Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Lesejury Star
offline

kati-katharinenhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kati-katharinenhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.05.2020

Enttäuschung auf der ganzen Linie

Die verlorene Tochter der Sternbergs
1

Berlin 1939 ist nicht mehr das Berlin, was man als sicheres Zuhause für Familie Sternberg bezeichnen kann. Amanda Sternberg beschließt, ihre Kinder zu retten und auf dem Seeweg nach Kuba zu schicken. Doch ...

Berlin 1939 ist nicht mehr das Berlin, was man als sicheres Zuhause für Familie Sternberg bezeichnen kann. Amanda Sternberg beschließt, ihre Kinder zu retten und auf dem Seeweg nach Kuba zu schicken. Doch das Mutterherz kann nicht loslassen und so beschließt Amanda schweren Herzens, nur ihre Tochter Viera in die Obhut eines allein reisenden Ehepaares zu geben und sich selbst mit der kleine Lina nach Frankreich zu retten. Aber auch in Frankreich holt sie bald der braune Alltag ein und die Nazis machen nicht Halt vor weiteren Gräueltaten…

„Die verlorene Tochter der Sternbergs“ beginnt in der Gegenwart und lässt uns daran teilhaben, wie eine betagte Dame beim Lesen von alten Briefen einen Herzstillstand erleidet. Diese Tatsache ist der Auslöser für die Rückkehr von lang verdrängten Erinnerungen, die Elise nun wieder zulässt.
Die Zeit wird zurückgedreht und man wird Zeuge, wie der braune Sumpf an die Macht kommt, sieht hilflos mit zu, wie die Bücherverbrennungen und Judenhetze stattfinden und lebt mit Familie Sternberg in Angst und Schrecken. Leider wir im Buch diese Zeit und die schrecklichen Ereignisse nur angerissen und man galoppiert förmlich durch dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte. Hier hätte ich mir mehr Tiefe und Aufmerksamkeit durch den Autor gewünscht.
Leider kann ich manche Handlungen von Amanda Sternberg überhaupt nicht nachvollziehen und so ist es mir schleierhaft, wie man sich als Mutter dafür entscheidet, nur ein Kind wegzugeben und mit dem anderen an der Hand quasi durchzubrennen. Hier drängt sich mir die Frage auf, ob Amanda die eine Tochter lieber hat als die andere. Beide Kinder verhalten sich seltsam ruhig und bei Viera auf dem Schiff ist von Panik, Trennungsschmerz und Tränen nichts zu spüren. Sie lässt das alles irgendwie stoisch über sich ergehen…kein Kind würde sich so verhalten. Diese Szenen sind in meinen Augen wenig glaubhaft.
Wer „Das Erbe der Rosenthals „ gelesen hat, wird in diesem Roman viele Parallelen finden und manchmal erschient es mir so, als habe der Autor die Ideen, die er im vorherigen Buch für gut befunden hat, einfach nochmal in seinem aktuellen Buch verwendet und ein wenig abgewandelt.
In den Episoden in Frankreich dreht sich vieles um Nichtigkeiten, die aber vom Autor sehr ausschweifend erzählt werden und damit das Buch künstlich aufbauschen. Hingegen werden wichtige Sachverhalte und Ereignisse, wie z. Bsp. Pater Marcels Zugehörigkeit zum Widerstand, eher stiefmütterlich behandelt und mit einigen belanglosen Sätzen abgespeist.
Die Handlung spult sich mehr oder weniger spannend ab, weil ich Amandas Tun und Wirken überhaupt nicht verstehe – auf der einen Seite soll sie kämpferisch wirken und fährt die Ellenbogen aus, aber im gleichen Atemzug ergibt sie sich scheinbar willenlos ihrem Schicksal, welches nebulös und ungeklärt bleibt.
Ich hatte mir die Geschichte anders vorgestellt. Spannender, aufwühlender, mitreißender, mehr das Gefühl, dass sie unter die Haut geht und mich berührt - aber nichts von alledem passiert.
Ich lese die Seiten weg, aber ich könnte jetzt nicht sagen, dass es mich gefühlsmäßig mitreißt und vom Hocker haut.
Dazu kommt noch der wenig überzeugende Schluss….Elise erhält die Briefe, die Erinnerungen kommen zurück, ein Wiedersehen der Schwestern wird es nicht geben. Alles bleibt irgendwie im Raum stehen und findet keinen richtigen Zusammenhang.
Mir stellt sich die ganze Zeit die Frage, warum man eine Geschichte so ausufernd erzählt, wenn sie dann doch nichtssagend und ohne Emotionen bleibt.
Wenn ich meine Enttäuschung bewerten dürfte, dann würde ich 5 Sterne geben – meine Begeisterung schafft es gerade mal auf 1 Stern.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Thema
  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 26.04.2020

Dieses Eis schmeckt mir nicht

Das kleine Eiscafé
0

Das war es wohl mit all den Liebesschwüren, die Sophie irgendwann einmal von ihrem Freund Angelo zu hören bekommen hat. Der Kerl hat sich einfach aus dem Staub gemacht und alles mitgenommen, was ansatzweise ...

