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Veröffentlicht am 01.02.2022

Einer Vater wird zum Psychopath

Der fürsorgliche Mr. Cave
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Terence hat hat nach dem tragischen Tod seines Sohnes nur noch eines im Kopf - seine Tochter Bryony muss vor allem Übel dieser Welt beschützt werden, komme was wolle. Um ihr diesen Schutz in vollem Umfang ...

Terence hat hat nach dem tragischen Tod seines Sohnes nur noch eines im Kopf - seine Tochter Bryony muss vor allem Übel dieser Welt beschützt werden, komme was wolle. Um ihr diesen Schutz in vollem Umfang zu gewähren, fängt Terence an, ein Gefängnis aus Verboten, unnützen Regeln und Überwachung zu bauen, aus dem es für den Teenie kein Entrinnen gibt. Je mehr Zeit verstreicht, desto übergriffiger und wahnwitziger werden die "Schutzmaßnahmen", die Terence ergreift. Dabei merkt er nicht, dass er unweigerlich auf die Katastrophe zusteuert....


Ich habe den Schreibstil von Matt Haig in dem magisch-märchenhaften Buch "Die Mitternachtsbibliothek" kennen und lieben gelernt und mich daher auf die Veröffentlichung dieses Romans gefreut. Von der Presse als "faszinierender Roman" und "Pageturner" gelobt, sitzt die Messlatte entsprechend hoch.

Aber ich muss ganz ehrlich sagen, hier ist der Fall ins Bodenlose nicht aufzuhalten und ich wäre dankbar dafür gewesen, gleich zu Beginn des Buches entsprechende Hinweise zu erhalten, dass es hier um einen schwer psychisch gestörten Mann geht, der vor Nichts zurückschreckt.

Gerade Leser:innen mit entsprechender Krankheitsgeschichte könnten hier dazu animiert werden, bestimmte Handlungen nachzuahmen. Es ist nicht auszuschließen, dass die Schilderungen Wahnvorstellungen, Psychosen, Angstzustände und Selbst-/Fremdgefährdung bei Betroffenen auslösen können...

Terence Cave entwickelt sich vom liebenden Vater immer mehr zum Psychopathen, der wirklich vor Nichts zurückschreckt, um seine Tochter vor der bösen Welt da draussen zu beschützen. Seine generalisierte Angststörung bestimmt nicht nur sein Leben, sondern zwingt ihn regelrecht dazu, seine Tochter zu überwachen. Erst sind es noch Regeln und Verbote, die das Leben des Teenies einschränken, aber es gipfelt in die totale Überwachung, als Terence seine Tochter nicht mehr aus den Augen lässt, ihr überall hin heimlich folgt und ein Babyfon in Bryonys Zimmer installiert, um alles mitzubekommen.

Man kann einen Menschen nicht besitzen und trotzdem vermittelt hier der Autor genau das - ein Getriebener, der von der fixen Idee besessen ist, seine Tochter als kostbarsten Besitz in seinem Leben anzusehen und diesen gilt es zu beschützen.

Der Roman ist in Briefform verfasst, kann aber auch durch die vertrauliche Anrede "Du" nicht die Nähe herstellen, um die Hauptfigur zu verstehen. Vielmehr frage ich mich, warum denn keiner sieht, in welcher psychischen Verfassung sich Terence befindet und welche Gefahr von ihm ausgeht. Seine Besessenheit macht mir Angst und ich fühle mich mit fortschreitender Lektüre immer mehr unwohl.

Unweigerlich steuert der Roman auf die Katastrophe zu, die sich nicht aufhalten lässt. Ich frage mich immer, warum greift ein Autor zu solchen Mitteln, um eine Geschichte zu erzählen und hoffe, dass die Handlung keine Nachahmer:innen finden wird.

Ich bleibe verstört, hilflos und enttäuscht zurück, denn dieses Buch spricht nicht von Vaterliebe, sondern von Paranoia und krankhaftem Wahn.


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Veröffentlicht am 23.06.2021

Auf der Suche nach der eigenen Identität

Geteilte Träume
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Eigentlich möchte Ingke nur wissen, ob sie als mögliche Knochenmarksspenderin für ihre Mutter Maren in Frage kommt und das Ergebnis zieht ihr den Boden unter den Füßen weg.Denn sie ist gar nicht die leibliche ...

Eigentlich möchte Ingke nur wissen, ob sie als mögliche Knochenmarksspenderin für ihre Mutter Maren in Frage kommt und das Ergebnis zieht ihr den Boden unter den Füßen weg.Denn sie ist gar nicht die leibliche Tochter ihrer Eltern, sondern sie wurde als Kleinkind in der DDR adoptiert und das wirft natürlich Fragen auf, die der jungen Frau unter den Nägeln brennen. Auf der Suche nach Antworten erfährt sie einiges über ihre beiden Familien...


Ulla Mothes reiht sich in die große Bandbreite der Familienromane mit deutsch-deutscher Geschichte ein und beweist dabei leider kein glückliches Händchen, wenn es darum geht, den Leser für ihren Roman zu begeistern.

Viel zu oft springt die Handlung zwischen damals und heute hin und her, unterschiedliche Personen erzählen aus ihren Erinnerungen und dann kommt der Satz: "Das fragst du am besten YX". Allen gemein haben sie aber die Aussage, dass die Figuren unter der Knechtschaft der SED und der Stasi gelitten haben, Repressailien ertragen mussten und diese in nicht unerheblichem Maß die Geschicke beeinflusst haben. Es schleicht sich ein negativer Grundton ein, der sich durch das ganze Buch hindurch zieht und beim Leser ein frostiges Gefühl erzeugt. Irgendwie fühlt man sich deplatziert und wird Zeuge, wie die Figuren eine Mauer um sich herum errichten, die man auch im Verlauf des Buches nicht einreißen kann.

Vielmehr betrachtet man die Szenen mit einer gewissen Distanz und findet keinen Zugang zur Handlung. Die Einzelschicksale mögen grausam und teilweise nicht zu ertragen sein, aber der Schreibenden gelingt es nicht, hier starke Gefühle zu erzeugen und den Leser emotional an ihre Figuren zu binden, um mit ihnen durch das tiefe Tal der Traurigkeit zu gehen. Vielmehr vermittelt sie den Eindruck, dass das Leben in der DDR nicht lebenswert gewesen ist und sich jeder einzelne Bürger nur mit dem Gedanken an eine Flucht über Wasser gehalten hat.

Nach dem Lesen des Klappentextes hatte ich mir vorgestellt, dass ich eine junge Frau auf der Suche nach ihrer eigenen Identität begleite, ihren Zwiespalt zwischen der Entscheidung Ost-Familie oder West-Familie nachvollziehen kann und Zugang zu ihren Gedanken und Gefühlen bekomme - Fehlanzeige.

Leider passt hier so rein gar nichts zusammen und der Schluss ist mir einfach zu viel Friede, Freude, Eierkuchen. Nach der großen Weltuntergangsstimmung, die im Buch tonangebend ist, wirkt dieses Heile-Welt-Szenario einfach komplett unglaubwürdig und sehr suspekt.

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Veröffentlicht am 09.02.2021

Da bleibt mir fast die Stimme weg

Sei eine Stimme, nicht nur ein Echo
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Beruflich bedingt habe ich in den letzten Jahrzehnten einige Stimm- & Sprachtrainings absolviert, sowie diverse Motivations-Coachings miterlebt. Die Buchvorstellung von "Sei eine Stimme - Nicht nur ein ...

Beruflich bedingt habe ich in den letzten Jahrzehnten einige Stimm- & Sprachtrainings absolviert, sowie diverse Motivations-Coachings miterlebt. Die Buchvorstellung von "Sei eine Stimme - Nicht nur ein Echo" weckt meine Neugier und ich bin gespannt, was der Motivationstrainer und Stimm-Coach mir an neuen Erkenntnissen zu bieten hat.

Fühlen sich die ersten Seiten noch ein wenig befremdlich an, verstärkt sich dieses Gefühl im Verlauf des Buches immer mehr und ich lese immer wieder von einem Autor, der sehr Ich-bezogen ist und vor überbordendem Selbstbewußtsein nur so strotzt. Wie er mit diesem Balzgehabe Menschen - auch Prominente - motiviert, bleibt mir ein Rätsel, denn ich fühle mich bereits nach wenigen Kapiteln einfach nur noch vollkommen überfrachtet und genervt von seinen Tipps und Kniffen, damit Mann und Frau sich wieder Gehör verschaffen und wahrgenommen werden.

Er wirkt vollkommen übermotiviert, ja fast schon aufgedreht, wenn er seine, mitunter sehr theologischen, Ratschläge dem Leser vermittelt und ihm so seine Sicht der Dinge aufdrücken möchte. Er spricht von Umerziehung der erlernten Verhaltensmuster, von Manipulation durch Außenstehende und von Beeinflussung durch das Unterbewusstsein- sein Buch soll dabei helfen, einen Gesinnungswechsel herbeizuführen und so die Türen zu mehr Selbstbewusstsein, Authentizität und Durchsetzungsvermögen öffnen.

Für mich liest sich das Buch wie der Leitfaden einer Sekte und ich habe manchmal das Gefühl, dass der Leser hier einer Indoktrination unterzogen wird....

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Veröffentlicht am 17.11.2020

Unglaublich stupide und hölzern

Zitronenduft und zarte Küsse
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Auf diesen grandiosen Augenblick hat Kim lange gewartet - endlich soll sie offiziell die Frau an der Seite ihres Chefs sein und dann...platzt der Traum wie eine Seifenblase. Denn anstatt Kim als Lebenskameradin ...

Auf diesen grandiosen Augenblick hat Kim lange gewartet - endlich soll sie offiziell die Frau an der Seite ihres Chefs sein und dann...platzt der Traum wie eine Seifenblase. Denn anstatt Kim als Lebenskameradin vorzustellen, eröffnet Dirk allen Anwesenden, dass seine Frau schwanger ist. Kim packt die Sachen und flüchtet an den Gardasee, wo Sonne, Wind und der Duft von Zitronen das wunde Herz heilen sollen..



Ich liebe den Gardasee und verschlinge regelrecht jedes Buch, das seine Handlung dort angesiedelt hat. Aber selten ist mit so ein klischeebehafteter Roman zwischen die Finger gekommen wie "Zitronenduft und zarte Küsse"".

Kim muss sich nicht wundern, dass sie nicht die Frau an der Seite von Dirk ist, denn ihr ganzes Auftreten erweckt den Anschein, als habe sie den berühmten Stock im Hintern. Kein Pfiff, kein Elan, keine Lebensfreude - sie wirkt wie eine Holzpuppe, die zufällig sprechen kann und so bewegt sie sich auch durchs Leben.

Überhaupt wirkt der ganze Roman ziemlich altbacken und humorlos - die Dialoge sind so künstlich und aufgesetzt, so spricht heute doch kein Mensch mehr. Die Figuren habe in etwa so viel Temperament wie eine Schnecke, besitzen so viel Einfühlungsvermögen wie ein Amboss und suhlen sich in Klischees, die wie Konfetti über das Buch geworfen werden.

Da hilft auch leider nicht die reizvolle Umgebung des Gardasees, die mit wunderschönen Landschaftsbildern zumindest für ein bisschen Italo-Feeling sorgt.

Dieses Buch ist eine extrem saure Zitrone, aus der man leider keinen leckeren Limoncello machen kann. Auf die Fortsetzungen werde ich verzichten.

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Veröffentlicht am 26.06.2020

Flop des Jahres

Die Liebe fällt nicht weit vom Strand
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Sophie arbeitet als Empfangsdame bei einer Hamburger Filmfirma. Doch ihr Leben gleicht alles andere als einem guten Film , denn eigentlich möchte Sophie in einem Foodtruck durch die Gegend reisen und Menschen ...

Sophie arbeitet als Empfangsdame bei einer Hamburger Filmfirma. Doch ihr Leben gleicht alles andere als einem guten Film , denn eigentlich möchte Sophie in einem Foodtruck durch die Gegend reisen und Menschen mit ihren kulinarischen Kreationen glücklich machen. Dieser Traum scheint sich in absehbarer Zeit nicht zu realisieren. Auch in der Liebe sieht es eher mau aus, denn in ihrer Beziehung kriselt es. Das Schicksal scheint ihr in die Karten zu spielen, denn Sophie bekommt aus Versehen die Marketingleitung für eine romantische Komödie an der Nordsee übertragen und sie fragt sich, ob sie diese Aufgabe meistern kann. Bei einem Besuch des Filmsets weht ihr der dänische Wind den smarten Nick vor die Füße und Sophies Welt scheint aus den Angeln zu fallen...
Wer gerät nicht ins Träumen, wenn er diesen romantischen Buchtitel liest ? Ich habe mich jedenfalls vom Cover und dem Titel einfangen lassen und mich auf verträumte Szenen, gefühlvolle Momente und Herzbeben am Strand gefreut und …...nichts von alledem bekommen.
Stattdessen muss ich ständig lesen, wie eine unglaublich naive, völlig weltfremde Protagonistin zu Wonderwoman mutiert. Alleine die Verwandlung von Sophie vom Mauerblümchen am Empfang hin zum aufsteigenden Stern am Film/Marketinghimmel ist völlig unglaubwürdig, sodass mir manchmal nur ein Kopfschütteln übrig bleibt.
Die Suche nach Liebe und Strand im Roman entpuppt sich für den Leser wohl auch eher als schlechter Marketinggag, denn besagter Strand kommt relativ selten zum Einsatz und selbst beim Ortswechsel von Hamburg nach Dänemark ist wenig vom Dünenzauber der dänischen Nordseeküste zu spüren.

Was mich enorm genervt hat - Sophies innere Monologe, die sich seitenweise erstrecken und in denen sie Zwiesprache mir ihrem nervösen Bauch hält. Sie leidet unter einem Reizdarmsyndrom und dieses wird dermaßen in den Vordergrund gestellt, dass hier jede Romantik und Wohlbehagen flöten geht .Manchmal möchte ich ihr einfach nur das vielgepriesene Medikament mit dem fast unaussprechlichen Namen aus der Werbung durch die Seiten reichen, damit die Beschwerden "wie weg" sind.
Auch scheint die Autorin ein Faible für Interpunktion in Form von mehrfach hintereinander aufgeführten Ausrufezeichen oder Fragezeichen zu haben, da sie diese reichlich und gerne anwendet. Auch die häufige Verwendung von Großbuchstaben springt mir unangenehm ins Auge und ich frage mich, ob man einem Buch mit diesen unnötigen Hinweisen Ausdruck verleihen muss.
Ansonsten passiert nicht viel, denn das Wesentliche erfährt man schon durch das Lesen des Klappentextes - für mich ist dieses Buch der Flop des Jahres

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