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Veröffentlicht am 09.11.2019

Schöne Bescherung

Swinging Bells
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Sandra und Thomas haben es geschafft - endlich einmal Weihnachten ohne die liebe Familie, ohne Zwang und ohne Streit. Der Heilige Abend soll nur ihnen beiden gehören. Dumm nur, dass ausgerechnet an Heilig ...

Sandra und Thomas haben es geschafft - endlich einmal Weihnachten ohne die liebe Familie, ohne Zwang und ohne Streit. Der Heilige Abend soll nur ihnen beiden gehören. Dumm nur, dass ausgerechnet an Heilig Abend noch ein Pärchen vorbeikomme möchte, dass das inserierte Doppelbett abholen will. Als Leo und Elisabeth dann vor der Tür stehen, sich auch noch als Gäste selbst einladen und mit Prosecco die Stimmung locker machen wollen, ahnen Sandra und Thomas noch nicht, dass dies ein ganz besonderes Fest der Liebe sein wird, denn irgendwie hatten sie sich die Käufer ihres Bettes anders vorgestellt....
Wer die Bücher von René Freund kennt und liebt weiß, dass sie mit ganz vielen kleinen Zwischentönen versehen sind, die nicht sofort für den Leser wahrnehmbar sind. "Swinging Bells" ist ein Roman, der vielleicht auf den ersten Blick ein wenig viel mit Liebe, Sex und Beziehungsproblemen bestückt sein mag, aber beim näheren Betrachten erschließt sich dem Leser das feine Gespür, das der Autor für seine Figuren hat. Es ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen bei Sandra und Thomas und erst durch die Offenherzigkeit und direkte Art ihrer Gäste erkennen beide, dass ihre Beziehung schon länger nicht mehr das ist, wofür sie sie gehalten haben. Die Fragen, die sie Dank Elisabeths Findigkeit - zwar spielerisch - beantworten müssen, gehen schon sehr in die Tiefe ihrer Wünsche und Sehnsüchte und man lernt so die Figuren von einer ganz anderen Seite kennen.
Natürlich gibt es auch viele Schmunzler ("Du kennst den hinteren Teil meiner Sockenschublade?") und zu Herzen gehende Momente, die das Buch zu einer abwechslungsreichen und sehr unterhaltsamen Lektüre werden lassen. Man muss sich auf das Buch einlassen, damit es seine volle Wirkung entfalten kann. Es ist wie bei einem guten Rotwein - er braucht Zeit, um sein ganzes Aroma zu entfalten und zu atmen. Und genauso ist es bei dieser Geschichte - sie braucht Zeit, um dem Leser ihre Botschaft zu vermitteln, aber wenn man einmal mittendrin ist, lässt sie einen nicht mehr los. Sie regt zum Nachdenken an, lässt Freude in dein Herz und sorgt für heitere Momente.

Veröffentlicht am 09.11.2019

Weihnachtlicher Episodenroman

Zimtgebäck und Winterküsse
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Das Evergreen Inn beherbergt kurz vor Weihnachten eine buntgemischte Gästeschar. So unterschiedlich sie alle auch sein mögen, alle haben den Wunsch nach glücklichen Tagen rund um das Fest der Liebe. Ganz ...

Das Evergreen Inn beherbergt kurz vor Weihnachten eine buntgemischte Gästeschar. So unterschiedlich sie alle auch sein mögen, alle haben den Wunsch nach glücklichen Tagen rund um das Fest der Liebe. Ganz besonders freut sich Hannah auf die besinnlichen Tage, denn sie möchte im Evergreen Inn heiraten. Doch das Leben hat für mach einen Gast ganz andere Pläne vorgesehen ...

"Zimtgebäck und Winterküsse" ist ein Episodenroman, der mit ganz viel festlicher Stimmung und weihnachtlicher Atmosphäre den Leser empfängt. Man lernt die Gäste kennen, fühlt sich dem einen oder anderen ein bisschen mehr zugetan und bewegt sich als Gast durch die Zimmer des Evergreen Inn, um an den einzelnen Geschichten teilhaben zu können.
Ich habe zu Beginn des Buches ein wenig die Nähe zu meinen Gastgebern vermisst, denn sie werden leider nicht genauer vorgestellt und man fällt quasi mit der Tür ins Haus. Das hätte ich mir ein bisschen herzlicher, gastfreundlicher gewünscht, denn so fehlt mit ein stückweit das Gefühl, willkommen zu sein.
Die Geschichten der Gäste werden in einzelnen Sequenzen erzählt und doch sind alle irgendwie miteinander verbunden, da sie Gäste des Inns sind. Da sind zum einen die Probleme von Jeanna und Tim, die sich nicht richtig über die vielen Gäste freuen können, denn sie plagen Existenzängste. Da gibt es Hannah, die sich plötzlich vor den Scherben ihrer Liebe stehen sieht, denn ihr Verlobter hat kurzerhand die Hochzeit platzen lassen. Doch Weihnachten ist schließlich das Fest der Liebe und für Hannah scheint sich diese Aussage zu bewahrheiten. Überhaupt ist ganz viel Liebe in der Luft - das Inn scheint aus jeder Ritze, aus jedem Balken Wärme, Nähe, Geborgenheit und ganz viel Gefühl auszustrahlen und bringt so die Menschen zusammen, die zusammen gehören
Ein kleiner warmherziger Roman, der an grauen Tagen ganz viel Winterzauber verströmt und für weihnachtliche Stimmung sorgt.

Veröffentlicht am 07.11.2019

Auf den Spuren der Vergangenheit

Leas Spuren
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Marie und Nicolas sitzen sich als zwei völlig fremde Menschen in einer Pariser Anwaltskanzlei gegenüber. Das Testament von Victor Blanc hat sie zusammengeführt und der Verstorbene hat beide zu seinen Erben ...

Marie und Nicolas sitzen sich als zwei völlig fremde Menschen in einer Pariser Anwaltskanzlei gegenüber. Das Testament von Victor Blanc hat sie zusammengeführt und der Verstorbene hat beide zu seinen Erben bestimmt. Doch bevor ihnen die teure Wohnung gehört, müssen beide eine fast unlösbare Aufgabe erfüllen. Sie sollen ein seit dem Zweiten Weltkrieg verschollenes Bild aufspüren und es der jüdischen Familie zurückgeben, aus deren Besitz es stammt. Die Suche entpuppt sich nicht nur als eine Reise in die Besatzungszeit von Paris, sondern sie offenbart auch die Familiengeschichten, die beide erst einmal verarbeiten müssen...

Wer den Namen Bettina Storcks hört weiß, dass es sich hier um die Autorin von großartig recherchierten und faszinierend geschriebenen historischen Romanen handelt, die den Leser von der ersten Seite an fesseln und nicht mehr loslassen.
Mit "Leas Spuren" ist ihr wieder ein wahres Glanzstück gelungen. Man klappt die Buchdeckel auf, liest die ersten Zeilen und schon öffnet sich, wie in einer Pop-up-Karte, die Geschichte und man sieht, wie sich langsam der Eiffelturm aus dem Papier entfaltet, die Figuren aus den Seiten steigen und anfangen zu leben, zu atmen und ihre Geschichte zu erzählen. Man vergisst Zeit und Raum, verliert den Bezug zum Hier und Jetzt und gibt sich ganz dem Roman hin, denn die Autorin ist eine echte Meisterin ihres Fachs.
Die Erzählung lebt vom bildlichen Schreibstil, denn Storcks zeichnet sepiafarbene Bilder, die für den Leser zu bewegten Szenen werden und so die Reise nach Paris während der Besatzungszeit ermöglichen. Charlotte und Victor stehen plötzlich vor mir und ich habe das Gefühl, sie waren nur kurz im Raum neben an, um sich auszuruhen, damit sie mir gleich wieder ihre aufregende Lebens- &Liebesgeschichte erzählen können. Die Autorin hat hier meisterhaft die Grenze zwischen Wahrheit und Fiktion verschwimmen lassen und es fühlt sich so an, als habe sich die Geschichte genauso ereignet, wie sie Bettina Storcks erzählt. Ihre Figuren überzeugen durch hervorragend ausgearbeitete Charakterzüge, lassen den Leser in ihre Gefühls- & Gedankenwelt eintauchen und man kann den Schrecken des zweiten Weltkrieges in Gestalt der benannten braunen Schergen direkt vor einem stehen sehen. Manchmal meint man, die durchdringend dröhnende Stimme von Göring zu hören, wenn er sich mal wieder üben ein Schnäppchen freut, dass er, durch die gängige Praxis des Kunstraubes, gemacht hat.
Charlotte wird dabei mehr als einmal in gefährliche Situationen gebracht und wenn Marie in der Gegenwart diese Entdeckungen in der Familiengeschichte macht, kann man richtig spüren, wie sie ins Nachdenken und Grübeln kommt. Dieser Teil der Chronik ist nämlich bisher gut verschlossen als Geheimnis von Oma Ferdi gehütet worden und sie trägt auch einen Teil zu dieser Geheimniskrämerei bei. Die Spurensuche ist wie ein Puzzle für den Leser angelegt und man rätselt unweigerlich mit, wie sich jeder noch so kleine Hinweis schließlich zu einem Happy End fügen wird.
Die Autorin schlägt gekonnt die Brücke zwischen der Besatzungszeit und der Gegenwart, nimmt den Leser mit auf eine aufregende Reise und vergisst dabei nicht, auch den beiden Erben eine zarte Liebesgeschichte mit auf den Weg zu geben. Es ist genau die richtige Dosierung zwischen Spannung, dramatischer Familiengeschichte, Romanze und historischen Roman, die das Buch zu einem echten Stern am Bücherhimmel macht.
Es gibt Bücher, die hinterlassen Spuren in deinem Herzen - Bettina Storcks hat mit "Leas Spuren" eine ebensolche in meinem Herzen geprägt.

Veröffentlicht am 05.11.2019

Eine Auszeit mit vielen Erkenntnissen

NeuseeSOHNland
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Andreas Seltmann hat, wie jedes Elternteil auf dieser Welt, nur das Beste für seine Kinder im Sinn. Doch mit der schulischen Laufbahn seines Sohnes sieht es nicht wirklich rosig aus. Bevor es zum großen ...

Andreas Seltmann hat, wie jedes Elternteil auf dieser Welt, nur das Beste für seine Kinder im Sinn. Doch mit der schulischen Laufbahn seines Sohnes sieht es nicht wirklich rosig aus. Bevor es zum großen Knacks kommt, fasst er einen Entschluss und reist zusammen mit seinem 17jährigen Filius nach Neuseeland und lernt dort nicht nur seinen Sohn, sondern auch sich selbst besser kennen.
Wer jetzt aber denkt, dass es sich um die ausschweifenden Reiseerlebnisse einer Vater-Sohn-Geschichte handelt, der wird leider enttäuscht sein, denn dieser Reisebericht ist so viel mehr. Er ist der Blick in das Herz von Andreas Seltmann, der dem Leser seine ganze Gefühls- & Gedankenwelt offenbart.
Wer selbst Kinder hat, weiß, wie schwer es ist, sie loszulassen und ihnen Flügel zu geben.
Diese Erfahrung macht auch Andreas Seltmann auf seiner 4 wöchigen Reise mit seinem Sohn und es ist zugleich das intensivste Erlebnis, das er mit ihm teilen darf. Dieses bewusste Wahrnehmen des jeweils anderen, das Erkennen der (eigenen) Stärken und Schwächen und das wachsende Vertrauen machen diesen Roadtrip zu einem unvergesslichen Ereignis.
Seltmann lernt, dass er bewusst seinen Sohn heranziehen und auch loslassen muss, damit dieser zu einem eigenständigen Mann mit soliden Grundwerten wie Treue, Vertrauen, Ehrlichkeit und Zuversicht werden kann. Die besonderen Momente dieser Reise hat er in einer Art Briefwechsel mit ihm nahestehenden oder fiktiven Personen zusammengefasst und nimmt den Leser so an der Hand, damit er auch Teil der Unternehmung werden kann. Es ist eine Reise zu sich selbst, in dem sich jeder der Beteiligten oft selbst gegenübersteht und Dinge erkennt, die ihm vielleicht noch nicht bewusst gewesen sind. Es ist ein Trip mit aufregenden Landschaften, die die Ehrfurcht vor der Natur und der Schöpfung hervortreten lassen. Es ist eine Reise, die eigentlich jedes Elternteil mit seinem Sprößling gemacht haben sollte, damit diese intensive Verbindung ein Leben lang Bestand hat.
Dank der vielen Fotos, die in hervorragender Qualität im Buch zu finden sind, kann man sich ein Bild von den Eindrücken machen, die beide in sich aufgesaugt haben. Aber all die Worte und Bilder können nicht ausdrücken, was diese Reise mit beiden gemacht hat - das Familienband ist stärker denn je.
Die schönsten Momente im Leben sind die, die dir beim Nachdenken ein Lächeln schenken. – Unbekannt

Veröffentlicht am 04.11.2019

Mit den Flügeln der Zeit fliegt die Traurigkeit davon (Jean de La Fontaine)

Noch alle Zeit
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Bisher hat sich Edvards Leben nur um die Pflege seiner Mutter gedreht. Sein eigenes ist dabei auf der Strecke geblieben. Nach dem Tod der Mutter entdeckt er ein Sparbuch, auf dem sich eine nicht unerhebliche ...

Bisher hat sich Edvards Leben nur um die Pflege seiner Mutter gedreht. Sein eigenes ist dabei auf der Strecke geblieben. Nach dem Tod der Mutter entdeckt er ein Sparbuch, auf dem sich eine nicht unerhebliche Summe Geld befindet. Wer ist der Geldgeber ? Etwa sein Vater, von dem Edvard dachte, dass er tot sei ?
Edvards Neugier ist geweckt und er reist nach Norwegen, um dort Antworten auf seine Fragen zu finden. Doch er reist nicht alleine, denn zufällig lernt er die junge Alva kenne, die nicht nur auf der Suche nach einer guten Story ist, sondern auch nach sich selbst...

Man braucht etwa Zeit, um in dieses Buch hineinzufinden, denn es ist schon recht melancholisch, aber auch manchmal sehr poetisch geschrieben. Man muss sich nur die Zeit nehmen und in das Buch hineinhören und den Figuren die Möglichkeit geben, sich zu entfalten und schon kann man ihnen auf die ungewöhnliche Reise nach Norwegen folgen.
Edvard hat bisher in seinem Leben nur als Statist mitgewirkt - er ist sehr unsicher, trotz seiner 60 Jahre, und bewegt sich dadurch recht unbeholfen und gehemmt , auch im Umgang mit anderen. Seine große Liebe Elsie hat er damals ziehen lassen, weil er einfach nicht den Mut gefunden hat zu sich und seinen Gefühlen zu stehen.
Alva hat von ihrer Mutter nie die Liebe erfahren, die sie als Kind gebraucht hätte, um zu einem standhaften Menschen zu werden, er allen Stürmen des Lebens trotzt.
Die ungleichen Reisegefährten geben aber trotzdem einander Halt und so etwas wie Geborgenheit, wenn sie auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, auf der Suche nach sich selbst in Norwegen mit der Vergangenheit konfrontiert werden. Die Schönheit des Landes weiß der Autor wundervoll in die Geschichte mit einzubinden, teilt mit dem Leser phantastische Sagen und regt so nicht nur seine Figuren zum Nachdenken an. Er gibt Alva und Edvard den Denkanstoß in die richtige Richtung, damit beide merken, was wirklich wichtig ist im Leben.
Mit der Rückkehr nach Deutschland , und somit in ihr altes Leben, verfallen beide nicht in alte Handlungs- & Denkweisen, denn die beiden haben sich im Verlauf der Reise verändert und haben den Mut, neue Wege zu gehen und mit Altem abzuschließen.

Mit den Flügeln der Zeit fliegt die Traurigkeit davon (Jean de La Fontaine)