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Veröffentlicht am 06.12.2025

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt (Roland Kaiser)

Nur Gundula gärtnerte giftiger
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Auf gute Nachbarschaft ?! Von wegen, denn wer neben Alfred und Gundula Böttinger wohnt, der könnte auch ein Buch mit dem Titel "Meine Horrornachbarn" schreiben. Aber wer geht tatsächlich so weit und vergitet ...

Auf gute Nachbarschaft ?! Von wegen, denn wer neben Alfred und Gundula Böttinger wohnt, der könnte auch ein Buch mit dem Titel "Meine Horrornachbarn" schreiben. Aber wer geht tatsächlich so weit und vergitet Alfred Böttinger ? Und vor allen Dingen,warum ? Denn die treibende Kraft in all den Zwistigkeiten ist und bleibt seine Frau Gundula. Jupp Backes ermittelt, was das Zeug hält und dreht sich doch immer wieder im Kreis....

Der neue Dorfkrimi aus dem Saarland führt erneut skurrile Figuren in bizarren Szenen den Lesenden vor Augen und beweist, dass der Krieg über den Gartenzaun echte Blüten treiben kann. Denn das, was sich auf den ersten Blick als homogene Gemeinschaft entpuppt, wird beim näheren Hinsehen Schauplatz der zertrampelten Beete, gegenseitigen Beschuldigungen und Verwünschungen – ein Frieden ist nicht in Sicht.

Wer Jupp kennt weiß, dass er sich so schnell kein X für ein U vormachen lässt und es bleibt kein Auge trocken, wenn der bekannteste Saarländer ermittelt. Situtationskomik und verbale Schlagabtausche sind wie immer an der Tagesordnunng und sorgen für Lachmuskelkater am laufenden Band.

Auch die Möglichkeiten zur eigenen Ermittlung sind vorhanden, sodass zwischen Bluemenbeeten, Komposthaufen und Wintergarten die Ideen aufblühen, Verdächtige wie Pilze aus dem Boden sprießen und dann doch wieder eifrig niedergetrampelt werden, weil sie ein (vermeintliches) Alibi haben.

Leider ist mit Zieh-Enkel Luan eine doch eher enervierende Figur in den Roman eingezogen. Mit seiner oberlerherhaften Art und Weise s ist der Junge schon für so manches Augenrollen veranwortlich. Seine belehrenden, besserwisserischen und oft herablassenden Kommentare vermitteln nicht gerade das Gefühl, dass er von allen gemocht werden möchte. Vielemehr ist er daran interessiert, seine Einzigartigkeit noch mehr zu betonen und hervorzueheben - das macht ihn immer unsympathischer.

Ansonsten ein gewohnter cooler Regio-Krimi mit Herz, Hirn und Humor

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Veröffentlicht am 05.12.2025

Noch Luft nach oben

Der Dunkelläufer
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Die Schwärze der Nacht ist sein Metier und doch fühlt sich Eric Solberg nicht mehr wohl. Während seiner Talkshow im Radio erhält der Moderator einen ominösen Anruf. Doch damit nicht genug, denn die Rätsel ...

Die Schwärze der Nacht ist sein Metier und doch fühlt sich Eric Solberg nicht mehr wohl. Während seiner Talkshow im Radio erhält der Moderator einen ominösen Anruf. Doch damit nicht genug, denn die Rätsel gehen weiter - geheimnisvolle Zettel mit kryptischen Botschaften gehören fortan zur Tagesordnung und Stolberg wird zur Spielfigur auf dem Schachbrett des unbekannten...


"Der Dunkelläufer" aus der Feder von Tobias Grabeck wird als „atmosphärischer Thriller voller Wendungen, Abgründe und Gänsehaut“ angekündigt, der tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken soll. Inspiriert von der nächtlichen Radio-Talkshow "Domian" und Nora Roberts’ "Nachtgeflüster – Ein gefährlicher Verehrer" versucht Grabeck, seine Leserschaft mit Themen zu packen, die unter die Haut gehen.

