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Veröffentlicht am 07.03.2020

Zechensterben = Sterben in der Zeche ?

Zechentod
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Das wars - die letzte Zeche hat ihren Betrieb eingestellt und somit geht ein Stück Geschichte im Ruhrgebiet zu Ende. Doch warum verschwindet ausgerechnet jetzt Bergmann Andy Goretzka, der ja schon länger ...

Das wars - die letzte Zeche hat ihren Betrieb eingestellt und somit geht ein Stück Geschichte im Ruhrgebiet zu Ende. Doch warum verschwindet ausgerechnet jetzt Bergmann Andy Goretzka, der ja schon länger im Vorruhestand gewesen ist. Ein Lottogewinn ? Klingt unglaubwürdig. Während sich die Familie sorgt, halten die alten Kumpel Willi und Elkin zusammen wie Pech und Schwefel - Bergbaukumpel sind eben eine eingeschworene Gemeinschaft und stehen zusammen, egal was kommt. Andys Sohn Timo und Psychologiestudentin Liesa ermitteln auf eigene Faust und kommen so einem Geheimnis auf die Spur...
Ich bin sehr gespalten, was die Bewertung dieses Krimis betrifft, denn zum einen gefällt mir die Authentizität und die Ehrlichkeit, die hier federführend für das ganze Ruhrgebiet stehen. Sylvia Sabrowski lässt für den Leser den Bergmannsalltag mit all seinen Einschränkungen, aber auch den Zusammenhalt der Kumpel wieder lebendig werden. Fast ist es so, als würde man selbst mit einfahren und die Geschichten von damals erleben. Eine Prise Augenzwinkern und Ruhrpottslang runden das Ganze ab.
Aber irgendwie reißt mich der Krimi nicht richtig mit. Ich versuche zwar, auf eigene Faust zu ermitteln und den Hinweisen und Spuren zu folgen, aber so richtig spannend ist es nicht wirklich. Mir fehlt der Kick, dass ich aufgeregt die Seiten umblättere und neugierig auf den nächsten Wink, auf die nächste Andeutung hoffe. Ich vermisse das Gefühl, ständig auf Hab acht zu sein, weil ich sonst etwas verpassen könnte, was zum Lösen des Falles beiträgt und das ist es doch, was einen guten Krimi ausmacht.
Die Figuren wirken auf mich noch wie Statisten, die sich in ihrer eigenen Geschichte noch nicht zurecht finden und ihren Platz noch suchen. Sie können mich nicht von sich begeistern und mir fehlt die Sympathie, um mich vollends auf sie einlassen zu können.
Alles in allem ein recht durchwachsener Krimi mit guten Ansätzen, die noch Luft nach oben haben.

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Veröffentlicht am 07.03.2020

Wohlfühlbuch mit Herz und Tomate

Liebe ist tomatenrot
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Nelli hat mit 40 nicht nur einen neuen Lebensabschnitt begonnen, sondern sie genießt das Leben in vollen Zügen mit ihrem Freund Luca. Der Altersunterschied scheint zunächst kein Problem zu sein, doch im ...

Nelli hat mit 40 nicht nur einen neuen Lebensabschnitt begonnen, sondern sie genießt das Leben in vollen Zügen mit ihrem Freund Luca. Der Altersunterschied scheint zunächst kein Problem zu sein, doch im Verlauf des gemeinsamen Kururlaubes in Italien im Kreise seiner Familie merkt Nelli, dass sich ihre Interessen doch sehr unterscheiden. Während eines Spaziergangs durch die Tomatenfelder des idyllischen Ortes steht sie plötzlich Roberto gegenüber - ein Mann im besten Alter, genau wie sie. Und er sieht nicht nur gut aus, sondern er bringt auch eine Saite in Nelli zum klingen, die sie lang verstummt geglaubt hat. Nellis Herz schlägt plötzlich Kapriolen...
Buchdeckel auf, ein paar Zeilen lesen und Benvenuto in Italia, denn Ursi Breidenbach verbreitet mediterranes Flair, Sommersonne und die Lust auf reife Tomaten in ihrem Buch, sodass es dem Leser leicht fällt , sich auf die Geschichte einzulassen und sich mit Nell in Tabbio einzufinden.
Gemeinsam mit Nelli sitz man am Tisch von Hans und Giulia und lässt sich treiben. Da wird gelebt, geneckt und auch gestritten - eben wie bei einer echten italienischen Familie, es kochen die Emotionen hoch und die Wogen werden durch Nonno Hans wieder geglättet.
Das Gefühlschaos von Nelli ist für den Leser leicht verständlich geschildert und ich komme nicht umhin, mich mit ihren Gedanken genauso zu befassen wie sie selbst, die witzig-frechen Whats-App-Nachrichten, die zwischen Nelli und ihrer Freundin Doris hin und her fliegen, sorgen für ein Dauergrinsen im Gesicht und lockern so die Geschichte auf.
Die Figuren, die die Autorin hier zum Leben erweckt sind abwechslungsreich angelegt und man findet den charmanten Großvater ebenso in diesem Buch wie den Vollpfosten Tristan, der an Überheblichkeit nicht zu übertrumpfen ist. Gutaussehende knackige Kerle sind nicht nur ein Augenschmaus für Nelli, sondern auch für den Leser , aber auch der attraktive Mittvierziger Roberto hat so seine Vorzüge
Ein bisschen Romantik, ein bisschen Geheimnis, ein bisschen Sonne - einmal kräftig durchrühren und gut ziehen lassen. Fertig ist die Salsa del Paradiso, die hier für den Leser mit köstlichen gewürzten Szenen serviert wird. Ein Wohlfühlbuch mit Herz und Tomate

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Veröffentlicht am 06.03.2020

Berlin und Clärchens Ballhaus perfekt in Szene gesetzt

Der Ballhausmörder
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Clärchens Ballhaus ist berühmt für seine schillernden Tanzveranstaltungen, aber ausgerechnet beim Witwenball fällt ein dunkler Schatten auf die sonst so glitzernde Atmosphäre. Die Garderobiere wird ermordet ...

Clärchens Ballhaus ist berühmt für seine schillernden Tanzveranstaltungen, aber ausgerechnet beim Witwenball fällt ein dunkler Schatten auf die sonst so glitzernde Atmosphäre. Die Garderobiere wird ermordet aufgefunden und Kommissar Leo Wechsler muss ermitteln. Doch wie findet man einen Täte, der spurlos in der Nacht verschwindet und einen Tatort aus Glitzer, Glamour und Charleston zurücklässt?

Susanne Goga lässt in „Der Ballhausmörder“ die schillernde Welt von Clärchens Ballhaus wieder auferstehen und entführt ihre Leser in den großen Spiegelsaal mit seinen Kandelabern, Lüstern und mitreißender Musik. Die goldenen Zwanziger werden sofort lebendig, man hört das Rascheln der Kleider, sieht Männer mit akribisch gescheitelten Haaren, in denen Pomade glänzt und wippt autormisch mit dem Fuß zu den Klängen eines peppigen Charlestons.
Die Autorin hat die Gabe, aus ihren Worten bewegte Bilder entstehen zu lassen und so ist man ein Teil der illustren Gesellschaft und mischt sich unter die Tänzer.
Der Fall ist gut durchdacht und spannend angelegt, führt immer wieder in die Irre und sorgt so dafür, dass man als Leser in die aufregenden Ermittlungen mit hineingezogen wird, eigene Vermutungen anstellt und sich auf Spurensuche begibt. Dabei tappt man lange im Dunkeln und sucht mit Leo und seinen Kollegen jeden noch so kleinen Hinweis.
Die Geschichte ist abwechslungsreich und temperamentvoll aufgebaut, sprüht vor Lebenslust der 20er Jahre und scheut auch nicht davor zurück, den sich drehenden politischen Wind mit ins Geschehen einzubauen. Zwar nur als Nebenhandlung, aber diese bereichert ungemein das Geschehen.
Das Buch wirkt wie perlender Champagner und ich kann es kaum aus der Hand legen, denn die vielschichtigen Charaktere sorgen dafür, dass die Atmosphäre immer erhalten bleibt und somit ordentlich Spannung an der Tagesordnung ist.
Die Suche nach dem Täter ist bis ins kleinste Detail sehr gut durchdacht und jeder noch so unwichtig erscheinende Hinweis kann zur Lösung des Falles beitragen.
Ein abwechslungsreicher, charismatischer Krimi vor historischer Kulisse, der mal wieder beweist, dass Susanne Goga ein echtes Händchen für hervorragende Bücher hat.
Ein echter Pageturner und daher absolute Leseempfehlung !

