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Veröffentlicht am 21.03.2020

Dumme Gedanken hat jeder, aber der Weise verschweigt sie (W.Busch)

Cogito, ergo dumm
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katikatharinenhof vor ein paar Sekunden
Sebastian 23 begibt sich auf die Suche nach der Antwort auf die Frage, wie dumm denn der Mensch nun wirklich ist. Dass er dabei nicht bierernst mit dem Thema umgeht ...


katikatharinenhof vor ein paar Sekunden
Sebastian 23 begibt sich auf die Suche nach der Antwort auf die Frage, wie dumm denn der Mensch nun wirklich ist. Dass er dabei nicht bierernst mit dem Thema umgeht , macht es erst richtig interessant und lesenswert. Er nimmt sich selbst nicht von der von ihm aufgestellten These aus, dass jeder Mensch an sich dumm ist, meint dies aber nicht herablassend oder gar böse. Er zeigt vielmehr auf, dass es der Situation geschuldet ist, in der man sich gerade befindet und in der der Mensch rückständig handelt.
Dazu setzt er ein wunderbares Stilmittel ein - nämlich Humor. Denn mit Humor kann man dieses Buch hervorragend spicken und aus dem sonst vielleicht spröde und abweisend wirkenden Thema eine humorvolle Lektüre machen, die den Dingen mit Augenzwinkern auf den Grund geht.
Sebastian 23 stellt sich u. a die Fragen, was Dummheit ist und ob diese tatsächlich untrennbar mit uns als Mensch verbunden ist. Gibt es eine nachvollziehbare Dummheit, die sich im Wandel der Zeit von der Antike bis heute nachweisen lässt und wenn ja, hat sie sich im Verlauf der Evolution verändert ?
Zugegeben, wenn man dieses Buch in den Händen hält, weiß man zuerst nicht, auf was das Ganze abzielt, aber man muss sich darauf einlassen und erlebt hier eine perfekte Mischung aus gesellschaftskritischer Betrachtung, Glaubensfragen und alltäglichen Szenen. Da man über kindliche Unkenntnis ebenso gut lachen kann, wie über sinnfreie Freizeitgestaltungen durch TV, Bücher oder Internet - hier darf wirklich herzhaft gelacht werden, weil die beschriebenen Tatsachen und Feststellungen wirklich köstlich sind .
Die Mischung aus Wortwitz, liebevoller Neckerei , gesellschaftskritischen Anmerkungen, philosophischen Gedanken und (Selbst-)Ironie ist hier wirklich perfekt gelungen und bietet einen breitgefächerten Einblick zum Thema Dummheit mit Stil, Charme und Sarkasmus .

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Veröffentlicht am 20.03.2020

Feuertaufe bestanden :-)

Feuertaufe. Lorenz Lovis ermittelt
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Lorenz Lovis hatte sich seine Karriere bei der Staatspolizei irgendwie großartiger, aufregender vorgestellt. Sein Chef und er werden keine Freunde und nach einem Streit schmeißt er einfach alles hin. Denn ...

Lorenz Lovis hatte sich seine Karriere bei der Staatspolizei irgendwie großartiger, aufregender vorgestellt. Sein Chef und er werden keine Freunde und nach einem Streit schmeißt er einfach alles hin. Denn Lovis braucht all seine Kraft und Energie für den verschuldeten Erbhof seines Großonkels. Aber wir führt man einen Hof, wenn man weder weiß, wie das mit der Landwirtschaft funktioniert, noch das nötige Geld dazu in der Tasche hat? Lovis hat eine Idee: Er wird Privatdetektiv und ermittelt in der schönen Landschaft Südtirols. Der Geldadel vor Ort engagiert ihn mit einem privaten Auftrag. Doch bevor die Ermittlungen richtig beginnen, ist Cavagna tot und Lovis der Hauptverdächtige…

