Schnell gelesen, aber auch schnell wieder vergessen
DünenliebeEs gibt zwei Arten von Reiselust, die das Herz beherrschen – einmal das Fernweh und dann da s Heimweh. Ersteres hat Katja lange und ausgiebig ausgelebt, denn sie hat so ziemlich alle fernen Länder dieser ...
Es gibt zwei Arten von Reiselust, die das Herz beherrschen – einmal das Fernweh und dann da s Heimweh. Ersteres hat Katja lange und ausgiebig ausgelebt, denn sie hat so ziemlich alle fernen Länder dieser Erde bereist. Doch dann trifft sie das Heimweh mitten ins Herz und sie muss zurück nach Norderney, ihrer Heimat. Dort angekommen, heuert sie als Praktikantin in der Seehundstation an und steht ihrem Chef Malte gegenüber. Ausgerechnet Malte, der ihr als Teenie die Hölle auf Erden beschert hat. Doch der Albtraum ihrer Jugendjahre entpuppt sich nach und nach als Traumprinz…oder doch nicht, denn Malte scheint alte Gewohnheiten nicht ablegen zu können…
Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Insel- & Küstenromanen, die mein Meerweh ein wenig lindern. Bei Lotte Römers „Dünenliebe“ hat mich das Cover direkt angesprochen und ich habe ihre Einladung, mich auf einen der Klappstühle gemütlich in den Dünen niederzulassen, gerne angekommen.
Doch o weh, schon nach wenigen Seiten merke ich, dass die Geschichte genauso sperrig ist wie eben jener Klappstuhl, der einen schier zur Verzweiflung bringt, wenn man ihn aufbauen möchte. Es klemmt, es hakt und irgendwie passt es einfach nicht.
Katja hat in dieser Erzählung eindeutig das Heft in der Hand und nimmt sehr viel Raum ein – überall wo sie ist, zeigt sie sehr viel Präsenz und sie tritt, trotz einiger unguter Erfahrungen auf der Insel, sehr energisch auf. Das finde ich auf der einen Seite gut gelungen, weil sie sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Aber auf der anderen Seite übertüncht das auch ihre Unsicherheit, die sie wohl doch nie ganz abgelegt hat.
Als männlicher Gegenpart stellt ihr die Autorin Malte gegenüber, der in meinen Augen ab und zu den Knall nicht gehört hat. Er lässt andere machen, anstatt selbst mit anzupacken und braucht mehr als einmal einen Tritt in den Hintern, um endlich wach zu werden. Zwar steckt hinter seiner ruppigen Art ein recht sanfter Kerl, doch den weiß er sehr, sehr gut zu verstecken.
Apropos Tritt- Katja und Malte schleichen umeinander herum wie die Katze um den Milchnapf und sie müssten den berühmten Tritt in den Hintern bekommen, um endlich mal miteinander zur reden, anstatt immer nur noch mehr Missverständnisse zu produzieren. Mehr als einmal habe ich gedacht: Jetzt macht doch mal den Mund auf und redet!!
Ansonsten ist die Geschichte schnell erzählt: sanfter Inseltourismus vs. Erlebnisurlaub, Schatten der Vergangenheit vs. Herzklopfen, Bestechlichkeit und schlussendlich noch ein kurzer Einwurf mit einer gleichgeschlechtlichen Beziehung und die Auflösung aller Probleme dank eines Fingerschnippens.
Wellenglitzern, Dünenzauber und Inselfeeling sind nur bedingt zu spüren – von daher bin ich recht enttäuscht, was dieses Buch betrifft. Schnell gelesen, aber auch genauso schnell wieder vergessen.