Susanne Veit, freie Journalistin im Bereich Familie und Kinderwelten, schreibt in diesem Buch, nach eigenen Angaben autobiografisch, wie sie und ihre Familie schrittweise aufs Land ziehen, erst in ein Haus im Dorf, direkt am Feld gelegen, danach in ein baufälliges Haus am Waldrand.
Susanne Veit lebt mit ihrer Familie in einer städtischen Umgebung und findet dort vieles, was ihr nicht gefällt. Als ihr Sohn beispielsweise, genau wie seine Schulfreunde, auch endlich mal ein Computerspiel ausprobieren möchte, belehrt sie ihn über Suchtprobleme und ruft die gesamte Elternschaft der Klasse an, um diese ebenfalls zu belehren. Ihr Mann, der dem Sohn die Möglichkeit des kontrollierten Computerspiels nicht verwehren will braucht lange, um sich durchzusetzen und mit dem Sohn gemeinsam ein Spiel zu wagen. Schon kurz darauf bemerken die beiden, dass die Autorin mit allen Prognosen recht hatte, Computerspiele doof sind und lassen es wieder bleiben, zumal die anderen Mitschüler, dank der Denkanstöße, die ihre Eltern durch die telefonische Aufklärungsaktion erhielten, auch deutlich weniger Zeit am Rechner verbringen und nun wieder richtig spielen können. Insgesamt verteufelt die Autorin Computer und das Internet, bezieht ihre Weisheiten aus Büchern und betont dieses immer wieder. Ich frage mich schon, wie sie da als freie Journalistin arbeiten kann, denn die Zeit der Brieftauben scheint mir lange vorbei...
Dennoch scheint das Leben so zu modern abzulaufen und als nächstes steht der Umzug in ein Dorf an, wo die Familie direkt am Feld wohnt. Der Sohn kann dort spielen, nach Pflügen des Feldes sammelt dieser zu Tage geförderte Steine ein, wäscht sie und lackiert sie mit seiner Mutter zusammen golden. Die Steine verkauft der Junge an die Nachbarn, die auch alle an diesem Feld wohnen, für 50cent bis 5Euro Stückpreis. Zeitgleich setzt sie gegen die Bedenken ihres Mannes durch eine Berghütte als Wochenendquartier anzumiten, direkt auf einem Berg, also in Schieflage, worch der Sohn und die beiden kleineren Töchter schwerlich draußen spielen können und durch die langen Aufenthalte in der schwarzschimmeligen Hütte krank weren. Der Ehemann braucht ein Jahr um seine Frau zum Umdenken zu bringen und den Pachtvertrag zu kündigen....
Im angelegten Gemüsegarten sammelt die Autorin mit dem Sohn und den zwei Töchtern abendlich eimerweise Schnecken ein, überbrüht sie mit kochendem Wasser. Als der Bauer auf seinem Feld etwas versprüht, rennt sie hin und belehrt den Bauern über Glyphosat.
Das alles entspricht nun nicht der Vorstellung vom Landleben und so begibt sich die Autorin auf die Suche nach einem Haus im oder am Wald. Lange Zeit kann der Ehemann, auch zum Wohl der Kinder, dieses unterbinden, aber dann ist es soweit: die Autorin hat das perfekte Haus am Waldrand gefunden und um Miete zu sparen, zieht man sofort in die baufällige Ruine. Die Zimmer sind mit Umzugskarons vollgestellt; der Sohn wird im Zimmer der Schwestern einquartiert, was er nicht toll findet. Er zieht einfach in den Kleiderschrank in diesem Zimmer ein und seine Mutter weiß nicht so recht, was er dort im Dunkeln macht; eigentlich bekommt sie ihn für eine längere Zeit kaum zu Gesicht und denkt, dass es für seine Entwicklung von Vorteil sein wird. MMMh, für mich wäre das eher ein Fall für das Jugendamt als ein gelebtes Beispiel für die Kompetenz einer Erziehungs- und Familienratgeberin.
Es folgen Beschreibungen vieler spontaner und für mein Empfinden vollkommen unüberlegter Projekte; die Autorin sprüht da vor Spontaneingebungen, zu denen sie manchmal auch ein Buch liest. Manchmal eben auch nicht.. Da reicht es, wenn sie in einem Nachbargarten sieht, dass die vielen Nistmöglichkeiten Vögel anziehen und schon bestellt sie welche ( ohne verteufeltem Internet?), bemalt diese mit verschiedenen Farben und Lacken und wundert sich, dass kein Vogel in diese Nisthilfen einzieht. Und auch von ihren anderen Projekten geht eigentlich keines wirklich gut aus.... oder vielleicht doch, diese: Die Mädchen sammeln im Wald Tannenzapfen, bemalen diese bunt und verkaufen sie an die Nachbarn, die auch am Waldrand wohnen, als Weihnachtsschmuck. Kommt einem irgendwie bekannt vor....
Neben ihren Erlebnissen und Projekten, die immer von der Autorin ausgehen und manchesmal von ihrem Ehemann kritisch hinterfragt werden, findet der Leser jede Menge Erziehungs- und andere Belehrungen; eigentlich gibt es nichts, was die Autorin nicht besser weiß, als alle um sie herum. Die belehrtnden Passagen mit Halbwissen fallen für meinen Geschmack zu häufig und inhaltlich zu dürftig aus. Zumindest bis zu dem Punkt, als ein Bekannter sie fragt, ob sie ihm nicht eine Weihnachtsgans gegen Bezahlung groß ziehen will. Sofort berechnet sie, welche Kosten entsehhen, wenn sie aus diesem Projekt eine Massentierhaltung macht, denn Gänse sind Herdentiere und das Ganze sollte sich auch rechnen....
An diesem Punkt bin ich aus dem Buch ausgestiegen; das war mir dann doch zuviel Fantasie über Selbstverwirklichung auf dem Land und dem heilen, naturnahen Leben dort. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Autorin auch dieses Projekt gegen den Willen ihres Mannes auf Biegen und Brechen durchgestzt hat.
Eigentlich lese ich jedes Buch zu Ende, weil ich denke, es wird bestimmt besser. Hier habe ich mich der Hoffnung schon eine ganze Zeit hingegeben und dann endlich auf S. 98/234 das Buch abgebrochen. Für mich war das Lesen sehr anstrengend und unbefriedigend: Die Darstellungen sind langgezogen, wirken auf mich krampfhaft und unglaubwürdig. Die Belehrungen empfinde ich als selbstgefällig und oberflächlich; mich erschreckt.
Ehrlich gesagt, war ich schon davon ausgegangen, dass es sich bei diesem Werk um einen satirischen Roman handeln muß, der einfach nicht meiner Humor trifft.Nach Lesen der Autorinnenvita glaube ich allerdings, dass dieses Werk doch ernst gemeint ist. Wer nicht nur über Frust und Mist bei der Flucht aufs Land lesen möchte, sollte ergänzend vielleicht die Klassiker von Peter Mayle lesen.
Mich läßt dieses Buch verständnislos zurück; ich kann es leider nicht weiterempfehlen.