„Feuertaufe“ ist der Beginn einer neuen Krimi-Reihe aus Südtirol und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass Lorenz Lovis selbige bestanden hat. Er ist kein Ermittler, wie ihn die breite Masse vorschreibt, sondern er hat seinen eigenen Kopf und seinen ganz eigenen Charme. Seine Ermittlungsmethoden sind unkonventionell und schon ein wenig schräg, aber irgendwie kommt er trotzdem ans Ziel und ermittelt, was das Zeug hält. Ob er nun mit einem uralten Handy nicht mehr zurecht kommt und durch drei taffe Jungs in die Geheimnisse eines Smartphones eingeweiht wird, Verfolgung einer alten Dame in nervenaufreibender Langsamkeit, da er hinter einem Bus herfahren muss, oder einfach die mehr oder weniger geschickt gestellten Fragen, wenn es darum geht an Informationen zu kommen – Lovis ist eben kein Matula oder Schimanski, er macht alles auf seine ganz eigene Art und Weise und die gefällt mir 😊
Unterstützt wird er durch Beichthuhn Alma, die ihm als treue Henne immer wieder ohne jegliche Widerrede zuhört und so für kleine Schmunzler sorgt.
Der erste Fall von Lovis kommt mit viel lokalem Charme daher und wird belebt durch den Südtiroler Dialekt, durch kleine italienische Sprachtupfer und dem schwäbischen Dialekt der Urlaubsgäste, die auf dem Erbhof Einzug halten. Dadurch wird der Roman sehr authentisch, wirkt der Region verbunden und sehr lebendig.
Es ist schön, zur Abwechslung mal einen interessanten Krimi zu lesen, der ganz ohne bluttriefende Seiten auskommt und stattdessen mit Köpfchen und viel Herz den Leser überzeugt. Wer hier aufpeitschende und nervenaufreibende Szenen sucht, sollte nicht zu diesem Buch greifen. Wer es gerne ländlich, beschaulich und trotzdem aufregend mag, der kommt an Lovis und Co nicht vorbei 😊

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Veröffentlicht am 20.03.2020

Ein echtes Wohlfühlbuch

Träumen am Meer
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Greta hat sich selbst das Versprechen gegeben, dass sie nie, nie wieder einen Fuß auf ihre Heimatinsel Amrum setzten wird. Zu schwer wiegen die Erinnerungen an das, was damals geschehen ist. Doch zur Hochzeit ...

Greta hat sich selbst das Versprechen gegeben, dass sie nie, nie wieder einen Fuß auf ihre Heimatinsel Amrum setzten wird. Zu schwer wiegen die Erinnerungen an das, was damals geschehen ist. Doch zur Hochzeit ihrer besten Freundin bricht Greta mit ihren Prinzipien und kehrt zurück. Sie ahnt nicht, dass sich mit dem ersten Schritt auf der Insel ihr ganzes Leben verändern wird….

