Profilbild von kayla

kayla

Lesejury Star
offline

kayla ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kayla über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.12.2020

Guter Einstieg

Alice von Battenberg – Die Schwiegermutter der Queen
1

In „Alice von Battenberg – Die Schwiegermutter der Queen. Ein unkonventionelles Leben“ zeichnet die Autorin Karin Feuerstein – Praßer den Lebensweg der griechischen Prinzessin nach. Ich lese gerne Biographien, ...

In „Alice von Battenberg – Die Schwiegermutter der Queen. Ein unkonventionelles Leben“ zeichnet die Autorin Karin Feuerstein – Praßer den Lebensweg der griechischen Prinzessin nach. Ich lese gerne Biographien, von Simon Sebag Montefiores „Stalin. Am Hof des roten Zaren“ war ich positiv überrascht, da der Autor Fakten auf stilistisch mitreißende Weise zu vermitteln versteht.
Karin Feuerstein – Praßers Fleißarbeit konnte mich zu Beginn nicht wirklich überzeugen, ich hatte leider (auch aufgrund der Gliederung) das Gefühl, eine geschichtswissenschaftliche Master – oder Magisterarbeit ohne Fußnoten zu lesen.
Dabei wären End – oder Fußnoten teilweise durchaus angebracht gewesen, da die Autorin zu Beginn den Text mit Informationen regelrecht überfrachtet. Wie Schlösser in der heutigen Zeit genutzt werden, ob sie zu Museen umfunktioniert worden sind, so etwas lese ich gerne in einer Fußnote, weniger gern im Text.
Die Autorin geht chronologisch vor, man erfährt viel Wissenswertes, manches weiß man als historisch interessierter Mensch sicher bereits, wer kennt nicht „Die Großmutter Europas“? Man wird Zeuge von Alices Schwierigkeiten (Schwerhörigkeit, Schizophrenie, Exil) und von ihren Heldentaten (sie rettete Juden im Zweiten Weltkrieg vor dem sicheren Tod & wurde in Yad Vashem dafür ausgezeichnet).
Die Autorin ist regelrecht fasziniert von ihrem Sujet, zu Beginn der Lektüre fehlten mir die kritischen Anmerkungen. Auch manche ihrer Schlussfolgerungen fand ich kurios; teilweise hätte ich mir mehr Tiefgang gewünscht. So heißt es immer wieder, dass das griechische Volk nicht begeistert gewesen sei von den vielen Reisen des Hochadels. Ich hätte mir an dieser Stelle eine Erklärung zur Finanzierung der Aristokratie gewünscht, da man aufgrund der wiederholten Nennung dieser Tatsache durch die Autorin denken könnte, die Kritik des griechischen Volkes sei nicht berechtigt gewesen. Teilweise schreibt sie Alice auch Dinge zu, die Interpretationssache sind, wie etwa die Vision der Europäischen Union, den Völkerbund tut Feuerstein-Praßer fast als unwichtigen Vorläufer ab, ich denke aber, dass Alice Kenntnis vom Völkerbund gehabt haben muss. Auch die Aussage, dass Alice mit manchen Annahmen quasi mit den Lehren des Papstes konform ging bzw. diese vorwegnahm, halte ich für Interpretation.
Gut gefiel mir, dass mit einigen Fehlinformationen aufgeräumt wird – so verdiente Alice von Griechenland nie ihr Geld mit eigenhändig angefertigten Stickarbeiten und sie war auch keine „richtige“ Nonne, die ein Gelübde abgelegt hatte. Überhaupt ist es erfreulich, dass sehr wenig spekuliert wird (wie etwa in den derzeit populären Romanbiographien). Die europäisch-aristokratischen Verwandtschaftsverhältnisse erklärt Karin Praßer auch für Laien verständlich.
Die Kapitel sind kurz, der Stil ist einigermaßen nüchtern, ich muss sagen, dass mir der Schlussteil am besten gefiel, da ein wenig mehr Analyse betrieben wird. Sehr gut gefielen mir die Literaturhinweise, sie animieren „zum Weiterlesen“. Auch die Stammbäume sind hilfreich, das Bildmaterial ist wunderbar ausgewählt.

