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Veröffentlicht am 04.03.2021

Mehr Wirtschaftskrimi als Thriller

Das Letzte, was du siehst
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Marie hat ihren Job als Polizistin an den Nagel gehängt und umgesattelt. Jetzt ist sie als IT-Beraterin für Immobilienfonds unterwegs und hat Einblick in die Finanzwelt der Banken. Überstunden sind vorprogrammiert ...

Marie hat ihren Job als Polizistin an den Nagel gehängt und umgesattelt. Jetzt ist sie als IT-Beraterin für Immobilienfonds unterwegs und hat Einblick in die Finanzwelt der Banken. Überstunden sind vorprogrammiert und so kommt es, dass sie mal wieder als Letzte das Büro verlassen will. Doch irgendetwas stimmt nicht und sie entdeckt die Leiche ihres Kollegen, der Opfer einer Gewalttat geworden ist. Die Ermittlungen zeigen, dass er Tote alles andere als eine weiße Weste im Unternehmen gehabt hat. Doch wer steckt tatsächlich hinter der Tat ?


"Das Letzte, was du siehst" beginnt mit einem regelrechten Horrorszenario und lässt dem Leser das Blut in den Adern stocken. Grausam und brutal hat der Täter sein Opfer zugerichtet und es regelrecht inszeniert und bildlich festgehalten. Doch nach diesem ersten Schockmoment kommt leider nicht mehr allzu viel an Nervenkitzel und die Handlung verliert sich schnell in einem Wirtschaftskrimi, der mit vielen Fachbegriffen aus dem Investmentbanking und Immobiliengeschäft bestückt ist. Zwar erklärt Marie Kommissar Kellermann, und somit dem Leser, viele Begriffe, aber es bleibt ein schaler Beigeschmack. Man liest viel über Bewertungsstrategie, Fondsanteile, Wertsteigerungen und Kapitaleinlagen und das gehört für mich eher in ein Fachjournal.

Die Handlung baut sich logisch auf, ist über weite Strecken spannend, auch wenn ab etwa der Hälfte deutlich wird, wer die Strippen zieht und aus welchen Beweggründen gehandelt wird. Die Spuren führen allzu deutlich auf das Naheliegendste , auch wenn die Autorin immer wieder versucht, einen anderen Täter in den Fokus zu rücken. Die Figuren sind abwechslungsreich angelegt, bieten ein breites Spektrum an Charakterzügen und ermöglichen dem Leser Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt.

Mache Szenen sind nichts für schwache Nerven denn die Bilder der Opfer, die brutal misshandelt und verstümmelt worden sind, gehen durch Mark und Bein und zeigen mit aller Deutlichkeit die Perversität des Täters.

Für einen Thriller fehlt mir der Nervenkitzel und die Spannung, die über den gesamten Verlauf der Handlung spürbar sein muss. Hier sind es immer wieder einmal kurze Momente, die für Luft anhalten und kalte Hände sorgen, aber die Wechselwirkung zwischen Anspannung und Entspannung ist weniger gut ausgearbeitet.

Für den Start der Serie kann ich daher nur drei Sternchen vergeben, denn es ist noch ordentlich Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 02.03.2021

Die Entstehung unseres Kontinets

Die Geologie Europas
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Dieses Buch befasst sich recht fachmännisch mit der Entstehung unseres Kontinents und der Autor setzt voraus, dass seine Leserschaft über eine gewisse Grundkenntnis verfügt, um seinen Ausführungen folgen ...

Dieses Buch befasst sich recht fachmännisch mit der Entstehung unseres Kontinents und der Autor setzt voraus, dass seine Leserschaft über eine gewisse Grundkenntnis verfügt, um seinen Ausführungen folgen und sie somit verstehen zu können. Wer sie noch nicht oder auch nur ansatzweise mit Geologie beschäftigt hat, wird viele Fachbegriffe (Alpidische Orogenese, Axial-Zone, Dinariden) finden, die auf den ersten Blick unverständlich sind und die man nachschlagen bzw. nachlesen muss. Das bremst den Lesefluss ziemlich ein und schmälert das Leseerlebnis, denn dieses Buch ist an und für sich schon interessant, was Aufbau, Inhalt und Präsentation betrifft.

Man merkt sehr deutlich, dass Graham Park ein absolutes Ass auf diesem Gebiet ist, ist er doch Professor für Geologie. Er weiß sein Steckenpferd wirklich mit Sachverständnis und vielen Details aufzubereiten, doziert fachlich sicher , aber für die Nichtkenner dieses Fachgebietes geht es zu sehr ins Professionierte und das sorgt bei manch einem für dauerhafte Fragezeichen.

