Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Lesejury Star
offline

kati-katharinenhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kati-katharinenhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2023

Würde ist kein Konjunktiv

Die Violinistin von Auschwitz
0

Es sind Töne, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen, die Alma Rosé ihrer Geige entlockt. Aber ist diese Welt überhaupt noch jene, die wir alle kennen ? Alma wird nach Auschwitz deportiert und hat ...

Es sind Töne, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen, die Alma Rosé ihrer Geige entlockt. Aber ist diese Welt überhaupt noch jene, die wir alle kennen ? Alma wird nach Auschwitz deportiert und hat schon fast mit ihrem Dasein abgeschlossen, als ein Wink des Schicksals ihr noch einmal Aufschub gewährt. Sie darf als Leiterin des Mädchenorchesters mit leisen, aber kraftvollen Tönen gegen Hass und Hetze aufspielen und spendet dadurch anderen Häftlingen Trost und Halt. Aber ist Alma stark genug, diesen Kampf auch bis zum Ende auszufechten ?


"Die Violinistin von Auschwitz" geht vom ersten bis zum letzten Buchstaben unter die Haut und klingt lange nach, denn das, was Ellie Midwood mit ihrem eindringlichen und aufwühlenden Schreibstil zu Papier bringt, ist eine Geschichte, die uns alle angeht und leider an Aktualität nichts eingebüßt hat. Während in Israel die Bomben fallen, die Welt von einem deutlichen Rechtsruck erschüttert wird, erzählt die Autorin die wahre Geschichte der Alma Rosé, die mit ihrer tiefen Verbundenheit zur Musik in den dunkelsten Momenten des letzten Jahrhunderts den Häftlingen von Auschwitz Trost, Zuwendung und ein wenig Licht spendet.

Es sind Szenen, die bis in Mark erschüttern, so grausam, barbarisch und menschenverachtend, dass die Tränen beim Lesen einfach nicht versiegen wollen. Und trotzdem gibt es Menschen mit Herz und Rückgrat, Menschen wie Alma, Miklos und von Volkmann, die inmitten einer zischelnden Grube aus braunen und schwarzen Schlangen wie Hoffnungslichter scheinen.

Almas Geschichte tut weh, zerreißt das Herz und gerade deshalb ist es so wichtig, dass ihre Botschaft gehört wird. Es darf sich niemand über einen anderen Menschen stellen und über ihn/sie richten. Die Würde eines Menschen, sein Leben, sein Sein ist unantastbar. Es bleibt zu hoffen, dass beim Lesen des Buches das ein oder andere Licht in den Köpfen der Menschen angeht, die Blick- & Denkrichtung geändert wird und sich aus denen, die sich jetzt noch wegducken, Sehende werden, um der vergifteten Atmosphäre aus Hass, Hetze und Antisemitismus endlich ein Ende zu setzen.

Geschichte darf sich nicht Wiederholen und Ellie Midwood setzt mit ihrem Roman ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.11.2023

Verglüht leider und brennt auf Sparflamme

Totenlichter
0

Was treibt Menschen, die ein Busunglück überlebt haben, dazu an, doch den Freitod zu wählen und ihrem Leben ein Ende zu setzen? Jan und Anna stehen vor einem Rätsel, denn hier scheint es zunächst keine ...

Was treibt Menschen, die ein Busunglück überlebt haben, dazu an, doch den Freitod zu wählen und ihrem Leben ein Ende zu setzen? Jan und Anna stehen vor einem Rätsel, denn hier scheint es zunächst keine wirklichen Zusammenhänge zu geben. Doch der Teufel liegt im Detail und der zeigt sich in Form einer kleinen Kapsel, die eine mit Lammblut geschriebene Botschaft enthält. Doch wer treibt hier sein grausames Spiel?


Mit "Totenlichter" veröffentlicht Aaron Sander den zweiten Band seiner Thriller-Reihe , die im ersten Drittel auch tatsächlich an den großen Erfolg von "Schmerzwinter" anzuknüpfen scheint. Es sind geradezu elektrisierende Szenen, die der Autor beschreibt und die für ordentlich Kopfkino sorgen. Die Nerven sind zum Zerreißen gespannt und ein permanentes Kribbeln in den Finger zu spüren - genau wie im Vorgängerband ist eine unheimliche Atmosphäre dafür verantwortlich.

Doch nach eben jenem besagten Drittel kippt das Ganze, da aufmerksame Leser:innen schon jetzt wissen, wer für die grausamen Taten verantwortlich ist. Die Lösung präsentiert sich fast wie auf dem Silbertablett und dadurch ist die Luft raus. Auch gibt es eine sehr detaillierte Schilderung mit dem "Erwecker", die fast zum Nachahmen animiert und hier hätte ich mir einen entsprechen Warnhinweis gewünscht, der allzu vorwitzige Leser;innen oder auch Betroffene davor schützt, diesen Schritt zu gehen und den "Erwecker" nachzubauen. Hier liegt eindeutig Gefährdungspotenzial und das muss, m. E, auch sehr deutlich gekennzeichnet sein, um unschöne Nebenwirkungen zu vermeiden.

Die Figur von Jan hat sich beträchtlich weiterentwickelt und zum Glück hat er nichts von seiner Chuzpe eingebüßt. Anna hingegen hat deutlich an Biss verloren, wirkt daher manchmal zu blass und weniger energiegeladen. Der Plot an und für sich kann viele gute Ideen vorweisen, die in er Umsetzung allerdings nicht ganz so ausgreift sind, wie in "Schmerzwinter". Ob ich mir einen dritten Teil gönne ? Ich weiß es aktuell leider nicht.

Alles in allem verglüht hier Vieles im Raum und daher brennt der Roman eher auf Sparflamme - 2,5 Sternchen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.11.2023

Den Zauber der Winterzeit mit allen Sinnen genießen

Weihnachtliche Blumenpoesie
0

Die hektische Vorweihnachtszeit hat längst begonnen, Kommerz und Kitsch, Dauerbeschallung in den Kaufhäusern und lange Warteschlangen an den Kassen sind Alltag. Anna Rupp aber schafft es mit ihrem zauberhaften ...

Die hektische Vorweihnachtszeit hat längst begonnen, Kommerz und Kitsch, Dauerbeschallung in den Kaufhäusern und lange Warteschlangen an den Kassen sind Alltag. Anna Rupp aber schafft es mit ihrem zauberhaften Buch "Weihnachtliche Blumenpoesie" den Glitzerkitsch in stille Momente zu verwandeln, die das Herz weit machen und der Seele gut tun.

Ihre Bastelanleitungen, weihnachtliche Inspirationen und Geschichten sind kleine Atempausen und Augenblicke voller Wärme, die die Leser;innen wie ein kuscheliges Plaid umhüllen und ihnen echte Wohlfühlmomente bescheren. Und genau diese Momente gilt es im Herzen zu sammeln, um ein achtsames Weihnachten in entspannter Atmosphäre zu genießen.

Die Schritt-für-Schritt-Anleitungen sind fast schon mit einer Art Gelinggarantie versehen und so wird aus der heimischen Küche eine kleine Wichtelwerkstatt, in der Miniaturpakte als Anhänger, Lichtergirlanden, Winterkränze oder Visionslichter entstehen. Anna Rupp lässt Blumiges mit einfließen, um selbst an dunklen Wintertagen kleine Farbtupfer zu finden. Kerzenschein setzt stimmungsvolle Akzente und taucht alles in ein warmes, weiches Licht.

Das Buch ist wie eine Ruheinsel, sperrt Stress und Verspannung aus und bringt das Gefühl aus der Kindheit zurück, als Weihnachten die Zeit voller Wunder, Überraschungen und Herzklopfen gewesen ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 23.11.2023

Reine Zeitverschwendung

Wer auf dich wartet
0

Aidan möchte einen entspannten Plausch via Skype mit seiner Freundin Zoe führen, doch irgendetwas stimmt nicht. Aus dem anfänglichen Kribbeln im Bauch, weil zwar die Kamera an, aber Zoe nicht zu sehen ...

Aidan möchte einen entspannten Plausch via Skype mit seiner Freundin Zoe führen, doch irgendetwas stimmt nicht. Aus dem anfänglichen Kribbeln im Bauch, weil zwar die Kamera an, aber Zoe nicht zu sehen ist und nur das Plätschern des Badewassers zu hören ist. Aber was ist das ? Ein Schatten huscht durchs Bild und dann sind Geräusch zu vernehmen, die nichts Gutes bedeuten. Aidan informiert die Polizei und diese finden nur noch die Leiche der jungen Frau. Doch wer ist der Mörder ?

Es ist eine unglaublich kribbelnde Atmosphäre, die im Prolog auf die Leser;innen wartet…aber das war es dann leider auch schon. Die Autorin nimmt den Faden einfach nicht wieder auf und verliert sich dann in ihrem selbst konstruierten Labyrinth aus Langeweile, nervtötenden Charakteren und einer hanebüchenen Story.

Es sind unglaublich viele Nebenhandlungen vorhanden, die nichts, aber auch rein gar nichts zum Fortbestand der Handlung beitragen und einfach nur so als lose Enden zwischen den Seiten baumeln. Was aber, wie in allen bisher gelesenen Büchern dieser Serie, vorhanden ist, ist jede Menge Alkohol, Tabletten und verkrachte Existenzen, die alle seelisch nicht ganz einwandfrei unterwegs sind.

Die Ermittlungsarbeit der Polizei kommt auch eher schleppend voran, wobei sie fast schon als dilettantisch zu bezeichnen ist. Da schließt sich aber wiederum der Kreis, denn die Story ist in etwa so schütter die das Haupthaar einer der Figuren im Buch.

Ich habe dann einfach nur noch quergelesen, um zum Ende zu gelangen, was mich auch nicht wirklich vom Hocker gehauen hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.11.2023

Stadtansichten einmal anders

Frankfurt Bilder
0

Barbara Klemm hat ihre kleine Kamera immer und überall dabei, ist aber im Auftreten unauffällig, sodass sie eine recht kurze Reaktionszeit hat, um immer am Puls zu sein und den Auslöser zu betätigen. Sie ...

Barbara Klemm hat ihre kleine Kamera immer und überall dabei, ist aber im Auftreten unauffällig, sodass sie eine recht kurze Reaktionszeit hat, um immer am Puls zu sein und den Auslöser zu betätigen. Sie porträtiert im Verlauf von 60 Jahre die Stadt am Main, die sich tagtäglich neu erfindet und doch immer im Herzen sie selbst geblieben ist. Eine Stadt mit Herz, die zwar an manchen Ecken glanzlos und steril erscheint, um an anderen Ecken wild, laut und dreckig zu sein. Frankfurt atmet Geschichte, ist Schauplatz für selbige und schreibt auch schon mal selbst die ein oder andere Zeile ins Geschichtsbuch. Wer Lifestyle sucht, wird ihn hier finden, genauso wie Stille und Grün - auch wenn im Stadtwald über den Baumwipfeln die Flugzeuge im Minutentakt die Flügel ausbreiten.

Die Fotografin zeigt im Verlauf der Jahre das wechselvolle Gesicht und die vielen Facetten einer Stadt, die oft verpöhnt und verkannt wird. Dabei finden sich liebevolle Details und Schätzchen direkt um die Ecke wie die Kleinmarkthalle oder die Alte Oper. Klemm hält drauf, wann immer sie einen Augenblick erhaschen kann, der den ganz besonderen Frankfurt-Moment für sie darstellt. Ihre Schwarz-Weiß-Aufnahmen brauchen keine Bildunterschriften oder großen Worte, denn sie sprechen für sich.

Ein Fotobuch, das den Wandel der Zeit hervorragend einfängt und eine Hommage an die Stadt am Main, die wunderbar wandelbar und doch so authentisch ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung