Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Lesejury Star
offline

kati-katharinenhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kati-katharinenhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2020

Starke Frauen

Neuleben
0

Therese möchte unbedingt studieren und das kann sie nun mal nur in im Westen. Doch zu Beginn der 1950er Jahre als Frau im Studiengang hat sie es nicht leicht. Häme und konservative Denkweisen sind nur ...

Therese möchte unbedingt studieren und das kann sie nun mal nur in im Westen. Doch zu Beginn der 1950er Jahre als Frau im Studiengang hat sie es nicht leicht. Häme und konservative Denkweisen sind nur zwei der Hürden, die sie überwinden muss.
Gisela will nicht das Heimchen am Herd sein und ihre eigenen, kreativen Ideen als Schneiderin umsetzten und verwirklichen. Doch auch hier stößt sich zunächst auf biedere Vorstellungen, Zucht und Ordnung.
Beide Frauen wollen sich das nicht gefallen lassen und fangen an , ihre Träume in die Tat umzusetzen...

Katharina Fuchs führt mit "Neuleben" ihre Familiengeschichte fort und lässt hier die biederen Vorstellungen und Konventionen der 1950er Jahre wieder lebendig werden. Das Feeling zur Zeit des Wirtschaftswunders springt sofort auf den Leser über und man ist direkt mittendrin in der ansteckenden Aufbruchsstimmung, dem Tatendrang und sprüht zusammen mit Therese und Gisela regelrecht über vor neuen Ideen. Doch auch hier merkt man immer wieder deutlich, dass beide mit angezogener Handbremse agieren müssen, denn die angestaubte Weltanschauung und das idealisierte Frauenbild der 50er Jahre bremsen ihre Energie an manchen stellen harsch aus. Gisela benötigt die Erlaubnis ihres Gatten, um arbeiten gehen zu dürfen und Therese wird an der Uni bei jeder sich bietenden Gelegenheit schikaniert. Dass sich beide trotzdem nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, zeugt von eisernem Willen und dem Mut, endlich etwas zu verändern und eigene Wege zu gehen.
Mir imponiert ihr Aufbegehren, ihre stille Revolution, denn nur Frauen wie Gisela und Therese haben wir es zu verdanken, dass sich das Frauenbild geändert hat und wir heute unsere Freiheiten im Beruf und im Privatleben genießen dürfen.
Zwar ist die Handlung des Buches größtenteils im Westen Berlins angesiedelt, aber auch hier wirft man einen kritischen Blick hinüber in den Osten, wo die Stasi ihre Ideologie in der DDR erfolgreich eingepflanzt hat und der Samen erste Blüten treibt. Der geschichtliche Aspekt um die Ereignisse des 17. Juni 1953 werden wird hier schön mit eingeflochten und so wird die Erzählung noch authentischer.
Überhaupt ist dieses Buch ein Zeitzeugnis mit ganz vielen Glanzlichtern, wundervollen Einblicken hüben wie drüben und es bietet einen gelungenen Blick auf den Generationenwechsel.
Katharina Fuchs vereint Familiengeschichte, historische Ereignisse und gute Unterhaltung zu einer fesselnden Lektüre - eine Zeitreise zum miterleben, mitfühlen und mitwachsen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.04.2020

Wenig Krimi, dafür kostenlose Werbung für Urlaub in Timmendorf

Das gibt es nur in Timmendorf
0

Lianne hat die Nase voll vom Alltag und flüchtet an den Timmendorfer Strand. Zuhause hält sie nichts mehr, denn ihr Mann hat sie nach 15 Jahren Ehe durch eine Jüngere ersetzt, die zudem noch schwanger ...

