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Veröffentlicht am 02.01.2020

Whodunit

Hamish Macbeth und der tote Witzbold
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Über die Autorin:

„M.C. Beaton ist eines der zahlreichen Pseudonyme der schottischen Autorin Marion Chesney. Nachdem sie lange Zeit als Theaterkritikerin und Journalistin für verschiedene britische Zeitungen ...

Über die Autorin:

„M.C. Beaton ist eines der zahlreichen Pseudonyme der schottischen Autorin Marion Chesney. Nachdem sie lange Zeit als Theaterkritikerin und Journalistin für verschiedene britische Zeitungen tätig war, beschloss sie, sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Mit ihren Krimi-Reihen um den schottischen Dorfpolizisten Hamish Macbeth und die englische Detektivin Agatha Raisin feiert sie bis heute große Erfolge in über 15 Ländern…“ (Verlagsinfo)

„Hamish Macbeth und der tote Witzbold“ ist der 7. Band der Reihe rund um einen Polizisten aus Schottland.
Obwohl ich die Reihe vor der Lektüre nicht kannte, hatte ich keine Verständnisprobleme. Ein Quereinstieg ist also möglich.
Die Autorin erzählt routiniert, außerdem scheint mir das Ganze auch eine Hommage an die große Agatha Christie zu sein, da es ein klassisches „Whodunit“ vor ländlicher Kulisse ist.
Als Constable Hamish Macbeth an einen Tatort gerufen wird, glaubt er zunächst, dass es sich um einen schlechten Scherz handelt- denn der exzentrische Andrew Trent soll das Zeitliche gesegnet haben. Und er ist tatsächlich tot, mausetot.
Er hatte seine Angehörigen auf seinen eingeschneiten Landsitz in Schottland eingeladen, unter der Vorspiegelung falscher Tatsachen. Ewig schleichen die Erben! Trent, der bekannt war für seine schlechten Witze, gab vor, im Sterben zu liegen.
Ironie des Schicksals – wurde er ermordet?
Als Macbeth die Ermittlungen aufnimmt, ist es für ihn zunächst nicht leicht, Licht ins Dunkel zu bringen. Doch seine Kombinationsgabe und sein Gespür für Nuancen lassen ihn nicht im Stich. Als ein zweiter Mord geschieht, gibt es definitiv nichts mehr zu Lachen für alle Beteiligten…

„Hamish Macbeth und der tote Witzbold“ ist ein netter Krimi für Zwischendurch. Man wird gut unterhalten, auch wenn die Autorin keinen Spannungskracher präsentiert. Ich mochte die Topoi, Hamish ist ein menschlicher Ermittler mit privaten Problemen, das setting ist toll, natürlich gibt es einen Zustand der Isolation, verursacht durch äußere Einflüsse. Eine schöne Lektüre für den Winter, auch wenn ich ein wenig mehr erwartet habe, etwa eine präzisere Charakterisierung der Figuren.

Fazit:

Very British. Skurrile Figuren, schwarzer Humor und Mord!

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Veröffentlicht am 21.12.2019

Hexer wider Willen?

Das Schwert der Vorsehung
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Ein Kurzgeschichtenband. Der Hexer Geralt von Rivia ist ein tragischer Held, denn er zweifelt an seiner Bestimmung. Der Monsterjäger fragt sich, wer die wahren Ungeheuer sind, womöglich die Menschen?
Als ...

Ein Kurzgeschichtenband. Der Hexer Geralt von Rivia ist ein tragischer Held, denn er zweifelt an seiner Bestimmung. Der Monsterjäger fragt sich, wer die wahren Ungeheuer sind, womöglich die Menschen?
Als Mutant erfährt er häufig, dass die Menschen ihn als widernatürliche Kreatur ablehnen.
Mit seiner großen Liebe Yen führt er das, was man heute wohl „on-off-Beziehung“ nennen würde. Zum Glück gibt es aber noch seinen besten Freund, den Barden Rittersporn, der sich einen Wettbewerb mit der Sängerin „Äuglein“ liefern muss. Äuglein hat ein Auge auf Geralt geworfen, aber er liebt sie einfach nicht und geht zunächst nicht auf ihre Annäherungsversuche ein, später dann doch (aus Mitleid?). Manchmal denke ich, dass der „Hexer“ – Zyklus eine wandelnde Männerphantasie ist. Geralt macht alle Frauen durch seine bloße Anwesenheit verrückt. Immer wieder heisst es, dass er als Mutant nicht fähig sei, etwas zu fühlen. Er möchte seine geliebte Yen aber nicht teilen, reagiert auf den Nebenbuhler ziemlich allergisch.
Dieser Band war ziemlich zäh, teilweise zog sich das Ganze ziemlich in die Länge. Gut gefielen mir aber die Sagen – und Märchenelemente der Geschichte. Drachenjagd! Menschen, Tiere, Sensationen. Der Stil des Autors ist in diesem Band jedoch nichts Besonderes, die Erzählweise ist linear.
Daher vergebe ich für „Das Schwert der Vorsehung“ 3,5 - 4 Sterne.
„Der letzte Wunsch“ hat mir besser gefallen.

