Starke Frauen
NeulebenTherese möchte unbedingt studieren und das kann sie nun mal nur in im Westen. Doch zu Beginn der 1950er Jahre als Frau im Studiengang hat sie es nicht leicht. Häme und konservative Denkweisen sind nur ...
Therese möchte unbedingt studieren und das kann sie nun mal nur in im Westen. Doch zu Beginn der 1950er Jahre als Frau im Studiengang hat sie es nicht leicht. Häme und konservative Denkweisen sind nur zwei der Hürden, die sie überwinden muss.
Gisela will nicht das Heimchen am Herd sein und ihre eigenen, kreativen Ideen als Schneiderin umsetzten und verwirklichen. Doch auch hier stößt sich zunächst auf biedere Vorstellungen, Zucht und Ordnung.
Beide Frauen wollen sich das nicht gefallen lassen und fangen an , ihre Träume in die Tat umzusetzen...
Katharina Fuchs führt mit "Neuleben" ihre Familiengeschichte fort und lässt hier die biederen Vorstellungen und Konventionen der 1950er Jahre wieder lebendig werden. Das Feeling zur Zeit des Wirtschaftswunders springt sofort auf den Leser über und man ist direkt mittendrin in der ansteckenden Aufbruchsstimmung, dem Tatendrang und sprüht zusammen mit Therese und Gisela regelrecht über vor neuen Ideen. Doch auch hier merkt man immer wieder deutlich, dass beide mit angezogener Handbremse agieren müssen, denn die angestaubte Weltanschauung und das idealisierte Frauenbild der 50er Jahre bremsen ihre Energie an manchen stellen harsch aus. Gisela benötigt die Erlaubnis ihres Gatten, um arbeiten gehen zu dürfen und Therese wird an der Uni bei jeder sich bietenden Gelegenheit schikaniert. Dass sich beide trotzdem nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, zeugt von eisernem Willen und dem Mut, endlich etwas zu verändern und eigene Wege zu gehen.
Mir imponiert ihr Aufbegehren, ihre stille Revolution, denn nur Frauen wie Gisela und Therese haben wir es zu verdanken, dass sich das Frauenbild geändert hat und wir heute unsere Freiheiten im Beruf und im Privatleben genießen dürfen.
Zwar ist die Handlung des Buches größtenteils im Westen Berlins angesiedelt, aber auch hier wirft man einen kritischen Blick hinüber in den Osten, wo die Stasi ihre Ideologie in der DDR erfolgreich eingepflanzt hat und der Samen erste Blüten treibt. Der geschichtliche Aspekt um die Ereignisse des 17. Juni 1953 werden wird hier schön mit eingeflochten und so wird die Erzählung noch authentischer.
Überhaupt ist dieses Buch ein Zeitzeugnis mit ganz vielen Glanzlichtern, wundervollen Einblicken hüben wie drüben und es bietet einen gelungenen Blick auf den Generationenwechsel.
Katharina Fuchs vereint Familiengeschichte, historische Ereignisse und gute Unterhaltung zu einer fesselnden Lektüre - eine Zeitreise zum miterleben, mitfühlen und mitwachsen.