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Veröffentlicht am 28.08.2018

Wenn nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint - Reisebericht mit Stolpersteinen

Römisches Fieber
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Franz Wecker hat es so satt - seine Traum vom Schriftstellerdasein scheint geplatzt und er flüchtet sich aus dieser Schmach. Am Gardasee angekommen, trifft er auf einen erfolgreichen Jungschriftsteller, ...


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Franz Wecker hat es so satt - seine Traum vom Schriftstellerdasein scheint geplatzt und er flüchtet sich aus dieser Schmach. Am Gardasee angekommen, trifft er auf einen erfolgreichen Jungschriftsteller, der auf dem Weg nach Rom ist. Durch einen (un)glücklichen Zufall nimmt Franz dessen Identität an und taucht dann in Raum in das Leben der Künstler ein. Doch wie das so ist mit den Lügengebilden - irgendwann drohen sie einzustürzen, weil da immer einer ist, der das Gerüst ins Wanken bringt...

"Römisches Fieber" ist ein Roman, der mit viel trockenem Humor und teilweise bissiger Ironie geschrieben ist. Da das nicht so ganz meine Art des Humors ist, fällt es mir schwer, in dieses Buch hineinzukommen und der Geschichte zu folgen bzw. ihr den nötigen Respekt abzuverlangen. Ich bin nicht richtig warm geworden mit den feinen Spitzen und das hat mir das Lesen erschwert.
Die Szenen am Gardasee, die Landschaftsbeschreibung und das Flair haben mich zu Beginn noch abgeholt und fasziniert, doch mit Fortschreiten des Buches bin ich immer weniger mit Franz und seinen Künstlerfreunden zusammengekommen. Der Roman ist nicht schlecht, im Gegenteil - die Handlung ist abwechslungsreich, spannend und lässt den Blick hinter die Kulissen zu. Die leicht kriminalistischen Einflüsse geben dem ganzen noch einen gewissen Kick, aber ich konnte mit der Erzählung leider nicht viel anfangen. Was jedoch bleibt ist die Botschaft, dass man ruhig etwas genauer hinsehen sollte, wenn man Menschen begegnet und sich die Frage stellt, ob es nun die wahre Identität ist, die einem da ins Gesicht lacht oder doch eher eine Maske. Der schmale Grat zwischen Lüge und Wahrheit,und dem Umgang mit einem solchen Lügengebilde wird hier zwar überspitzt, aber doch eindrucksvoll zu Papier gebracht.
Für mich ein Reisbericht mit Stolpersteinen - für einen anderen Leser sicherlich das Non-plus-Ultra
.

Herzlichen Dank an den Piper Verlag, der mir dieses Lese-Exemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt hat. Diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Liebesgeschichte, Chorgesang und Osteseecharme auf perfekte Art verbunden

Mein wunderbarer Küstenchor
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Die Winterpause steht in Klütz vor der Tür und Britta, Leiterin des kleinen Strandhotels, steht vor der großen Aufgabe, das Winterloch mit sinnvollen Tätigkeiten zu füllen. Einziger Halt ist der Chor des ...

Die Winterpause steht in Klütz vor der Tür und Britta, Leiterin des kleinen Strandhotels, steht vor der großen Aufgabe, das Winterloch mit sinnvollen Tätigkeiten zu füllen. Einziger Halt ist der Chor des Städtchens, in dem Britta schon jahrelang singt und die Aussicht auf einen Aufritt in Finnland. Doch als Chorleiter Dustin aus beruflichen Gründen wegziehen muss, die männlichen Stimmen im Chor wegbrechen, scheint die Singgemeinschaft vor dem Aus zu stehen. Doch Britta wäre nicht Britta, wenn sie nicht die Ärmel hochkrempeln und mit aller Macht versuchen würde, den Chor zu retten...

Janne Mommsen ist mal wieder ein richtiger Glückgriff gelungen. Mit seinen warmherzigen und liebevollen Charakteren zaubert er sofort ein Zugehörigkeitsgefühl und lässt mich so ein Mitglied der sangesfreudigen Stadtbewohner werden. Seine Schilderungen von Chorlust- & Frust sind glaubwürdig, lassen mich sogar manchmal vermuten, dass unheimlich viel vom Autor selbst auch in dieser Geschichte steckt. Denn mit so viel Liebe zum Detail, tollen Einblicken in die Welt der Musik und des Chorgesangs und den wundervollen Liedern, die einem sofort die Ohrwürmer ins Ohr schleichen lassen, kann man nur eines haben - ein Herz für Musik.
Die Erzählung liest sich leise und unaufgeregt, was aber nicht gleichbedeutend für langweilig ist, sondern es entsteht ein für den Autor typischer Charme im Buch, der mich Ostseefeeling, Wellenglitzern trotz eisiger Temperaturen im Buch und ganz vielen warmherzigen Protagonisten umfängt.
Es gibt hier und da kleine und größere Katastrophen, die allesamt mit vereinten Kräften durchgestanden werden und am Ende siegt die Liebe

