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Veröffentlicht am 22.02.2023

Am Ende bleibt nichts als verbrannte Erde

Liestal in Flammen
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Fassungslos mit Samantha die Nachricht vom Tod ihrer Chefin verarbeiten. Fest steht, dass Annemarie nicht an den Folgen ihrer Erkrankung gestorben sein kann. Doch mit dem Tod der Unternehmerin beginnt ...

Fassungslos mit Samantha die Nachricht vom Tod ihrer Chefin verarbeiten. Fest steht, dass Annemarie nicht an den Folgen ihrer Erkrankung gestorben sein kann. Doch mit dem Tod der Unternehmerin beginnt eine Serie von Brandanschlägen, die sich niemand erklären kann. Allerdings sind sich Zeug:innen mehr als sicher, dass Samantha an den Tatorten gesichtet wurde. Obwohl diese mehr als einmal ihre Unschuld beteuert, rückt sie immer mehr in den Fokus der Ermittelnden. Wird Samantha beweisen können, dass sie nur als Mittel zum Zweck dient, um von anderen Dingen abzulenken ?


Ich liebe die Krimi-Reihe mit Samantha Kälin als Hobby-Ermittlerin, denn hier bewiest Ina Haller nicht nur Ideenreichtum, sonder auch Fingerspitzengefühl, wenn es darum geht, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten und mit vorschnellen Urteilen in Bezug auf Menschen, die nicht europäisch aussehen, aufzuräumen.

Immer wieder sieht sich Samantha bezüglich ihres fremdländischen Aussehens Anfeidungen gegenüber gestellt, die ihr das Leben nicht einfach machen. Auch in diesem Fall scheint die vermeintlich Schuldige schnell gefunden zu sein, denn alles spricht dafür, dass Zeugen ausgerechnet Sammy an den Tatorten gesehen haben wollen. Auch Nussbaum kommt ins Wanken und seine Fragen sind schon als bohrend zu bezeichnen, die er Sammy immer wieder stellt, um endlich Klarheit zu erlangen.

Der Plot ist in meinen Augen der bisher Beste, den Ina Haller ihrer Hauptfigur auf den Leib geschneidert hat. Es gibt unheimliche Momente, die mir regelrecht eine Gänsehaut auf die Arme jagen und spannende Szenen, bei denen ich mehr als einmal die Luft anhalte und hoffe, dass alles ein gutes Ende finden wird. Gerade die fast ausweglose Situation im Baum ist so mitreißend beschrieben, dass ich mit Sammy ausharre, hoffe und bange und spüre, wie mir die Kälte in die Knochen kriecht. Die Zusammenhänge zwischen den Ereignissen sind zunächst noch gut verschleiert und so können die Lesenden wirklich bis zum Schluss miträtseln, wie aus den kleinen Puzzleteilen ein stimmiges Gesamtbild zusammengesetzt wird

Die besondere Beziehung zwischen Sammy und Nussbaum wird hier auf eine harte Probe gestellt und daraus entsteht eine packende Handlung, die mich regelrecht an die Seiten kettet, um mitzuerleben, wie das Miteinander ein anderes Level erreicht. Ähnlich wie die Flammen, die der Feuerteufel immer wieder entfacht, züngelt auch meine Neugier immer wieder hoch und ich kann nicht anders, als Seite um Seite regelrecht zu inhalieren, um die Auflösung des Falles zu erfahren.

Für mich ist dieser Band der bisher beste aus der Samantha-Kälin-Reihe und daher vergebe ich gerne 5 Sternchen

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Veröffentlicht am 20.02.2023

Die Wellen der Nordsee spülen ein Geheimnis nach dem anderen an

Inselangst
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Ein Vermisstenfall wird für Hella Brandt zu einer Art Puzzlespiel, denn nichts ist so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Die scheinbar weltoffene Art einer Kommune birgt mehr Grund für Spekulationen, ...

Ein Vermisstenfall wird für Hella Brandt zu einer Art Puzzlespiel, denn nichts ist so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Die scheinbar weltoffene Art einer Kommune birgt mehr Grund für Spekulationen, denn die Vermisste hat dort ihre Zelte aufgeschlagen. Doch hinter der aufgeschlossen Art der Bewohner:innen brodelt es. Hella muss nun in alle Richtungen ermitteln, denn der Fall bekommt eine unerwartete Wendung...


Rieke Husmann zeichnet statt Dünenzauber und Wellenflüstern eine sehr düsteren und geheimnisvolle Atmosphäre auf Spiekeroog, die vom ersten Augenblick an für mehr Fragen als Antworten sorgt. Auch Hella Brandt steht gleich vor mehreren Rätseln, die es zu lösen gilt. Auch wenn sie hofft, dass ihr die Bewohner:innen der unkonventionellen WG aufgeschlossen und weltoffen begegnen, hat sie es mit eher verschlossenen und abweisenden Menschen zu tun, die sich winden wie ein Aal und sie mehr oder weniger gegen eine Wand des Schweigens laufen lassen.

Aber Hella wäre nicht Hella, wenn sie gleich bei der ersten Hürde aufgeben würde. Sie lässt nicht locker, dreht jedes Sandkorn zweimal um, bis sie die Hinweise erhält, auf die sie gehofft hat. Husmann verbindet die Puzzlestücke mit einem gut durchdachten Plot, der von toxischen Beziehungen, Zwangsheirat und falschen Versprechungen handelt.

Auch wenn die Charaktere sehr undurchsichtig und vielschichtig sind, können sie manchmal nicht ganz so überzeugen, wie ich das von anderen Insel-Krimis aus der Feder von Husmann gewohnt bin. Hella wagt immer wieder den Spagat zwischen Beruf und Familie und an ihr nagt das schlechte Gewissen. Das ist auch sehr gut nachvollziehbar und hemmt sie manchmal in ihren Entscheidungen.

Bis zur Auflösung des Falles sind Lügen und Intrigen an der Tagesordnung und stiften so einige Verwirrung. Mir persönlich fehlt der Bezug zum Titel, denn mit der Angst hätte man meines Erachtens noch mehr "spielen" können. Alles in allem ein solider Krimi, den ich gerne gelesen habe.

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Auf gute Nachbarschaft ?!

Jenseits der Marsch
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Über Eiderstedt liegt der leichte Hauch von Gegrilltem und eine kleine, aber feine Grillsause in in vollem Gange. Diese nimmt ein jähes Ende, als Renate von Jarchow leblos in ihrem Stuhl zusammen sinkt. ...

Über Eiderstedt liegt der leichte Hauch von Gegrilltem und eine kleine, aber feine Grillsause in in vollem Gange. Diese nimmt ein jähes Ende, als Renate von Jarchow leblos in ihrem Stuhl zusammen sinkt. Der herbeigerufene Arzt möchte sich nicht festlegen und stellt den Totenschein mit einer ungeklärten Todesursache aus. Kommissar Große Jäger steht zunächst vor einem Rätsel, denn alle Anwesenden sind gut miteinander befreundet und zudem Nachbarn, die sich wirklich gut verstehen. Doch erstens kann man niemand hinter die Stirn schauen und zweitens bröckelt die Fassade...


Hannes Nygaard lädt zum nachbarschaftlichen Grillen ein und lässt verführerische Grillaromen durch die Seiten ziehen. Es ist ein wirklich gemütliches Stelldichein, an dem seine Leser:innen teilhaben dürfen. Und doch ist die Stimmung irgendwie angespannt und unterschwellige Misstöne sind zu vernehmen, die in kleinen Sticheleien ihren Ausdruck finden.

Das Ganze endet mit dem Tod von Renate von Jarchow und das Rätselraten fängt an. Was auf den ersten Blick noch wie das Zusammentreffen von wirklich guten Nachbarn, die im Verlauf der Jahre zu echten Freunden geworden sind, aussieht, entwickelt sich nach und nach zu einer Büchse der Pandora, die mit den tragischen Ereignis geöffnet worden ist. Der Autor lässt tief in menschliche Abgründe blicken, die bisher hinter dem schönen Schein gewohnt haben.

Da sich alles in der der kleinen Straße abspielt, bewegen sich die Leser;innen mit dem Husumer Kult-Duo im Mikrokosmos und decken immer neue Geheimnisse auf, die nicht nur erkenntnisreich sind , sondern auch teilweise eine unglaubliche Unverfrorenheit ans Tageslicht bringen, mit der hier gelogen wird, dass sich die Balken biegen.

Die Ermittlungen gleichen dem Wühlen im Sündenpfuhl, sodass sie die Gartenzwerge bei Pfeiffers im Garten verschämt die roten Zipfelmützen über die Augen ziehen. Manche Erkenntnisse liegen schon recht früh auf der Hand und führen bei erfahrenen Leser:innen im Krimi-Genre dazu, dass die Auflösung schon zum Greifen nah ist. Jedoch bleibt es bis zum Schluss spannend, welche Hinter- & Beweggründe letztendlich dazu geführt habe, dass Renate von Jarchow aus dem Weg geräumt wurde.

Auf gute Nachbarschaft hinterm Deich ?! Bei Hannes Nygaard wohl kaum, denn er kitzelt das Böse aus den Menschen und macht sie alle zu potentiellen Verdächtigen.

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Veröffentlicht am 17.02.2023

Ein Himmelfahrtskommando zwischen Hass und Hoffnung

In den letzten Stunden der Dunkelheit
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Der Krieg liegt in den letzten Zügen, als Carvis 1945 nach Berlin zurückkehrt. Zurück in eine Stadt, mit der er wunderschöne Erinnerungen verbindet, die ihn nicht mehr loslassen. Doch zwischen all den ...

Der Krieg liegt in den letzten Zügen, als Carvis 1945 nach Berlin zurückkehrt. Zurück in eine Stadt, mit der er wunderschöne Erinnerungen verbindet, die ihn nicht mehr loslassen. Doch zwischen all den Trümmern, Verwundeten und dem erbitterten Kampf ums Überleben scheint kein Platz zu sein für die Suche nach Anna, der Carvis Herz gehört. Vielmehr sieht sich Carvis als Teil eines Himmelfahrtskommandos, um den Physiker Bergmann aus Berlin herauszuholen, damit seine Kenntnisse und Fähigkeiten in Bezug auf den Bau einer Atombombe nicht in falsche Hände geraten...


Peter Klisa lässt von der ersten Seiten an das Grauen aus den Seiten steigen und zeigt seinen Leser:innen ein völlig zerstörtes Berlin, das nicht nur in Trümmern liegt, sondern Schauplatz eines erbitterten Kampfes wird. In Rückblenden gelingt es dem Autor, die Erinnungen an Olympia 1936 in unglaublich bunten Farben und lebendigen Szenen zu schildern und gemeinsam mit Carvis und Anna den Sportler:innen zuzuschauen, wie sie den olympischen Geist leben und zum Gelingen des Großsportereignisses beitragen. Sportgrößen wie Long und Owens treten gegeneinander an und es ist eine Freude, ihnen beim Wettkampf zuzuschauen und mit in diese unglaublich trubelige Atmosphäre einzutauchen.

Der Sprung in das Jahr 1945 könnte nicht krasser und ernüchternder sein, denn hier herrscht der erbitterte Kampf uns Überleben, der sinnlose Gehorsam zum Töten für den Endsieg und es pfeifen tatsächlich beim Lesen die Geschosse um die Ohren. Die Bilder sind so real, dass ich eine unglaublich Anspannung beim Lesen spüre.

Ist der Einstieg ins Buch noch etwas schleppend, da viele technische Details und Fachbegriffe aus der Physik vorherrschen, gelingt es dem Schreibenden, die Leser;innen nach und nach mit ins Boot zu holen und sie gemeinsam mit Carvis auf eine Mission zu schicken, die scheinbar zum Scheitern verurteilt ist. Dabei tauchen die Lesenden tief in die fesselnde Geschichte ein. Klisa schafft es nämlich , aus tatsächlich wahren Geschehnissen in Verbindung mit Ereignissen, die nicht stattgefunden haben und Personen, die seiner Fantasie entsprungen sind, eine neue Realität zu schaffen, die so authentisch vermittelt wird, dass sich alles genauso hätte zutragen haben können.

Mit Carvis hat der Autor eine sehr starke Persönlichkeit erschaffen, die auf positive Weise sehr einnehmend und fordernd zugleich ist. Mit ihm steht und fällt die Handlung und ich kann nicht anders, als ihn für seine Courage und seinen unbedingten Willen, das gesteckte Ziel zu erreichen, zu bewundern.

Die Wirren des Krieges im Buch vereinen sich mit den aktuellen Bildern aus dem Urkainekrieg und zeigen so die schreckliche Fratze eines Krieges, den niemand gewollt hat und in den Unschuldige hineingezogen werden .Auch wenn im Buch der Zweite Weltkrieg in seinen letzten Zügen liegt wird deutlich, dass die Lunte recht kurz ist, um den Kampf gegen die Zeit zum Bau der ersten Atombombe erneut in einer Katastrophe enden zu lassen.

Der Roman ist eine gelungene Mischung aus historischen Ereignissen, Romanze und mitunter Nerven zerreißenden Szenen und daher gibt es 4 Sternchen von mir


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Veröffentlicht am 15.02.2023

Manchmal muss man erst den falschen Weg gehen, um den richtigen zu finden.

Freischwimmer
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Donnie hat eigentlich alles und doch hat er nichts, denn als Sproß einer Galeristenfamilie ist zwar alles vorhanden, was man sich mit Geld kaufen kann, aber Zuwendung und Freundschaft gehören nicht dazu. ...

Donnie hat eigentlich alles und doch hat er nichts, denn als Sproß einer Galeristenfamilie ist zwar alles vorhanden, was man sich mit Geld kaufen kann, aber Zuwendung und Freundschaft gehören nicht dazu. Das ändert sich, als er durch zwei Mitstudierende ein ganz neues Gefühl der Zugehörigkeit in einer Burschenschaft kennenlernt. Plötzlich sind da "Freunde", die ihm Anerkennung entgegenbringen und ihn mit ihren Ritualen und Gepflogenheiten regelrecht bezirzen. Aus Donnie wird ein Mitläufer, der nicht mehr viel nachfragt. Und doch gibt es in diesem Sommer eine Begegnung, die alles bisher dagewesen auf den Kopf stellt. Donnie wird zur Ableistung von Sozialstunden in einem Altenheim aufgefordert und mit dem ersten Schritt in diese Einrichtung verändert sich sein Leben....


Gabriel Herlich vermittelt von der ersten Seite seinen Leser:innen, dass sie mittendrin im Geschehen sind und alles hautnah miterleben dürfen. Donnie ist, trotz seiner 21 Jahre, unbedarft und völlig naiv und somit ein gefundenes Fressen für die Burschenschaftler, um ihm das völlig verquere Gedankengut einzupflanzen. Da Donnie bisher noch nie Anerkennung und Freundschaft kennengelernt hat, fallen die völkischen Ideologien bei ihm auf fruchtbaren Boden und können sich dort einnisten.

Nach und nach lernen die Leser;innen Donnie und sein Umfeld besser kennen und beginnen nicht nur die Handlung zu hinterfragen, sondern auch den Titel. Auch wenn es hier darum geht, dass Donnie nicht schwimmen kann, so ist der Titel als Metapher zu verstehen, denn mit dem Verlauf der Handlung werden die Lesenden Zeuge, wie sich Donnie wandelt, sich regelrecht freischwimmt und erkennt, dass er den falschen Weg eingeschlagen hat. Herlich gelingt es dabei, Donnie vom Antihelden zur sympathischen Hauptfigur werden zu lassen, indem er seine Wandlung nachvollziehbar und glaubwürdig ausgestaltet. Die Lesenden können daher hautnah miterleben, wie sich Donnie abstößt, um Zug um Zug in ein neues Leben zu gleiten und wie er beginnt, zu hinterfragen, um zu verstehen.

Die Geschichte lebt von den plakativen Schilderungen des Autors, denn dadurch entstehen bewegte Bilder vor dem inneren Auge, in denen sich die Handlung wie ein Film abspult. Die Tür zum Zimmer 311 im Altenheim öffnet sich einladend, der Beifahrersitz des Buchanka quietscht in seinen Verankerungen und die malerische Landschaft Südfrankreichs lädt dazu ein, ihre Geheimnisse zu erkunden.

Herlich ist leise im Ton, aber unmissverständlich in seiner Botschaft, sodass aus seinem Roman eine gelungene Mischung aus Lovestory, Vergangenheitsbewältigung und Persönlichkeitsentwicklung wird, die mich fasziniert und neugierig die Seiten umblättern lässt. Eine tiefgründige Geschichte, die heiße Eisen anpackt und daraus individuelle Kapitel formt, die die Leser:innen dazu auffordern, die Vorurteile gegenüber Donnie aufzulösen und ihm eine Chance zu geben.

Manchmal muss man erst den falschen Weg gehen, um den richtigen zu finden - dieser Sinnspruch passt hervorragend zu Donnie und seiner Reise und ich spreche gerne eine Leseempfehlung aus.

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