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Veröffentlicht am 06.03.2020

Nicht das beste Buch der Autorin

Das Lächeln des Drachen
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Falks Leben ist ein einzig großes Abenteuer, denn er reist auf die Insel Sable Island, die sich als Schiffsfriedhof einen Namen gemacht hat. Zusammen mit seinen Freunden versucht er, verborgene Schätze ...

Falks Leben ist ein einzig großes Abenteuer, denn er reist auf die Insel Sable Island, die sich als Schiffsfriedhof einen Namen gemacht hat. Zusammen mit seinen Freunden versucht er, verborgene Schätze zu fördern und somit die Vergangenheit lebendig werden zu lassen. In Kanada angekommen, trifft er auf Junia. Ein dunkles Geheimnis umweht die junge Frau und Falk will es mit Hilfe seiner Freunde lösen. Er ahnt nicht, dass die Spuren zurückführen ins England des 19. Jahrhundert, zu einer Adelsfamilie, die Junia näher ist, als man zunächst glaubt. Doch was hat ein Ninja damit zu tun, der immer wieder auftaucht und die Freunde aus gefährlichen Situationen befreit ?

„Das Lächeln des Drachen“ ist ein Abenteuerroman, der historische Elemente und flotte Action aus der Gegenwart miteinander vereint. Elisabeth Büchle erzählt im ersten Teil die Geschichte der Familie Matthews, die im England des 19. Jahrhunderts spielt. Ich darf Gast sein bei Simon Matthews und lerne sein Gut und seine Bediensteten kennen. Besonders Butler Pembroke, der als guter Geist im Haus seinen Dienst verrichtet, hat es mir angetan. Er weist seinen Herren immer mal wieder zurecht, wenn dieser über die Stränge schlägt. Er hat ein offenes Ohr für alle und kann beherzt eingreifen.
Die junge Olivia mischt hier ordentlich die angestaubten und eingefahrenen Tagesabläufe auf und bringt frischen Wind in das Gutshaus. Sie lässt sich nicht verbiegen und zieht ihr Ding durch und das imponiert mir. Dieser Teil des Buches ist eine schön angelegte Familiensaga, verbunden mit Romantik, Eifersucht und einem Schuss Drama. Das gefällt mir sehr und ich bin fast schon ein bisschen enttäuscht, dass ich diesen Teil des Buches ab Seite 241 hinter mir lassen muss und die Figuren im zweiten Teil nur noch eine untergeordnete Rolle spielen und man ihnen wenig Beachtung schenkt.
Denn im zweiten Teil wird es rasant und actionreich, da Falk und Co ihre Auftritte bekommen. Die Schatzsuche an der kanadischen Küste ist zunächst abwechslungsreich angelegt und vermischt die abenteuerliche Suche nach dem Schatz mit augenzwinkernden Dialogen, ein bisschen Lovestory und dezenten Andeutungen auf Agentenfilme a la James Bond.
Das Geheimnis um den immer wieder auftauchenden Ninja sorgt zuerst noch für Spannung und der Leser verfolgt noch ganz gespannt den Verlauf der Erzählung und dann…präsentiert Elisabet Büchle wie aus heiterem Himmel die Auflösung. Es gibt keine Andeutung, dass sich des Rätsels Lösung anbahnt, es wird einfach – wie mit einem Fingerschnippen- dem Leser serviert. Ich frage mich – war es das jetzt? und lese weiter und da kommt wirklich nichts mehr, was mich vom Hocker haut.
Zwar werden noch die Zusammenhänge von Teil 1 und Teil 2 vermittelt, aber der Reiz der Geschichte ist weg. Die Neugier auf das Ende des Buches ist vollkommen abgeflaut und die Seiten lesen sich relativ unspektakulär weg. Schade, denn was so gut begonnen hat, verläuft eher schmucklos im Sand.
Das kann die Autorin wesentlich besser und ich bleibe ein wenig enttäuscht zurück.

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Veröffentlicht am 01.03.2020

Abgrundtief böse

Des Glückes dunkle Seele
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Christine ist der echten, großen Liebe bisher noch nicht begegnet und daher umso glücklicher, als sie in Juwelier Alexander den Mann fürs Leben findet. Ein Mann, der nicht nur sanft und anschmiegsam ist, ...

Christine ist der echten, großen Liebe bisher noch nicht begegnet und daher umso glücklicher, als sie in Juwelier Alexander den Mann fürs Leben findet. Ein Mann, der nicht nur sanft und anschmiegsam ist, der auch Christines Sehnsüchte zu stillen weiß. Doch je länger die Beziehung dauert, desto mehr verändert sich Alexander zum Nachteil und manipuliert Christine zu seinen Zwecken. Viel zu spät bemerkt sie, dass hinter seiner Sanftmut ein dunkles Geheimnis lauert. Je mehr sie hinter die dunkle Seite ihres Freundes blickt, desto mehr versucht sie, alle die zu schützen, die auf der Abschussliste von Alexander stehen. Doch dieser ist gewieft und lässt sich nicht so schnell ins Bockshorn jagen. Sein Plan scheint aufzugehen, denn Christine wird für ein Verbrechen verurteilt, das sie nicht begangen hat. Als sie nach neun langen Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, will sie dafür sorgen, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Doch wird ihr das gelingen?

Bettina Brömme lässt mit „Des Glückes dunkle Seele“ den perfiden Plan eines heimtückisch agierenden Menschen lebendig werden, der mich beim Lesen bis an die Grenzen treibt. Der abgrundtief böse Blick in eine niederträchtige, kranke Seele treibt mir immer wieder kalte Schauer über den Rücken, lässt eine dauerhafte Gänsehaut auf meinen Armen erscheinen und ich nehme sprach- & fassungslos die Zeilen in mir auf, die hier zu unheimlich klaren Bildern entstehen und so den Blick auf Hass, Wut, Rache und perfektionierte Manipulation freigeben.
Christine merkt in ihrer ersten Verliebtheit nicht, dass sie auf einen Blender hereingefallen ist, der heimtückisch und mit skrupelloser Akribie sein bösartiges Spiel mit ihr treibt. Alexander nutzt ihre Gutgläubigkeit aus und lullt Christine immer wieder ein, um sie so für seine Zwecke einzuspannen und nach seiner Pfeife tanzen zu lassen.
In Rückblenden erzählt Bettina Brömme, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass Christine unschuldig im Gefängnis saß und diese Rückblenden schockieren, entsetzen und lösen bei mir Beklemmungen aus. Ich schaue ab und an hinter mich, um ich zu vergewissern, dass nicht doch Alexander hinter mir steht und sein mieses Exempel an mir statuiert und mich ebenfalls als Schachfigur in seinem bösen Spiel einsetzt.
Wozu eine kranke Seele überhaupt fähig ist, wir hier durch die Schreibende mit aller Deutlichkeit vor Augen geführt und ich fange an, mich vor dieser traumatisierten Figur zu fürchten. Denn Alexander ist das personifizierte Böse, ein menschgewordener Satan.
Die Autorin weiß ihre Leser regelrecht an die Seiten zu ketten, in dem sie eine ungeheure Spannung aufbaut, die regelrecht aus dem Buch herausschwappt und deren Klauen nach einem greifen und nicht mehr loslassen. Sie zeigt auf wie es ist, wenn eine scheinbar heile Welt nach und nach zu Asche zerfällt, wie sich Täter und Opfer wie rein zufällig begegnen und so die unaufhaltsame Katastrophe ihren Lauf nimmt. Der Puls schnellt in die Höhe, das Herz rast, wenn die Geschichte auf ihren dramatischen Höhepunkt zusteuert und man einfach nicht anders kann, als noch eine Seite und noch eine Seite zu lesen. Diese Buch ist tiefgründig und sehr anspruchsvoll geschrieben , gibt mit einer geschickt dramaturgisch erzählten Geschichte dem Leser das Gefühl, selbst mitten im Geschehen zu sein und wirkt dabei wie ein Film, dessen Bilder sich vor dem inneren Auge abspielen und so einen sehr intensivem Leseeindruck hinterlassen. Spannend bis zur letzten Seite - Chapeau!

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