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Veröffentlicht am 08.12.2019

Ein Hexer in Nöten

Zeit des Sturms
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Zum Inhalt:
„Das Königreich Kerack wird von Kämpfen um den Thron erschüttert. Auf der Suche nach Arbeit reist der Hexer Geralt von Riva dorthin und wird kurz nach seiner Ankunft verhaftet. Die Zauberin ...

Zum Inhalt:
„Das Königreich Kerack wird von Kämpfen um den Thron erschüttert. Auf der Suche nach Arbeit reist der Hexer Geralt von Riva dorthin und wird kurz nach seiner Ankunft verhaftet. Die Zauberin Koralle will ihn so zwingen, den Auftrag einer Gruppe von Zauberern anzunehmen. Er soll einen Dämon finden, der in Menschengestalt blutige Massaker verübt. Mit Unterstützung des Barden Rittersporn wieder frei, beginnt Geralt eine erotische Affaire mit Koralle und nimmt den Auftrag an. Es stellt sich heraus, dass einer der Zauberer die Dämonengeschichte erfunden und selbst die Morde begangen hat, um sich Geralts zu bemächtigen, an dessen außergewöhnlichen Augen er ein obskures Interesse hat ...“
Der Fantasyautor als solcher verzeiht Frauen nichts weniger als Hässlichkeit. Dies wird auch in „Zeit des Sturms“ deutlich – wobei: Das Ende der Geschichte stützt diese These nicht.
Stilistisch beginnt das Ganze äußerst schnodderig: Flüche, Flatulenzen, you name it.
Scheinbar soll das Ganze eine Hommage an Shakespeares bufffo Tradition sein, mir war es trotzdem ein wenig zu dick aufgetragen.
Geralt wird Opfer einer Intrige, er soll gezwungen werden, einen Dienst zu verrichten, und seine Schwerter sind auch verschollen. Eine alte Bekannte sorgt gegen Ende der Geschichte jedoch dafür, dass der Hexer seine Ausrüstung wiedererhält. Rittersporn ist auch mit dabei, der Barde, Troubadour und Dichter. Diese Figur mag ich ziemlich gern.
Und in diesem Band wird Geralt zum ladies‘ man. Kann man mögen, muss man aber nicht. Heimliche Wunscherfüllung des Autors? Jedenfalls gibt es ein paar Passagen an der Grenze zur Misogynie.
Gut gefiel mir die Geschichte, als es um ethisch – philosophische Fragen ging. Zwischendurch fand ich die story etwas langatmig und spannungsarm, aber das Ende machte alles wieder wett!
Fazit:
„Der letzte Wunsch“ gefiel mir etwas besser. Daher vergebe ich für „Zeit des Sturms“ vier von insgesamt fünf möglichen Sternen!

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Veröffentlicht am 24.11.2019

Solide Unterhaltung ohne Spannungshighlights

Totenstille
1

Der Klappentext hat mich wahnsinnig neugierig gemacht:
„Als die junge Journalistin Tuva Moodyson in das nordschwedische Gavrik zieht, erschüttert ein grausamer Mord die Kleinstadt. Die Tat trägt die Handschrift ...

Der Klappentext hat mich wahnsinnig neugierig gemacht:
„Als die junge Journalistin Tuva Moodyson in das nordschwedische Gavrik zieht, erschüttert ein grausamer Mord die Kleinstadt. Die Tat trägt die Handschrift des Medusa-Killers, der vor zwanzig Jahren sein Unwesen trieb und nie gefasst wurde. Tuva weiß, dass diese Story ihre große Chance sein könnte. Doch die Journalistin hat zwei Handicaps: Sie ist gehörlos, und sie fürchtet sich vor dem Wald. Ihre Schwächen könnten ihr allzu leicht zum Verhängnis werden. Denn je tiefer sie in den rätselhaften Fall eintaucht, desto weiter muss sie sich in das Dickicht des Waldes vorwagen, wo ein Gegner auf sie wartet, der ihre dunkelsten Ängste übertrifft ...“
Außerdem hatte ich Lust, mehr über die ungewöhnliche Protagonistin zu lesen. Tuva ist gehörlos, kommt aber mit Hörgeräten gut zurecht. Ihr Leben in der Metropole London muss sie aufgeben, als ihre Mutter erkrankt. Also geht es zurück in die schwedische Provinz, die ungeliebte.
Bald erschüttern seltsame Morde die Einöde mit den skurrilen Bewohnern, und Tuva ist mittendrin…
Der Krimi beginnt recht spannend, aber die Spannung dominiert insgesamt leider nicht. Es gibt ausführliche Beschreibungen, eine Detailverliebtheit und noch vor dem Ende können die Rätsel durch aufmerksames Lesen eigentlich gelöst werden.
Wer einen Krimikracher sucht, bei dem es Schlag auf Schlag geht, wird mit „Totenstille“ nicht glücklich werden; auch die Sprache und der Stil sind vielleicht nicht jedermanns Sache. Eine Erzählung vor skandinavischem Hintergrund mit ein paar mysteriösen Elementen wird jedoch präsentiert.

Sehr gut gefiel mir das Cover und der Grundgedanke des Autors; auch Ich-Erzähler wie die Protagonistin mag ich sehr gerne. Insgesamt hatte ich mir vor der Lektüre aber mehr versprochen als einigermassen solide Unterhaltung.
Daher vergebe ich drei von insgesamt fünf möglichen Sternen für „ Totenstille“ von Will Dean.

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  • Geschichte
  • Figuren
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 24.11.2019

" Die Vilen haben kein Netflix-Abo"

HERKUNFT
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Bei der Lektüre von „Herkunft“ musste ich an Bora Ćosićs „Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution“ (teilweise sehr skurril) und Dubravka Ugrešićs „Steffie Speck in the Jaws of Life“ (ein Patchworkroman) ...

Bei der Lektüre von „Herkunft“ musste ich an Bora Ćosićs „Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution“ (teilweise sehr skurril) und Dubravka Ugrešićs „Steffie Speck in the Jaws of Life“ (ein Patchworkroman) denken.
Saša Stanišićs Roman ist definitiv ein Roman – Biographisches trifft auf Fiktion, es ist eine Geschichte von Flucht und Vertreibung, eine Geschichte der Integration (um nicht zu sagen: Assimilation), ein literarischer Abschied von der Großmutter, vielleicht der Versuch der Versöhnung mit der eigenen Herkunft und zugleich ein Plädoyer für das Recht, die eigene Identität zu definieren, zugleich eine Gesellschaftskritik. Manchen Thesen des Autors stimme ich zu, anderen nicht. Der Anfang liest sich unheimlich spannend, der Mittelteil ist etwas zäh, das (jeweilige) Ende ist spitze, wobei ich die Erzähltechnik, die der Autor anwendet, so innovativ jetzt nicht fand, aber sie ist für mich das Herausragendste am Roman. Sagen und Mythen, Helden und Heilige spielen auch eine Rolle.

Vieles hat mich berührt und gerührt, kleine Gespräche mit dem Sohn etwa. Mama Stanišić schließt man nach der Lektüre regelrecht in’s Herz. Manches hat mich jedoch auch irritiert, und manchmal war es für meinen Geschmack zuviel Nabelschau und „ich, ich, ich“ und teilweise leider auch Phrasendrescherei. Die Erzählung kann jedoch keinen kalt lassen, sie ist hochemotional und der Roman ist definitiv kein Sachbuch. Mit manchen Erfahrungen steht der Autor sicher nicht alleine da und sie sind auch keine spezifische Erfahrung von Geflüchteten allein. Dabei ist der Roman total am Puls der Zeit.
Ich fand es gut, dass es einen Quellennachweis gab, aber dann hätte der Autor auch Fußnoten und ein kleines Glossar zu den slawischen Begriffen liefern können (mal nennt er sie „serbokroatisch“, mal „bosnisch“). Aber der Kontext „übersetzt“ die Begriffe hinreichend. Und schreibt man polnische Flüche eigentlich prinzipiell groß? Fragen über Fragen!

„Du bist keiner von ihnen, bist integriert nach ihrem Sinne, weder gleichberechtigt noch frei.“


„Herkunft“ ist kein schlechter Roman, aber ich habe irgendwie mehr erwartet.