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Veröffentlicht am 18.08.2023

Fluffig, süß und einfach schön

Wiener Melange für zwei
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Die Pandemie hat auch Wien fest im Griff, aber das hindert Lissy nicht daran, ganz besondere Menüs für ihre Kund:innen zu kreieren. Denn Lissy kocht nicht a la carte, sondern sie zaubert Menüs, die Leib ...

Die Pandemie hat auch Wien fest im Griff, aber das hindert Lissy nicht daran, ganz besondere Menüs für ihre Kund:innen zu kreieren. Denn Lissy kocht nicht a la carte, sondern sie zaubert Menüs, die Leib und Seele gut tun. Genau das Richtige, um während dem Lockdown nicht nur kulinarische Träume wahr werden zu lassen. Der große Erfolg gibt ihr Recht und so hat sie schon einige Stammkunden, die ihr per Mail ihre Gefühlslage schildern und sich dann auf das Überraschungsmenü freuen. Bis die Bestellung von Matthias eintrudelt, bei der Lissy das erste Mal vollkommen daneben liegt. Um den Fauxpas wieder auszumerzen, bringt Lissy Matthias eine Art kulinarische Wiedergutmachung und ahnt nicht, dass das Sprichwort "Liebe geht durch den Magen" bei diesem Kunden ins Schwarze trifft....


Auch wenn zum Glück die Zeit der Pandemie hinter uns liegt, sind uns noch die Tage im Lockdown und die damit verbundenen Einschränkungen in Erinnerung. Nadine Fauland nimmt genau diese Situation zum Anlass, um einen wirklich fluffig-süßen Liebesroman zu schreiben, der sich wie eine warme Milich mit Honig, eine liebevolle Umarmung und süße Mozartknödel anfühlt und Wohlfühlmomente am laufenden Band produziert.

Die Autorin schafft es mit ganz viel Kopfkino auf der Seite von Lissy prickelnde Stimmung und Gänsehautmomente zu erschaffen. Sie lässt die Lese:rinnen hautnah miterleben, wie sich Lissy zuerst von dem warmen Timbre in Matthias Stimme verzaubern lässt, um nach und nach ihr Herz an diesen außergewöhnlichen Mann zu verlieren. Die Situation während dem Lockdown ist wie geschaffen dafür, ein Blind Date zu kreieren und Matthias kommt dies gerade Recht, verbirgt er doch ein Geheimnis vor Lissy, dass er - genau wie sein Aussehen - zunächst nicht preis gibt.

Das hält die Neugier und die Spannung hoch und die Leser;innen schlüpfen an die Seite von Lissy, um mit ihr den geheimnisvollen Unbekannten näher kennenzulernen und das aufgeregte Flattern der Schmetterlinge im Bauch mitzuerleben. Es ist ein bisschen wie in Pe Werners Lied "Dieses Kribbeln im Bauch, das man nie mehr, vergisst, wie wenn man zu viel Brausestäbchen isst"...es prickelt, es knistert, mal schäumen die Gefühle über und mal ist die Enttäuschung näher als die Freude.

Abwechslungsreich und mit ganz viel Liebe zum Kochen dürfen hier die Leser:innen einen Roman mit viel Gefühl, Wiener Flair und charmanten Charakteren genießen, der den Lockdown in den Beginn einer Romanze verwandelt, die einfach nur schön zu lesen ist. Manchmal muss es eben Liebe pur sein ; )

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Veröffentlicht am 16.08.2023

Gerechtigkeit statt Rache

Wilde Jagd
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Das Leben von Quintus Erlach steht am Scheideweg und er kehrt in das Dorf seiner Kindheit zurück, um sich ein paar Gedanken zu machen, wie es weiter gehen soll. Seine Tochter schweigt sich aus, seine Frau ...

Das Leben von Quintus Erlach steht am Scheideweg und er kehrt in das Dorf seiner Kindheit zurück, um sich ein paar Gedanken zu machen, wie es weiter gehen soll. Seine Tochter schweigt sich aus, seine Frau zieht es vor, als Gehörnte lieber weit, weit weg zu sein. Auch im Dorf Stein am Gebirge scheint Quintus auf Mauern des Schweigens zu treffen, obwohl hier nichts im Verborgenen bleibt. Mit Pflegerin Evelina scheint sich eine außergewöhnliche Freundschaft anzubahnen, , die anders ist als das, was Erlach bisher kennt.


René Freund ist ein Meister der leisen Worten, die mit vielen Zwischentönen ganz viele Nuancen des Miteinanders für die Leser;innen bereit hält und neugierig auf die neue Geschichte aus der Feder des Autors macht. Quintus ist dabei der Inbegriff eines zerstreuten Professors, der es nicht leicht hat und weder den Reizen der weiblichen Welt noch dem Alkohol widerstehen kann. Das bugsiert ihn einerseits an den Rand der Gesellschaft, macht ihn aber andererseits zugänglich für Übernatürliches, das ihm in Gestalt von Evelina regelrecht vor die Füße fällt.

Was Quintus dann erlebt, ist so klug ausgedacht und unglaublich spannend erzählt, dass die Seiten quasi wie von Zauberhand umgeblättert werden und die Lesenden in eine Handlung hineinzieht, die von Übernatürlichem, Verbrecherischem, Geld, Macht, Geheimnissen und dörflichem Zusammenhalt erzählt und Quintus fast in den Wahnsinn treibt.

Freund bedient sich unterschiedlicher Genres und füllt in seinen Mixbecher kriminalistische, humorige, gesellschaftskritische und vergangenheitsbewältigende Zutaten ein, schüttelt diese mit ein bisschen Philosophie und heraus kommt ein Roman, der so typisch für den Autor ist: Leise im Ton, aber unmissverständlich in der Botschaft.

Es kann eben niemand dem Gegenüber hinter die Stirn schauen, um zu sehen, was tatsächlich für ein mieses Spiel gespielt wird und gerade in kleinen Ortschaften halten die Bewohner:innen zusammen wie Pech und Schwefel, um unliebsame Entdeckungen vor den Blicken anderer zu schützen. Weil manchmal einfach nicht sein kann, was nicht sein darf. Quintus erfährt viel Neues, auch seine Person betreffend, was nicht immer einfach wegzustecken und mit dem ein oder anderen Herzschmerz verbunden ist.

Tiefgründig und feinsinnig erzählt, ermöglicht Freund Einblicke ins Übersinnliche, findet aber am Ende doch für alles eine logische und nachvollziehbare Erklärung und hält eine überraschende Wendung für seine Leserschaft bereit, die schockierend und erschütternd zugleich ist.

Wer auf der Suche nach einem außergewöhnlichen Roman ist, der sich wirklich vom Mainstream abhebt, der greift zu René Freunds Büchern und findet gerade mit "Wilde Jagd" eine Lektüre, die berührt und nachdenklich stimmt.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Ein Herz kann man nicht reparieren, ist es einmal entzwei, dann ist alles vorbei (Udo Lindenberg)

Liebe mit Bergblick
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Eine wirklich schräge Stellenanzeige weckt Emmas Interesse, denn alles in ihr schreit nach einem Neuanfang. Ihr Herz hat einen empfindlichen Knacks bekommen und da hilft nur arbeiten, arbeiten, arbeiten. ...

Eine wirklich schräge Stellenanzeige weckt Emmas Interesse, denn alles in ihr schreit nach einem Neuanfang. Ihr Herz hat einen empfindlichen Knacks bekommen und da hilft nur arbeiten, arbeiten, arbeiten. Auf der Glücksalm angekommen, scheint zunächst auch der Name Programm zu sein, denn alles läuft wie am Schnürchen, auch wenn der ein oder andere Stolperstein im Weg liegt. Das ändert sich, als Trixi wieder auf der Glücksalm das Regiment übernehmen will und die Krallen ausfährt. Ob Emma wirklich auf der Glücksalm ihr Herzensglück findet ?


Heidi Troi kann nicht nur die dunklen Seiten der Südtiroler Berge mit fesselnden Geschichten und nervenaufreibenden Krimis ihren Leser:innen schmackhaft machen, sie beweist auch mit ihren Liebesromanen, dass zwischen Alpenglühen und harter Arbeit das große Glück zu finden ist.

Mit den neuen Roman "Liebe mit Bergblick" entführt sie mit ihrem bildhaften und sehr flüssigen Schreibstil auf die Glücksalm und es fühlt sich so an, als würde man wirklich in einem der Chalets wohnen, und dem munteren Treiben auf der Alm - nicht nur in Liebesdingen - zuschauen können.

Die Männer-WG ist sehr lebhaft beschreiben und ich kann mir die drei so richtig gut vorstellen, wenn es darum geht, die Arbeit gerecht aufzuteilen, den ein oder anderen Schalk im Nacken sitzen zu haben und für das Wohl der Gäste zu sorgen. Hier gelingt es Troi, nicht in die Klischeekiste zugreifen, sondern die harte Arbeit auf einer Almwirtschaft darzustellen, die wahrlich kein Zuckerschlecken ist. Denn das, was für uns Wandernde als leckere Brotzeit, fluffig süßer Kaiserschmarrn oder lockerem Knödel -Tris auf den Tellern serviert wird, ist echte Handarbeit und mit viel Liebe zu den regionalen Produkten hergestellt worden. Viel zu oft geht das beim Genießen der Schmankerl auf der Sonnenterrasse vergessen und Heidi Troi erinnert ihre Leser;innen auf liebevolle Weise daran, dass die Arbeit auf einer Alm eben manchmal ein echter Knochenjob ist.

Die Geschichte liest sich locker von der Hand weg, bietet viel Abwechslung und ist wie ein schöner aufregender Urlaub in den Südtiroler Bergen. Die Charaktere sind sehr abwechslungsreich gestaltet, haben Herz und Hirn und es findet sich mit Trixi sogar eine oide Bissgurrn ein, die richtig Haare auf den Zähnen hat. Wer diese Frau zur Feindin hat, lebt am Rande des Abgrunds....

Troi gelingt es, eine stimmige und vor allen Dingen glaubwürdige Geschichte zu erzählen, die sich wirklich so ereignen könnte. Und genau das liebe ich an ihren Büchern, den sie sind authentisch, mit ein bisschen Augenzwinkern versehen und spiegeln ganz viel Liebe zur Südtiroler Heimat wieder, die die Romane zu etwas ganz Besonderem werden lassen

Das Buch eignet sich als kleine gedankliche Berg(aus)zeit, lässt ein wenig das Herz hüpfen und macht Lust auf die leckeren Gerichte der Südtiroler Küche.

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Veröffentlicht am 14.08.2023

Flop des Jahres 2023

Verliebt auf Fehmarn
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Das große Glück hat Friederike bisher nur in Romanen gefunden, aber im wirklichen Leben ist sie noch auf der Suche nach der einzigen, echten Liebe. In Berlin hat es nicht funktioniert und so steht ihr ...

Das große Glück hat Friederike bisher nur in Romanen gefunden, aber im wirklichen Leben ist sie noch auf der Suche nach der einzigen, echten Liebe. In Berlin hat es nicht funktioniert und so steht ihr Entschluss fest, der Liebe eine Chance zu geben und reist zurück in ihre Heimat. Auf Fehmarn sollen sich zwei Herzen finden, die im Takt der Wellen schlagen und Rike endlich unter die Haube bringen...


Ich kenne seit mehr als dreißig Jahren die Insel in- und auswendig, bin mit den Insulaner:innen in Kontakt kann mit Fug und Recht behaupten, dass mir die Insel zu einer zweiten Heimat geworden ist. "Verliebt auf Fehmarn" klingt nach einer wunderschönen Romanze, nach ganz viel Dünenrauschen, Wellenglitzern und Gefühl.

Die Ernüchterung setzt aber schon nach wenigen Seiten ein, denn das, was ich hier zu lesen bekomme, ist eine Verunglimpfung der liebevollen und herzlichen Inselbewohner:innen, gleicht einem Griff in die Klischeekiste und schrammt haarscharf am Kuppeleiparagrafen vorbei. Wir befinden uns mittlerweile im 21. Jahrhundert und es verstört mich regelrecht, was ich hier lese. Eine Frau, kurz vor der 40, die sich wirklich nur darüber definiert, unbedingt einen Mann finden zu müssen. Auch ihr Umfeld ist dermaßen darauf erpicht, sie erfolgreich an den Mann zu bringen, dass mir die Haare zu Berge stehen. Ansichten wie in den guten alten 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, als die Frau noch mit gestärkter Schürze und nach Besuch der Bräuteschule dem Mann brav des Essen serviert hat.

Der Gang über die Insel wird im Buch wie ein Reiseführer beschrieben - ...biege in die Straße XY ein um dann gleich darauf in Richtung Z zu folgen. Klingt sehr monoton und weckt nicht unbedingt die Lust auf einen Inseltrip. Auch wird die Autorin nicht müde, bestimmte Geschäfte in ihrem Buch immer wieder zu erwähnen, um so deren Umsatz anzukurbeln. Die Nennung vieler Buchtitel wirkt zudem auch wie Schleichwerbung und das empfinde ich als störend. Auch degradiert sie manche beruflichen Tätigkeiten, die auf der Insel für ein regelmäßiges Einkommen sorgen.

Die Figuren sind sehr eindimensional und folgen dem 08/15-Prinzip - irgendwie zu statisch, nicht wirklich sympathisch und in ihrer persönlichen Entwicklung sehr begrenzt dargestellt. Romantik finde ich auch keine und das Inselfeeling wird durch die Plattitüden regelrecht niedergewalzt. Das Buch ist Fast Food für zwischendurch: nicht wirklich anspruchsvoll, stillt den Lesehunger, macht aber nicht wirklich glücklich.

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Veröffentlicht am 11.08.2023

Lieblings-TV-Krimi in Buchform

Der Bozen-Krimi: Familienehre
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"Your are cold as ice" wird für den Eishockey-Star Marcel Wallner zur Hymne in den Tod. Doch wer hat ein Motiv, um den angesehene Sportler vom Eis im Sportstadion ins Eis der Kühlkammer im Leichenschauhaus ...

"Your are cold as ice" wird für den Eishockey-Star Marcel Wallner zur Hymne in den Tod. Doch wer hat ein Motiv, um den angesehene Sportler vom Eis im Sportstadion ins Eis der Kühlkammer im Leichenschauhaus zu schicken. Sonja Schwarz steht zunächst vor einem Rätsel, denn das öffentliche Bild des Sportler ist makellos. Doch je mehr sie versucht, Licht ins Dunkel zu bringen, desto tiefer stochert sie in einem Wespennest, denn nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint...


Mit "Familienehre" wird die beliebte Fernseh-Krimi-Reihe in Buchform weitergeführt und packt thematisch ein heißes Eisen an. Denn noch immer wird Homosexualität im Sport als Tabu angesehen und zwingt die Sportler:innen dazu, einen Teil ihrer Identität und somit sich selbst regelrecht zu verleugnen. Simone Dark gibt eben jenen eine Stimme und setzt mit diesem Krimi ein mehr als deutliches Zeichen, damit auch in der Sparte des Spitzensports endlich ein Umdenken stattfindet.

Der Fall lebt von seinen abwechslungsreichen, teils markanten, teils provokanten Figuren und ist trotzdem kein reißerisches Anprangern. Es geht vielmehr darum, mit leisen Tönen Ausrufezeichen zu setzen und trotzdem Spannung und interessante Einblicke zu vermitteln, Zusammanhänge nach und nach zu erkennen und gemeinsam mit der sympathischen Ermittlerin auf Spurensuche zu gehen.

Wer die Fernsehserie liebt, wird auch dieses Buch regelrecht "inhalieren", denn der flüssige und sehr plakative Schreibstil ermöglicht den Lesenden, direkt von Ort in Bozen zu sein, sich an den Originalschauplätzen einzufinden und die Ermittlungen quasi in Echtzeit mitzuerleben. Auch wenn das Taschenbuch mit gerade einmal 169 Seiten eher dünn ist, so ist es doch die perfekte Lektüre für den Bozen-Krimi-Hunger, um die Wartezeit auf den nächsten TV-Film zu verkürzen.

Klug ausgedacht und für Fans der Serie ein Muss.

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