Es tickt leise die Uhr mit Tendenz zur Langeweile
Die TotenuhrAnn hat sich eigentlich vorgenommen, eine entspannte Auszeit auf Gräsö zu genießen. Doch daraus wird nichts. Statt Beine und Seele baumeln lassen, hängt Ann mitten in einem Fall, der mehr als rätselhaft ...
Ann hat sich eigentlich vorgenommen, eine entspannte Auszeit auf Gräsö zu genießen. Doch daraus wird nichts. Statt Beine und Seele baumeln lassen, hängt Ann mitten in einem Fall, der mehr als rätselhaft ist. Das Verschwinden von Cecilia Karlsson wirft mehr Fragen auf, als es Antworten zu geben scheint, denn angeblich ist sie wieder auf der Bildfläche aufgetaucht. Ann kann nicht anders, als zu ermitteln und ahnt nicht, dass sie zu einer Schachfigur in einem bösen Spiel wird...
Ich habe mich vom Titel und vom Cover dazu verleiten lassen, dieses Buch zu lesen, denn beides verspricht Hochspannung, düstere Szenen und einen abwechslungsreichen, gut durchdachten Plot, der mich an die Seiten fesselt. Nun ja, was soll ich sagen - der Plot ist ganz gut angelegt, aber irgendwie doch nicht das, was ich mir erhofft habe.
Das Inselfeeling kommt sehr gut rüber und auch die Tatsache, dass es eben aus eben jenem Mikrokosmos kein Entkommen gibt, wenn es darum geht, die eigene Haut zu retten. Doch hier hätte wesentlich mehr Spannung und Nervenkitzel vorhanden sein können, um diese unterschwellige Bedrohung Seite für Seite noch mehr herauszukitzeln. Mit fehlt das Kribbeln in den Fingern, das ungute, brennende Gefühl im Nacken, wenn ich einer dauerhaften Bedrohung ausgesetzt bin.
Der Fall ist zwar der 9. Band einer Reihe, kann aber genau so gut für sich gelesen werden, da alles in sich abgeschlossen ist und nicht aufeinander aufbaut. So können auch neue Leser:innen sich von Anns Qualitäten als Ermittlerin überzeugen. Was mir allerdings komplett fehlt ist eine psychologische Grundspannung, die sich immer weiter hochschraubt, wenn es darum geht, die Lesenden zu eben jenen Schachfiguren im gut geplanten Vorhaben von Cecilia werden zu lassen. Der Autor lenkt mir zu mechanisch die Vorgehen in die richtige Richtung, sodass ich zwar beim Lesen alles in mir aufnehme, aber so richtig drin bin ich nie im Buch. Der Lesesog fehlt mir, um mich mit unverhohlener Neugier durch die Seiten zu peitschen.
Die Totenuhr tickt, aber nicht, weil mir die Zeit davon läuft, sondern sie schlägt leider eine Tendenz zur Langweile an, die sich langsam, aber beständig einschleicht und sich breit macht. Die behandelten Themen sind eher klassisch, bieten also nicht viele überraschenden Wendungen. Auch die Figuren können nicht ganz von sich überzeugen, denn sie wirken allesamt blass und ihnen fehlt das gewisse Etwas, im einen Adrenalinkick bei ihren Auftritten auszulösen. Lediglich Ann weiß von sich zu überzeugen und merzt über weite Strecken den ein oder anderen Schnitzer aus, der mich manchmal überlegen lässt, das Buch nur quer zu lesen.
Idee und Gestaltung des Buches gefallen mir sehr gut, jedoch ist die Umsetzung unteres Mittelfeld - neutrale 3 Sternchen