konnte mich nicht wirklich packen
Leere HerzenJulia Zehs „Leere Herzen“ spielt im Jahr 2055: Angela Merkel ist zurückgetreten, eine mit großer Mehrheit gewählte Partei, unter der es das bedingungslose Grundeinkommen genauso gibt, wie den Kampf gegen ...
Julia Zehs „Leere Herzen“ spielt im Jahr 2055: Angela Merkel ist zurückgetreten, eine mit großer Mehrheit gewählte Partei, unter der es das bedingungslose Grundeinkommen genauso gibt, wie den Kampf gegen Überfremdung oder starke Einschränkung der Presse, ist an der Macht.
Erzählt wird unter anderem die Geschichte von zwei befreundeten Familien mit jeweils einer Tochter und unterschiedlichen Lebensstrategien und Plänen. Es handelt sich um die Familien von Britta und Janina; Britta, desillusioniert von Welt, Politik und Gefühlen betreibt zusammen mit Babak die „Brücke“, eine Praxis für Leute, die bei Internetrechcherche auf Selbstmörderseiten aufgefallen sind. Ausgewählte werden eingeladen und durchlaufen in einer Therapie verschiedene Übungen und Stufen um ihren festen Willen zu testen, Niedrigbepunktete zurück ins Leben zu entlassen und Standhafte äußerst gewinnbringend als Selbstmordattentäter an Orgnisationen zu vermitteln – bis zu dem Zeitpunkt, an dem „die Brücke“ Konkurrenz zu erhalten scheint...
Britta und Janina spielen immer wieder ein Spiel, dass sie „Dilemma“ nennen; eine von ihnen denkt sich eine Situation aus und die andere muß sich zwischen zwei vorgegebene Lösungen entscheiden. Bei einem Dilemma-Spielchen muß man sich entscheiden zwischen einer Waschmaschine oder dem Wahlrecht. Und in ein ähnliches Dilemma gerät Britta am des Buches: Sie muß sich entscheiden, ob es vertretbar ist, eine demokratisch gewählte Regierung zu putschen.
Dieses war das zweite Buch von Julia Zeh, das ich gelesen habe, direkt nach „Unterleuten“, an das es meiner Meinung nach nicht herankommt.
Julia Zehs Schreibstil empand ich als sehr kühl und distanziert; was für dieses Thema vielleicht genau passend sein kann. Für mich hat es eine ganze Zeit, etwas mehr als die ersten 50 Seiten, gedauert um in der Geschichte anzukommen; als auf Distanz gehaltener Betrachter wurde ich mit keiner der beschriebenen Personen wirklich warm. Ein bißchen dick aufgetragen war mir dann auch der erzieherische Ansatz dieses als „Lehrstück“ empfundenen Romans. Selbstverständlich ist es wichtig, sich politisch zu bilden und für seine Überzeugungen einzutreten, aber als Apell und Quintessenz dieses Buches macht das Ganze auf mich schon den Eindruck, das es sich wohl eher als Schullektüre für Jugendliche mit anschließender Diskussionsrunde eignet. Die, die sich Sorgen machen, wohin die Angst vor Entfrendung und der Wahlerfolg der Afd führen könnten, werden durch diesen Roman kaum erschüttert werden...
Ich muß gestehen, dass ich etwas mehr erwartet habe; so läßt mich das Buch noch nicht einmal betroffen oder nachdenklich zurück.