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Veröffentlicht am 15.03.2023

„Was immer du tun kannst oder träumst es zu können, fang damit an.“ Goethe

Die Reporterin - Zwischen den Zeilen
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Marie steht missmutig zwischen den staubigen Regalen in der familieneigenen Drogerie und wünscht sich nichts lieber, als endlich ihren großen Traum leben zu können. Denn an Stelle von Pickelcreme und Seife ...

Marie steht missmutig zwischen den staubigen Regalen in der familieneigenen Drogerie und wünscht sich nichts lieber, als endlich ihren großen Traum leben zu können. Denn an Stelle von Pickelcreme und Seife soll ihr Leben aus Worten bestehen, die andere begeistern. Denn Marie träumt davon, als Reporterin Menschen zu informieren und über Ereignisse zu berichten, die nicht alltäglich sind. Doch der Weg scheint einfach zu steinig zu sein, denn bisher hat es nur Absagen von den großen Zeitungen gehagelt.Bis zu dem Tag, als ihr Schicksal in die Hände spielt und Marie ihr Glück kaum fassen kann - sie darf bei der Zeitung "Der Tag" als Praktikantin beweisen, was in ihr steckt. Und das ist mehr, als sie selbst vermutet hat...


Teresa Simon alias Brigitte Riebe erzählt von großen Träumen, der Macht des geschriebenen und gesprochenen Wortes und nimmt uns mit nach München der 1960er Jahre. Ruckzuck ist das Minikleid angezogen, die Haare zur Bienenkorbfrisur aufgetürmt und schon sind wir als Leser,innen mittendrin in der Geschichte, die wieder unglaublich fesselnd, am Puls der Zeit und voller Geheimnisse ist.

Während Marie doch mehr als überbehütet und durch ihr konservatives Elternhaus sehr eingeschränkt in ihrer Entfaltung aufwächst, tanzt Freundin Roxy das Leben und zeigt ihr, was möglich wäre, wenn sich Marie endlich trauen würde, sie selbst zu sein. Und ganz genau dort setzt Riebe den Stift an und ermöglicht der Leserschaft, die Metamorphose von Marie über Marie-Luise, dann zu Malou und schließlich zur selbstbewussten "Gräfin" hautnah mitzuerleben. Malou lernt nicht nur alle Ressorts der Zeitung von der Pike auf kennen, sondern auch sich selbst und entwickelt sich vom verhuschten Mäuschen zu einer selbstbewussten Frau, die ihren großen Traum lebt.

Zwischen Beatles-Mania, den 60ern im Stadion, Studentenrevolte und Starrummel entdeckt Malou nämlich, dass es sich immer lohnt, auf sein Herz zu hören und aus den Träumen das Leben zu formen, das man sich schon immer gewünscht hat. Es gibt Höhen und Tiefen, die sie auf ihrem Weg zum Erfolg durchleben muss, steht aber immer einmal mehr auf, als sie zu Boden geworfen wird, kommt gut gehüteten Geheimnissen auf die Spur und wird mit jedem Schritt, den sie bei der Umsetzung ihres beruflichen Traumes geht, (selbst-)sicherer.

Die Autorin bezieht den Untertitel des Buches "Zwischen den Zeilen" sehr gut in die Handlung ein und ermöglicht zwischen ihren eigenen Zeilen einen gesellschaftskritischen und zugleich glamourösen Einblick in das Leben in den 60ern. Sie gibt Menschen eine Stimme, die aufgrund ihrer Lebensweise in den 1960ern-Jahren leider noch ein Leben im Verborgenen führen müssen, breitet Stars wie Bäumler, Kilius, Brice und der Queen den roten Teppich aus und zeigt, dass Geheimnisse sich immer ihren Weg suchen, um ans Tageslicht zu kommen.

Wieder einmal eine mehr als gelungene Zeitreise, die voller Leben, Träume und echten Hits ist. Brigitte Riebe macht mit diesem Buch ihren Leser:innen Mut, den eigenen Wünschen und Träumen zu folgen und sie in die Tat umzusetzen.

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Veröffentlicht am 14.03.2023

Bleibt leider hinter den Erwartungen zurück

Der Kuss des Kaisers
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Als wäre mit den Vorbereitungen zur Präsentation von Klimts neuem Gemälde nicht schon genug Aufregung in Wien vorhanden, sehen sich Pospischil und Frisch auch noch mit den Ermittlungen einem Mordfall betraut. ...

Als wäre mit den Vorbereitungen zur Präsentation von Klimts neuem Gemälde nicht schon genug Aufregung in Wien vorhanden, sehen sich Pospischil und Frisch auch noch mit den Ermittlungen einem Mordfall betraut. Ausgerechnet im Brunnen des Schlossparks findet sich das erste Körperteil einer zerstückelten Leiche und die hitzige Suche nach den Überresten beginnt. Doch wer hat ein Interesse daran, die Leiche so grausam zuzurichten und ausgerechnet im Schlosspark von Thronfolger Franz Ferdinand zu drapieren ? Die beiden Ermittler stehen vor einem Rätsel...


"Der Kuss des Kaisers" lässt in einer unglaublich plakativen Schreibweise die Bilder des alten Wien zu Beginn des 20.Jahrhunderts aus den Seiten steigen. Die Leser;innen fühlen sich wie bei einer historischen Stadtführung und bewegen sich wie Komparsen in der wunderschönen Kulisse, die Neumeyer hier zum Leben erweckt. Der gesprochene Dialekt sorgt für zusätzliche Authentizität und macht die Illusion perfekt.

Doch so schön diese belebte Kulisse auch ist, so sehr vermisse ich ich hier die Spannung, die sich langsam, aber beständig aufbaut. Der Fall an und für sich ist gut durchdacht und auch zu Beginn sehr einfallsreich angelegt. Gerade die Figur Daniel weiß zu polarisieren und ich muss immer wieder an mich halten,dass ich dem Kerl mal nicht ordentlich die Meinung sage. Er schreckt wirklich vor nichts zurück , ist nur auf seinen Vorteil bedacht und lebt seinen Egoismus und seine Spielsucht in vollen Zügen aus.

Kein Wunder also, dass es ihm an den Kragen geht und man ihm das Lebenslicht ausknipst. Die Ermittlungen laufen recht träge an und doch bieten sie einen guten Einblick in die Tätigkeiten der Kommissare mit den ihnen damals zur Verfügung stehenden Mitteln. Allerdings wirkt alles sehr gemächlich und das Suchen nach dem Täter ist weniger aufregend geschildert, als ich mir das erhofft habe. Der Roman ist in meinen Augen einer ein Sozialdrama statt ein Krimi und atmet den Geist des noch recht jungen Jahrhunderts.

So bleibt der Histo-Krimi leider hinter den Erwartungen zurück und ich vergebe neutrale 3 Sternchen.

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Veröffentlicht am 13.03.2023

"Es ist aber der Glaube, eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht." (Hebräer 11,1)

Anfang einer neuen Zeit
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Emma Hoffmann hat auf der Flucht aus Ostpreußen alles verloren, auch ihre Selbstachtung und ihre Würde, denn durch die Schändung von russischen Soldaten sind tiefe seelische Narben. Als Kriegsgefangene ...

Emma Hoffmann hat auf der Flucht aus Ostpreußen alles verloren, auch ihre Selbstachtung und ihre Würde, denn durch die Schändung von russischen Soldaten sind tiefe seelische Narben. Als Kriegsgefangene der Russischen Armee soll sie zunächst nur als Dolmetscherin agieren, doch schon bald merkt sie, dass sie in Gefahr ist. Denn ausgerechnet der Mann, den sie zu lieben glaubte, ist ein Spion und wurde verraten. Ajoscha Iwanow, selbst ein ranghoher Offizier, ist der Einzige, der ein wenig Nachsicht und Nächstenliebe aufbringt. Doch auch er lebt gefährlich, denn sein christlicher Glaube ist den Rotarmisten ein Dorn im Auge....

Ich ziehe meinen Hut vor der Schreibkunst und dem Einfühlungsvermögen von Tabea Rompf, denn mit diesem Roman ist ihr eine unglaublich authentische Geschichte gelungen, die zu Herzen geht und berührt. Es ist die verzweifelte Suche nach sich selbst, nach einer festen Größe im zerrütteten Leben und der verzweifelte Schrei nach Liebe, der hier aus jeder Seite nach aussen dringt und die Leser:innen tief im Herzen berührt.

Mit Emma Hoffmann hat die Autorin eine Frauenfigur entwickelt, die stellvertretend für alle Frauen im Zweiten Weltkrieg steht, denen furchtbares Leid zugefügt wurde und deren grausame Erlebnisse sie für immer traumatisiert haben. Auch wenn sie mit ihrem Schicksal hadert, hört sie niemals auf zu kämpfen, steht immer einmal mehr auf, wenn man sie zu Boden wirft und regelrecht knechtet.

Ajoscha ist ein sehr charismatischer junger Mann, der mit Bedacht und gefestigt durch seinen christlichen Glauben durchs Leben geht. Die Kälte und Ablehnung, die er durch seinen Vater und das Regime der Rotarmisten erfährt, lässt ihn niemals wanken udnd er findet immer wieder Hoffnung und Trost in den Worten der Bibel.

Tabea Rompf erzählt in einer sehr plakativen Schreibweise von den Geschehnissen und Gräueltaten des Zweiten Weltkrieges und lässt, trotz aller Widrigkeiten, zwei geschunden Seelen zueinander finden. Emma und Ajoscha sind sich gegenseitig Pflaster auf ihren Kriegsnarben und so ertragen sie die furchtbaren Bilder von Tod, Gewalt, Verlust von geliebten Menschen, Angst und Schmerz. Auch wenn Emma immer wieder kritisch hinterfragt : Wo ist Gott in dieser grausamen Zeit? Warum ist er still? Warum erhört er die Gebete nicht? Warum lässt er das alles zu ? und nicht wirklich Zugang zu ihm findet, führt Ajoscha sie sanft an den Glauben heran und es gelingt ihm, dass Emma sich nach und nach für die christliche Botschaft öffnet.

Auch wenn beide zunächst einen gemeinsamen Weg beschreiten, gibt es viele Hindernisse, die sie meistern müssen. Sie weichen beide vom Weg ab, verlaufen sich, müssen ein Stück alleine gehen und bittere Erfahrungen machen. Die Autorin trifft sowohl emotional, als auch in ihrer Wortwahl, den richtigen Ton für ihre Vielfalt an Themen und macht auf die besondere Situation von Frauen und Christen im Zweiten Weltkrieg aufmerksam. Der Kerngehalt der christlichen Botschaft findet in einer verständlichen Sprache seinen Ausdruck und ist - nicht nur den Protas, sondern auch den Lesenden - Hoffnungsschimmer in einer grausamen Zeit.

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Veröffentlicht am 13.03.2023

Flieh, wenn du kannst

Etage 13 - Es gibt kein Entkommen, und deine Zeit läuft ab
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Bevor Kate vollkommen in dem dunklen Loch der Trauer verschwindet, packt sie die Chance auf einen Neubeginn und sieht das Jobangebot als Sprungbrett. Das Vorstellungsgespräch findet in einem mehr als spartanisch ...

Bevor Kate vollkommen in dem dunklen Loch der Trauer verschwindet, packt sie die Chance auf einen Neubeginn und sieht das Jobangebot als Sprungbrett. Das Vorstellungsgespräch findet in einem mehr als spartanisch eingerichteten und voll verglasten Besprechungszimmer statt, um nicht von störenden Elementen abgelenkt zu werden. Joel White ist zunächst auch noch ein charismatische Personalrekruter, doch schon bald wird seine Gesprächsführung mehr als fragwürdig. Kate fühlt sich immer unwohler und möchte einfach nur noch aus dem Bürokomplex verschwinden, aber White hat entschieden etwas dagegen....


Nachdem mich C.M Ewan mit "Das Ferienhaus" mehr als überrascht hat, bin ich natürlich extrem neugierig, wie sich "Etage 13" entwickelt. Zwar kann man die Handlungen nicht miteinander vergleichen und doch muss ich sagen, dass sich in beiden Büchern Züge eines Escape-Room-Thrillers verbergen, die aber in "Etage 13" nicht ganz so gut zum Tragen kommen.

Zwar spielt sich alles im gläsernen Koloss ab und auch zu Beginn ist Ewan ein wahrer Meister darin, eine klaustrophobische Enge und Panik in Echtzeit zu erzeugen, aber diese Spannung bleibt leider nicht komplett über die ganze Zeit erhalten, sodass immer wieder der Spannungsbogen abfällt und fast ganz von vorn aufgebaut werden muss.

Kate dient als Schachfigur in einem bitterbösen Spiel und sieht sich einer doch sehr fragwürdigen Einstellungssituation gegenübergestellt. Während White immer mehr vom Sonnyboy zum Sadisten mutiert, versucht sie immer wieder einen Ausweg aus dieser doch eher erniedrigenden Situation zu finden. Dabei scheint es so, als würde es kein Entrinnen aus den gläsernen Gefängnis geben und das gepanzerte Sicherheitsglas ihren sicheren Tod bedeuten.

Es gibt mitunter Szenen, die den Pulsschlag regelrecht zum Rasen bringen, aber dann wiederum frage ich mich, wie Kate es mit minimalsten Mitteln tatsächlich geschafft hat, das Panzerglas zu durchschlagen und so der Freiheit ein Stückchen näher zu kommen. Da holpert manchmal die Logik und der ansonsten so raffinierte und zermürbende Plot zeigt erste Risse.

Ewan bekommt aber immer wieder die Kurve, um bis zum packenden Showdown seine Leser:innen an die Seiten zu fesseln, da er mit White einen echten Machtmenschen kreiert hat, der nicht nur über die sprichwörtlichen Leichen geht. Aufgrund des ein oder andere Kritikpunktes vergebe ich trotzdem sehr gute 3,5 Sternchen.

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Veröffentlicht am 12.03.2023

Irre Twists und raffinierter Plot

Morddurst
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Richard Dorn ist so genial wie kaltblütig, denn der Serienmörder schreckt vor nichts zurück. Als ihm die raffiniert geplante Flucht aus der Frankfurter Haftanstalt gelingt, zieht er erneut eine blutige ...

Richard Dorn ist so genial wie kaltblütig, denn der Serienmörder schreckt vor nichts zurück. Als ihm die raffiniert geplante Flucht aus der Frankfurter Haftanstalt gelingt, zieht er erneut eine blutige Spur hinter sich her. Fuchs und Schuhmann spielen mit Dorn Hase und Igel, aber immer sind sie einen Tick zu spät. Erst recht, als das nächste Opfer alles andere als unbekannt ist. Eines steht fest: Rache wird am besten kalt genossen und dann auch noch so blutig wie möglich....


Wow, wowo, wow - ich bin immer noch total geflasht von dem, was Frederic Hecker hier zu Papier gebracht hat. Und die Garrotte auf dem Cover ist nicht nur Mordwerkzeug, sondern versinnbildlicht die atemlose Spannung, die von jeder einzelnen Seite ausgeht.

Dorn ist das personifizierte Böse und eingesperrt in seinem eigenen Gedankengefängnis. Die blutige Spur, die er hinterlässt, zeugt von einer absoluten Gewissenlosigkeit und anstelle von Blut befindet sich Eis in seinen Adern, anders ist seine Kaltblütigkeit nicht zu erklären. Seine perfiden Gedanken treiben ihn regelrecht an und es gelingt Hecker, dieses Aufpeitschen und die innere Ruhelosigkeit auf seine Leser:innen zu übertragen. Die mitunter relativ kurzen Kapitel sind randvoll gefüllt mit raffiniertem Thrill und subtiler Bösartigkeit, sodass die unterschwellige Bedrohung und ein Kribbeln unter der Haut immer zu spüren sind.

Fuchs und Schuhmann ergänzen sich sehr gut und gemeinsam mit ihnen gelingt es den Leser;innen, die einzelnen Puzzleteile des Falles zusammenzusuchen. Da ich den Frankfurter Stadtwald kenne wie meine Westentasche, weiß ich durch die angedeuteten Buchstabenkombination tatsächlich schon früh, wo sich die Leiche befindet, aber das tut der Spannung überhaupt keinen Abbruch. Im Gegenteil - Hecker schafft es immer wieder, die Herzfrequenz seiner Leserschaft in die Höhe zu treiben, denn er besitzt ein perfektes Timing für verstörend provokante Szenen, die auf irre Twists folgen. Der raffinierte Plot bietet abwechslungsreiche Schauplätze, jagt nicht nur Fuchs und Schuhmann durch ganz Frankfurt und endet mit einer unvorhergesehenen Wendung, die ich so niemals auf dem Schirm gehabt hätte.

Hecker weiß, wie er seine Leser;rinnen hypnotisieren und an die Seiten fesseln kann und dafür gibt es 5 Sternchen und eine absolute Leseempfehlung !

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