Leider gelingt ihm das nur bedingt. Die Spannung will sich kaum aufbauen, weil der Schreibstil sich häufig in schmückenden, teils überladenen Adjektivreihen verliert. Hinzu kommen fehlende oder falsch verwendete Wörter, die den Lesefluss erheblich stören. Manche Sätze ergeben erst nach dem zweiten oder dritten Lesen Sinn. Wenn dann „unschuldige Augen schuldig blicken“, fragen sich die Leser:innen unwillkürlich, ob der Autor seine eigene Bildsprache noch im Griff hat. Es wirkt, als wäre Grabeck selbst unsicher, welchen Weg seine Handlung eigentlich einschlagen soll.

Auch erzählerisch bleibt der Roman blass, denn die anvisierte Tiefe verkommt zu oberflächlichem Andeuten, ohne die versprochenen Abgründe jemals wirklich zu betreten.

Dieses Debüt hat ohne Frage Ideen – doch sie sind weder sprachlich noch dramaturgisch überzeugend umgesetzt. Wer einen packenden Thriller erwartet, wird enttäuscht. Für die erste Liga im Thriller-Genre reicht es leider nicht; dafür müsste Grabeck im nächsten Roman sprachlich entschlacken, handwerklich präziser arbeiten und endlich die Atmosphäre liefern, die hier nur angekündigt wird

Da Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, wird dieses Buch sicherlich auch seine treue Fangemeinde finden – bei mir allerdings reicht es trotz guter Ansätze nur für 2,5 Sternchen.

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Veröffentlicht am 04.12.2025

Ohne Heimat sein heißt leiden. Fjodor Michailowitsch Dostojewski

Heimat aus Eis und Asche
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Die Beziehung zu ihrer Mutter war immer unterkühlt und Lena findet keine Erklärung dafür. Doch als ihre Mutter stirbt, steht ihre Welt plötzlich Kopf, denn nichts ist, wie es vorher wahr. Lena ist nicht ...

Die Beziehung zu ihrer Mutter war immer unterkühlt und Lena findet keine Erklärung dafür. Doch als ihre Mutter stirbt, steht ihre Welt plötzlich Kopf, denn nichts ist, wie es vorher wahr. Lena ist nicht die leibliche Tochter, sondern wurde adoiert. Auf der Suche nach Antorten auf ihre brennenden Fragen steht ihr Familienanwalt Ansgar Schuhmann zur Seite. Während sie Dokumente sichten, tauchen sie tief in Ereignisse ein, die die böse Fratze des Zweiten Weltkrieges zum Vorschein bringen. Lena macht sich auf, um ihre Mutter zu finden....


Der neue Roman von Annette Oppenlander verspricht auf den ersten Blick jede Menge Emotionen, ergreifende Szenen und schonungslose Bilder, die sich ins Herz brennen. Doch leider gelingt es der Autorin diesmal nicht, an die Qualitäten ihrer bisherigen Bücher anzuknüpfen.

Ein Hauptgrund dafür liegt in der weiblichen Protagonistin Lena, die unnahbar und oft wenig glaubwürdig durch ihre eigene Lebensgeschichte wandelt. Emotional wirkt sie seltsam unentschlossen und für eine Mittfünfzigerin erscheint sie erstaunlich naiv und weltfremd. Ihre Suche nach der leiblichen Mutter wird von Rückblenden begleitet, die die Grausamkeit des Krieges eindringlich und nachhaltig schildern – diese Passagen gehören klar zu den Stärken des Romans, denn sie nehmen die Leser:innen mit auf die beschwerliche Flucht.

Während der Erzählstrang der Vergangenheit fesselt und eindrucksvoll die Gespenster der Geschichte heraufbeschwört, bleibt die Betrachtung der Gegenwart deutlich hinter den Erwartungen zurück. Erinnerungen und aktuelles Geschehen greifen nicht harmonisch ineinander; manches wirkt konstruiert und bemüht, als müsse die Handlung mit aller Kraft einen Zusammenhang zwischen den vielen Ideen herstellen, die Oppenlander in dieser Erzählung unterbringen möchte.

Besonders wenig überzeugend ist die Begegnung zwischen Mutter und Tochter nach über fünf Jahrzehnten. Ohne jegliche Vorbehalte fallen sie sich in die Arme, kennen keine Berührungsängste und wirken sofort vertraut – ein Szenario, das bei einer solchen Vorgeschichte kaum realistisch erscheint. Der Trauma-Hintergrund, der eigentlich erklären könnte, warum beide nach Nähe suchen, wird nahezu ausgeblendet. Statt vorsichtiger Annäherung entsteht überstürzte Innigkeit.

Zudem packt Oppenlander zu viele Nebenhandlungen in den Roman, wodurch die eigentliche Thematik – Flucht und Vertreibung – deutlich zu kurz kommt. Am Ende bleibt eine Gefühlsdusche mit vorhersehbarem Ausgang, die den vielen Heimatvertriebenen und ihren real erlittenen Traumata nicht gerecht wird.

Die Grundidee ist zweifellos vielversprechend, doch die Umsetzung kann das Potenzial nicht ausschöpfen. Insgesamt enttäuschend – 2,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 02.12.2025

Schneeflockentanz und Eisblumenzauber

Das Schneeflockenmädchen
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Marie besitzt wenig und doch gibt sie ganz viel, denn mit ihren Märchen öffnet sie nicht nur die Herzen der Kinder, sondern zaubert ihnen diesen ganz besonderen Glanz in die Augen, wenn Kinder Magie spüren. ...

Marie besitzt wenig und doch gibt sie ganz viel, denn mit ihren Märchen öffnet sie nicht nur die Herzen der Kinder, sondern zaubert ihnen diesen ganz besonderen Glanz in die Augen, wenn Kinder Magie spüren. Mit ihrem Schneeflockenwagen reist sie von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt und bereichert die Weihnachtsmärkte mit ihre Erzählungen. So kommt es, dass sich der Zuckerwattenverkäufer Carl auch zu der jungen Frau hingezogen fühlt. Sie geht ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Und je mehr er feine Zuckerfäden spinnt und Marie beim Erzählen zuhört, desto mehr breitet sich ein wohlig warmes Gefühl in ihm aus. Werden beide zueinader finden ?


Mit „Das Schneeflockenmädchen“ öffnet Mara Andeck nicht nur ein zauberhaftes Märchenbuch für Erwachsene, sondern ermöglicht ihren Leser:innen auch eine kleine Zeitreise in die eigene Kindheit. Nicht umsonst heißt es, dass Erinnerungen wie Wärmflaschen fürs Herz sind und genau dort setzt Andeck an, wenn sie ihre Leser:innen in eine funkelnde Winterwelt entführt. Die Reise mit dem umgebauten Zirkuswagen führt durch märchenhaft verschneite Landschaften, die aussehen, als wären sie von einem schimmernden Mantel aus Raureif umhüllt. Es entsteht eine besondere Wunderfunkelglitzerzauberstimmung, die es eben nur im Winter gibt.

Der Autorin gelingt es zudem wunderbar, die Märchen als Geschichten in der Geschichte so geschickt mit der Handlung zu verweben, dass sie eine stimmige Ergänzung zum eigentlichen Erzählstrang bilden und die Leser:innen ihnen nur allzu gern folgen. Es entstehen sanfte Bilder im Kopfkino, getragen von dem wohlig warmen Timbre von Maries Erzählstimme. Es ist, als würden die Lesenden selbst auf den Filzkissen der Sitzbänkchen Platz nehmen, um gebannt ihren Worten zu lauschen.

Auch die Romanze zwischen Marie und Carl wird zart und einfühlsam erzählt – der beste Beweis dafür, dass selbst im tiefsten Winter Schmetterlinge fliegen können. Genauso filigran und zerbrechlich wie ihre frostglitzernden Flügel ist zunächst auch die Beziehung der beiden, die im Verlauf der Geschichte auf die eine oder andere Probe gestellt wird. Es geht darum zu erkennen, dass Worte und verpasste Gelegenheiten nicht zurückgeholt werden können und Sprache mitunter schärfer und verletzender ist als jede frisch geschliffene Klinge eines Messers. Die Botschaften werden wundervoll transportiert, erreichen die Lesenden direkt im Herzen und bringen eine Saite zum Klingen.

Ein Buch, das an funkelnde Wintersterne erinnert, Eiskristallträume zum Leben erweckt und Eisblumenzauber auf jede einzelne Seite malt.

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Veröffentlicht am 28.11.2025

Klaustrophobischer Nervenzerrer

Safe Space
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Anna ist forensische Psychologin und schaut tief in die Abgründe derer die aus Menschen Sadisten, Psychopathen und Serienmörder werden lassen . Ihr neuer Job führt sie ins Hochsicherheitsgefängnis, denn ...

Anna ist forensische Psychologin und schaut tief in die Abgründe derer die aus Menschen Sadisten, Psychopathen und Serienmörder werden lassen . Ihr neuer Job führt sie ins Hochsicherheitsgefängnis, denn dort soll sie hinter die Mauern blicken, die die Intensivtäter um sich aufgebaut haben. Doch für Anna ist es nicht nur ein Job, sondern sie such den Schlüssel zur Wahrheit um das Verschwinden ihrer Schwester endlich aufzuklären. Noch ahnt Anna nicht, dass sie eine Schachfigur in einem bitterbösen Spiel ist….


Wow – was für ein Brett!
Sarah Bestgen haut mit „Safe Space“ einen echten Nagelbeißer raus, der seine Leser:innen mit jeder Seite tiefer in einen Strudel aus Raffinesse, Spannung und subtiler Bösartigkeit zieht.

Das Hochsicherheitsgefängnis als Mirkokosmos ist ein Geniestreich: Es wird zum pulsierenden Zentrum der Handlung – ein Ort, der so beklemmend beschrieben ist, dass man beim Lesen fast selbst die stickige Luft atmet, das metallische Echo der Türen hört und mit jeder verriegelten Schleuse ein Stück mehr Beklemmung spürt. Schweißausbrüche, Herzrasen, Atemnot – selten hat ein Setting so körperlich gewirkt!

Bestgen versteht es meisterhaft, an der Spannungsschraube zu drehen. Durch die geschickt gesetzten Perspektivwechsel hält sie Neugier und Anspannung konstant auf höchstem Niveau. Vergangenheit und Gegenwart verweben sich zu einem komplexen Erzählstrang, der mit jeder Seite mehr an Fahrt aufnimmt.

Anna wird im Verlauf der Geschichte von der Jägerin zur Gejagten. Ihr Versuch, unbedingt die Kontrolle zu behalten, scheitert an ihren eigenen Gedanken, an Zweifeln und Ängsten, die sie zunehmend in ein inneres Gedankengefängnis sperren. Während sie sich darin verliert, verliert auch die Leserschaft die Gewissheit, wem überhaupt noch zu trauen ist. Jede Spur könnte in die Irre führen, jede vermeintliche Wahrheit sich als Falle entpuppen – bis am Ende nichts mehr sicher scheint.

Bestgen spielt mit ihren Lesenden wie mit Figuren auf einem Schachbrett. Jeder Zug ist gut durchdacht, jede Bewegung kalkuliert. Aus scheinbar zufälligen Begegnungen und Details formt sie das unausweichliche Ende, das mit voller Wucht trifft. Erst auf den letzten Seiten öffnet sie den Blick in die morbide Gedankenwelt des Täters – schonungslos, verstörend und zugleich faszinierend.

„Safe Space“ ist ein Thriller, der nicht nur fesselt, sondern körperlich spürbar wird. Ein psychologisches Katz-und-Maus-Spiel voller Wendungen, beklemmender Intensität und erzählerischer Brillanz.


Ein mehr als gelungenes zweites Buch der Autorin und ich bin mir sicher: Von Sarah Bestgen will und muss! ich noch viel mehr lesen. Ich bin ihr mit Haut und Haaren verfallen.

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