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Veröffentlicht am 27.05.2022

Nüchterne Aufzählung von Ereignissen

So weit wir kommen
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Konrad lässt sich in seinem Urlaub treiben und lebt in den Tag hinein. Das Café Monokel wird dabei zu seinem zweiten Zuhause, denn in der gemütlichen Atmosphäre fühlt er sich wohl und er kann ein paar ...

Konrad lässt sich in seinem Urlaub treiben und lebt in den Tag hinein. Das Café Monokel wird dabei zu seinem zweiten Zuhause, denn in der gemütlichen Atmosphäre fühlt er sich wohl und er kann ein paar Gedanken für sein Buch im Notizbuch verfassen Eine Cafébesucherin weckt sein Interesse und nach einem zaghaften Kennenlernen wird diese zu einer festen Größe in Konrads Leben...

"So weit wir kommen" erzählt vom Treibenlassen, von Auszeiten, alten Gewohnheiten und neuen Erkenntnissen. Dreh- & Angelpunkt ist ein Café in München, das immer wieder als Handlungsort eine Rolle spielt.

Konrad ist ein sachlich-nüchterner Typ, der sich täglich durch die Zeilen der FAZ liest und über den Sinn des Lebens nachdenkt. Allerdings hat er ein großes Problem - Alkohol. Es vergeht kein Tag, an dem Konrad nicht zu tief ins Glas schaut. Der Autor geht eher lax mit der Problematik um, lässt aber keine Gelegenheit aus, um seiner männlichen Hauptfigur die benötigte Getränkezufuhr zu ermöglichen.

Die Geschichte in der Geschichte hat einen vollkommen anderen Ansatz, geht in die Richtung Politthriller und hält für die Lesenden die ein oder andere brutale Szene bereit. Allerdings bleiben die Ideen von Konrad mehr oder weniger lose im Notizbuch hängen.

Es gibt mitunter wirklich schöne Bilde rund Einfälle, die Marek in seiner Handlung verarbeitet. So hält beispielsweise das Tischlein-deck-dich und Schloss Linderhof Einzug in den Roman und Nordhess;innen dürfen sich über den kurzen kulinarischen Auftritt der Ahle Worscht freuen.

Was ich als sehr störend empfinde ist die Tatsache, dass sich der Schreibende auf den Seiten 34 und 35 nicht für eine Schreibweise von Slibovitz festlegen kann/will und so die Lesenden innerhalb weniger Sätze mit drei unterschiedlichen Varianten konfrontiert wird. Auch trägt der eher nüchterne Schreibstil nicht dazu bei, sich in die Figuren hineinzuversetzen. So bleiben die Leser:innen eher aussen vor und finden nur schwer Zugang zu den Protas.

Die Beziehung zu Nastia bleibt nebulös - zwar finden beide Herzen zueinander, aber in die Tiefe gehen die Gefühle nicht wirklich. Es bleibt recht oberflächlich und sie vermittelt das Gefühl, ständig auf Hab acht zu sein.

Zum Finale verwirrt Marek seine Leser:innen vollends, denn hier verschwimmen die Ereignisse aus den Notizen von Konrad mit der eigentlichen Handlung. Es bleibt in mir die Frage zurück: Was will mir dieser Roman vermitteln ?

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Veröffentlicht am 24.05.2022

Nicht Fisch, nicht Fleisch

Der Tod macht Urlaub in Schweden
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Wenn es nicht so makaber wäre, könnte man das freudige Grinsen auf den Gesichtern der Bewohner:innen von Österlen sehen, als bekannt wird, dass Jessia Anderson tot ist. Die mehr als ehrgeizige Maklerin ...

Wenn es nicht so makaber wäre, könnte man das freudige Grinsen auf den Gesichtern der Bewohner:innen von Österlen sehen, als bekannt wird, dass Jessia Anderson tot ist. Die mehr als ehrgeizige Maklerin wollte die Region verschlimmbessern und mit protzigen Luxusbauten "aufwerten". Doch reichen die Aversionen gegen Anderson aus, um ihr wirklich das Geschäft ihres Lebens auf diese Art und Weise zu vermiesen ? Peter Vinston, eigentlich zur Erholung in Österlen, und Tove Espin müssen ihre Befindlichkeiten über Bord werfen, denn der Mörder ist mitten unter ihnen....


Als "unterhaltsamster Spannungsroman...seit langem" und "heiterer Krimi nach britischer Tradition" angekündigt, sitzt die Messlatte enorm hoch...zu hoch, wie sich leider schon nach wenigen Seiten herausstellt. Denn der Start in die neue Krimi-Rehe aus Schweden lässt kein Klischee, kein Fettnäpfchen und keine noch so abgegriffene Wortspielerei aus, um auf sich aufmerksam zu machen.

Es wird mit Pseudoreichtum geklotzt, statt gekleckert, die Figuren wirken alle unglaublich steril und künstlich und staksen relativ unbeholfen in einer bemüht humorvoll konstruierten Handlung herum, deren Pointen weder zünden, noch zum Mundwinkel nach oben verziehen animieren.

Zwischen Gummistiefeln und feinem Zwirn entladen sich Dialoge und Zwistigkeiten, die nicht gerade gehaltvoll sind und bei denen sich die Lesenden fragen, was das Autorenduo mit diesen leeren Worthülsen bezwecken möchte. Die Figuren sind dermaßen überzeichnet, dass sie weder schräg noch liebenswert erscheinen.

Der Fall selbst ist von der Idee her nicht schlecht ausgedacht, aber echte Krimi-Fans entlarven den Täter schon recht früh, sodass die ohnehin wenig vorhandene Spannung gänzlich entweicht. Rätselhaft ist die Handlung jetzt nicht zu benennen. Allerdings ist es mir ein Rätsel, wie dieses Buch zu seinen Lobeshymnen kommt.

Das Setting bietet eine echte Bilderbuchkulisse und zeigt Schweden von seiner schönsten Seite - traumhafte Strände und romantisch blühende Apfelbäume vermitteln ein bisschen das Gefühl, dass Pipi Langstrumpf jeden Moment um die Ecke hüpfen könnte.

Für eingefleischte Krimis-Fans eher eine Enttäuschung, aber wer seichte Kost liebt, wird diese Krimi-Reihe mögen.

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Veröffentlicht am 16.05.2022

Leider eine Bauchlandung

Schatten über Frauenchiemsee
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Normalweise ist eine Flaschenpost doch ein Grund zur Freude, aber in diesem Fall eher nicht. Denn die Botschaften verheißen nichts Gutes und sorgen für Unruhe. Alles hängt mit einem ungelösten Mord auf ...

Normalweise ist eine Flaschenpost doch ein Grund zur Freude, aber in diesem Fall eher nicht. Denn die Botschaften verheißen nichts Gutes und sorgen für Unruhe. Alles hängt mit einem ungelösten Mord auf der Fraueninsel zusammen, der immer noch Fragen aufwirft. Dem muss Schwester Althea im wahrsten Sinne auf den Grund gehen, denn Priorin Jadwiga scheint auch kein unbeschriebenes Blatt zu sein...

Düster und schwer hängen die Wolken über dem Chiemsee und lassen ahnen, dass hier das ein oder andere Geheimnis im Verborgenen liegt. Wenn das Cover schon eine solch unheilschwangere Stimmung verbreitet, wie wird dann die Handlung sein ?

Die Ernüchterung kommt schon nach wenigen Seiten und Enttäuschung macht sich breit, denn es passiert nicht wirklich viel, was als spannend und mitreißend zu bezeichnen wäre. Vielmehr laufen die Figuren recht planlos durch die Handlung und versuchen krampfhaft herausfinden, wer ihnen da so übel mitspielt. Fatalerweise sind sie aber die Einzigen, die den Täter nicht entlarven, denn die aufmerksamen Leser;innen erkennen schon recht früh die Lösung.

Der Schreibstil der Autorin wirkt bemüht, unsicher und ist manchmal recht kryptisch - nicht was den Fall betrifft, sondern den kompletten Inhalt. Auch nimmt sie mitunter die Auflösung einer Szene als Nachsatz vorweg, sodass sie die Spannung herausnimmt. Die Frage ist : Warum ?

Ein Krimi lebt von den vielen offenen Fragen, die sich um Tat, Hergang und Motiv aufbauen wie ein Turm, den die Ermittelnden zum Einsturz bringen müssen. Hier stellen sich mir aber die Fragen, nach welchem Konzept dieser Krimi angelegt wurde, da vieles einfach zu offensichtlich ist und die Protas nicht wirklich überzeugen.

Fazit: Nach "Radibutz", den ich regelrecht inhaliert habe", wollte ich noch mehr von Ina May kennenlernen. Aber mit diesem Roman hat sie sich bei mir selbst ins Aus geschossen. Diese Reihe werde ich nicht weiter verfolgen.

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Veröffentlicht am 05.05.2022

Ungewöhnlich, aber leider so gar nicht meins

Verheizte Herzen
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Es ist wohl das Worst-Case-Szenario schlechthin, wenn ein Anruf kommt, der einem von jetzt auf gleich den Boden unter den Füßen wegreißt. Und genau das passiert, als Ana per Telefon erfährt, dass ihr heimlicher ...

Es ist wohl das Worst-Case-Szenario schlechthin, wenn ein Anruf kommt, der einem von jetzt auf gleich den Boden unter den Füßen wegreißt. Und genau das passiert, als Ana per Telefon erfährt, dass ihr heimlicher Geliebter verstorben ist. Und als würde das noch nicht reichen, erhält sie diese Hiobsbotschaft ausgerechnet von seiner Frau. Aber das Schicksal ist ein echter Mistkerl und setzt noch einen obendrauf. Ana muss das Testament von Connor vollstrecken und will dabei doch lieber nur in tiefer Trauer versinken. Getrieben von ihrem Verlust, sucht sie die Nähe zu Rebecca und blickt dabei auf das wackelige Gerüst, das einmal ihre Affäre war...

Ich muss gestehen, dass mich der Klappentext in Verbindung mit dem poetisch wirkenden Cover total angefixt hat und ich musste einfach dieses Buch lesen. Die ungewöhnliche Versform weckt in mir die Vorstellung, durch eine Erzählung mit großen Gefühlen, Melancholie und aufwühlenden Zeilen getragen zu werden, die mich tief im Innern berührt.

Aber nichts dergleichen passiert, denn Ana schafft es schon nach wenigen Verszeilen, dass ich mich komplett von ihr abwende und mich ihr versperre. Sie ist ist unglaublich anstrengend.Ihr verzweifelter Versuch, in Rebecca so etwas wie ein Leidensgenossin zu finden, wirkt auf mich übergriffig und ich versuche sie immer wieder von mir abzuschütteln, da ich mit dieser Art der "Belagerung" einfach nicht klar komme.

Vielmehr erfüllt Ana alle Merkmal der klischeehaften Geliebten, die sich an einen Mann heran schmeißen, auf den letzten Schritt warten, dass er endlich die Familie verlässt und mit ihr das große Glück genießt.

Das Konstrukt, auf dem sich die Affäre mehr schlecht als recht bewegt, fällt bei näherem Hinsehen immer mehr in sich zusammen und macht immer mehr deutlich, wie sehr sich Ana emotional abhängig macht und sich dabei ein Stück weit selbst aufgibt. Passt aber nicht ganz in das egoistische Weltbild von ihr, da sie sich alles nimmt, was sie meint, dass es ihr zusteht.

Die ungewöhnliche Versform tut ihr Übriges, um Abstand statt Nähe zu produzieren und ich kann weder die Trauer noch die inneren Qualen nachspüren, die mir der Klappentext vorspiegelt.

Einen Versuch war dieses außergewöhnliche Buch auf jeden Fall wert, aber das Experiment Ana und die Versform sind in meinen Augen grandios gescheitert.

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Veröffentlicht am 24.04.2022

Zwänge, Ängste und Neurosen erdrücken die Handlung

Schwarzlicht
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Ist hier wirklich nur ein Zaubertrick missglückt oder hat jemand eine gute Illusion dafür missbraucht, um das Opfer gefügig zu machen, um am Ende doch gnadenlos zuzustechen? Diese Frage muss sich Mina ...

Ist hier wirklich nur ein Zaubertrick missglückt oder hat jemand eine gute Illusion dafür missbraucht, um das Opfer gefügig zu machen, um am Ende doch gnadenlos zuzustechen? Diese Frage muss sich Mina Dabiri stellen, als sie die Ermittlung zu ihren neuen Fall aufnimmt. Sie kommt nicht weiter und sucht Hilfe und psychologische Unterstüzung bei Vincent Walder, der als Mentalist auftritt. Kann er die erhoffte Wendung im Fall bringen, weil er weiß, wie man Menschen liest und manipuliert?


Die ersten Seiten des Buches sind der Hammer - die klaustrophische Enge in der Box, Todesangst und die Erkenntnis, dass aus dieser Gefangenschaft kein Entkommen ist, lassen die Gänsehaut auf die Arme kriechen und die Finger kalt vor Anspannung werden. Wenn der Beginn schon so ein Knüller ist, wie wird dann der Rest der 600 Seiten?

Ernüchternde Feststellung nach wenigen Kapiteln - leider kann das Autoren-Duo sie Versprechungen der ersten Seiten nicht halten und stürzt die Leser,innen in tiefe Verzweiflung, weil die Spannung immer mehr abflaut und die Handlung von den Zwängen und Neurosen des Ermittler-Duos erdrückt werden.

Die Kombination aus einem Asperger-Autisten und einer Ermittlerin mit Mysophobie klingt außergewöhnlich und reizvoll. Aber aus den generalisierten Angststörungen und Ticks werden langsam aber sicher enervierende Eigenarten, die den Lesenden die Freude am Krimi nehmen und sie regelrecht weg ätzen.

Der Fall an und für sich ist gut erdacht und polarisiert, bietet er doch jede Menge visuelle und psychische Reize, die es zu entschlüsseln gilt. Aber von Magie zu sprechen, die die Lesenden gefangen nimmt und ihnen die Welt der paranormalen Phänomene zeigt, ist das Buch weit entfernt.Ich vermisse das Einfühlen in die Personen, das Lesen der Körpersprache und vor allen Dingen die "Gedankenkontrolle", die als Nebeneffekt bzw. Übersprunghandlung auf die Leser:innen übergehen sollte.

Was folgt ist eine mehr oder weniger routinierte Abhandlung von Ereignissen, die schon recht früh des Rätsels Lösung bereit hält. Wer ein bisschen Geschick und Kombinationsgabe besitzt, kommt recht schnell zum Erkennen der Zusammenhänge und "enttarnt" den Täter.

Die Figuren bleiben weit hinter ihren Möglichkeiten zurück und vermitteln das Gefühl, mehr mit sich selbst als mit dem Fall beschäftigt zu sein. Psychologische Spielchen, Täuschungen und das Knacken eines Codes sind die Schlagwörter, die verlocken. Allerdings ist davon nicht viel im Buch vorhanden und die 600 Seiten sind eine recht zähe Lektüre.Leider eine herbe Enttäuschung und es ist fraglich, ob ich hier am Ball bleiben werde.

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