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Veröffentlicht am 25.01.2020

Leben und Lieben auf Helgoland

Die kleine Pension Dünenblick
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Runa hat sich mit einer eigene Kanzlei in Hamburg einen großen Traum erfüllt und kann zufrieden auf das, was sie geleitstet hat. Da kommt ein Hilferuf aus der Heimat, denn ihre Mutter muss ins Krankenhaus ...

Runa hat sich mit einer eigene Kanzlei in Hamburg einen großen Traum erfüllt und kann zufrieden auf das, was sie geleitstet hat. Da kommt ein Hilferuf aus der Heimat, denn ihre Mutter muss ins Krankenhaus eingeliefert werden und benötigt dringen Runas Unterstützung bei der Führung der elterlichen Pension auf Helgoland. Dort angekommen, steht Runa vor dem Problem, wie sie die Pension vor dem finanziellen Untergang bewahrt und muss sich ganz nebenbei auch noch darum bemühen, die Flirtversuche eines Gastes abzuwehren, obwohl dieser ihr Herz schon ein wenig höher schlagen lässt. Und dann ist da auch noch Paula, die auf Helgoland neu durchstarten möchte und so ganz nebenbei ein Komplott aufdeckt. Paula und Runa müssen die Ärmel hochkrempeln und mit echter Frauenpower zeigen, dass man sie nicht so einfach in die Pfanne haut...

Ich liebe Inselgeschichte und deshalb bin ich immer auf der Suche nach neuen Romanen, die Wellenglitzern und Küstencharme verbreiten. Aber um ehrlich zu sein, hätte ich in einer Buchhandlung diesen Roman glatt übersehen, denn das Cover ist nicht gerade ein Hingucker...und die optische Aufmachung sollte doch schon auf das Buch neugierig machen.
Sontje Beermann hat die abwechslungsreiche und kurzweilige Geschichte zweier Frauen vereint, die für Inselliebhaber genau richtig ist. Sie rückt Helgoland ins rechte Licht und weckt daher die Lust, ein paar erholsame Tage auf Deät Lun, wie Helgoland auf friesisch heißt, zu verbringen. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildhaft und präzise, sodass sich die "Lange Anna" , der Lummenfelsen und die Dünen direkt vor meinem inneren Auge abbilden und ich salzige Nordseeluft schnuppern kann.
Ihre Figuren Paula und Runa sind zwei echte Powerfrauen, die sich nicht so leicht ins Bockhorn jagen lassen. Wenn die beiden Sturschädel sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt haben, wird auf Biege und Brechen so lange daran geknabbert, bis passt, was passen soll Dass sie es dabei nicht immer leicht haben und anecken, nehmen sie gerne in Kauf
Die beiden männlichen Wesen, die ihnen die Autorin zu Seite stellt, wirken manchmal ein wenig blass, wenn sie den Rang von den Frauen abgelaufen bekommen. Aber ich glaube, dass das Felix und Stefan nicht wirklich geschadet hat, denn sie schauen schon zu ihren Lieblingsmenschen auf und bewundern sie für ihr Engagement, ihre Energie und ihr Durchsetzungsvermögen.
Die Autorin zeigt auf, wie die schnell die Lage kippen kann, wenn ein dummes Gerücht in die Welt gesetzt wird. Ist es erst mal am laufen, verbreitet es sich schnell wie Feuer und richtet so großen Schaden an. Die Suche nach dem Urheber der miesen "Tatsachen" hätte etwas spannender geschildert sein können.
Nachdem alle Missverständnisse und Komplikationen aus dem Weg geräumt sind, kann der Leser das Happy-End genießen. Am Ende bleiben aber noch einige Fragen offen, denn irgendwie fehlt der Runde Abschluss mit dem Hinweis, ob sich die Vorhaben allen haben umsetzen lassen....ich gebe daher nur 3,5 Sternchen

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Gefühlsbetonter und intensiver als der erste Teil

Jahre der Veränderung
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Die Jahre sind vergangen und mittlerweile haben Edith, Margot und Luise ihren festen Platz in Berlin gefunden. Edith ist Hebamme, Luise bildet Hebammen-Schülerinnen aus und Margot hat ihr Herz an den verheirateten ...

