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Veröffentlicht am 11.01.2020

Friedas Charakter nervt...

Jahre an der Elbchaussee
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Für Frieda könnte es gerade nicht schöner im Leben laufen, denn ihr Verlobter und sie planen die Hochzeit, der Erfolg in der Schokoladenmanufaktur hält an und Per hat sein Verlobungsgeschenk eingelöst ...

Für Frieda könnte es gerade nicht schöner im Leben laufen, denn ihr Verlobter und sie planen die Hochzeit, der Erfolg in der Schokoladenmanufaktur hält an und Per hat sein Verlobungsgeschenk eingelöst und ein Haus an der Elbchaussee gekauft. Doch da taucht plötzlich Jason auf, ihre einstige Jugendliebe und Frieda spürt, dass es noch vieles gibt, was ungesagt ist, was aufwühlt und ihr Herz zum Stolpern bringt. Sie muss mit Jason reden, um einen endgültigen Schlussstrich ziehen zu können. Wird Per das verstehen? Auch die politischen Veränderungen bereiten Frieda Sorge, denn die Nazis gewinnen immer mehr an Einfluss, die Stimmung dreht sich. Kann Frieda die familiären Bande, die durch das uneheliche jüdische Kind ihres Bruders „belastet“ sind, zusammenhalten?

„Jahre an der Elbchaussee“ ist der mittlere Band der Hamburg-Saga von Lene Johannson und ich habe mich wirklich auf diesen zweiten Teil gefreut. Doch meine Vorfreude bekommt schon nach wenigen Seiten einen harten Dämpfer, denn Frieda ist mir bei weitem nicht mehr so sympathisch wie im ersten Teil.
Habe ich sie in Band eins noch für ihren Tatendrang und ihre Energie bewundert, so schießt sie hier mehrfach über das Ziel hinaus und walzt mit ihrem ungesunden Übereifer alles platt, was sich ihr in den Weg stellt. Ihr ausgeprägtes Selbstbewusstsein grenzt fast schon an Egoismus und ich frage mich, wo die liebenswerte Frau aus dem Vorgängerband geblieben ist, der ich mein Leserherz zu Füßen gelegt habe. Frieda hat eine Wandlung durchgemacht, die mir sehr missfällt, denn so geht man nicht mit Freunden und Familie um. Sie nimmt bewusst in Kauf, dass sie Menschen vor den Kopf stößt, die ihr nahestehen und das kann ich nicht gutheißen. Mein Zetern und Zaudern mit Frieda verleidet mir ziemlich den Spaß an der ganzen Geschichte und die Ereignisse rund um den Machtgewinn der NSDAP und die damit einhergehenden Veränderungen in Hamburg und ganz Deutschland geraten so irgendwie in den Hintergrund.
Der Roman liest sich an sich flüssig, die geschichtlichen Hintergründe sind sauber recherchiert und geschickt in die Geschichte eingebunden. Aber mir gefällt eben nicht, dass sich Frieda so in den Vordergrund drängt und somit den anderen Figuren keinen Platz lässt, um ebenfalls einen Anteil zum Gelingen der Erzählung zu haben und sich zu entfalten.
Ich weiß wirklich noch nicht, ob ich Band drei lesen werde, denn nach dieser Durststrecke bin ich noch recht unschlüssig, obwohl ich eigentlich schon ganz gerne wissen möchte, wie es ausgehen wird. Mal sehen, ob ich mich aufraffen kann, denn bis Juli habe ich ja noch Zeit…
2,5 Sterne

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Veröffentlicht am 04.01.2020

Ruhrpottkrimi mal unkonventionell :-)

Kohlenwäsche
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Die Essener Kunstszene ist um einen Künstler ärmer, denn Claude Freistein liegt tot auf Zeche Zollverein. Wo einst die Kohle die Erde schwarz färbte, ist die Erde nun von seinem Blut befleckt. Doch damit ...

Die Essener Kunstszene ist um einen Künstler ärmer, denn Claude Freistein liegt tot auf Zeche Zollverein. Wo einst die Kohle die Erde schwarz färbte, ist die Erde nun von seinem Blut befleckt. Doch damit nicht genug, denn seinem Agenten wird auch das Licht ausgeknipst und diese beiden Morde stellen Hauptkommissarin Frederike Stier vor ein kniffliges Rätsel. Sie muss sich in der Kunstszene bewegen, sich mit Sammlern und Galeristen befassen und merkt bald, dass die Schönheit der Bilder nicht im Auge des Betrachters liegt, sondern, dass der Täter einen ganz anderen Blickwinkel hat….