Das war es wohl mit all den Liebesschwüren, die Sophie irgendwann einmal von ihrem Freund Angelo zu hören bekommen hat. Der Kerl hat sich einfach aus dem Staub gemacht und alles mitgenommen, was ansatzweise nach Geld aussieht. Sophie steht vor dem Nichts, lediglich Angelos alte Eismaschine ist ihr geblieben. Sophie fährt nach Langeoog, um ihr zersprungenes Herz wieder zu flicken und sich im Nordseewind den Kopf freipusten zu lassen. Doch satt Traurigkeit im Strandkorb wartet auf sie eine Aufgabe: sie soll Tante Fredas Kiosk hüten. Der läuft alles andere als rosig und Sophie hat eine Idee. Sie will mit Angelos alter Eismaschine ihre eigenen Eiskreationen an die Insulaner bringen. Und dann gibt es da noch Matteo, der Besitzer des Eiswagens von nebenan...Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft

Ich lasse mich gerne von Inselromanen und Wellenglitzern zum Lesen verführen und haben mir wieder einmal die Finger verbrannt, obwohl ich mir geschworen habe, nie mehr ein Buch anzufassen, das in seinem Titel das Adjektiv "klein" oder sonstige verniedlichenden Wörter trägt.
"Das kleine Eiscafé" ist nämlich gar kein Eiscafé, sondern schlichtweg und einfach ein Kiosk, der jemanden braucht, um frischen Wind in die angestaubten Bretter zu bringen. Auch sonst ist einiges irreführend, denn Sophie verwandelt nicht wirklich den Kiosk in ein Eiscafé, sie probiert ein wenig mit der Eismaschine herum und tüftelt, aber nicht an Speiseeis, sondern an ihren Backwaren, denn sie ist eigentlich Bäckerin.
Damit der irrwitzigen Geschichte aber noch nicht genug. Wenn Sophie schon die Möglichkeit hat, das erlernte Bäckerhandwerk in die Tat umzusetzen und die Menschen auf der Insel mit leckeren Backwaren glücklich zu machen, so nutzt sie diese Gabe nicht wirklich, sondern sie verkauft ….abgepackte Fertigware. Was soll das ?
Ihr ständiges Wehklagen und sich Selbstbemitleiden zerrt ganz schön an meinen Nerven und ich frage mich, wie diese Frau bisher in ihrem Leben überhaupt einen Fuß vor den anderen setzen konnte, wenn sie noch nicht einmal in der Lage ist, aus den ihr gebotenen Möglichkeiten eine Chance zu ergreifen, um endlich ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Ich habe dann einfach angefangen, die Seiten quer zu lesen, weil sich durch die ständig wiederholenden Zusammenfassungen der vorhergehenden Ereignisse nicht Neues ergeben hat.
Lediglich die Insel kann mit Charme und viel Flair punkten, aber das ist mir für einen Sommerroman einfach zu wenig. Schade, dieses Eis schmeckt mir wirklich nicht und ich lasse ein für allemal die Finger von Buchtiteln mit verniedlichenden Wörtern im Titel.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.03.2020

Von Krimi keine Spur

Tod in Oberammergau
0

Kurz vor den Passionsspielen in Oberammergau werden Emil und Phillipp als Tatverdächtige eines bizarren Ritualmordes auf dem "Heilligen Berg der Franken" quer durch Bayern gejagt. Beide versuchen verzweifelt, ...

Kurz vor den Passionsspielen in Oberammergau werden Emil und Phillipp als Tatverdächtige eines bizarren Ritualmordes auf dem "Heilligen Berg der Franken" quer durch Bayern gejagt. Beide versuchen verzweifelt, ihre Unschuld zu beweisen und stoßen dabei auf eine sensationelle Entdeckung, die im Zusammenhang mit der Kreuzigung und Auferstehung Jesu steht. Was liegt da also näher, als "Unterschlupf" in der Riege der Schauspieler in Oberammergau zu suchen und ein wenig mitzumischen. Doch es kommt alles anders....

Ich liebe die Ammergauer Alpen, Oberammergau ist für mich so etwas wie eine zweite Heimat geworden und daher habe ich mich auf diesen Regio-Krimi ganz besonders gefreut.
Das als schwarzhumorig und herrlich schonungslos angekündigte Buch kann aber schon nach wenigen Seiten nicht halten, was die Ankündigung verspricht. Im Gegenteil - die Geschichte ist eine müde Zusammenfassung der Krimis "Fromme Sünde" und "Heiliger Bastard" und hat nur hier und da einige abgeänderte Sequenzen als "Neuerung" hinzugefügt bekommen. Von Wortwitz und Schonungslosigkeit keine Spur - dafür aber umso mehr brachialer Humor, der sich über die gesamte Länge des Buches wie ein roter Faden durch die Kapitel zieht und selbst mit ein paar Maß Bier intus nicht erträglicher wird.
Spannung und Nervenkitzel sucht man hier vergebens und ich bedauere die armen Bewohnern des schönen Örtchens und Oberammergau selbst, dass man hier zu einer solchen Verunglimpfung greifen muss, um auf den Zug der Erfolgswelle rund im die (hoffentlich) bald startenden Passionsspiele aufzuspringen. Selbst diese Aktivitäten sind nicht glaubwürdig, da man nicht so einfach als Mitwirkender bei den Passionsspielen aufgenommen wird. Es gelten strenge Bestimmungen, die man hier komplett außer Kraft setzt...nicht sehr authentisch.
Bitte verschont uns Leser demnächst mit solchen wahnwitzigen Ideen, denn sie ziehen die Arbeit der Organisatoren und Mitwirkenden der Passionsspiele nur unnütz ins Lächerliche und schrumpfen ihre aufopferungsvolle Leistung auf ein Minimum zusammen. Das haben sie definitiv nicht verdient.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.11.2019

Kurzgeschichte in nerviger Sitcom-Manier

Franki goes Hiddensee
0

Horst-Frank Demmler, genannt Franki, folgt der Weihnachtseinladung seines Chefs nach Hiddensee, um dort, so hofft er , zum Deichgrafen der Immobilienwelt ernannt zu werden. Mit Frau, Kind und Hund im Gepäck ...

Horst-Frank Demmler, genannt Franki, folgt der Weihnachtseinladung seines Chefs nach Hiddensee, um dort, so hofft er , zum Deichgrafen der Immobilienwelt ernannt zu werden. Mit Frau, Kind und Hund im Gepäck erscheint der Weg auf die Insel einer unendlichen Geschichte gleich. Jede noch so kleine Panne, jeder noch so kleine Fehltritt wird von Leon "Engelchen" flimisch für die Nachwelt festgehalten. Und auf der Insel erlebt Franki sein ganz persönliches Weihnachtswunder...

Der Klappentext verspricht eine äußerst kurzweilige, humorige Lektüre, die mit Schenkelklopfern für Lachmuskelkater sorgt. Doch schon nach wenigen Seiten ist klar, hier agiert der bisher unbekannte Zwillingsbruder von Atze Schröder und nervt mit seinem Standardsatz "Ja nee -klar" . Wer ein Fan von Atze ist, wird sich in dieser äußert flachen, mit Brachialhumor und Fäkalsprache gespickten Lektüre sicherlich den ein oder anderen Schmunzler abringen können. Für mich eine glatte Bauchlandung und ein Bloßstellen von Menschen, die in der Immobilienbranche tagtäglich ihren Job zum Wohl der Kunden verrichten.
Einige, wenige gute Szenen, wie das kurze Telefonat mit einem Inseloriginal in Plattdeutsch, haben mir gefallen, reißen aber die Kurzgeschichte in nerviger Sitcom -Manier nicht heraus. Es fehlen nur noch die eingespielten Lacher aus der Konserve...
Für mich leider ein Fehlgriff

Veröffentlicht am 17.11.2019

Den Sinn des Buches suche ich heute noch...

Die Tankstelle am Ende des Dorfs
0

Erik hat nur einen Lebensinhalt, seit ihn seine Freundin verlassen hat - seine Tankstelle. Im Retro-Chic der 60er Jahre ist sie nicht gerade das, was man sich heute von einer Tankstelle erwartet, dafür ...

Erik hat nur einen Lebensinhalt, seit ihn seine Freundin verlassen hat - seine Tankstelle. Im Retro-Chic der 60er Jahre ist sie nicht gerade das, was man sich heute von einer Tankstelle erwartet, dafür weiß Erik aber alles, wirklich alles über Autos. Als Erik erfährt, dass die Landstraße begradigt werden soll, diese dann nicht mehr an der Tankstelle vorbeiführt und ihm somit die Kundschaft abhanden kommt, muss Erik eine Entscheidung treffen...

Als norwegischer Kultroman angepriesen, stecke ich neugierig meine Nase zwischen die Buchdeckel und reibe mir verwundert die Augen. Denn das, was ich hier zu lesen bekomme, ist so gähnend langweilig und fast schon stupide geschildert, sodass mir schon nach wenigen Seiten die Lust am Lesen vergeht. Erik erscheint mir komplett aus der Zeit gefallen, nicht nur rückständig was seine Retro-Tankstelle betrifft, sondern auch in seinem ganzen Denken und Handeln. Es dreht sich in seinem Leben wirklich alles nur um Autos, sein umfangreiches Ersatzteillager und um den Schrottplatz. Wenn ich ehrlich sein soll, schaue ich mir lieber eine Folge der Schrottplatzbrüder "Die Ludolphs" an, da kann ich wenigstens ab und zu mal herzhaft lachen, aber hier habe ich Humor und Tiefgang, sowie den Sinn des Buches wirklich vermisst.
Dem Puzzle der Abneigung und der Langweile wird mit jeder Seite und jedem Kapitel noch ein Stück hinzugefügt, weil sich im Verlauf des Buches überhaupt nichts ändert- eindimensionale Charaktere, nicht zusammenpassende Szenen und Abhandlungen, ausufernde Schilderungen von Autorreparaturen und Beschaffung von Ersatzteilen...für mich das langweiligste Buch, das ich jemals in den Händen gehalten habe und somit vom Kultroman meilenweit entfernt.