Fazit:

Ein guter Einstieg in’s Thema. Eine seriöse Biographie mit kleinen stilistischen Schwächen, die in konziser Form Einblick in das Leben der Schwiegermutter von Queen Elizabeth gibt & zur Eigenrecherche animiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.12.2020

Unterhaltsames Whodunit

Die Tote mit dem Diamantcollier - Ein Fall für Jackie Dupont
0


Ich bin ein großer Fan der australischen Roaring – Twenties - Krimiserie “Miss Fishers mysteriöse Mordfälle”. Die Serie basiert auf der Kerry Greenwoods Reihe Phryne Fisher`s Murder Mysteries.

Auch ...


Ich bin ein großer Fan der australischen Roaring – Twenties - Krimiserie “Miss Fishers mysteriöse Mordfälle”. Die Serie basiert auf der Kerry Greenwoods Reihe Phryne Fisher`s Murder Mysteries.

Auch die Autorin Eve Lambert schickt mit der talentierten Jackie Dupont eine weibliche Ermittlerin in’s Rennen. Wie Phryne Fisher ermittelt Jackie Dupont in den 1920er Jahren, wie Phryne Fisher hat auch Jackie Dupont immer einen flotten Spruch parat, sie ist jedoch nicht unbedingt diplomatisch in ihren Aussagen. Man kann „Die Tote mit dem Diamantcollier“ meines Erachtens recht zügig lesen, der Stil ist einfach, aufgelockert wird das Ganze durch Briefe. Dieses Stilmittel mochte ich sehr!

Worum geht’s?

Schauplatz Monaco:

Man schreibt das Jahr 1920.

Um das Ende des WK I zu feiern, schmeißt die schwerreiche Erbin Carla Tush , die Gattin eines Filmproduzenten, eine Party auf ihrer mondänen Yacht Celluloid. Alle Societygrößen von Rang und Namen geben sich die Klinke in die Hand, man feiert, als gäbe es kein Morgen. Doch als die Gastgeberin tot aufgefunden wird & ihr Diamantcollier unauffindbar ist, gehört plötzlich jeder Partygast zu den Verdächtigen, auch ein Aristokrat mit Fronterfahrung, Christopher „Kit“ St. Yves…

Neben der lokalen Polizei beginnt auch die Bostoner Privatdetektivin Jackie Dupont zu ermitteln. Ihr Markenzeichen ist der blonde Bob; selten ist sie ohne ihren Hund „Sargent“ unterwegs. Wie die Amerikanerinnen in „Downton Abbey“ nimmt Jackie (wie bereits angedeutet) kein Blatt vor den Mund; damit befindet sie sich auf Kollisionskurs zu den Schönen & Reichen. Der Verdächtige Kit ist interessanterweise kein Unbekannter für sie, und sie hütet so manches Geheimnis…

„Die Tote mit dem Diamantcollier – ein Fall für Jackie Dupont“ ist ein klassisches Whodunit.

Ähnlichkeiten mit Agatha Christies berühmtem belgischen Meisterdetektiv sind sicher beabsichtigt, und es macht Spaß, diese Hommage zu lesen, auch wenn die Figuren etwas überspitzt dargestellt werden. Da es sich um eine Reihe handelt, bleiben am Ende der Lektüre viele Fragen offen, aber ich bin zuversichtlich, dass diese in Band 2 („Mord beim Diamantendinner – ein Fall für Jackie Dupont“ ) beantwortet werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.12.2020

Kanadischer Krimi

Aus dem Schatten des Vergessens
1


„Aus dem Schatten des Vergessens“ von Martin Michaud ist eigentlich der dritte Teil einer Reihe, vor der Lektüre war mir das nicht klar, denn ich hatte Schwierigkeiten, in die Geschichte „einzusteigen“. ...