„Träumen am Meer“ von Rosita Hoppe ist ein wunderschöner Liebesroman, der mit ganz viel Wellenglitzern, Schmetterlingen im Bauch und Dünenzauber den Leser begeistert und für ordentlich Meerweh sorgt.
Die Autorin hat mit der Figur Greta eine Protagonistin zum Leben erweckt, die vom Schicksal schwer gebeutelt und daran fast zerbrochen ist. Ihre selbst auferlegten Prinzipien, errichteten Mauern und Ausflüchte halten sie davon ab, den Schmerz zuzulassen, der eigentlich notwendig wäre, um all das zu verarbeiten, was geschehen ist.
Zurück auf Amrum, lernt Greta, dass es für alles eine Zeit des Lassens gibt – eine Zeit des Loslassens und des Zulassens. Mit jeder Böe der salzigen Meeresluft kann sie alle Gedanken förmlich in den Wind schreiben und sich auf das Leben einlassen.
Die erste Begegnung mit Peter ist zwar noch chaotisch, aber immer wieder laufen sich die beiden über den Weg und merken, dass da mehr ist als nur freundschaftliches Interesse. Rosita Hoppe lässt den Leser spüren, dass sich Peter und Greta gut tun – sie sind einander Medizin, geben sich gegenseitig Halt und ihre Wunden aus der Vergangenheit fangen langsam an zu heilen. Es ist, als würde sich ihre Liebe wie ein Pflaster auf die geschundenen Seelen legen.
Die Entwicklung der Geschichte und ihrer Darsteller ist zu jederzeit nachvollziehbar und man merkt, wie sich die Personen immer mehr öffnen, Vertrauen fassen und Gefühle zu lassen. Die Zeit heilt eben doch alle Wunden.
Eine Prise Erotik würzt die Geschichte mit genau der richtigen Dosis prickelnder Momente und sorgt für ordentlich Kopfkino. Es fügt sich alles sehr harmonisch in die Romanze ein und wirkt nicht aufdringlich oder gewollt.
Es gibt ein Wiedersehen mit Jule und Ben aus dem Roman „Glück am Meer“ und es schön, dass die Autorin hier auch ihre Lebensgeschichte immer wieder mitaufnimmt, eine Verbindung zu Greta und Peter herstellt und somit eine Brücke zwischen dem aktuellen Buch und der bereits veröffentlichten Geschichte baut. So hat man das Gefühl, zu Gast bei guten Freunden zu sein und erlebt das Chaos der Herzen mit, lacht, lebt, hofft und bangt mit ihnen und wird somit ein Teil der Erlebnisse auf Amrum.
Der Roman ist abwechslungsreich und mit manch aufregender Szene gestaltet; lässt zu, dass die Figuren die Kraft und den Mut haben, Schwäche zu zeigen und zuzulassen und er zeigt auf, dass man dem Schicksal doch noch in die Suppe spucken kann, auch wenn eine Situation ausweglos erscheint.
Es gibt einige Taschentuchmomente im Buch, die mir sehr ans Herz gegangen sind, aber die Schreibende weiß genau, wie man diese Szenen gut dosiert und schafft somit den Spagat zwischen Leichtigkeit und Tiefe. Dazu die Schönheiten der Natur, die hier mit all ihren Facetten die Erzählung bereichern und für ordentlich Nordseeflair sorgen.
Ein echtes Wohlfühlbuch 😊

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Veröffentlicht am 20.03.2020

Weckt Erwartungen, die nicht erfüllt werden

Die stummen Wächter von Lockwood Manor
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Hetty hat eine große Aufgabe, denn sie muss die vorhandenen Exponate des Londoner Natural History Museum vor den möglichen Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges in Sicherheit bringen. Auf Lockwood Manor ...

Hetty hat eine große Aufgabe, denn sie muss die vorhandenen Exponate des Londoner Natural History Museum vor den möglichen Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges in Sicherheit bringen. Auf Lockwood Manor finden nicht nur die ausgestopften Tiere, sondern auch Hetty ein Zuhause auf Zeit. Doch das halbverfallene, düstere Herrenhaus scheint nicht ganz das zu sein, was ein nach außen hin vorgibt - es geschehen seltsame Dinge. Die Tiere verschwinden und tauchen beschädigt wieder auf. Doch was ist das Geheimnis von Lockwood Manor ?

Ich liebe historische Romane, die ein wenig geheimnisvoll sind und nach einer aufregenden und mystischen Geschichte klingen. So habe ich mich ganz neugierig nach Lockwood Manor begeben und bin leider schon nach wenigen Seiten ganz furchtbar enttäuscht.
Zwar hat Jane Healey ein echt glückliches Händchen, wenn sie das halbverfallene Anwesen und seine doch sehr gewöhnungsbedürftigen Bewohner sehr detailreich beschreibt, aber der Funke der Geschichte springt einfach nicht über. Da wird ellenlang von den ausgestopften verstaubten Exponaten erzählt, die mit ihren toten Glasaugen den Leser regelrecht anstarren, aber wirklich gruselig ist das jetzt nicht.
Die Stimmung im Herrenhaus ist eher gediegen, fast schon träge und es wird auch nicht besser, wenn ich mich durch die Tagebucheinträge von Lucy kämpfen muss, die mir ein wenig ihre Kindheit näher bringen und die Zusammenhänge der aktuellen Ereignisse erklären sollen.
Die Figuren bleiben unnahbar, ich kann im Verlauf des Buches keine richtige Verbindung zu ihnen herstellen und Lord Lockwood hat schon etwas von einem Pantomime, der krampfhaft versucht, etwas nach außen hin darzustellen, was er nicht ist. Er bleibt, genau wie Hetty und Lucy, eher eine leblose Hülle, die wie an Marionettenfäden gehalten, unbeholfen durch den Roman stakst.
Die mysteriösen Geschehnisse wirken extrem konstruiert und bemüht, so als wolle man mit aller Gewalt eine mystische Aura erzeugen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Durch die krampfhafte Darstellung übersinnlicher Geschehnisse wirkt vieles unglaubwürdig und langweilig, da sich die Szenen immerzu wiederholen.
Ich muss gestehen, dass ich ab dem letzten Drittel des Buches nur noch quer gelesen habe, um endlich zum Schluss zu gelangen. Der Roman wird sicherlich seine Liebhaber finden - meine Erwartungen sind leider, leider nicht erfüllt worden

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Veröffentlicht am 20.03.2020

Hinterlässt tiefe Spuren

„So ich noch lebe …“
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Wie geht man mit der eigenen Familiengeschichte um, wenn diese auf grausamste Art und Weise mit dem Verlust eines Menschen behaftet ist, den man persönlich nie begegnet ist und den man nur von Fotos und ...

Wie geht man mit der eigenen Familiengeschichte um, wenn diese auf grausamste Art und Weise mit dem Verlust eines Menschen behaftet ist, den man persönlich nie begegnet ist und den man nur von Fotos und bruchstückhaften Erzählungen kennt?
Wolfgang Paterno widmet sich in seinem Buch " So ich noch lebe" dem Leben und Wirken seines Großvaters Hugo, den er nicht persönlich kennenlernen durfte, weil er Opfer einer Denunziation im Zweiten Weltkrieg wurde. Dieser Mann ist nur schemenhaft in der Familiengeschichte vorhanden, obwohl er doch so ein starkes Bindeglied darstellt. Vieles wird verschwiegen, unter den Tisch fallen gelassen und einfach nicht erzählt, da man endlich mit diesem dunklen Kapitel der jüngsten Vergangenheit abschließen will. Es existieren verdrehte Wahrheiten, unwahre Behauptungen und Aussagen, die so nie getroffen wurden.
Doch Paterno gibt nicht auf - getrieben von einer inneren Unruhe sucht er jeden noch so kleine Schnipsel, jedes verblichene Foto und jede noch so geheim gehaltene Akte zusammen, um sich endlich ein Bild von dem Mann machen zu können, der immer ein Schemen in seiner eigenen Vita darstellen wird.
Die Lebensgeschichte von Hugo Paterno ist ein eindringlich erzähltes, zeitgeschichtliches Dokument, das den Alltag von damals wieder lebendig werden lässt. Man kann keinem meiner über den Weg trauen, denunzieren, Verrat und an den Pranger stellen gehören fast schon zum "guten" Ton und die Worte, die Wolfang Paterno hier wählt, zeigen die Gräuel der NS-Zeit in aller Deutlichkeit auf. Die Erlebnisse gehen unter die Haut und hinterlassen tiefe Spuren- ich würde fast schon sagen - Wunden, beim Leser, denn hier wird man Zeuge eines Verbrechens, das bis heute ungesühnt geblieben ist. Wolfang Paterno versucht, ein wenig Gerechtigkeit in das verwirkte Leben seines Großvater zu bringen, versucht dem dunklen Fleck in der Familiengeschichte zu Leibe zu rücken und Licht ins Dunkel zu bringen -denn auch heute noch wird vieles verschwiegen und mit einem resignierten Abwinken im Keim erstickt.
Hier wird Familiengeschichte lebendig, in all ihrer Dringlichkeit wird sie zum Mahnmal für die heutige Generation - ein wichtiges Dokument gegen das Vergessen !

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