Seine Ausführungen sind wissenschaftlich fundiert, mit vielen erklärenden Zeichnungen, Grafiken und mit teilweise recht spektakulären Fotos ( Eruption am Ätna, Sonnenuntergang in den Dolomiten, Kreidefelsen Seven Sisters) versehen, die man sich gerne anschaut und die für eine gewisse Auflockerung sorgen.

Wer sich für die Entstehung unsere Kontinents interessiert, gewisse Vorkenntnisse besitzt und sich schon etwas länger mit dieser aufregenden Epoche in der geologischen Geschichte befasst, wird dieses Buch lieben.

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Veröffentlicht am 01.03.2021

Fachliche Vorkenntnisse sind hier ein Muss

Vulkane in Deutschland
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Da ich selbst in einer Region wohne, in der die Vulkane quasi um die Ecke zu finden sind, hat mich dieses Buch natürlich sehr interessiert. Vogelsberg und Rhön, aber auch die ländliche Gegend um Laubach ...

Da ich selbst in einer Region wohne, in der die Vulkane quasi um die Ecke zu finden sind, hat mich dieses Buch natürlich sehr interessiert. Vogelsberg und Rhön, aber auch die ländliche Gegend um Laubach herum sind seit meiner Kindheit feste Bestandteile von Wanderungen und Erkundungstouren,denn nicht erst seit der Corona-Pandemie gibt e so viel vor der eigenen Haustür zu entdecken. Als Kind gehörte der obligatorische Schulausflug zur Grube Messel, auf den Katzenbuckel oder zur Wasserkuppe einfach zum festen Programm

Die Landschaften in Deutschland sind ohne den Vulkanismus kaum denkbar und von ihm geprägt, haben sichtbare Spuren und solche, die es erst noch ausfindig zu machen gilt.

Gottfried Hofbauer präsentiert mit sehr viel Enthusiasmus dem interessierten Leser seine Welt der Vulkane, die er mit übersichtlichen Darstellungen, Illustrationen und vielen Bildern zugänglich macht. Er berichtet über erstarrte Lavaströme, Maare und Schlackekegel - alles Hinweise und Zeitzeugen der feurigen Aktivitäten von einst.

Das Buch ist allerdings für Quereinsteiger oder Laien nicht unbendingt geeignet, denn fachliche Vorkenntnisse sind hier ein Muss, um all die Begriffe einordnen und mit ihnen umgehen zu können, damit aus dieser anschaulichen Erdgeschichtsstunde keine Frustration wird, denn dieses Buch geht schon recht in die Tiefe und man merkt, dass der Autor ein Experte auf diesem Gebiet ist.

Wer noch nicht so viel Know-how besitzt, fühlt sich schnell mit der Flut an Wissen überfordert, verliert leicht de Überblick und steckt auf. Allerdings sind die im Buch aufgeführten GPS-Daten ein Trost für weniger routinierte Vulkanisten, denn mit ihnen lassen sich die im Buch vorgestellten Vulkanlandschaften und Orte leicht erkunden und mit einer Wanderung "erobern".

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Veröffentlicht am 27.02.2021

Königliches Leiden mit gereimten Versen

König Pups
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König Pups hat ein großes Problem mit seiner Verdauung, denn egal wo er geht und steht muss er pupsen und das stinkt fürchterlich. Alle Ratschläge sind wortwörtlich mit dem Wind fortgeweht und der König ...

König Pups hat ein großes Problem mit seiner Verdauung, denn egal wo er geht und steht muss er pupsen und das stinkt fürchterlich. Alle Ratschläge sind wortwörtlich mit dem Wind fortgeweht und der König weiß nicht mehr weiter. Bis eines Tages die Pupse dem König helfen, sein Königreich zu verteidigen...


Mit einfachen kindgerechten Zeichnungen wird hier die (Leidens-) Geschichte von König Pups skizziert und mit gereimten Versen für Kinder und Vorlesende zu einem oft kurzweiligen Vergnügen, denn der ein oder andere Schlagreim sorgt für Grinsen und Gekicher. Allerdings ist die Wortwahl nicht immer sehr verständlich für kleinere Kinder, denn manche Ausdrücke wirken recht antiquiert und verleihen dem Buch einen etwas altmodischen Charme. Es kommt zu häufigen Nachfragen seitens der Kinder, da sich Ausdrücke wie Leibarzt, fulminat, Verdruss und lobpreisen nicht mehr in unserem alltäglichen Sprachgebrauch finden lassen.

