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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2019

Verzwickte Suche nach dem Täter

Elbgift
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Henriette möchte ihren Lebensabend in der exklusiven ELB-Residenz verbringen, aber schon nach wenigen Wochen stirbt sie. Angeblich Herzversagen. Doch warum hat Henriette eine kryptische Botschaft und ...

Henriette möchte ihren Lebensabend in der exklusiven ELB-Residenz verbringen, aber schon nach wenigen Wochen stirbt sie. Angeblich Herzversagen. Doch warum hat Henriette eine kryptische Botschaft und eine versteckte Kamera hinterlassen und Einstichstellen zwischen den Zehen ? Das will überhaupt zusammenpassen. Phillip Goldberg, Peter Brandt und Hauke Thomsen stecken die Köpfe zusammen und ermitteln was das Zeug hält. Und wieder einmal zeigt es sich - es ist nicht alles so, wie es auf den ersten Blick erscheint...

Nicole Wollschläger läutet den Krimiherbst mit ihrem vierten Roman um den Ermittler Philipp Goldberg ein und hat sich mit diesem Krimi selbst übertroffen. Bisher ist "Elbschmerz" mein absoluter Favorit, aber "Elbgift" hat ihm jetzt den Rang abgelaufen.
Die Geschichte ist wahnsinnig gut ausgearbeitet, lässt tiefe Einblicke in den Alltag der Seniorenresidenz zu und ich weiß nur eines - alt werden ist kein Zuckerschlecken. Da will jeder an dir und mit dir Geld verdienen und genau diese Raffgier setzt die Autorin hier geschickt und unheimlich spannend in Szene.
Viele Details machen den Alltag in der Residenz lebendig, selbst die Ausstattung der Räumlichkeiten ist akribisch geschildert und so fühlt man sich nicht als außenstehende Person, sondern wohnt direkt am Ort des Grauens. Was da alles zum Vorschein kommt, löst in mir schon manchmal Beklemmungen aus und ich hoffe, dass ich nie in eine solche Situation kommen werde, in der ich auf Gedeih und Verderb solchen Raffzähnen und skrupellosen Menschen ausgeliefert bin.
Die Suche nach dem Täter wird von der Schreibenden für den Leser sehr eindrucksvoll und überzeugend geschildert. Die Bilder, die sich dabei vor dem inneren Auge abzeichnen, sind plastisch und prägen sich ein. Der Fall an uns für sich ist sehr knifflig angelegt und man rennt bereitwillig immer wieder auf den Holzweg, um dann am Ende alle losen Enden verknüpft zu sehen. Überraschende Wendungen, die man so nicht einkalkuliert hat, überzeugen zudem den Leser bei diesem erneuten Wiedersehen mit den liebgewonnenen Charakteren.
Nicole Wollschläger zeigt wieder einmal deutlich auf, dass ein guter Krimi nicht mit blutrünstigen Szenen und roher Gewalt auskommen muss, um die Leser zu begeistern. Leise Töne, wohldosierte Spannung und ein genialer Plot überzeugen auch ganz ohne Gewalt - bitte, bitte mehr davon !

Veröffentlicht am 12.09.2019

Konfuse Darstellerin in einer haarsträubenden Geschichte

Das Glück hat viele Seiten
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Hannah hat seit Jahren keine Kontakt mehr zu Tante Marlies und kann daher kaum glauben, dass ausgerechnet sie den Buchladen geerbt haben soll. Für Hannah steht schnell fest, der Klotz am Bein gehört gewinnbringend ...

Hannah hat seit Jahren keine Kontakt mehr zu Tante Marlies und kann daher kaum glauben, dass ausgerechnet sie den Buchladen geerbt haben soll. Für Hannah steht schnell fest, der Klotz am Bein gehört gewinnbringend verkauft. Da kommt ihr das Angebot von Ben gerade Recht. Hannah fragt nicht groß nach, unterschreibt zügig den Kaufvertrag und erlebt ihr blaues Wunder....

Himmel, wie unterbelichtet und treudoof kann ein einzelner Mensch bloß sein ?? Hannah ist nicht nur naiv, dumm und völlig weltfremd, nein, sie rennt auch gutgläubig ins Verderben, hinterfragt nicht und schmeißt sich dem erstbesten Mann an den Hals, er dir schöne Augen macht.
Dann entbrennt ein absolut kindergartenreifes Gezerre um den Buchladen, sodass ich mir frage, wie alt die beiden Figuren sind, um die es hier geht. Du hast mir mein Spielzeug weggenommen, also nehme ich dir auch deines...auf diesem Niveau spielt sich das ganze Buch ab und das ist wirklich nicht schön zu lesen. Manch einer mag das romantisch finden oder gar faszinierend, mich hat die dümmliche Art von Hannah einfach nur noch genervt mit den Augen rollen lassen.
Lediglich die letzten Kapitel lassen so etwas wie Wohlfühlatmosphäre aufkommen, aber das reißt das Ruder auf dem sinkenden Schiff auch nicht mehr herum.
Ich habe befreit aufgeatmet, als ich die letzte Seite umgeblättert habe. Das war der berühmte Satz mit X - das war wohl nix

Veröffentlicht am 11.09.2019

Liebe und Ballett unter dem Pariser Himmel

Die Ballerina von Paris
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Lily hat seit dem Tod ihres Verlobten keine Ballettschuhe mehr angezogen und fühlt sich nicht nur um ihre große Liebe betrogen, sondern auch um das Gefühl, ihre Leidenschaft beim Tanz ausleben zu können.
Ihre ...

Lily hat seit dem Tod ihres Verlobten keine Ballettschuhe mehr angezogen und fühlt sich nicht nur um ihre große Liebe betrogen, sondern auch um das Gefühl, ihre Leidenschaft beim Tanz ausleben zu können.
Ihre Rückkehr nach Paris - die Stadt, die ihre Träume zerstörte - scheint daher unter keinem guten Stern zu stehen. Doch mit dem Komponisten Yves kehrt so etwas wie Lebensfreude und Energie in Lily zurück. Erst recht, als sie sich dem Schicksal einer Balletteuse widmet, die 1917 in Paris gelebt hat und deren Geschichte irgendwie eine Verbindung zu Lily herstellt...

"Die Ballerina von Paris" lässt den Leser in die Welt des Balletts eintauchen und ermöglicht so Einblicke, die einem sonst verwehrt geblieben wären.
Da die Geschichte auf zwei Zeitebenen erzählt wird, erschließen sich die Ereignisse dem Leser nach und nach und man kann die Schicksale der beiden Figuren Lily und Viktoria nachvollziehen, ja fast schon bildlich rekonstruieren.
Dabei gefällt mir die Erzählung aus der Vergangenheit ein bisschen besser als die der Gegenwart, da mich die Ereignisse rund um die russische Revolution einfach mehr an das Buch gefesselt haben. Die Szenen sind für mein Empfinden mit mehr Atmosphäre versehen und vermitteln die Stimmung eindrucksvoller, als der Erzählstrang in der Gegenwart. Das soll aber nicht heißen, dass Lily und Yves blasse Figuren sind, nein, sie sind für mich genauso reizvoll gestaltet, aber ich mag einfach den historischen Handlungsfaden lieber. Jede Epoche ruft durch ihre Ereignisse ihre Lektionen für die Beteiligten hervor und das weiß die Autorin gekonnt in Szene zu setzen und dem Leser nahe zu bringen. Schuld und Sühne, Liebe und Leidenschaft - Gefühle, die in keinem guten Roman fehlen dürfen, werden von der Schreibenden geschickt in die Erzählung eingebunden. Man merkt, wie sich die Figuren den Herausforderungen stellen und an ihren Aufgaben wachsen.
Die Gefühle zwischen Lily und Yves bekommen genug Raum, um den Leser die aufkeimende Liebe spüren zu lassen. Da alles recht offen gehalten ist, kann man sich sein eigenes Ende "ausmalen" - eigentlich bin ich kein Fan von offenen Enden, aber zu dieser Geschichte passt es einfach.
Über allem steht aber die Leidenschaft der Autorin für den Tanz, das Ballett und ihr Faible, gute Geschichten zu erzählen.
Es bleibt aber für mich nur ein Roman im guten Mittelfeld, da mir der engere Bezug zum Ballett fehlt - ich bewege mich eher Abseits der Bretter, auf denen Balletttänzer Zuhause sind.

Veröffentlicht am 11.09.2019

Regio-Krimi mit Schweizer Charme, unglaublich spannend

Rüebliland
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Eigentlich wollte Samantha mit ihren Adoptiveltern in den Urlaub fahren, doch es kommt alles ganz anders. Denn als sie Mueti und Vati von Zuhause abholen will, findet sie beide ermordet vor. Doch damit ...

Eigentlich wollte Samantha mit ihren Adoptiveltern in den Urlaub fahren, doch es kommt alles ganz anders. Denn als sie Mueti und Vati von Zuhause abholen will, findet sie beide ermordet vor. Doch damit nicht genug. Samantha bekommt eine Mail von einer Inderin, die behauptet, ihre leibliche Schwester zu sein und irgendjemand rückt Samantha auf die Pelle, ja er scheut sogar nicht davor zurück, Samantha selbst nach dem Leben zu trachten. Samantha ahnt nicht, dass die Suche nach ihren Wurzeln immer am Rand de Abgrunds verläuft...

Wow,wow,wow - mehr muss man eigentlich nicht schreiben, um auszudrücken, was für ein geniales Buch man hier in den Händen hält. Der Plot ist wahnsinnig vielschichtig angelegt, lenkt den Leser geschickt auf viele falsche Fährten und regt so zum Nachdenken und Grübeln an. Ina Haller gibt einen sehr detaillierten Einblick in Samanthas Leben und so geht einem die Hauptfigur quasi direkt unter die Haut, denn ihre Gefühls- & Gedankenwelt ist dank des ausdrucksstarken Schreibstils ein offenes Buch für den Leser.
Egal ob Trauer, Angst, Schmetterlinge im Bauch oder Erleichterung - man durchlebt mit Samantha alle Facetten des Gefühlskarussells und hält immer wieder gespannt den Atem an, weil die Szenen so dramatisch,l schon nervenzerreißend geschildert sind. An Spannung mangelt es dem Buch nicht - im Gegenteil - man klebt regelrecht an den Seiten, kann das Buch kaum aus der Hand legen und will eigentlich nur noch eines, nämlich wissen, wer hier der Täter ist. Die Akteure sind von der Schreibenden mit all ihren Stärken und Schwächten gezeichnet und geben so ein sehr plastisches Bild der Szenerie wieder.
Auch gefällt mir der Einblick in das Leben der indischen Familie, denn hier hat die Autorin einen beeindruckend Blick hinter die Kulisse ermöglicht. Es wird für den Leser anschaulich erzählt, warum in Indien die Uhren anders ticken als in der Schweiz - sehr gut recherchiert und für die Leserschaft glaubhaft in Szene gesetzt.
Die Suche nach dem Täter verliert Ina Haller dabei nicht aus den Augen und gibt dem Leser immer wieder neue Impulse, um sich in dem Geflecht aus möglichen Verdächtigen immer wieder neu zu fragen, wer denn jetzt nun einen triftigen Grund gehabt hat, Samanthas Eltern das Licht auszuknipsen.
Für mich ein wundervoller Regio-Krimi, der mit Schweizer Charme und einer guten Portion Gänsehaut um die Ecke kommt. Absolute Leeempfehlung !

Veröffentlicht am 09.09.2019

Seichte Unterhaltung ohne Romantik

Herbstblüten und Traubenkuss
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Monas Übergangsjob ist nicht ganz alltäglich - sie arbeitet in einer Detektei und soll den Enkel eines Weingutes ausfindig machen. Gesagt, getan. Als sie Oliver Feeberger zurück in den heimischen Buschenschank ...

Monas Übergangsjob ist nicht ganz alltäglich - sie arbeitet in einer Detektei und soll den Enkel eines Weingutes ausfindig machen. Gesagt, getan. Als sie Oliver Feeberger zurück in den heimischen Buschenschank bringt, soll sie für den Rest der Saison gleich mit einspringen. Aber wie soll das gehen, wenn sie von Wein, Ausschank und Hofladen bisher keine Ahnung hatte ? Ihr Herz schlägt bei dieser Aufgabe höher...kann das auch daran liegen, dass sich Oliver auch darin einen Platz gesucht hat ?

"Herbstblüten und Traubenkuss" lädt mit einem stimmungsvollen herbstlichen Cover dazu ein, direkt in die Geschichte einzutauchen und sich am Standrand von Wien einzufinden, damit man die Szenen im Buschenschank direkt miterleben kann.
Was als spritzig, witzig und romantisch auf dem Cover angekündigt wird, verliert schnell seinen Reiz, denn die Hauptfigur Mona ist total unselbstständig, lässt sich von ihren Eltern emotional ins Bockhorn jagen und hat auch sonst nicht genügend Mumm in den Knochen, um mal die Ellenbogen auszufahren und sich in der Welt der Erwachsenen zu behaupten. Was sie alles mit sich machen lässt, löst bei mir nur ein Kopfschütteln und Unverständnis aus. Sie wird von allen nur als Puffer, Lückenfüller oder Notlösung regelrecht missbraucht.
Die Geschichte lebt eigentlich von Oma Lore, die der gute Geist des Buschenschanks ist und ihre warmherzige, gütige Art ist Balsam für die Seele. Das war es aber dann schon an Rührseligkeiten, denn Romantik suche ich hier vergebens. Es knistert nicht wirklich zwischen Mona und Oliver, vielmehr läuft alles recht emotionslos ab. Dabei bietet die Lokalität doch so viel potential, um Romantik, große Gefühle und ländliche Idylle geradezu großzügig an den Leser zu verschwenden.
Wer Emilia Schillings Vorgängerromane gelesen hat, weiß, dass sie das definitiv besser kann. Hier hat sie leider einen Liebesroman geschrieben, dem es einfach an Feinfühligkeit, gefühlsbetonten Szenen und Schmetterlingen im Bauch fehlt.
So bleibt es leider nur seichte Unterhaltung ohne Romantik und Mehrwert. Schnell gelesen, aber auch genauso schnell wieder vergessen. Schade