„Aus dem Schatten des Vergessens“ von Martin Michaud ist eigentlich der dritte Teil einer Reihe, vor der Lektüre war mir das nicht klar, denn ich hatte Schwierigkeiten, in die Geschichte „einzusteigen“. Das passiert mir nicht oft. Dabei gibt es rein handwerklich nicht viel am Roman zu meckern, auch wenn ich mit den Figuren nicht wirklich warm geworden bin & den Plot zu Beginn als regelrecht „sperrig“ empfunden habe. Wie in vielen anderen Krimis gibt es auch hier ein Ermittlergespann: Sergent-Détective Victor Lessard und sidekick Jacinthe Taillon. Die Protagonisten sind konventionell - unkonventionell gezeichnet, Lessard ist der Cop mit Problemen, Taillon fast eine Karikatur.
Punkten kann die story mit ihrer frankokanadisch – kalten Atmosphäre & dem fein ziselierten Handlungsverlauf; Circa ab der Mitte kommt richtig Spannung auf. Der Mord an JFK ist immer für Spekulationen gut.

Das Grundgerüst der Geschehnisse in Kürze:
Schauplatz Montreal – die bekannte Psychologin Judith Harper wird am Tag vor Weihnachten ermordet. Zeitgleich verschwindet ein renommierter Anwalt (Nathan Lawson). Zuvor hatte er hektisch Dokumente auf einem Friedhof vergraben.
Im Mantel eines toten Clochards werden die Portemonnaies von Lawson & Harper gefunden, die Verwirrung ist jedoch perfekt, als der Polizei eine Tonbandaufnahme zugespielt wird, auf der die Stimme von Lee Harvey Oswald, dem (vermeintlichen) Kennedy-Mörder, zu hören ist…

Als Leser/in sollte man für den Thriller aus Michauds Feder etwas Geduld mitbringen, denn es dauert, bis die story richtig in Fahrt kommt. Dann wird es aber spannend und komplex. Die winterliche Atmosphäre spiegelt sozusagen die menschliche Kälte wider; Abgründe tun sich auf. Über mangelnde Raffinesse konnte ich mich nach gewissen Anlaufschwierigkeiten glücklicherweise nicht beklagen.

Fazit:
Ich vergebe drei von insgesamt 5 möglichen Sternen.
In der deutschen Übersetzung wird aus Band drei der erste Band einer Reihe; zwei Folgebände auf Deutsch sind schon in Planung.
„Aus dem Schatten des Vergessens“ ist ein solider Thriller, ich bin jedoch nicht sicher, ob ich die anderen Teile der Reihe auch lesen werde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.11.2020

Gelungene Adaption

Wenn du mich heute wieder fragen würdest
0

„Wenn du mich heute wieder fragen würdest“ von Mary Beth Keane ist ein vielschichtiger Familienroman. In ihrem Kern ist die story eine Neuinterpretation einer Shakespeare’schen Tragödie.
Die Geschichte ...

„Wenn du mich heute wieder fragen würdest“ von Mary Beth Keane ist ein vielschichtiger Familienroman. In ihrem Kern ist die story eine Neuinterpretation einer Shakespeare’schen Tragödie.
Die Geschichte beginnt in den 1970er Jahren, Nordamerika ist das gelobte Land, ob für Iren, Polen oder andere Einwanderer. Man kann aufsteigen. Und so beschließt Francis Gleeson aus Irland eines Tages, Cop in New York zu werden. Bei der Polizei trifft er auf den Kollegen Brian Stanhope, der angibt, eigentlich „auch Ire“ zu sein. Der harte Job fordert seinen Tribut, und so zieht das frischgebackene Ehepaar Gleeson aus der Großstadt in den verschlafenen Vorort Gillam. Francis‘ Frau Lena fühlt sich als junge Mutter einsam und allein; umso größer ist ihre Freude, als nebenan die Stanhopes ihre Zelte aufschlagen. Doch Brians Frau Anne verhält sich abweisend. Die nächste Generation soll die Fehler der Eltern nicht wiederholen, und so verlieben sich die Nachbarskinder Peter und Kate ineinander. Doch es kommt zu einer Katastrophe, die zunächst alles überschattet…
Vorab:
Dieses Buch ist kein Feelgood – Roman, es gibt ernste und schwere Themen. Die Geschichte ist aber wirklich mitreißend, im Guten wie im Schlechten. Die Figurenzeichnung ist das wirklich Beeindruckende - es sind echte Menschen mit Stärken und Schwächen, die von Mary Beth Keane in Szene gesetzt werden:
"Das Droehnen des Fernsehers setzte Peter irgendwie mehr zu als die Tatsache, dass seine Mutter seit einer Woche nicht mehr runtergekommen war, und er wachte desorientiert auf, mit einem Gefühl von Panik, als haette er seinen Wecker verschlafen und den Bus verpasst."
Auch die Erzählstruktur mit ihren Rückblenden konnte mich überzeugen; kaleidoskopartig kristallisiert sich allmählich ein Gesamtbild heraus. Geschickt umschifft Mary Beth Keane alle Klischeeklippen, nie verkommt ihre tragische Saga zu seichter Sick-Lit, obwohl es an traurigen (und glücklichen!) Momenten -wie ich echten Leben eben- nicht mangelt.
Die storyline deckt mehrere Jahrzehnte ab, es wird nicht nur an der Oberfläche gekratzt. Daher bleiben gewisse Längen im plot nicht aus, dieses Manko wird aber durch den Facettenreichtum der Geschichte wieder wettgemacht; trotz der Tiefgründigkeit der Ereignisse ist das Ende der story hoffnungsvoll, und so schließt man das Buch nach Beenden der Lektüre mit einem guten Gefühl.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.11.2020