Lianne hat die Nase voll vom Alltag und flüchtet an den Timmendorfer Strand. Zuhause hält sie nichts mehr, denn ihr Mann hat sie nach 15 Jahren Ehe durch eine Jüngere ersetzt, die zudem noch schwanger ist. Das Leben muss irgendwie weitergehen und so greift Lianne beherzt zu, als man ihr den Job als Strandkorbvermieterin anbietet. Doch während die Sommersonne auf den Ostseestrand brennt, hat jemand entschieden etwas gegen die Idylle zwischen den Dünen und es werden einige beliebte Veranstaltungen des Tourismus-Marketings mit fiesen Anschlägen boykottiert. Doch wer will, dass ,laut Botschaft des Täters, die fetten Jahre vorbei sind ?
Ich liebe Küstenkrimis und bin deshalb immer auf der Suche nach neuem Lesefutter, um das Meerweh mit ein bisschen Spannung in Schach zu halten. So bin auch neugierig auf "Das gibt es nur in Timmendorf" geworden. Doch was sich laut Klappentext nach einem spannenden Regio-Krimi mit Küstencharme anhört, entpuppt sich leider nach und nach als kostenlose Werbung für die Region. Je mehr Seiten gelesen sind, desto mehr verstärkt sich dieser Eindruck.
Die Geschichte gleicht einer sehr ausführlichen Beschreibung in einem Marketingprospekt der Region und sie liest sich auch dementsprechend schnell von der Hand. Die Strandszenen und die Strandkorbvermietung werden in leuchten bunten Farben geschildert und man lässt sich gerne von Lianne einen der schönen weißen Strandkörbe vermieten, um mit den Zehen im warmen Sand zu spielen und sich dem Dolce Vita hinzugeben.
Der Roman braucht 100 Seiten, um endlich in Fahrt zu kommen und das ist für einen guten Krimi einfach zu lange. Zwar überschlagen sich dann die Ereignisse und es ist spannend, aber immer wieder blitzen die Hinweise auf die ortstypischen Veranstaltungen auf und ich fühle mich wie in einer Zeitschleife gefangen, wenn immer wieder der Satz "Das gibt es nur in Timmendorf" fällt. Als Aufhänger des Buches ist er nicht schlecht, aber durch die inflationäre Nutzung wirkt er eher nervig und unangebracht.
Die Figuren sind nett, aber sie haben nicht wirklich Ecken und Kanten. Alles wirkt wie durch die ständige Brandung der Ostsee glattpoliert und somit ist auch nicht viel Abwechslung gegeben.
Alles in allem eine nette Idee, denn das Buch liest sich sicherlich bei einem sonnigen Nachmittag im Strandkorb weg wie Eis in der Sonne. Für den kleine Krimihunger zwischendurch ok, mehr aber auch nicht. Ich kann daher nur 2,5 Sternchen vergeben - Schade

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.04.2020

Seelenwärmer

Verliebt in deine schönsten Seiten
0

January durchlebt gerade das, wovor sich die meisten Autorin fürchten - eine Schreibblockade. Kein Wunder, denn ihre Beziehung liegt in Scherben und sie soll einen Liebesroman schreiben. Doch woher die ...

January durchlebt gerade das, wovor sich die meisten Autorin fürchten - eine Schreibblockade. Kein Wunder, denn ihre Beziehung liegt in Scherben und sie soll einen Liebesroman schreiben. Doch woher die Ideen nehmen, wenn sie einfach nicht kommen wollen ? Sie flüchtet in ein Strandhaus, dessen idyllische Lage sie inspirieren soll. Doch das ist ein Fall von Denkste, denn im Nachbarhaus geht es hoch her. Wilde nächtliche Partys sind jetzt nicht gerade das Non-plus-Ultra. Und dann ist da auch noch der Nachbar - Augustus. Mit ihm hat January vor Jahren eine Schreibkurs besucht . Und der ist ebenfalls Autor, auch in einer Schaffenskrise und schon ist die geniale Idee geboren - sie schreiben einfach die Geschichte des jeweils anderen fertig...ob das gut geht ?