Die Jahre sind vergangen und mittlerweile haben Edith, Margot und Luise ihren festen Platz in Berlin gefunden. Edith ist Hebamme, Luise bildet Hebammen-Schülerinnen aus und Margot hat ihr Herz an den verheirateten Georg verloren. Tagtäglich sind die Freundinne dabei, wenn sich wieder einmal kleine Erdenbürger den Weg ins Leben bahnen. Doch so schön ihre Tätigkeit als Hebamme ist, es werden auch die Schattenseiten immer größer. Illegale Abtreibungen, Syphilis und die Spuren der Weltwirtschaftskrise halten die Freundinnen immer mehr in Schach. Als Edith dann ein verlockendes Angebot erhält, droht das Kleeblatt zu zerbrechen…


In „Jahre der Veränderung“ merkt man deutlich, wie sehr die Freundinne zwischenzeitlich gereift und in ihrem Beruf angekommen sind. Ihr Leben dreht sich um Kinder, das Wohlergehen der Schwangeren und um die Beratung von Müttern. Der Zusammenhalt scheint unerschütterlich, egal, welche Katastrophe sich auch anbahnt. Gerade was Herzensdinge betrifft, haben Edith, Margot du Luise doch arg zu kämpfen und ein schweres Los zu tragen.

Linda Winterberg schildert das historische Berlin mit unglaublich tollen Bildern, verpackt das schillernde Nachtleben in den Bars und Varietés so lebendig, dass man direkt mit hineingezogen wird und sich zwischen Revuegirls, Bardamen und amüsierten Besuchern wiederfindet.
Aber das schillernde Nachtleben hat auch seien Preis und Luise muss einiges wegstecken, um nicht gänzlich zu verzweifeln, was ihre Herzensangelegenheiten betrifft.
Margot kämpft lange um den verheirateten Georg, doch es scheint so, dass es für die beiden Liebenden keinen Weg gegen könnte, der sie vereint. Doch auch hier dreht das Schicksal am Rädchen und lässt Margot erst unendlich leiden, um sie dann strahlen zu lassen.

Edith bekommt als Jüdin leider immer mehr die politischen Veränderungen zu spüren, der Wind hat sich gedreht und in Berlin haben die braunen Schergen Einzug gehalten. Edith hat sich nie viel aus ihrer Religionszugehörigkeit gemacht und kann nicht verstehen, dass von nun an alles anders werden soll. Noch geht sie souverän mit den Anfeindungen um, doch der Ton wird härter und auf miese Worte folgen noch miesere Taten. Dass ausgerechnet in dieser schlimmen Zeit ihr eine schicksalhafte Begegnung die Lösung ihres Problems präsentiert, hätte keiner für möglich gehalten. Edith packt die Gelegenheit beim Schopfe, auch wenn das bedeutet, dass das Kleeblatt auseinandergerissen wird.

Die Fortsetzung der Hebammen-Saga ist für mich noch gefühlsbetonter und intensiver zu lesen, als der erste Teil. Die Charaktere haben sich spürbar weiterentwickelt, versprühen Charisma und man fühlt sich zugehörig. Ich leide, liebe und lache mit Edith, Luise und Margot, zerbreche mir den Kopf über die anstehenden Entscheidungen und frage mich immer wieder, wie ich in ihrer Situation gehandelt hätte. Dazu kommt der flüssige, packende Schreibstil, der mich die Seiten schon fast hypnotisch umblättern und die Szenen vor Ort hautnah erleben lässt. Linda Winterberg versteht es vortrefflich, historische Hintergründe, Bauten und Plätze ihrer fiktiven Geschichte beizumischen und so die Grenze zwischen Dichtung und Wahrheit verschwimmen zu lassen, sodass sich die Geschehnisse tatsächlich so zugetragen haben könnten.
Für mich ist diese Saga ein Meilenstein unter den historischen Büchern !

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Veröffentlicht am 18.01.2020

Familienausflug mit Hindernissen

Kalte Milch
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Eine wundervolle Idee, so ein Familientreffen mitten im verschneiten Bayerischen Wald. Endlich einmal Zeit für lange Spaziergänge, rasante Skiabfahrten und gemeinsame Abendessen.
Doch aus den geplanten ...

Eine wundervolle Idee, so ein Familientreffen mitten im verschneiten Bayerischen Wald. Endlich einmal Zeit für lange Spaziergänge, rasante Skiabfahrten und gemeinsame Abendessen.
Doch aus den geplanten geruhsamen Tagen wird nichts, da ausgerechnet eine Leiche Fanni und Sprudel einen Strich durch die Rechnung macht. Als dann auch noch Enkelin Minna schwer verletzt den nächsten feigen Anschlag des Täters überlebt, beginnt die Zeit zu schmelzen wie der Schnee in der Sonne….

„Kalte Milch“ ist ein richtig toller Regio-Krimi mit augenzwinkernden Emojis, einer genialen Ermittlerin und ganz vielen falschen Fährten.
Fanni hat es dieses Mal mit einem ausgebufften Täter zu tun, der geschickt alle Spuren verwischt und, wie bei einer Schnitzeljagd, Irrwege anlegt, verwirrende Hinweise streut und so den ermittelnden Kommissar und Fanni hinters Licht führt.
Doch Fanni wäre nicht Fanni, wenn sie sich so leicht täuschen ließe und so verbeißt sie sich geradezu in den Fall, gibt nicht auf und ermittelt geschickt auf eigene Faust. Ihr Vorgehen ist dabei recht unkonventionell, aber immer mit dem Blick aufs Ziel gerichtet.
Ihre Gedanken werden immer wieder von Emojis begleitet, unterstreichen so ihre individuelle Persönlichkeit und locken dem Leser immer wieder ein Schmunzeln hervor.
Die agierenden Figuren sind von der Autorin sehr facettenreich angelegt und beleben mit ihrem Wirken die verschneite Winterlandschaft. Die Abfahrten rund um den Arber, die Schutzhütten und das Hotel werden für die Dauer des Romans so etwas wie eine zweite Heimat für den Leser und es fällt ihm leicht, sich zwischen die Familienmitglieder zu mischen und ein Teil der bunten Truppe zu werden. Da wird diskutiert, gemutmaßt und verdächtigt – mal mehr mal weniger erfolgreich, aber immer mit ganzem Herz und hitzigem Gemüt.
Doch je mehr Schnee schmilzt, desto klarer wird für Fanni die Spur des Täters und sie nimmt den Leser an der Hand und lässt ihn an ihren aufregenden Ermittlungen teilhaben. Mehr als einmal bin ich der Schreibenden auf den Leim gegangen und habe gedacht, dass sich Fanni in einer Sackgasse verrennt. Doch Fannis Geschick und Kombinationsgabe sei Dank, hat sich die Spur des Mörders finden und der Tathergang lösen lassen.
Ein abwechslungsreicher Regiokrimi mit interessanten Einblicken in das Wirken der Bergwacht, verzwickten Familienbanden und geschickt verstecktem Täter.

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Veröffentlicht am 18.01.2020

Ein Mutmachbuch

Siehst du die Grenzen nicht, können sie dich nicht aufhalten
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„Siehst du die Grenzen nicht, können sie dich nicht aufhalten“ ist ein Buch randvoll mit Lebensmut, Gottvertrauen und dem starken Willen, dass aus jedem Stein, den man in den Weg gelegt bekommt, man etwas ...

„Siehst du die Grenzen nicht, können sie dich nicht aufhalten“ ist ein Buch randvoll mit Lebensmut, Gottvertrauen und dem starken Willen, dass aus jedem Stein, den man in den Weg gelegt bekommt, man etwas Schönes bauen kann.

Jutta Hajek hat die Lebenswege einer blinden Familie in einfach Sätzen zu einer interessanten und bewegenden Geschichte zusammengefasst. Angefangen bei Maria, die als Kind bereits stark sehbeeinträchtigt gewesen ist und sich vor dem Säuberungswahn der Nazis verstecken musste, damit sie nicht dem Euthanasieprogramm zum Opfer fällt und in Hadamar getötet wird. Maria wird zu einer selbstbewussten jungen Frau, die auch im Berufsleben ihren Weg geht, sich nicht unterkriegen lässt, ein selbstentworfenes Haus baut und sich bewusst mit ihrem, ebenfalls sehbehinderten Mann, für Nachwuchs entscheidet.

