, dass ihr Vater, angesehener Arzt in der Dresdner Klinik, seine Finger im Spiel und das Kind zu einer sogenannten Zwangsadoption freigegeben hat. Thomas Rust, Polizist und zufällig zur gleichen Zeit in der Klinik, da seine Frau ebenfalls entbinden soll, hegt gleichermaßen diesen Verdacht und stellt Ermittlungen an, die ihn in große Gefahr bringen. Doch die Arme der Stasi sind lang und sie wissen gewisse Dingen zu verschleiern. Erst Jahre später scheint Licht ins Dunkel zu kommen, denn sowohl Ricarda als auch Thomas Rust geben nicht auf...



Wow, dieses Buch ist einzigartig und bisher das Beste, das Frank Goldammer veröffentlicht hat. Einmal angefangen, kann man den Roman wirklich nicht mehr aus der Hand legen, bis der letzte Buchstabe gelesen ist.

Goldammer zieht den Leser mit einer absolut authentischen Szenerie direkt in die Seiten und lässt Dresden in den 1970er Jahren wieder aufleben. Das Grau der Straßen und Häuser, das Tuckern des Zweitaktmotors seines Trabants, die angespannte Atmosphäre und das allgegenwärtige Misstrauen gegenüber den Mitmenschen ist greifbar und man meint, dass sich das Stadtbild wie aus einem Pop-up-Bild entfaltet und man so direkt in die nur spärlich beleuchteten Straßen und heruntergekommenen Mietshäuser schauen kann.

Der Autor spinnt die Netze der Stasi mit ganz feinen Fäden in die fiktive Geschichte, verwebt diese mit hervorragend agierenden Figuren, deren Erlebnisse ich schockiert und fasziniert lese.

Ricarda wird zum Spielball ihrer eigenen Verschwörungstheorien, sie findet kein Gehört durch Mann und Eltern und stößt immer mehr auf taube Ohren, Abwehr und Ablehnung. Ihr Eifer und ihre unermüdliche Suche nach der Wahrheit ist bewundernswert und ich kann verstehen, dass sie nicht aufgibt um endlich Gewissheit zu haben, was damals wirklich geschehen ist. Mit wundem Herzen und tiefen Narben auf der Seele sucht sie nach ihrem Kind, das sie nie in den Armen halten und lieben durfte. Die wohl schrecklichste Erfahrung, die einer Mutter im Leben widerfahren kann. Alle Steine, die man ihr in den Weg legt, versucht sie mehr oder weniger erfolgreich auszuräumen, um so der erschütternden Wahrheit auf die Spur zu kommen.

Auch Thomas Rust weiß den Leser mit seiner unermüdlichen Neugier und Hartnäckigkeit in den Bann zu ziehen, denn Frank Goldammer lässt diesen liebenswerten Polizisten im Verlauf des Romans zu einer starken Persönlichkeit heranreifen, die sich weder durch die mehr als fraglichen Methoden der Stasi brechen lässt, noch durch die Ereignisse, die im Verlauf seiner Nachforschungen geschehen. Seine Recherchen sind nervenaufreibend geschildert, gleichen einem Abenteuer und was er dabei erlebt, jagt mir Angst und Schrecken ein. Das Misstrauen ist allgegenwärtig und ein beklemmendes Gefühl, selbst beobachtet zu werden, schleicht sich beim Lesen ein.

Der Roman hat mehre Zeitebenen, die einzeln betrachtet dem Leser faszinierende, beeindruckende und dramatische Geschichten bietet, doch erst wenn am Ende die Fäden zusammenfließen, wird daraus eine exzellente, großartige Erzählung, wie sie nur Frank Goldammer an seine Leser vermitteln kann.

Denn wer weiß schon wirklich, was damals im MfS tatsächlich gelaufen ist und die Frage bleibt offen: Könnte es sich wirklich zugetragen haben ?

Für mich ist "Zwei fremde Leben" auf jeden Fall ein Highlight 2020!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.07.2020

Das wunderbarste Märchen schreibt das Leben selbst (H.C. Andersen)

Das Antiquariat der Träume
0

Ein Schiffsunglück reißt Johans große Liebe mit in die Tiefen der Ostsee und ab diesem Zeitpunkt bricht Johan alle Brücken zum alten Leben hinter sich ab. Er verschanzt sich regelrecht in seinem neuen ...