„Kohlenwäsche“ ist ein echter Ruhrpottkrimi und er überzeugt durch ganz viel unterschwelligen Zynismus, Kunstfertigkeit im mehrfachen Sinn und einer Ermittlerin, die sich wie ein Pinscher in den Fall verbeißt.
Zu Beginn habe ich noch meine liebe Not mit Fredrike, weil sie gar so unbedarft mit ihrem Leben umgeht und keinen Deut auf die ärztliche Ermahnung hört, die der Kardiologe ihr mitgibt. Doch je mehr Seiten gelesen sind, desto sympathischer wird mir die resolute Frau und ich fiebere mit ihr gemeinsam der Lösung des Falles entgegen.
Thomas Salzmann lässt tiefe Blicke in die Kunstszene zu, weckt das Interesse an alten Meistern und gibt dem Leser durch seine akribische Recherche einen sehr detaillierten Überblick über die wahren Werte der ausgestellten Gemälde.
Sammler, Händler, Galeristen – all diese Figuren werden hier zum Leben erweckt, sind mal mehr oder weniger zwielichtig und alle haben nur eines im Sinn: den Besitz der Kunst. Dass dabei Macht, Gier und persönliche Befinden eine große Rolle spielen, lässt der Autor immer wieder in die Handlung mit einfließen. Seine Ermittlerin gibt nie auf, lässt sich nicht durch menschenunwürdiges Verhalten ihrer Kollegen aus der Bahn drängen und gibt nicht auf, ehe sie jeden noch so kleinen Fitzel des Puzzles gefunden und zu einem stimmigen, aber grausamen Gesamtbild zusammengesetzt hat.
Der Krimi lebt von der geradlinigen Schreibweise des Autors - er bringt alles auf den Punkt, ohne sich in ausufernde Nebensächlichkeiten zu verlieren. Das gefällt mir, denn so verliert er nie den Blick fürs Wesentliche und setzt den Fokus auf Ermittlerin und Lösen des Falles. Die Kombinationsgabe von Frederike ist beachtlich und lässt mich manchmal staunen, denn sie denkt wirklich um die Ecke und ist somit ihren ungeliebten Kollegen immer eine Nasenlänge, wenn nicht sogar zwei, voraus.
Die Auflösung des Falles lässt Salzmann in einen echten Showdown münden und ich kann nur hoffen, dass es genauso aufregend mit Frederike weitergehen wird, wie in ihrem ersten Fall. Mich hat das Ruhrpott-Frederike-Fieber gepackt und ich möchte gerne mehr von ihr lesen 😊

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Veröffentlicht am 04.01.2020

Als Zwischendurchhäppchen ganz ok...

Das Erbe von Pollard Creek
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Ellie reist nach vielen Jahren zurück nach Kanada, um dort den Nachlass ihrer Tante aufzulösen. Viel zu lange hat sie gewartet und kann sich nicht verzeihen, dass sie damals im Bösen auseinander gegangen ...

Ellie reist nach vielen Jahren zurück nach Kanada, um dort den Nachlass ihrer Tante aufzulösen. Viel zu lange hat sie gewartet und kann sich nicht verzeihen, dass sie damals im Bösen auseinander gegangen sind. All die ungesagten Worte…
Es fällt Ellie schwer, sich mit den Dingen zu befasse, bergen sie doch Erinnerungen an eine Zeit, als sie in Kanada glücklich und verliebt gewesen ist. Als sie Sean wieder gegenübersteht ist es so, als hätte es all die Jahre keine Trennung gegeben. Doch Sean ist zwischenzeitlich mit einer anderen Frau verlobt.
Als Ellie eine Kiste mit Liebesbriefen findet, die Christa von einem unbekannten Mann erhalten hat, geht sie Suche nach dem Geheimnis los. Je mehr sich Ellie und Sean in die Suche vertiefen, desto mehr kommen wieder die alten Gefühle auf…