Ihre beiden Kinder, Stefan und Christof, kommen ebenfalls mit einer Sehbehinderung zur Welt und von Maria und Josef Müller erfahren sie was es heißt, als Kind von Gott und den Eltern bedingungslos geliebt zu werden. Der Glaube bestärkt sie, ebenfalls ihre eigenen Wege zu gehen, die Unterstützung der Eltern lässt sie zu selbstbewussten Menschen heranwachsen. Christof wird Priester, Christof Lehrer an einer Schule für Sehende.

Die Autorin gibt ganz viele Einblicke in das Leben dieser Familie frei, zeigt die kleinen und größeren Probleme auf, die sich im Alltag eines sehbehinderten Menschen ergeben, setzt Impulse zum Nachdenken und Innehalten und vergisst dabei nie, auf den unerschütterlichen Lebensmut und die Energie der ganzen Familie hinzuweisen.
Das Buch ist ein Mutmacher für alle Betroffenen, eine Kraftquelle für die, die mit ihrem Schicksal hadern und ein Hinweis darauf, dass Gottes Kinder alle gleich liebenswert sind.

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Veröffentlicht am 18.01.2020

Ein literaisches Desater

Sweet Sorrow
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Charlie Lewis steht kurz vor der Hochzeit mit seiner großen Liebe, als die Einladung zu einem Ehemaligentreffen einer Laienschauspielgruppe über Facebook aufploppt. Und mit dieser Einladung kommen die ...

Charlie Lewis steht kurz vor der Hochzeit mit seiner großen Liebe, als die Einladung zu einem Ehemaligentreffen einer Laienschauspielgruppe über Facebook aufploppt. Und mit dieser Einladung kommen die Erinnerungen zurück an einen Sommer, in der Charlie zum ersten Mal richtig verliebt gewesen ist. Der Sommer, der alles verändert und der im Rückblick alles heller und unvergesslicher macht. Denn die erste große Liebe vergisst man nicht…

„Sweet sorrow“ wird als wunderbares Buch mit hinreißend komischen Szenen, klugen und humorvollen Sequenzen und bewegenden Momenten der ersten großen Liebe angekündigt. Aber ich kann diesen Hype um das Buch nicht nachvollziehen, denn was nach nostalgisch anmutendem Charme und zärtlichen Gefühlen klingt, entpuppt sich als fade und zähe Zeitreise einen Mannes zurück in seine Jugend, die mehr von Depressionen und Melancholie, Verlust und Entbehrung geprägt ist ,als von positiven Erlebnissen und großen Gefühlen. Charlie erscheint als der ewige Loser, der eher zufällig und recht linkisch der ersten liebe begegnet.
Der Autor verliert sich in vielen ausufernden Schilderungen von Nichtigkeiten, bläht so die Szenen künstlich auf und das macht das Buch zu einer traurigen zähfließenden Erinnerung, die irgendwie an abgestandenes Brackwasser erinnert.
Die Geschichte dreht sich hauptsächlich um die Laienspielgruppe und die Inszenierung von Romeo und Julia, sodass unendlich viele Szenen von den Figuren im Buch deklamiert werden…wenn ich Shakespeare lesen will, greife ich zum Original und nicht zu zusammenhanglosen, emotionslosen Aneinanderreihungen in einem Liebesroman. Wobei Liebesroman trifft es auch nicht wirklich, denn die positiven Gefühle, die Fran und Charlie für einen Sommer verbinden, werden immer wieder von den negativen Ereignissen, peinlichen Erfahrungen und einer gewissen Gleichgültigkeit regelrecht erdrückt.
Ich habe immer wieder überlegt, ob ich nicht einfach das Buch unbeendet in die Ecke legen und es dort verstauben lassen soll, denn wenn ich ehrlich bin, habe ich mit von diesem Roman mit dem übersetzten Titel „süße Trauer“ doch ein wenig mehr Herzschmerz, Schmetterlinge im Bauch und Einfühlungsvermögen erhofft. Hier ist es ein recht desaströser Rückblick ohne Tiefgang auf einen kurzen Lichtblick an den sonst so dunklem Horizont eines Jungen, der auf dem Weg zum Erwachsenwerden recht viele Hürden überwinden muss.

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