Auch bekommt der arme kleine König immer eines auf den Deckel, sodass der Eindruck entsteht, dass er im eigenen Königreich ausgrenzt und nicht akzeptiert wird. Erst als der König die rettende Idee hat, wendet sich das Blatt und er bekommt die Anerkennung, die ihm zusteht.

Das Buch kann leider nicht ganz so überzeugen und ist eher ein Nischenprodukt, aber es wird sicherlich Leser finden, die es von ganzem Herzen mögen.


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Veröffentlicht am 24.02.2021

unkle Geheimnisse, doch vieles ist schnell allzu offensichtlich

Die Akte Hürtgenwald
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So schnell kann es gehen und man wird im Handumdrehen strafversetzt. Straubinger wird in die Kupferstadt Stolberg abkommandiert, aber nicht etwa, um zu ermitteln, sondern um alte verstaubte Akten zu sortieren. ...

So schnell kann es gehen und man wird im Handumdrehen strafversetzt. Straubinger wird in die Kupferstadt Stolberg abkommandiert, aber nicht etwa, um zu ermitteln, sondern um alte verstaubte Akten zu sortieren. Während er zwischen Aktendeckeln, Ablagemappen und Staubflusen hin und her pendelt, stößt er auf einen uralten Fall, der nie geklärt worden ist. Und Straubinger ahnt, dass da viel mehr dahinter steckt, als man zunächst vermutet. Seine Ermittlungen drehen das Rad der Zeit zurück und decken ein Familiengeheimnis auf...


"Die Akte Hürtgenwald" ist der Startschuss zu einer neuen Krimi-Reihe aus der Feder von Lutz Kreutzer. Dabei entführt der Schreibende den Leser in ein sagenumwobendes Dorf am Rande der Eifel und lässt die Erinnerungen an eine Zeit wieder aufleben, die viele der Dorfbewohner gerne verdrängen und vergessen möchten.

Wie von Kreutzer gewohnt, breitet er einen Fächer an unterschiedlichen Charakteren aus, die die Geschichte beleben und interessant machen. Vom Kneipenwirt, der Qualitäten eines Werbetexters besitzt, über einen Maler mit PTBS, von einer alternden Granddame, die Probleme mit dem zunehmenden körperlichen Verfall hat bis hin zum begnadeten Koch findet man hier unglaublich viele Figuren, die alle irgendwie mit dem Fall zu tun haben und doch nicht viel von sich preisgeben.

Die Handlung ist in zwei Erzählstränge unterteilt, die abwechselnd einen Einblick in die Ereignisse der 1950er Jahre geben und so einen Einfluss auf die Ermittlungen in der Gegenwart ausüben.

Der ungelöste Fall wirft viele Fragen auf und genau da liegt auch das Problem des Romans - aus vielen Fragen werden zahlreiche Handlungstränge, die mal mehr, mal weniger zur Auflösung des Rätsels beitragen und somit Schauplätze eröffnen, die die Erzählung unnötig aufbauschen und in die Länge ziehen. Dadurch bleibt oft die Spannung auf der Strecke, zumal ein offensichtlich zu banaler Hinweis im ersten Drittel den aufmerksamen Leser schon erahnen lässt, dass da mehr dahinter stecken muss. Das finde ich unglaublich schade, denn man fixiert sich regelrecht auf diese Person, auch wenn sie immer wieder in der Versenkung verschwindet und dann als Randfigur ihre Auftritte hat.

Die Szenen im Wald, die die ungeklärte Tat schildern, finde ich atmosphärisch sehr gut an den Leser vermittelt und man spürt regelrecht, wie die kleine Seele einen Knacks bekommt und einen irreparablen Schaden davonträgt. Diese Übertragung der Stimmung hätte ich mir für den ganzen Roman gewünscht, aber der Sog bleibt leider auf weiten Strecken aus. So ist die Auflösung dann auch recht unspektakulär und wirkt eher seicht, weil der Aha- Effekt ausbleibt.

Straubinger ist schon ein Unikum und ich würde gerne mehr von ihm lesen, aber er - und die ganze Krimi-Reihe - haben noch ordentlich Luft nach oben, damit daraus echte Gassenhauer werden.

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