„Das Erbe von Pollard Creek“ entführt in die tiefverschneite, winterliche Landschaft Kanadas und punktet mit einer zauberhaften und äußerst bildhaften Beschreibung der Natur. Man mummelt sich unweigerlich ein wenig tiefer in die Kuscheldecke ein, damit die Kälte des nordamerikanischen Staates sich nicht im heimischen Wohnzimmer ausbreiten kann.
Die Geschichte ist recht schnell gelesen, da sie nach Schema F gestrickt und für den Leser schon nach wenigen Zeilen erkennbar ist, wie das Ganze ausgehen wird.
Zuerst eiern Ellie und Sean noch recht unbeholfen umeinander herum, doch dann geht es recht schnell und die Hürden, die beide überwinden müssen, lösen sich mit einem Fingerschnippen in Luft auf.
Die Suche nach dem unbekannten Herzensmensch ihrer verstorbenen Tante ist auch schon recht schnell für den Leser beendet, denn wer genauer liest, erkennt die Lösung schon nach wenigen Kapiteln.
Die Dialoge sind recht knappgehalten und mir fehlt manchmal ein wenig Herz, ein bisschen Pepp, um das ganze glaubwürdiger zu gestalten. So verläuft alles recht unkompliziert und unaufgeregt. Von einem spannenden Liebesroman mit einem Hauch Familiensaga habe ich leider nicht viel gespürt.
Mit fehlt das Knistern in der Luft, die Schmetterlinge im Bauch und hier und da eine unvorhergesehene Wendung, um mich vollends vom Buch zu begeistern.
So ist der Roman schnell gelesen, aber auch genauso schnell wieder vergessen. Als Zwischendurchhäppchen ganz ok – mehr aber auch nicht ☹

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Veröffentlicht am 04.01.2020

Gegen das Vergessen !

Der Junge, der seinem Vater nach Auschwitz folgte
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Als Gustav Kleinmann und sein Sohn Fritz in Wien 1938 von den Nazis verhaftet werden, beginnt für Vater und Sohn eine Odyssee durch die nationalsozialistische Vernichtungsmaschinerie. Nach einem schier ...

Als Gustav Kleinmann und sein Sohn Fritz in Wien 1938 von den Nazis verhaftet werden, beginnt für Vater und Sohn eine Odyssee durch die nationalsozialistische Vernichtungsmaschinerie. Nach einem schier endlos erscheinenden Marsch auf dem Blutweg im KZ Buchenwald angekommen ,erfahren sie am eigenen Leib, was es heißt ein Jude zu sein und in den Augen der braunen Schergen zum lebensunwerten Leben zu gehören.
Eine Tortur aus Hunger, Misshandlungen, immer wiederkehrende Verlegungen in andere KZ und ständiger Todesangst müssen beide über sich ergehen lassen, nicht sicher, ob sie das Licht des nächsten Tages noch einmal erblicken werden. Doch all der Hass, all die Demütigungen können Vater und Sohn nicht brechen, denn das familiäre Band schweißt sie zusammen, stärkt ihren Überlebenswillen und lässt sie durchhalten. Über die gesamte Dauer des Zweiten Weltkrieges werden Fritz und sein Vater immer wieder Zeuge, wie SS- Obere ihren Hass an unschuldigen Menschen ausleben, sie und andere Mithäftlinge foltern und ihnen Unmenschliches antun. Die Tagebuchaufzeichnungen von Gustav Kleinmann geben wieder, zu welchen Gräueltaten die Mithelfer Hitlers fähig gewesen sind.
Die Folter mit der Bullenpeitsche, die Fritz über sich ergehen lassen muss, lassen mich sprach- & fassungslos die Szenen lesen, hieße Tränen rinnen mir über die Wagen und man kann nicht einmal ansatzweise nachvollziehen, welches unermessliche Leid diesem jungen Mann und allen anderen unschuldigen Menschen, die im KZ ihr Leben lassen mussten, angetan wurde. Nur weil sich ein Einzelner in seiner Ideologie verrannt und ihm aberhundert Anhänger scheinbar willenlos gefolgt sind.
Als feststeht, dass Gustav nach Auschwitz transportiert werden soll, ist für seinen Sohn Fritz eines klar – er kann seinen Vater nicht allein ins Verderben ziehen lassen und so schließt er sich dem Todeszug an.
Viele Szenen, die dieses unglaubliche Inferno widerspiegeln, klingen fast schon wie aus einem Roman, aber dass hier tatsächlich Vater und Sohn die Tötungsmaschinerie der Nazis überlebt haben, grenzt nahezu an ein Wunder und kann durch die Tagebücher Kleinmanns und die Aussagen seines Sohnes und vielen anderen Überlebenden nachgewiesen werden. Es wurde nichts hinzugefügt, nichts weggelassen – der Autor belegt, dass dieses Buch wahr ist, in all seiner Grausamkeit.
Jeremy Dronfield schreibt mit einfühlsamen Worten, ganz viel Herzblut und unendlich grausamen, zum Leben erweckten Bildern, wie sich das Schicksal tausender Juden zugetragen hat. Der Lebensweg von Gustav und Fritz Kleinmann ist bewegend, raubt einem dem Atem, lässt einen am Boden zerstört zurück und überzeugt durch unglaublich gute Recherche. Die beigefügten Bilder geben den Namen Gustav und Fritz ein Gesicht und man wird ein Teil dieser unglaublichen Familiengeschichte.
Ein Buch voller Hoffnung in der dunkelsten Zeit der Weltgeschichte, als es eigentlich keine Hoffnung mehr gab, ein Zeugnis grausamer Massenmorde und ein Mahnmal für all die kommenden Generationen, dass sich Geschichte nicht mehr wiederholen darf! Nie mehr!

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Veröffentlicht am 04.01.2020

Wahre Freundschaft kann nicht wanken....

Winterfreundinnen
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Drei Freundinnen, die mit beiden Beinen mitten im Leben stehen, treffen sich zufällig in ihrer alten Heimat St. Peter-Ording wieder. Während die eine erfolgreiche Journalistin ist, hetzt die andere Anerkennung ...

Drei Freundinnen, die mit beiden Beinen mitten im Leben stehen, treffen sich zufällig in ihrer alten Heimat St. Peter-Ording wieder. Während die eine erfolgreiche Journalistin ist, hetzt die andere Anerkennung und Liebe hinterher. Die dritte im Bund betreibt ein renovierungsbedürftiges Restaurant auf der Insel und muss feststellen, dass sie es allein nicht schafft. Je mehr Zeit die drei miteinander verbringen, desto vertrauter werden sie wieder und stellen fest, dass es Zeit ist, eingefahren Wege zu verlassen und neue Routen zu entdecken. Doch kann man mit 50 noch einmal den Schritt nach vorne wagen? Es ist Zeit, den Veränderungen ins Auge zu blicken und loszulassen…

„Winterfreudinnen“ ist ein warmherziger Roman mit ganz viel Nordseeluft, Inselcharme und Dünenzauber, der den Leser von der ersten Seite an auf die winterliche Insel St.Peter-Ording bringt und dort vor Ort alles hautnah miterleben lässt.
Dörthe, Esther und Maj-Britt sind von der Autorin als echtes Kleeblatt dargestellt, das so schnell nichts aus der Fassung bringt. Der freundschaftliche Zusammenhalt ist sofort zu spüren, auch wenn manche Dinge noch im Verborgenen schwelen und unausgesprochen sind. Doch eine echte Freundschaft bringt so schnell nichts ins Wanken und man nimmt den dreien ihre herzliche Verbundenheit zueinander ab.
Dörthe ist impulsiv, aber auf ihre Art und Weise charmant, belebt mit ihrem Charakter die Szenerie und weiß den Leser mit ihrer Lebensgeschichte zu vereinnahmen. Wo Dörthe auftaucht, da ist Leben in der Bude. Manchmal möchte man ihr einfach nur den berühmten Tritt in den Hintern verpassen, damit sie endlich aufwacht und sieht, was bei ihr in der Beziehung falsch läuft. Doch sie kommt zum Glück selbst darauf und zieht ihre Schlüsse.
Esther ist das genaue Gegenteil – sie wägt immer sehr viel ab, hinterfragt viel und steht sich dabei selbst im Weg. Auf der Insel lernt sie, nicht immer vor jedem Problem wegzulaufen und endlich Nähe zuzulassen, denn sie hat sich immer abgeschottet, um ja nicht zeigen zu müssen, wer sie wirklich ist. Maj-Britt reibt sich für ihr Restaurant auf, das im wahrsten Sinne des Wortes kurz vor einer Bauchlandung steht. Sie lebt und arbeitet nur noch für den Erhalt des Restaurants und vergisst dabei, dass sie selbst das wichtigste Gut ihres Lokals ist. Ihre Freundinnen helfen ihr, wieder aus dem finanziellen Loch zu entkommen und ihr Einsatz, ihre nie enden wollende Schaffenskraft und ihr Einfallsreichtum werden am Ende belohnt.
Der Leser erfährt viel über die Gefühls- & Gedankenwelt der Figuren, denn kleine Sticheleien, große Gefühle, und das Hadern mit sich selbst sind nachvollziehbar geschildert. Die Freundinnen durchleben zusammen den Prozess der Veränderung, unterstützen sich gegenseitig und geben sich so Kraft und Halt, um einander durch die schwierige Zeit zu tragen. Über allem schwebt ein Hauch von Liebe und die tolle Botschaft, dass man auch mit 50 attraktiv, lebenslustig und ausgelassen durchs Leben tanzen kann.
Ein Buch voller Freundschaft, Herzenswärme und Nordsseflair.

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