Manchmal braucht man einfach kleine Seelenwärme, die gerade jetzt in der chaotischen Corona-Zeit sich um dich legen wie ein warmes kuschliges Plaid. Und genau so ein Buch ist "Verliebt in deine schönsten Seiten" für mich - es ist wie ein fluffiger Schoko-Muffin mit flüssigem Kern , das durch das Zusammenspiel von harmonischen Zutaten (Figuren, Setting, Hintergrundgeschichte) und einer zartschmelzenden Füllung (Romantik) überzeugt.
Hier passt einfach alles, denn die beiden Schlüsselfiguren January und Augustus bieten alles, was sich das Leserherz wünscht. Sie liefern sich gepfefferte Schlagabtausche, stacheln sich gegenseitig an und dadurch wird eine Art Wettbewerb zwischen den beiden entfacht, wer denn jetzt nun der bessere Autor ist.
Emily Henry gibt ihren beiden Protagonisten viel Raum, um sich zu entfalten und so kann man ihre Gedanken regelrecht hören, wenn sie - gefangen in ihrer Schreibblockade - sich die passenden Ausflüchte suchen und zurecht legen.
Ich mag sowohl January als auch Gus, denn beide Figuren sind mit den nötigen Ecken und Kanten versehen, um sie glaubwürg zu machen. Ihre Entwicklung im Verlauf des Buches ist nachvollziehbar und ich habe meinen Spaß daran, ihnen zuzusehen, wie sich aus der ersten Abneigung eine romantische Liebesgeschichte entwickelt.
Hier darf man mit den Darstellern im Regen tanzen, die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut fühlen, den Sand zischen den Zehen spüren und dem Motto der beiden getrost folgen - Happy im Moment. Und genau dieses Glücksgefühl stellt sich beim Lesen ein, eben ein echtes Wohlfühlbuch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.04.2020

Einblick in ganz besondere Szenen einer Mutter-Tochter-Beziehung

Mutterzeit
0

Bärbel Schröder beschreibt in „Mutterzeit“ den Zeitraum von zwanzig Jahren, in denen sie sich liebevoll um ihre Mutter gekümmert hat. In dieser Zeit ist ein noch intensiveres Band der Mutter-Tochter-Beziehung ...

Bärbel Schröder beschreibt in „Mutterzeit“ den Zeitraum von zwanzig Jahren, in denen sie sich liebevoll um ihre Mutter gekümmert hat. In dieser Zeit ist ein noch intensiveres Band der Mutter-Tochter-Beziehung geknüpft worden und man merkt ihr an, mit wieviel Zuneigung, Liebe und Hingabe sie diese Zeit gemeistert hat.
Aus den anfänglichen großen Plänen, zusammenzuziehen und ihre Mutter zu unterstützen, wird nichts und Bärbel Schröder versucht sich von diesem Zeitpunkt an, mehr als einmal in zwei Teile zu teilen und den Anforderungen als Ehefrau und pflegender Tochter gerecht zu werden. Dabei stößt sie wiederholt an ihre Grenzen, aber sie gibt nicht auf. Sie möchte ihrer Mutter all das zurückgeben, was sie an Liebe von ihr als Kind erfahren hat.
Viele Emotionen kommen beim Lesen hoch, das ein oder andere Tränchen fließt, aber auch Freude und Hoffnung sind in diesem Buch zu finden. Es sind die kleinen Dinge des Lebens, die diese Mutterzeit so kostbar, so einzigartig und bedeutungsvoll machen.
Die Sterbeszene von Bärbel Schröders Mutter ist ein emotionaler, zu Herzen gehender Moment und ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten.
„Mutterzeit“ berichtet von den Hürden im Alltag, von dem Prozess des Älterwerdens und dem damit verbunden Loslassen. Denn je älter ihre Mutter wird, desto mehr lässt sie vom Leben los und klammert sich an ihre Tochter. Aber Bärbel Schröder empfindet diese Zeit nicht als Last, sondern als Geschenk und eine Bereicherung für ihr Leben.
Dieses Buch ist ein Mut-mach-Buch für alle, die sich um ihre Eltern kümmern, die sie auf dem letzten Lebensabschnitt begleiten und ihnen ein Alt werden in Würde ermöglichen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung