Friedas Charakter nervt...
Jahre an der ElbchausseeFür Frieda könnte es gerade nicht schöner im Leben laufen, denn ihr Verlobter und sie planen die Hochzeit, der Erfolg in der Schokoladenmanufaktur hält an und Per hat sein Verlobungsgeschenk eingelöst ...
Für Frieda könnte es gerade nicht schöner im Leben laufen, denn ihr Verlobter und sie planen die Hochzeit, der Erfolg in der Schokoladenmanufaktur hält an und Per hat sein Verlobungsgeschenk eingelöst und ein Haus an der Elbchaussee gekauft. Doch da taucht plötzlich Jason auf, ihre einstige Jugendliebe und Frieda spürt, dass es noch vieles gibt, was ungesagt ist, was aufwühlt und ihr Herz zum Stolpern bringt. Sie muss mit Jason reden, um einen endgültigen Schlussstrich ziehen zu können. Wird Per das verstehen? Auch die politischen Veränderungen bereiten Frieda Sorge, denn die Nazis gewinnen immer mehr an Einfluss, die Stimmung dreht sich. Kann Frieda die familiären Bande, die durch das uneheliche jüdische Kind ihres Bruders „belastet“ sind, zusammenhalten?
„Jahre an der Elbchaussee“ ist der mittlere Band der Hamburg-Saga von Lene Johannson und ich habe mich wirklich auf diesen zweiten Teil gefreut. Doch meine Vorfreude bekommt schon nach wenigen Seiten einen harten Dämpfer, denn Frieda ist mir bei weitem nicht mehr so sympathisch wie im ersten Teil.
Habe ich sie in Band eins noch für ihren Tatendrang und ihre Energie bewundert, so schießt sie hier mehrfach über das Ziel hinaus und walzt mit ihrem ungesunden Übereifer alles platt, was sich ihr in den Weg stellt. Ihr ausgeprägtes Selbstbewusstsein grenzt fast schon an Egoismus und ich frage mich, wo die liebenswerte Frau aus dem Vorgängerband geblieben ist, der ich mein Leserherz zu Füßen gelegt habe. Frieda hat eine Wandlung durchgemacht, die mir sehr missfällt, denn so geht man nicht mit Freunden und Familie um. Sie nimmt bewusst in Kauf, dass sie Menschen vor den Kopf stößt, die ihr nahestehen und das kann ich nicht gutheißen. Mein Zetern und Zaudern mit Frieda verleidet mir ziemlich den Spaß an der ganzen Geschichte und die Ereignisse rund um den Machtgewinn der NSDAP und die damit einhergehenden Veränderungen in Hamburg und ganz Deutschland geraten so irgendwie in den Hintergrund.
Der Roman liest sich an sich flüssig, die geschichtlichen Hintergründe sind sauber recherchiert und geschickt in die Geschichte eingebunden. Aber mir gefällt eben nicht, dass sich Frieda so in den Vordergrund drängt und somit den anderen Figuren keinen Platz lässt, um ebenfalls einen Anteil zum Gelingen der Erzählung zu haben und sich zu entfalten.
Ich weiß wirklich noch nicht, ob ich Band drei lesen werde, denn nach dieser Durststrecke bin ich noch recht unschlüssig, obwohl ich eigentlich schon ganz gerne wissen möchte, wie es ausgehen wird. Mal sehen, ob ich mich aufraffen kann, denn bis Juli habe ich ja noch Zeit…
2,5 Sterne