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Veröffentlicht am 01.07.2020

Leben findet statt, Schokolade hilft

Der Schokoladenpavillon
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Fenja reibt sich für das Familienunternehmen auf und legt ihren großen Traum , einmal Ärztin zu werden, endgültig auf Eis. Damit es wirtschaftlich bald wieder bergauf geht, müssen neue Ideen her, die das ...

Fenja reibt sich für das Familienunternehmen auf und legt ihren großen Traum , einmal Ärztin zu werden, endgültig auf Eis. Damit es wirtschaftlich bald wieder bergauf geht, müssen neue Ideen her, die das Unternehmen moderner und innovativer auf dem Markt erscheinen lassen. Als sich Fenja und Amelie ausgerechnet in den selben Mann verlieben, scheint die Katastrophe vorprogrammiert und die Zukunft der Schokoladenmanufaktur steht auf wackligen Füßen...

Mit "Der Schokoladenpavillon" halte ich Band zwei der Chocolatier-Familien-Reihe in den Händen, aber meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Zwar dreht sich hier auch wieder alles um Schokoladen und Pralinen, aber das Interesse und die Neugier aus Band eins sind verpufft.
Der Roman wird von Anna Jonas schön mit dem aktuellen Geschehen der 1950er Jahre bestückt, die Mode der damaligen Zeit ist auf den Seiten präsent, aber der Zeitensprung von ersten Band hinüber in die aktuelle Geschichte ist einfach zu groß. Immerhin gilt es eine Spanne von 20 Jahren zu überbrücken und in dieser Zeit ist viel passiert. Die Figuren haben sich zwar weiterentwickelt, aber sie bleiben mir trotzdem fremd - sie können mich mit ihren Liebschaften, Eifersüchteleien und dem Hadern nicht richtig für sich begeistern und so betrachte ich alles eher mit Abstand, anstatt mich auf sie einzulassen.
Fenja wirkt geradezu verbissen, wenn sie die Verwirklichung ihrer Idee des Schokoladenpavillons vorantreibt und ein wenig mehr Gelassenheit und Zuversicht würde ihr gut zu Gesicht stehen. Sie wirkt auf mich gehetzt und rastlos. Selbst als sie in Lennart die große Liebe findet, macht sie keinen gelösten Eindruck, sondern es scheint mir so, als würde sie all ihre Ängste , Sehnsüchte und Gefühle auf ihn projizieren, um ja nicht den gleichen "Fehler" zumachen wie bei ihrem Bruder, dem sie nicht mehr helfen konnte.
Auch werden hier immer wieder die zur damaligen Zeit noch herrschenden Vorbehalte von Frauen im Beruf, explizit in Führungspositionen, sehr stark herausgekehrt . Das dämpft ein wenig die Lesefreude und wirkt auf Dauer demotivierend.
Manchmal hat man das Gefühl, in einer Zeitschleife gefangen zu sein, denn irgendwie wiederholen sich die Szenen ständig, nur mit wechselnden Protagonisten.
Der Kampf um die Verwirklichung von Lebensträumen, Abstreifen von alten Denkweisen und das Aufblühen in einer neuen Liebe erscheint ein bisschen getragen und passt in das gediegene Bilder der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts. Ein bisschen mehr Pepp und pfiffige Dialoge hätten das Buch aufgewertet und ihm zu mehr Glanz verholfen.
So bleibt der Roman ein netter Zeitvertreib mit vielen leckeren Pralinenkreationen, aber leider ohne erkennbaren Mehrwert.

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Veröffentlicht am 30.06.2020

Lebenswege zwischen Tradition und Bürde

Die Schwestern von Marienfehn
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Hanna möchte Journalistin werden, doch als junge Frau hat sie sich dem Wunsch ihres Vaters zu fügen. Lehrerin soll sie werden und so in einem Beruf mit Ansehen und guten Verdienst Fuß fassen. In der familieneigenen ...

Hanna möchte Journalistin werden, doch als junge Frau hat sie sich dem Wunsch ihres Vaters zu fügen. Lehrerin soll sie werden und so in einem Beruf mit Ansehen und guten Verdienst Fuß fassen. In der familieneigenen Brennerei geht alles seinen Gang, bis Hanna Mitte der 1960er Jahre zurückbeordert wird.
Diese und andere Erinnerungen holen Hanna ein, als sie viele Jahre später als über 80jähirge ihrer Adoptivschwester Rosie im Altenheim gegenübersteht und der Fortbestand der Brennerei gefährdet ist. Hanna und Rosie besinnen sich auf ihre Familienbande und raufen sich zusammen, ja, sie vergessen sogar den großen Streit, der sie einst entzweite...

Jan Steinbach hat mit "Die Schwestern von Marienfehn" einen unglaublich atmosphärischen und emotionalen Familienroman geschrieben, der dem Leser eine ereignisreiche Zeitreise durch das Emsland ermöglicht.
Beginnend mit den Kriegsjahren und den harten Entbehrungen bis hin zur Gegenwart weiß der Autor die Leserschaft an die Seiten zu fesseln und die Geschichte mit einzigartigen Figuren, einprägsamen Szenen und tollen Dialogen auszustatten.
Die Schnapsbrennerei Brook lässt der Schreibende für den Leser regelrecht als Pop-up aus den Seiten entsteigen und so wird der Schauplatz auf für mich ein Handlungsort, an dem ich mich gerne einfinde, um Zeuge zu werden von Intrigen, Eifersucht und Traditionsbewusstsein.
Die Erzählung lebt von den innerfamiliären Spannungen, die sich zwischen den Geschwistern entfalten und bis zum heutigen Tage gehalten haben. Erst langsam lässt Steinbach den Leser hinter die Vorfällte blicken, die sich damals ereignet haben, um so immer tiefer in dieses Geflecht aus Tradition und Bürde mit eingewebt zu werden.
Rosie ist schon zu Kindheitszeiten glanzvoller Mittelpunkt der Familie und weiß diese Sonderstellung auszukosten, doch sie kann nicht verwinden, dass Hanna ihr die Liebe zu Carl abspenstig gemacht hat. Was sie sich alles einfallen lässt, um Hanna immer wieder genau da zu treffen, wo es ihr am meisten weh tut - nämlich im Herzen - ist schon recht heftig. Bis Hanna aber dahinter kommt, ist es ein langer Weg.
Die zeitlichen Sprünge zwischen den Erinnerungen von damals und den aktuellen Ereignissen um den geplanten Verkauf der Brennerei sind abwechslungsreich und sehr bildhaft erzählt und Jan Steinbach lässt hier den Leser den Spagat zwischen Tradition und Bürde, zwischen Gehen oder Bleiben , zwischen Pflichtgefühl oder Liebe hautnah mit erleben.
Das Happy End sorgt für einige Taschentuchmomente und geht unter die Haut. Für mich ist dieses Buch wieder ganz großes Kino - wie immer, wenn man einen Roman von Jan Steinbach zur Hand nimmt. Er versteht es vortrefflich, aus seinen Worten Bilder entstehen zu lassen und so seinen Lesern die Lebenswege seiner Figuren zu einem intensiven Leseerlebnis zum Hautnah miterleben zu machen.
Ey, wenn sich alles in Kreisen bewegt
Dann gehst du links, dann geh' ich rechts
Und irgendwann kreuzt sich der Weg
Wenn wir uns wieder sehen
(Johannes Oerding - Kreise)

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Veröffentlicht am 26.06.2020

Nicht Fisch, nicht Fleisch - einfach zu viele Themen in einem Buch

Sommernächte am Tegernsee
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Sabine bekommt von ihrem Onkel Sebastian das Traditionslokal "Goldene Eiche" am Tegernsee überschrieben. Die einstige Sterneköchin ist überglücklich, dass sie jetzt den Familienbetreib weiterführen darf ...

Sabine bekommt von ihrem Onkel Sebastian das Traditionslokal "Goldene Eiche" am Tegernsee überschrieben. Die einstige Sterneköchin ist überglücklich, dass sie jetzt den Familienbetreib weiterführen darf und so dem Lokal mit ihren Ideen und Änderungen ihren eigenen Stempel aufdrücken kann. Doch mit dem Generationswechsel scheint der Koch nicht ganz einverstanden zu ein und muckt auf. Aber das ist nicht die einzige Baustelle in Sabines Leben, denn mit Reiterhofbesitzer Thorsten tritt ein Mann in ihr Leben, der ihr Herz höherschlagen lässt. Hat Sabine überhaupt Zeit, sich um eine intensive Beziehung zu kümmern? Ein Unfall lässt sie umdenken...

"Sommernächte am Tegernsee" soll eine romantische Liebesgeschichte mit einigen schicksalsträchtigen Ereignissen sein, die den Leser gedanklich in die bayrische Bergwelt und an den wunderschön glitzernden See entführt. Doch irgendwie kann sich die Autorin nicht entscheiden, was sie an Themen alles in ihrem Buch verarbeiten möchte und so staffiert sie diesen Roman mit allen nur erdenklichen Sachverhalten aus, die aufgrund der Vielfalt für mindestes 5 Bücher gereicht hätten.
Der Leser fühlt sich von der breiten Masse der Ereignisse regelrecht erschlagen - eine diebische Elster in der Seniorenwohnanlage, ein spielsüchtiger koksender Bankangestellter, Ansprache der Mee-too-Kampagne, Schatzsuche, Reitunfall, Liebe im Alter etc pp. Dazu kommt noch die Pseudoerotik und die im Buch befindlichen Kochrezepte…Ideen in Hülle und Fülle, die die Autorin für gut befunden und regelecht in ihren Roman gepresst hat.
Das geht leider zu Lasten der Glaubwürdigkeit der Geschichte und die Figuren wirken künstlich und aufgesetzt. Zu keiner kann ich eine echte Verbindung aufbauen, eben weil sie unnahbar erscheinen und so fehlt mit eine wesentliche Komponente, um mich im Buh wohlzufühlen- die Identifikation mit der Hauptfigur Sabine .
Die Orte rund um den Tegernsee und der Ausflug den Wallberg , das Glitzern des Wassers und der weiß-blaue bayrische Himmel entschädigen mich nur bedingt für den entgangenen Lesegenuss. Leider keine Leseempfehlung
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Veröffentlicht am 26.06.2020

Hoch droben auf dem Berg....begegnet dir die große Liebe

Schmetterlinge im Bauch sind die gefährlichsten Tiere der Welt
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Frieda muss raus aus Berlin, denn der Alltag droht sie regelrecht aufzufressen. Als sie noch einmal Glück im Unglück hat, und die Pommesbude nur fast in Brand steckt, steht der Entschluss fest – das war‘s ...

Frieda muss raus aus Berlin, denn der Alltag droht sie regelrecht aufzufressen. Als sie noch einmal Glück im Unglück hat, und die Pommesbude nur fast in Brand steckt, steht der Entschluss fest – das war‘s und die Auszeit muss her. Völlig übernächtigt bucht sie über Airbnb eine 6wöchige Auszeit auf einer Alm in Berchtesgaden. Soweit, so gut. Doch in den Bergen angekommen muss sie feststellen, dass ihr die Alm nicht alleine vermietet wurde – ein klassischer Fall von Doppelbuchung. Und der Typ, der da vor ihr steht, sieht nicht nur gut aus, sie kennt ihn auch noch. Es ist ihr alter Klassekamerad Max, ein Womanizer, wie er im Buch steht. Und eigentlich können die beiden sich überhaupt nicht leiden. Eigentlich…

Zwischen Großstadthektik und Alpenromantik ist diese humorvolle Liebeskomödie angesiedelt und perfekt, um eine große Portion Herzbeben in den Bergen regelrecht zu inhalieren.
Silke Neumayer weiß gekonnt mit den Gefühlen ihrer Figuren zu spielen, was sie unheimlich interessant und authentisch macht. Frieda verkörpert das klassische Muttertier - Anfang fünfzig, leidet am Empty-Nest-Syndrom, alleinerziehend und ziemlich überarbeitet – aber unglaublich liebenswert und charismatisch. Diese Frau ist das personifizierte Chaos und zaubert mir ständig ein Grinsen ins Gesicht. Wo Frieda auftritt, bleibt kein Auge trocken – alleine die Szene im Tante-Emma-Laden oder der Ausrutscher auf den frischen Kuhfladen – sensationell geschildert und zum Brüllen komisch.
Während Frieda langsam aber sicher ihren Stress abwirft und die Schönheit der Berge genießen kann, muss sie sich aber mit dem doch recht stoffligen Max herumschlagen, der zwar auf der einen Seite für ordentlich Wirbel ins Friedas Herzgegend verantwortlich ist, auf der anderen Seite aber immer wieder mit seinem rechthaberischen Auftreten für nerviges Augenrollens seitens Frieda sorgt.
Frieda findet in der Abgeschiedenheit der Bergwelt wieder zu sich selbst und lässt sich auf manches Abenteuer ein, das mal mehr mal weniger glimpflich ausgeht. Sie lernt, dass sie nicht immer alles perfekt machen muss, dass sie auch einmal Fünfe grade sein lassen kann, um Lob und Anerkennung zu finden.
Zwar weiß man vorher schon, wie das Ganze enden wird – aber sind wir doch mal ehrlich, manchmal braucht man eben genau so eine Geschichte
Mit Humor, Ironie und ganz vielen Schmetterlingen im Bauch ist dieser wundervolle Roman genau das Richtige für entspannte Urlaubstage

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Veröffentlicht am 26.06.2020

Flop des Jahres

Die Liebe fällt nicht weit vom Strand
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Sophie arbeitet als Empfangsdame bei einer Hamburger Filmfirma. Doch ihr Leben gleicht alles andere als einem guten Film , denn eigentlich möchte Sophie in einem Foodtruck durch die Gegend reisen und Menschen ...

Sophie arbeitet als Empfangsdame bei einer Hamburger Filmfirma. Doch ihr Leben gleicht alles andere als einem guten Film , denn eigentlich möchte Sophie in einem Foodtruck durch die Gegend reisen und Menschen mit ihren kulinarischen Kreationen glücklich machen. Dieser Traum scheint sich in absehbarer Zeit nicht zu realisieren. Auch in der Liebe sieht es eher mau aus, denn in ihrer Beziehung kriselt es. Das Schicksal scheint ihr in die Karten zu spielen, denn Sophie bekommt aus Versehen die Marketingleitung für eine romantische Komödie an der Nordsee übertragen und sie fragt sich, ob sie diese Aufgabe meistern kann. Bei einem Besuch des Filmsets weht ihr der dänische Wind den smarten Nick vor die Füße und Sophies Welt scheint aus den Angeln zu fallen...
Wer gerät nicht ins Träumen, wenn er diesen romantischen Buchtitel liest ? Ich habe mich jedenfalls vom Cover und dem Titel einfangen lassen und mich auf verträumte Szenen, gefühlvolle Momente und Herzbeben am Strand gefreut und …...nichts von alledem bekommen.
Stattdessen muss ich ständig lesen, wie eine unglaublich naive, völlig weltfremde Protagonistin zu Wonderwoman mutiert. Alleine die Verwandlung von Sophie vom Mauerblümchen am Empfang hin zum aufsteigenden Stern am Film/Marketinghimmel ist völlig unglaubwürdig, sodass mir manchmal nur ein Kopfschütteln übrig bleibt.
Die Suche nach Liebe und Strand im Roman entpuppt sich für den Leser wohl auch eher als schlechter Marketinggag, denn besagter Strand kommt relativ selten zum Einsatz und selbst beim Ortswechsel von Hamburg nach Dänemark ist wenig vom Dünenzauber der dänischen Nordseeküste zu spüren.

Was mich enorm genervt hat - Sophies innere Monologe, die sich seitenweise erstrecken und in denen sie Zwiesprache mir ihrem nervösen Bauch hält. Sie leidet unter einem Reizdarmsyndrom und dieses wird dermaßen in den Vordergrund gestellt, dass hier jede Romantik und Wohlbehagen flöten geht .Manchmal möchte ich ihr einfach nur das vielgepriesene Medikament mit dem fast unaussprechlichen Namen aus der Werbung durch die Seiten reichen, damit die Beschwerden "wie weg" sind.
Auch scheint die Autorin ein Faible für Interpunktion in Form von mehrfach hintereinander aufgeführten Ausrufezeichen oder Fragezeichen zu haben, da sie diese reichlich und gerne anwendet. Auch die häufige Verwendung von Großbuchstaben springt mir unangenehm ins Auge und ich frage mich, ob man einem Buch mit diesen unnötigen Hinweisen Ausdruck verleihen muss.
Ansonsten passiert nicht viel, denn das Wesentliche erfährt man schon durch das Lesen des Klappentextes - für mich ist dieses Buch der Flop des Jahres

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