Fazit: Janne Mommsen vereint Liebesgeschichte, Chorgesang und Ostseecharme zu einem wundervollen Roman, der Lust aufs Singen macht, wenn man nicht gerade ein niedliches Brummeisen in der Stimme hat (so wie ich gg)

Veröffentlicht am 22.08.2018

Gibt tiefe Einblicke in das Leben einer Hoteliersfamilie, der Erfolg Fluch und Segen zugleich ist

Wildblütenzeit
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Jakob Haug führt das wichtigste Gespräch in seinem Leben - er soll Rechenschaft ablegen über seine Verbindungen zu den Nazis, die während dem Krieg in seinem Hotel sich die Klinke in die Hand gedrückt ...

Jakob Haug führt das wichtigste Gespräch in seinem Leben - er soll Rechenschaft ablegen über seine Verbindungen zu den Nazis, die während dem Krieg in seinem Hotel sich die Klinke in die Hand gedrückt haben. Doch wie erklärt man einem amerikanischen Offizier, dass Traditionen, Erfolg und Familie zugleich Fluch und Segen bedeuten, wenn man ein erfolgreiches Hotel wie das Traditionshaus "Zum Markgrafen" führt ?

"Wildblütenzeit" fasziniert mich zum einen durch das Cover, da mich das Titelbild schon dazu einlädt, mich auf eine Zeitreise zu begeben und so dem Schicksal der Hoteliersfamilie Haug beizuwohnen.
Zum anderen besticht dieser Roman durch aufwendige Recherche, die gekonnt Fiktion und Realität in diesem Buch vereint. Dabei stellt die Autorin das Leben in und um das Hotel sehr realitätsnah dar, gibt mir als Leser einen Einblick in das geschäftige Treiben und zeigt vor allen Dingen auf, mit wieviel Arbeit es verbunden ist, aus Tradition und Pflichtbewusstsein einen Familienbetrieb erfolgreich zu führen und sich den Neuerungen , sei es politisch oder technisch, anzupassen, um den Betrieb am Laufen zu halten. Dass das nicht immer leicht ist, auch manchmal einen Spagat zwischen der eigenen Überzeugung und der Erwartungshaltung anderer bedeutet, wird hier sehr schön und bildhaft beschrieben. Die Autorin erklärt und belehrt, hebt aber niemals den Zeigefinger und so ermöglicht sie mir auch ein eigenes Urteil über das Tun und Handeln, sodass mir manche Entscheidungen nachvollziehbar aber nicht unbedingt nachahmenswert erscheinen. Man spürt immer wieder deutlich, dass die Protagonisten manchmal gar nicht anders können, als zum Wohle des Hotels zu entschieden, sind sie doch untrennbar mit Erfolg bzw Misserfolg des Hauses verbunden und das lässt manch einen seine Überzeugung, seine innere Einstellung "vergessen".
Die Erzählung nimmt mich mit auf eine bewegende Zeitreise, deren Protagonisten ein packendes und zugleich interessantes Leben vereint und mir somit tiefe Einblicke in das Leben einer Hoteliersfamilie gibt, deren Erfolg Fluch und Segen zugleich ist.

Herzlichen Dank an den Verlag, der mir dieses Rezi-Exemplar kostenfrei über NetGalley zur Verfügung gestellt hat. Diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.

Veröffentlicht am 21.08.2018

Ein buch, das alle Sinne berührt und mit einer wunderschönen Liebesgeschichte verzaubert

L'Osteria antica
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Laura steht vor den Trümmern ihres Lebens, als ihre Großmutter ihr die Osteria antica übergibt. Was ihr im Leben fehlt - die große Liebe und ein Mann, der sie auf Händen trägt - versucht sie mit der liebevollen ...

Laura steht vor den Trümmern ihres Lebens, als ihre Großmutter ihr die Osteria antica übergibt. Was ihr im Leben fehlt - die große Liebe und ein Mann, der sie auf Händen trägt - versucht sie mit der liebevollen Zubereitung ihrer Gerichte an den Gästen wett zu machen und verwöhnt sie nach allen Regeln der italienischen Kochkunst. Da weht ein Brief eines Anwalts ins Haus und dieser gibt die ersten Hinweise auf das Geheimnis ihrer Urgroßmutter. Laura begibt sich auf Spurensuche und entdeckt dabei selbst die große Liebe...

