Dieses Eis schmeckt mir nicht
Das kleine EiscaféDas war es wohl mit all den Liebesschwüren, die Sophie irgendwann einmal von ihrem Freund Angelo zu hören bekommen hat. Der Kerl hat sich einfach aus dem Staub gemacht und alles mitgenommen, was ansatzweise ...
Das war es wohl mit all den Liebesschwüren, die Sophie irgendwann einmal von ihrem Freund Angelo zu hören bekommen hat. Der Kerl hat sich einfach aus dem Staub gemacht und alles mitgenommen, was ansatzweise nach Geld aussieht. Sophie steht vor dem Nichts, lediglich Angelos alte Eismaschine ist ihr geblieben. Sophie fährt nach Langeoog, um ihr zersprungenes Herz wieder zu flicken und sich im Nordseewind den Kopf freipusten zu lassen. Doch satt Traurigkeit im Strandkorb wartet auf sie eine Aufgabe: sie soll Tante Fredas Kiosk hüten. Der läuft alles andere als rosig und Sophie hat eine Idee. Sie will mit Angelos alter Eismaschine ihre eigenen Eiskreationen an die Insulaner bringen. Und dann gibt es da noch Matteo, der Besitzer des Eiswagens von nebenan...Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft
Ich lasse mich gerne von Inselromanen und Wellenglitzern zum Lesen verführen und haben mir wieder einmal die Finger verbrannt, obwohl ich mir geschworen habe, nie mehr ein Buch anzufassen, das in seinem Titel das Adjektiv "klein" oder sonstige verniedlichenden Wörter trägt.
"Das kleine Eiscafé" ist nämlich gar kein Eiscafé, sondern schlichtweg und einfach ein Kiosk, der jemanden braucht, um frischen Wind in die angestaubten Bretter zu bringen. Auch sonst ist einiges irreführend, denn Sophie verwandelt nicht wirklich den Kiosk in ein Eiscafé, sie probiert ein wenig mit der Eismaschine herum und tüftelt, aber nicht an Speiseeis, sondern an ihren Backwaren, denn sie ist eigentlich Bäckerin.
Damit der irrwitzigen Geschichte aber noch nicht genug. Wenn Sophie schon die Möglichkeit hat, das erlernte Bäckerhandwerk in die Tat umzusetzen und die Menschen auf der Insel mit leckeren Backwaren glücklich zu machen, so nutzt sie diese Gabe nicht wirklich, sondern sie verkauft ….abgepackte Fertigware. Was soll das ?
Ihr ständiges Wehklagen und sich Selbstbemitleiden zerrt ganz schön an meinen Nerven und ich frage mich, wie diese Frau bisher in ihrem Leben überhaupt einen Fuß vor den anderen setzen konnte, wenn sie noch nicht einmal in der Lage ist, aus den ihr gebotenen Möglichkeiten eine Chance zu ergreifen, um endlich ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Ich habe dann einfach angefangen, die Seiten quer zu lesen, weil sich durch die ständig wiederholenden Zusammenfassungen der vorhergehenden Ereignisse nicht Neues ergeben hat.
Lediglich die Insel kann mit Charme und viel Flair punkten, aber das ist mir für einen Sommerroman einfach zu wenig. Schade, dieses Eis schmeckt mir wirklich nicht und ich lasse ein für allemal die Finger von Buchtiteln mit verniedlichenden Wörtern im Titel.