Großes Kino

Ein weißer Schwan in Tabernacle Street
0

„Ein weißer Schwan in Tabernacle Street“ ist der achte Band der Reihe rund um den Zauberlehrling / „Bobby“ Peter Grant. Als großer Fan der Serie habe ich alle Teile bis auf den aktuellen gelesen; es hat ...

„Ein weißer Schwan in Tabernacle Street“ ist der achte Band der Reihe rund um den Zauberlehrling / „Bobby“ Peter Grant. Als großer Fan der Serie habe ich alle Teile bis auf den aktuellen gelesen; es hat auch großen Spaß gemacht, dem Audiobook zu Band acht zu lauschen. Ich bin eigentlich ein totaler Hörbuchmuffel, der Sprecher Dietmar Wunder konnte mich mit seiner Leistung jedoch begeistern, da ich seine Stimme als sehr angenehm empfinde, außerdem legt er sich richtig in’s Zeug, wenn es um die Vertonung verschiedener Stimmen geht.

Worum geht’s?
Lesley ist Geschichte, Beverly wird Peter zum Zwillingvater machen. Auch beruflich geht es auf zu neuen Ufern: Der Zauberlehrling ist suspendiert worden, und da er auf der Suche nach einer neuen Herausforderung ist & irgendwie seine Brötchen verdienen muß, heuert er beim Tech-Giganten „Serious Cybernetics Company“ an. Der Gründer des Unternehmens, Terrence Skinner, ist ein echtes Wunderkind. Zunächst stellt sich Peter auf einen ruhigen Job ein. Doch bald merkt er, dass die Magie auch vor der Serious Cybernetics Company nicht Halt macht; genauer gesagt geht es um eine übernatürliche Technologie, die auf Ada Lovelace und das Viktorianische Zeitalter zurückgeht, und welche die ganze Welt bedroht. Wird Peter Grant je wieder bei der Londoner Polizei arbeiten und seinen Mentor Nightingale wiedersehen?
„Ein weißer Schwan in Tabernacle Street“ ist großes Kino! Ich habe mich köstlich amüsiert über die Seitenhiebe gegen das Silicon Valley & Techgiganten, die eine Marsmission starten. 😊
Ein gutes Arbeitsklima ist die halbe Miete, und so trägt Peter bei seinem ersten Arbeitstag selbstredend einen Turban / ein „Newbie-Handtuch“ auf dem Kopf. Eine große, glückliche Unternehmensfamilie ist am Start! Genial fand ich auch den Bezug zu Lord Byrons Tochter, oder den Rückgriff auf das Zeitalter der Spieluhren und Automaten. Das ist das Tolle an der Reihe rund um Peter Grant – man kann auch etwas lernen, obwohl es natürlich in erster Linie Urban Fantasy ist. Auch Douglas – Adams – Fans kommen auf ihre Kosten. Da es sich beim Hörbuch zu „Ein weißer Schwan in Tabernacle Street“ jedoch um eine gekürzte Fassung handelt, habe ich mir vorgenommen, auch das Printexemplar zu lesen, da mich Peter Grants neuestes Abenteuer so gut unterhalten hat. Ich freue mich schon auf den nächsten Band der Reihe!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere