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Veröffentlicht am 13.04.2023

Ein Feuerwerk der Pointen

Schnappt Scholle
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Es soll der krönende Abschluss einer langen Bankräuberkarriere werden und Scholle das Gefühl geben, einmal wie Dagobert Duck im Tresorraum in Geld zu schwimmen. Doch bis es soweit ist, müssen Scholle und ...

Es soll der krönende Abschluss einer langen Bankräuberkarriere werden und Scholle das Gefühl geben, einmal wie Dagobert Duck im Tresorraum in Geld zu schwimmen. Doch bis es soweit ist, müssen Scholle und Co zu Maulwürfen werden und einen langen Tunnel von der Bäckerei bis zur Raiffeisenbank graben. Auch wenn aus der Bäckerei wunderbare Düfte und Aromen wabern, liegt bald alles unter einer dicken Staubdecke von den Abrissarbeiten. Bis eine unglaubliche Entdeckung den schönen Plan ins Wanken bringt....

Krischan Koch ist der Meisterbäcker in Sachen humorvoller Krimis, denn er beweist mit Band 8 seiner Küsten-Krimi-Reihe, dass sein Rezept eine mehr als gelungene Mischung aus echten Knalltüten, schrägen Einfällen und spannender Unterhaltung ist und dadurch sein Konzept aufgeht wie ein richtig guter Hefeteig.

Es zündet wieder jede Pointe, wenn Koch seiner Feuerwerk abbrennt. Zwischen humorvollen Einlagen, die als ordentliche Seitenhieben auf Oceans Eleven zu verstehen sind, findet er auch Platz für ernste Töne und spricht den schwierigen Spagat zischen Resozialisierung von Straftäter:innen und mangelndem Vertrauen an und zeigt, dass ein Neustart zwar möglich, aber doch mit dem ein oder anderen Stolperstein verbunden ist.

De Hidde Kist wird wieder zum Treffpunkt aller Protagonist:innen und auch die Leser.innen finden sich gerne am Stehtisch ein, um mit den liebgewonnenen Charakteren zu klönen und neue leckere Imbisskreationen zu verkosten. Auch die Süßmäulchen kommen nicht zu kurz, finden sie doch im Anhang die Rezepte für die "Deichbiene" und den "Friesenfrühling".

Der Krimi liest sich flott von der Hand weg und bietet alles, was das Krimiherz begehrt - Spannung von der ersten bis zur letzten Seite, brottrockenen Humor, brillante Einfälle und natürlich einen Mord, der Thies und Nicole bei der Aufklärung vor so manch Rätsel stellt. Mit "Schnappt Scholle" dekoriert der Autor seine Küstenkrimi-Friesentorte mit einer saftig roten Kirsche, denn in meinen Augen ist dieser Roman der bisher beste aus der Reihe. Einmal mit dem Lesen begonnen, fliegen die Seiten wie von Zauberhand durch die Finger und das Buch ist innerhalb weniger Stunden regelrecht weginhaliert.

So geht Küsten-Krimi!

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Veröffentlicht am 09.04.2023

Nur die Gedanken sind frei (in Anlehnung an das Lied "Die Gedanken sind frei")

Geteiltes Land – Zwischen Angst und Freiheit
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Gesine lebt in einer nicht ganz einfachen Familienkonstellation - während sie mit ihrer Schwester Sonja und ihrer hochschwangeren Mutter im Ost-Berlin leben, ist der Vater in den Westen übergesiedelt. ...

Gesine lebt in einer nicht ganz einfachen Familienkonstellation - während sie mit ihrer Schwester Sonja und ihrer hochschwangeren Mutter im Ost-Berlin leben, ist der Vater in den Westen übergesiedelt. Schwester Sonja rebelliert in der Schule gegen die Vorgaben des Staates und Tante Elise kann sie gerade noch so vor dem Schulverweis retten. Mit den Besuch im Westteil der Stadt ändert sich für Gesine alles, denn sie verliebt sich Hals über Kopf in Student Peter. Zunächst scheint aus die Sonne für das glückliche Paar, doch mit dem Bau der Mauer verändert sich alles und Gesine möchte nicht mehr von Peter getrennt sein. Aber es kommt ganz anders...


Farina Eden hat mit dem ersten Teil ihrer Trilogie ein echtes Highlight im Buchjahr 2023 verfasst und schildert nicht nur authentisch, sondern unglaublich fesselnd und real die Ereignisse im geteilten Berlin. Dabei gelingt es ihr, das realpolitische Geschehen mit erdachten Szenen zu einer neuen Wahrheit zu verweben, die spannender, dramatischer und aufwühlender ist als alle Bücher, die ich bisher zu diesem Thema gelesen habe.

Die Schreibende kurbelt das Kopfkino an und verursacht Emotionen, die tief unter die Haut gehen. Angst und Schrecken, Hoffnung und Freude, aber auch tiefe Trauer und Entsetzen sind während der Lektüre dauerhaft präsent und lassen die Seiten wie von selbst umblättern.

Während Sonja zunächst immer wieder mit ihren Äußerungen in den Fokus der Stasi rückt, kann Tante Elise durch vermeintlich geschicktes Taktieren mit der grauen Herren diese aus dem Schussfeld nehmen. Doch Elise wird immer mehr zu einer gefügigen Handlangerin des MfS und scheut nicht davor zurück, Menschen, die ihr nahe stehen, ans Messer zu liefern.

Gesines Martyrium wird mit eindrucksvollen und bedrückenden Worten geschildert und es fällt mir schwer, das Leid aus Demütigung, Willkür, Verrat und Misshandlung zu ertragen. Die Schikanen, die Gesine ertragen muss, sind unfassbar und unmenschlich, jagen mir kalte Schauer des Entsetzens über den Rücken und lassen die Tränen ungehindert fließen. Das Eingesperrtsein, die unlebbaren Träume und die Ohnmacht, dem Regierungsapparat hilflos ausgeliefert zu sein, zehren Gesine aus und doch schöpft sie immer wieder Hoffnung, denn nur ihre Gedanken sind frei und finden Schlupflöcher in den Mauern, die sie umgeben.

Es gelingt Farina Eden, den Namenlosen eine Stimme zu geben und ihre Geschichte für die Leser:innen zugänglich zu machen. Es ist eine Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte und derer, die dem schikanösen DDR-Regime den Rücken kehren wollten. Sehr lebendig erzählt, ist der erste Teil ein wichtiger Beitrag, um deutsch-deutsche Geschichte aufzuarbeiten. Mit Sicherheit würde sich diese Trilogie auch hervorragend als mehrteiliges TV-Event eignen.

Ein absolutes Lesehighlight 2023, bei dem das Warten auf den zweiten Band unglaublich schwer fällt.


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Veröffentlicht am 08.04.2023

Mysterium Mutter

Maman
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Sylvie Schenk widmet sich in ihrem Buch "Maman" der Frage, wer ihre Mutter wirklich gewesen ist und setzt dabei bei den Leser:innen unweigerlich auch einen Prozess in Gang. Denn wenn wir ehrlich zu uns ...

Sylvie Schenk widmet sich in ihrem Buch "Maman" der Frage, wer ihre Mutter wirklich gewesen ist und setzt dabei bei den Leser:innen unweigerlich auch einen Prozess in Gang. Denn wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, fragen wir unsere Eltern einfach viel zu wenig über ihre eigene Vergangenheit und verpassen so die Gelegenheit, den Mensch hinter der Mutter- oder Vaterrolle kennenzulernen.

Die Autorin versucht in diesem Buch, das Mysterium Mutter aufzuklären und aus den Nebeln der Vergangenheit Antworten auf ihre Fragen zu finden, die das manchmal doch recht abweisende und in sich gekehrte Verhalten ihrer Mutter rechtfertigen. Es ist eine Reise zurück in das beginnende 20. Jahrhundert, in dem die Stellung der Frau in der Gesellschaft noch eine ganz andere gewesen ist.

Auch wenn sich Frauen als Arbeiterinnen ihr Geld verdient haben, so hat es hinten und vorne nicht zum Leben gereicht und viele haben sich prostituiert. Der "Makel" scheint wie Pech zu kleben und zieht sich kontinuierlich durch die Lebensgeschichte. Als Adoptivtochter erfährt sie erst sehr spät was es heißt , in Liebe und Geborgenheit aufzuwachsen. Doch dieses umsorgt sein fühlt sich "falsch" an, nie gehört sie richtig dazu und wird zum Gespött in der Schule.

Auch im Verlauf ihrer Ehe sind große Gefühle eher Mangelware und es ist vielmehr ein miteinander arrangieren, als ein liebevolles Zusammenleben. Schließlich werden verzerrte Bilder aus der Erinnerung allzu präsent und geben die Erklärung ab, warum das eigene Verhalten so negativ geprägt ist.

Sylvie Schenk versucht, sich in liebevollen Worten an ihre Mutter zu erinnern, aber es fällt ihr schwer, zwischen all den negativen Gedanken auch positive Eigenschaften und warmherzige Beschreibungen für ihre Mutter zu finden. Ein sehr gewagter Spagat, denn hier legt sie für ihre Leser;innen ganz intime Einblicke offen. Mitunter sehr lyrisch und poetisch, dann aber wieder derb und auch mal zynisch - ein sehr wechselvolles Porträt einer Frau, die ihren Platz im Leben nie wirklich gefunden hat.

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Veröffentlicht am 07.04.2023

Es wartet noch so viel Meer auf uns...warum müssen wir es zerstören ?

Küstengruft
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Es ist ein Bild, das die Insel über Jahrzehnte geprägt hat - am Belt schippern die Fähren zwischen Puttgarden und Dänemark. Auch Angler fühlen sich auf der Insel wohl,rechnen jedoch nicht damit, dass die ...

Es ist ein Bild, das die Insel über Jahrzehnte geprägt hat - am Belt schippern die Fähren zwischen Puttgarden und Dänemark. Auch Angler fühlen sich auf der Insel wohl,rechnen jedoch nicht damit, dass die beschauliche Ruhe durch eine Explosion erschüttert wird. Die Inselpolizei findet schnell heraus, dass hinter dem vermeintlichen Unfall ein fieser Mordanschlag steckt und ein Phantom sein Unwesen auf der Insel treibt. Mit seinen Taten will er nicht nur den Frevel an der Natur, der durch den Bau der Beltquerung begangen wird, stoppen, sondern er verfolgt noch ein ganz anderes Ziel...


Mit Band 8 ihrer Küstenkrimi-Reihe schlägt Heike Meckelmann deutlich kritischere Töne an und macht auf die Sinnlosigkeit der Beltquerung aufmerksam, die nicht nur die goldene Krone im blauen Meer, sondern auch die Natur über Jahre ins Aus bugsiert, nur um eine angeblich effizientere Verbindung zwischen Dänemark und Deutschland zu erschaffen.

Zwar hat der Bau längst begonnen, aber die Autorin wird nicht müde, immer wieder darauf hinzuweisen, dass die Ferieninsel unter diesem Bauvorhaben genauso zu leiden hat wie das empfindliche Ökosystem der Ostsee. Vor diesem Hintergrund strickt sie eine unglaublich fesselnde Krimihandlung, die vom ersten Augenblick an die Leser:innen in atemlose Spannung versetzt

Wer die Insel von seine Urlauben kennt, wird sich schnell an den im Buch beschriebenen Orten wiederfinden und hautnah miterleben, wie das Phantom die Insulaner:innen und Urlauber:innen in Angst und Schrecken versetzt. Dabei zeigt Meckelmann die Argumente beider Seiten - Beltretter:innen und Baubefürworter:innen - sehr anschaulich auf und vermittelt so ein sehr authentisches Bild um das Ringen von fraglichem wirtschaftlichen Interesse auf der einen Seite und vergeblichen Bemühungen um den Erhalt der Natur auf der anderen Seite.

Zwischendrin treibt ein fast schon wahnsinniger Täter sein Unwesen, in dessen wirre Gedankengänge die Leser:innen Einblick erhalten. Es gelingt Meckelmann, seine Beweggründe nachvollziehbar zu schildern, auch wenn es sicherlich nicht gut zu heißen ist, dass er in Kauf nimmt, Unschuldige ins Verderben zu stürzen.

Der weihnachtliche Budenzauber vor dem Rathaus auf dem Marktplatz in Burg und die eisige Kälte am Strand zaubern winterliches Kopfkino, während Charlotte Hagedorn erneut Westermann und Co dabei unterstützt, einen Täter dingfest zu machen. Es gibt viele emotionale Momente, die die Schreibende einfließen lässt und die das Herz der Leser:innen berühren. Zwischen hektischer und nervenaufreibender Tätersuche bahnt sich neues Leben den Weg auf die Insel. Auch Watson hat seine grandiosen Auftritte, die mich immer wieder zum Grinsen verleiten. Aber wie heißt es im Volksmund - Ein Leben kommt, ein Leben geht und so gibt es in diesem Inselkrimi leider auch eine großen Verlust zu betrauern.

Meckelmann belebt gekonnt die Schönheiten der Insel mit ihren liebgewonnen Figuren, ermöglicht einen Inselrundgang der besonders aufregenden Art und lässt den größten Kleiderbügel Deutschlands zum Handlungsort werden.

Ein sehr lesenswerter Krimi mit kritischen und aufrüttelnden Zwischentönen, der beweist, dass auch auf einer Sonneninsel bösen Schatten ihr Unwesen treiben können.

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Veröffentlicht am 05.04.2023

Cosy-Crime mit unglaublich viel Flair

Bardolino Criminale
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Doro fragt sich mehr als einmal, warum in drei Teufels Namen sie sich wieder einmal hat breit schlagen lassen. Naja, so ein Undercover-Einsatz am Gardasee ist nicht von der Hand zu weisen und verbindet ...

Doro fragt sich mehr als einmal, warum in drei Teufels Namen sie sich wieder einmal hat breit schlagen lassen. Naja, so ein Undercover-Einsatz am Gardasee ist nicht von der Hand zu weisen und verbindet das Nützliche mit dem Angenehmen. Doro soll herausfinden, wo das ganze Geld geblieben ist, das von Enzo Buccellis Konto nach und nach verschwunden ist. Hat Paola, Enzos Frau, eine heimliche Affäre und finanziert den Liebhaber ? Oder steckt doch etwas ganz anderes dahinter ? Doro liegt auf der Lauer, tritt dabei aber dem ein oder anderen empfindlich auf die Zehen und auch eine Leiche pflastert ihren Weg...


"Bardolino Criminale" reiht sich nahtlos als vierter Teil in die Cosy-Crime-Reihe rund um die ermittelnde Gourmetköchin Doro Ritter ein und sorgt für echte Urlaubsstimmung am Gardasee. Gudrun Grägel weiß einfach, wie sie die zauberhaft Landschaft in Wort und Kopfkino in Szene setzt und zeigt ihren Leser;innen, dass der glitzernd blaue See vor dem imposanten Monte Baldo auch abgrundtiefe Geheimnisse in sich trägt.

Doro ist ein echter Wirbelwind, denn sie kehrt das Innerste nach Außen, lässt keinen Stein auf dem anderen und verursacht schon mal das ein oder andere Missverständnis. Ihre Ermittlungen sind jetzt nicht unbedingt dilettantisch, aber von professionell trotzdem noch ganz weit entfernt. Ihre Art, sich in ihre Fälle reinzuknien, macht sie schon auf gewiss Weise sympathisch, auch wenn sie manchmal über das Ziel hinausprescht und dadurch ein bisschen übergriffig erscheint.

Spannung ist nicht immer unbedingt vorhanden, sodass das mediterrane Flair einfach im Vordergrund steht. Trotzdem ist genügend Spielraum vorhanden, um eigene Nachforschungen zu betreiben und die vorhanden Puzzlestücke zusammenzusetzen. Für meinen Geschmack hat sich Doro innerhalb der letzten Bücher einfach zu wenig weiterentwickelt und auch bei den Figuren, die die Handlung beleben sollen, bleiben viele recht oberflächlich und eindimensional. Es fehlt mir der Tiefgang für einen ernsthaften Krimi. Die Handlung selbst hat zwar die ein oder andere überraschende Wendung, aber trotzdem reicht es nicht aus, um zu einem Krimiknaller zu werden.

Als leichte Urlaubslektüre bei einem Aperol Spritz aber gut geeignet.

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