Ein Schiffsunglück reißt Johans große Liebe mit in die Tiefen der Ostsee und ab diesem Zeitpunkt bricht Johan alle Brücken zum alten Leben hinter sich ab. Er verschanzt sich regelrecht in seinem neuen Leben als Antiquar und Cafébesitzer. Als die Figuren aus seinen Büchern lebendig werden und Johan mit Sherlock Holmes, Pippi Langstrumpf und dem weißen Kaninchen Zwiesprache hält, wird es Zeit, getroffene Entscheidungen zu überdenken. Die literarischen Figuren spenden ihm nicht nur Trost, sie lenken Johan auch wieder zurück ins echte Leben. Doch ist es das, was Johan wirklich will ?



"Das Antiquariat der Träume" ist ein Märchen für Erwachsene, das mit teilweise recht skurrilen Figuren, schrägen Szenen und brillant angedachten Einfällen des Autors für wunderschöne Lesemomente sorgt.

Doch bis es dahin kommt, dass man sich vollkommen in die einzigartige Atmosphäre des Buches fallen lassen kann, vergeht unendlich viel Zeit, die mit langatmigen Dialogen und manchmal recht undurchschaubaren Szenen vom Autor geschildert werden. So verliert er sich zu Beginn des Buches in die ausführliche und sehr detailgetreue Vorstellung seiner Figur Johan, die auf der einen Seite als ehemals erfolgreicher Geschäftsmann vorgestellt wird, aber auf der anderen Seite schafft es Johan nicht, die einfachsten täglichen Entscheidungen zu treffen, um im Alltag zu bestehen. Das irritiert und macht stutzig, denn wie können diese zwei unterschiedlichen Wesenszüge in einer Brust schlagen ?

Zwar sind die Gespräche, die Johan mit den literarischen Figuren führt, schön zu lesen, aber irgendwie springt der Funke nicht so richtig über. Mir fehlt die Authentizität, die mich mit Johan mitfühlen und seine Geschichte miterleben lässt.

Die fast schon hyggelige Atmosphäre hüllt den Leser ein wie ein warmes , weiches Plaid, aber er wird immer wieder auf den kalten Boden der Tatschen zurückgestoßen, wenn die zähe Erzählung wieder aufgenommen und die ausufernde Schilderung der Nichtigkeiten vom Autor vorangetriebenen wird.

Dadurch, dass die eigentliche Handlung erst ziemlich zum Schluss einsetzt, geht viel Neugier, Begeisterung und Spannung im Verlauf des Romans verloren und führt dazu, dass man sich nach dem Ende des Buches sehnt.

Lediglich das letzte Drittel entschädigt für den vorher vermissten Lesegenuss und fasziniert den Leser mit magischen und märchenhaften Momenten.

Schade, ich hatte mir mehr erhofft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.07.2020

Leider kein Glücksroman

Eine Postkarte ans Glück
0

Jakob kennt nur eins im Leben - Arbeit, Arbeit, Arbeit. Der Erfolg im Job steht bei ihm über alles und darüber vergisst er zu Leben. Seine Schwester Nelly nötigt ihn mehr oder weniger dazu, eine Art Kur ...

Jakob kennt nur eins im Leben - Arbeit, Arbeit, Arbeit. Der Erfolg im Job steht bei ihm über alles und darüber vergisst er zu Leben. Seine Schwester Nelly nötigt ihn mehr oder weniger dazu, eine Art Kur in einer spanischen Einrichtung für Burn-out gefährdete Menschen durchzuführen. Doch Jakob sieht die Auszeit nicht als Chance, um sein Leben zu ändern. Er macht munter weiter, doch bei Therapeutin Mona beißt er auf Granit...



Zugegeben, Glücksromane mit männlichen Hauptfiguren sind eher selten auf dem Markt zu finden und schon alleine deswegen habe ich neugierig diesen Roman angefangen zu lesen. Aber die Neugier schlägt ganz schnell in genervtes Augenrollen um, denn Jakob wirkt nicht etwa wie ein Mann Mitte 30, sondern wie ein kleiner, aufmüpfiger Junge, dem man das liebste Spielzeug (hier Handy und Laptop) weggenommen hat. Er motzt und muckt auf, versucht mit allen Mitteln, sein Ding durchzuziehen und eckt dabei immer wieder an. Sein Verhalten ist peinlich und aufdringlich, in manchen Szenen schon plump und extrem penetrant. Dass er damit seinen Mitmenschen gewaltig auf die Füße tritt, sieht er nicht.

Die von Mona immer wieder gerne zitierten Sinnsprüche zu Beginn ihrer Tagebucheinträge sind anfangs noch ganz nett, aber auf lange Sicht wirken sie wie esoterische Dauerberieselung.

Jakobs Aufenthalt in Spanien soll ihn zur inneren Einkehr und zum Umdenken bewegen, aber er sperrt sich vehement, blockiert den Behandlungsplan und hält sich nicht an die geltenden Regeln. Dass das auf Dauer seine Mitkurenden mitmachen und ihn gerne in ihrer Mitte haben, wundert mich doch sehr.

Und dann...tadaaa....ist die Einsicht da und er schmeißt sein ganzes Leben über den Haufen. Die Entwicklung ist wenig glaubwürdig und auch nicht nachvollziehbar.

Leider ist auch schnell ersichtlich, wie das Ganze ausgehen und wie des Rätsels Lösung aussehen wird, denn all zu offensichtlich sind die Hinweise, die man im Verlauf der Geschichte auf dem Silbertablett präsentiert bekommt. Die titelgebenden Postkarten spielen eine eher untergeordnete Rolle und das finde ich sehr schade. Die Idee ist wirklich süß - aus ihr hätte man so viel mehr machen können, denn Potenzial ist genügen vorhanden.

Der Roman ist schnell gelesen, aber auch genauso schnell wieder vergessen - schade.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.07.2020

Leben heißt rückwärts gelesen Nebel, und dieser verklärt die Sicht

Nebelkinder
0

Lilith steht vor einer allumfassenden Entscheidung - sie soll das uneheliche Kind ihres Geliebten und ihrer besten Freundin bei sich aufnehmen und großziehen. Doch wie soll ihr das gelingen, wo ihr doch ...

Lilith steht vor einer allumfassenden Entscheidung - sie soll das uneheliche Kind ihres Geliebten und ihrer besten Freundin bei sich aufnehmen und großziehen. Doch wie soll ihr das gelingen, wo ihr doch die eigene Mutter über Jahre hinweg fremd und distanziert geblieben ist. Damit Lilith besser ihre eigene Familiengeschichte versteht, fährt Ana mit ihr nach Breslau und erzählt ihr endlich, was sich damals wirklich zugetragen hat. Die Nebel lichten sich...

Stefanie Gregg widmet sich in diesem Buch den Nebelkindern, einer ganzen Generation von Kriegsenkeln, die über vieles, was damals geschehen ist, bewusst von ihren Eltern und Großeltern im Unklaren gelassen werden. Die Erlebnisse der Kriegsgeneration werfen bis heute ihre Schatten voraus und sorgen dafür, dass ein gewisser Abstand zwischen den einzelnen Generationen vorhanden ist und manchmal unüberwindbar scheint.

Die Autorin lässt die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges wieder lebendig werden, die eisige Kälte und der frostige Winter dringend regelrecht durch die Seiten und fressen sich in die eigenen Knochen. Flucht und Vertreibung, Angst und Hunger und die traumatischen Erlebnisse des Flüchtlingstrecks werden für den Leser spür- & erlebbar, wenn Ana für Lilith die Zeit zurückdreht und endlich erzählt, was sie als Jugendliche erlebt hat.

Käthe, Liliths Großmutter, kämpft wie eine Löwin für das Überleben ihrer Kinder und wird dabei selbst zur Gejagten, die ein Leben lang die Narben von Not, Elend und Misshandlung während des Krieges auf ihrer geschunden Seele trägt und diese nicht mehr heilt. Ihr psychisches Trauma lässt eine emotionale Verarbeitung der Kriegserlebnisse nicht zu und sorgt so dafür, dass ihr die eigenen Kinder fremd bleiben und sie sie körperlich und gefühlsmäßig auf Abstand hält.

Dieses Verhalten für dazu, dass sich dieses "erlernte" Muster auf Ana und ihre Tochter Lilith überträgt und so eine enge Mutter-Tochter-Verbindung kaum möglich ist.

Stefanie Gregg schildert mit leisen, einfühlsamen, aber doch sehr eindringlich Worten die Geschichte, haucht ihren Figuren Leben ein und lässt so das Gefühl entstehen, dass sich Ana im Dialog mit dem Leser befindet. Die Szenen sind mit plastischen Bildern unterlegt und so wird das Buch zu einem ganz besonderen Leseereignis. Die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Generationen der Familie werden für den Leser deutlich und ermöglichen so, in die Rollen der jeweiligen Protagonisten zu schlüpfen und so die unbewusste Übermittlung der Erfahrungen mitzuerleben, mitzufühlen und ebenfalls zu erleiden.

Ein sehr gefühlvolles Buch, das zum Nachdenken über die eigene Familiengeschichte anregt und noch lange, lange nachklingt.

Absolute Leseempfehlung !

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere