„Safranstern und Minzküsse“ von My Feldt wurde genau wie sein Vorgänger „Apfelduft & Heidelbeerblau“ mit Fotos von Linda Lomelito illustriert. „Apfelduft & Heidelbeerblau“ hatte mir sehr gut gefallen, schon alleine wegen seiner ungewöhnlichen Aufmachung und ich war neugierig auf dieses Buch.
Für dieses Buch hat sich My Feldt das Rahmenthema Zirkus, bzw. „Karneval der Gefühle“ „Geöffnet von der Geburt bis zum Tod – Freier Eintritt“ ausgewählt. Auf 300 Seiten gibt es wieder einen Mix aus Fotos, Geschichten und auch Rezepten, wobei ich direkt gestehen muss, dass mich dieses Buch bei Weitem nicht so in seinen Bann ziehen konnte wie sein Vorgänger. Ob die Anteile des Mixes sich verschoben haben kann ich gar nicht genau sagen, wohl aber, dass die mir nichtssagenden Anteile weitaus überwiegen und die Rezepte in diesem Buch nur eine untergeordnete Stellung einnehmen. Ein Drittel des Buches ist mit ganzseitigen zwar schönen Fotos, wie man sie von Linda Lomelino gewohnt ist, illustriert. Hauptsächlich stellt sich die Autorin farbenfroh selbst da, mehrere Fotos als Clown, mal mit Luftballon in der Hand oder mit Schulterblick, eine Serie in Kleidern, eine Serie in einer gestreiften Hose, eine Serie, in der sie von hinten abglichtet wurde, eine Serie vor, neben, hinter und in einem großen Rhododendron oder einer Magnolie…. alle Fotos zeigen sie fast spontan, häufig mit demonstrativ zur Schau gestellter überschwappender, guter Laune. Auf einzelnen anderen dieser Fotos sieht man auch, so vermute ich, ihre Kinder und einzelne Bekannte. Damit sind schon 102 der 300 Buchseiten komplett gefüllt.
Ein weiteres Drittel dieses Buches enthält Geschichten, Erlebnisse ihrer Kindheit und einige ihrer heutigen Lebensweisheiten; beispielsweise kann man nachlesen, dass sie früher die nacheinender gehaltenen Wellensittiche nicht unterscheiden konnte und deren Ableben sie nicht berührt hat oder, wie sie Eis gegessen hat, Dunkelheit erlebte. Zu manchen eben erwähnten Fotos gibt es ein Lebensweisheit, beispielsweise „Ist doch typisch, dass man sich jedes Mal in Dornenbüschen verfängt, wenn man sich ausgefein gemacht hat.“ oder „Da ist etwas, das die Ruhe stört. Es ist ein rauschen – der Gedanken Rauschen.“ oder „Füttern Sie hässliche Fische mit süßen Brezeln“. Hier muss ich gestehen, dass ich nicht alle Geschichtchen gelesen, sondern viele nur überflogen habe; ich fand sie einfach zu langweilig und nichtssagend, genau wie die 102 Seiten der gerade beschriebenen Fotos. Was soll ich damit anfangen? Das hier ist ein Kochbuch; bei einer Biographie, beispielsweise von Ghandi würden mich schon ein paar Kindheitserlebnisse interessieren um zu verstehen, was ihn geprägt hat.
Also nun zum dritten und letzten Teil dieses Buches, das „Gebäck und Süsse Verführungen für alle Lebenslagen“ im Untertitel verspricht: die Rezepte. Laut Inhaltsangabe habe ich 145 Rezepte gezählt, was ich so nicht unbedingt bemerkt hätte. Die Rezepte finden sich gleichmäßig verteilt im ganzen Buch; zu jedem Rezept gibt es dann ein, manchmal auch mehrere ganzseitige weitere ( sind nicht bei den 102 Fotos mitgerechnet) Fotos, die mir gefallen und die zu den Rezepten passen; die persönlichen Kurzerzählungen zu den Rezepten finde ich ausreichend. Die Anzahl der Rezepte würde ich persönlich jetzt etwas verringern, denn auch hier gibt es sich sehr ähnelnde, beispielsweise mehrere um Zucker einzufärben. Ich finde es sehr anstrengend, die Rezepte in diesem ganz Wust zu suchen und zu finden, mag es eigentlich ganz gerne übersichtlich; hier könnten post-its hilfreich sein.
Von den Rezepten gefallen mir etliche sehr gut, beispielsweise saure Sanddornschlangen ( wie Fruchtleder), Pavlova mit Zitrone und rotem Holunder,, Sonnenschnecken oder die Prinzessinnentorte mit Waldbeeren. Es gibt Rezepte, die mich stark an welche aus dem letzten Buch erinnern; dort gab es Zimtschnecken als Wollknäuel gewickelt – hier werden Rote-Bete-Brötchen mit Brombeerfüllung in Schlangen gerollt und als Knäuel gewickelt. Bei einigen rezepten bin ich auch nicht so begeistert, wie beim Zuckereinfärben, oder Zuckerstreusel aus gefärbtem Puderzucker selber hesrtellen. Säfte, Sirup, Kompott, etwa aus Stachelbeeren – braucht man dafür ein Rezept?
Ich muss gestehen, dass ich von diesem Buch eher enttäuscht bin. Wie schon mehrmals erwähnt: Die Gestaltung fällt hochwertig und farbenfroh aus; mir ist diesesmal einfach zuviel nichtssagendes Gedöns enthalten, so als hätten unbedingt Seiten gefüllt werden müssen um ein dickes Buch zu erhalten. Mir wäre lieber gewesen, dass dies durch mehr Rezepte erfolgt wäre. Wer nun lieber Fotos und Geschichten als Schwerpunkt des Buches mag, wird dieses sicherlich weitaus besser zu schätzen wissen als ich.