Julia Reidl, unter anderem Kiefertherapeutin, Betreiberin eines Blogs sowie der App „Kiefergesundheit“ und Dozentin an einer Fachhochschule für Logopädie in Oberösterreich, hat mit diesem Buch einen Selbsthilferatgeber geschrieben, der sich richten soll an:
„Kieferverspannte, Knirschende und Maskengeschädigte“.
Sie erklärt sehr leicht verständlich, ich würde sogar sagen kindgerecht, beispielsweise den Aufbau des Kiefergelenkes und jede Menge Erkenntnisse, die sie im Laufe ihrer Tätigkeit als Kiefertherapeutin selber gewonnen hat, selbst aus fachfremden Gebieten wie der
Verhaltenstherapie (unter anderem nicht Ja sagen, wenn man Nein meint).
Mir selber steckt in diesem Buch zuviel allgemeine Lebensberatung, geplauderte eigene Beobachtungen statt wissenschaftlichem Hintergrund, zum Beispiel bei der Erklärung der von ihr definierten zwei Gesichtsformen markant und immer lieb. Ein markantes, eckiges Gesicht
hat man, wenn man als kleines Kind immer zurückstecken musste und die Zähne aufeinandergebissen hat – dann sind die Kiefernmuskel entsprechend trainiert und man hat halt ein verbissenes Gesicht. Das immerfreundliche Gesicht, ebenfalls verbissen, da dauerlächelnd, sieht im Kieferbereich breit und rundlich aus. Auch solche Textpassagen, in denen sie nett beschreibt, für wie blöd sie ihre Leserschaft eigentlich hält, finde ich
eher abstoßend, beispielsweise auf S. 58 liest man: „Schnarchen ist, entgegen der weitverbreiteten Meinung, keine harmlose Schlafvariante“…, ja, sehen die meisten im Umfeld der Autorin das so?
Mich persönlich hatte der Buchtitel so sehr angesprochen und ich war ausgesprochen gespannt auf den Inhalt. Ich persönlich hatte den Eindruck, mein Unterkiefer wäre zu verspannt und ich wollte daran etwas ändern; seit Kindertagen lagert meine Zunge an den Gaumen gepresst – ich habe es immer, auch vor lesen dieses Buches, Unterdruck genannt und lese nun in diesem Buch, dass dies die einzig wahre Ruhelagerung der Zunge ist, deren Einübung ausführlich dargestellt und erläutert wird. Ebenfalls bereits als Vorschulkind hatte ich eine Marotte: ich habe bewußt auf beiden Seiten gleich viel gekaut, weil ich meine Zähne gleichmäßig abnutzen wollte. Das ist für mich über Jahrzehnte ganz normale Kauroutine über die ich die ganze Zeit über nie nachgedacht habe. Ich kenne Meditationsübungen, Wechsel- und Bauchatmung, achtsames Essen, Gedanken-Stopp und die vielen anderen Übungen, die hier im Buch vorgestellt werden. Leider hat das Buch mir nicht weitergeholfen, denn anscheinend beherzige ich das alles schon seit Kindesbeinen und habe doch das Gefühl, meinem Kiefer mehr Gutes tun zu wollen. Ich knirsche nicht, beiße die Zähne so gut wie nie zusammen und wenn, bemerke ich es meistens sofort und kenne Kieferbewegungen mit denen ich sofort gegensteuern kann. Anscheinend bin ich bereits auf dem richtigen Weg. Für diejenigen, die diesen noch suchen, werden die Erläuterungen sehr
einfach beschrieben und fotoreich ergänzt, viele Tipps für unterschiedliche Lebenslagen gegeben und Übungen für Zunge und Kiefer ebenso detailreich angeleitet. Im Buch werden wirklich viele Zusammenhänge ganz einfach und leicht verständlich erklärt; besonders gefallen mir die Darstellungen von Zusammenhängen, die Verspannungen auslösen (können).