Elma Cancelliere entführt mich mit ihrem Roman "L'Osteria antica" den Leser direkt in das schöne Veneto, lässt Aromen und Düfte durch die Wohnung ziehen und spricht mit ihrer Geschichte alle Sinne an. Die Erzählung um Laura und dem Familiengeheimnis ist nach allen Regeln der Erzählkunst geschrieben und begeistert mit fulminanten Szenen, abwechslungsreichen Dialogen und ganz viel Romantik. Dabei werden immer wieder kleine und große Leckereien förmlich als Geschmackträger serviert. Die Charaktere sind toll skizziert, geben mir das Gefühl, einer von ihnen zu sein und so bin ich Laura, auf der Suche nach der Wahrheit und der großen Liebe, die nach einem kurzen Intermezzo endlich den Schritt in die richtige Richtung wagt und auf ihr Herz hört. Bin Marinella , die zwischen Konvention und tiefer Freundschaft hin- und hergerissen ist und doch erlebe ich hier eine Beziehung, die echter und ehrlicher nicht sein könnte.
Ein Roman mit Geheimnissen, mit Gefühl und einem prickelnden Hauch Erotik - abwechslungsreich serviert wie ein tolles Menü in der Osteria, abgerundet mit einem tollen Rotwein - eben ein Buch für alle Sinne. Und damit man auch nach dem Lesen noch lange von diesem tollen Buch hat, gibt es die Gerichte aus dem Roman am Ende als sehr gut beschriebene Rezepte zum einfachen Nachkochen für das perfekte Osteria-Gefühl Zuhause :)

Veröffentlicht am 20.08.2018

Geht im wahrsten Sinne des wortes unter die Haut

Der Tätowierer von Auschwitz
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Lale Sokolov wird 1942 nach Auschwitz deportiert und erhält dort eine Aufgabe, die noch lange nach dem sinnlosen Morden die Menschheit auf das Schicksal der Juden aufmerksam macht - er muss die Häftlingsnummer ...

Lale Sokolov wird 1942 nach Auschwitz deportiert und erhält dort eine Aufgabe, die noch lange nach dem sinnlosen Morden die Menschheit auf das Schicksal der Juden aufmerksam macht - er muss die Häftlingsnummer auf die Unterarme seiner Leidensgenossen tätowieren. Doch in all der Grausamkeit geschieht etwas Wundervolles - er verliebt sich beim Tätowieren in eine wunderschöne junge Frau. Was keiner geglaubt, ja noch nicht einmal zu hoffen gewagt hat - beide überleben den Holocaust.




Heather Morris erzählt mit eindringlichen Worten die unglaubliche Geschichte über einen Mann, der alles im Leben verloren und doch niemals den Glauben an Mut, Liebe und die Menschlichkeit aufgegeben hat.

Die grausame Fratze des Zweiten Weltkrieges, das sinnlose Morden und das Leid von hundertausenden Menschen in Auschwitz wird hier mit ungeschönten Worten dargestellt. Die Einblicke in Lales Leben sind schockierend, treiben mir die Tränen in die Augen, zerreißen mir das Herz und mehr als einmal frage ich mich, wie hat dieser Mann das alles nur ertragen ? Wie konnte in dieser sinnlosen Massenvernichtung ein zartes Pflänzchen mit Liebe aufkeimen und zwei Menschen glücklich machen ? Kann man hier von Glück sprechen ?

Oft halte ich die Luft an und wage nicht weiterzulesen, denn Lale hat sich mit seinem unerschütterlichen Glauben an das Gute mehr als einmal in Gefahr gebracht. Hat alles riskiert und ...gewonnen. Die Liebe zwischen Lale und Gita gibt den Mithäftlingen Hoffnung, wirkt wie ein helles Licht in der dunklen Nazi-Tötungsmaschinerie und lässt manch einen den Lebensmut nicht verlieren.

Das Nachwort von Sohn Gary lässt noch einmal Liebe, Güte und viel Licht auf das Leben seiner Eltern scheinen und ich ziehe meinen Hut vor Lale und Gita, dass sie mit der Kraft ihrer Leibe die grausamsten und dunkelsten Jahre ihres Lebens gemeistert haben.

Ein berührendes Zeitdokument, das trotz grausamen Schilderungen fasziniert, berührt und im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut geht. Ein Buch gegen das Vergessen.




Herzlichen Dank an den Verlag, der mir dieses Lese-Exemplar kostenfrei über NetGalley zur Verfügung gestellt hat. Diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.