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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.03.2017

Steampunk

Glühende Dunkelheit
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Anspruchsvolle und humorvolle Unterhaltungsliteratur, gibt es das? Aber ja doch:
Der Roman "Soulless" aus der Reihe "The Parasol Protectorate" fesselt den Leser von der ersten Seite an.
Die Handlung ist ...

Anspruchsvolle und humorvolle Unterhaltungsliteratur, gibt es das? Aber ja doch:
Der Roman "Soulless" aus der Reihe "The Parasol Protectorate" fesselt den Leser von der ersten Seite an.
Die Handlung ist zwar im viktorianischen England angesiedelt; jedoch handelt es sich genretechnisch um einen Mix aus historical-steampunk-urban Fantasy,welcher durchaus gelungen ist.
Trotz der Vampir/Werwolfschwemme in der Unterhaltungsliteratur gelingt es der Autorin,frischen Wind in das Genre zu bringen.Die Figuren sind originell charakterisiert,und mit der Protagonistin Alexia wird das "damsel-in-distress" -Muster geschickt umschifft. Alexia ist ein scharfsinniger "Blaustrumpf",der in bester Jane-Austen-Tradition zu stehen scheint, und ihre Freundin Ivy Hisselpenny hat einfach kein Händchen für Hüte!
Sprachlich hebt sich der Roman ebenfalls angenehm aus der Masse heraus.

Veröffentlicht am 17.03.2017

Galveston, Texas

Galveston
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Roy Cady aka Big Country hat einen Scheißtag:

Zuerst erfährt er von seiner Krebserkrankung - überall Metastasen in der Lunge - dann spannt ihm sein Chef, der Gangster Stanislav Ptitko Freundin Carmen ...

Roy Cady aka Big Country hat einen Scheißtag:

Zuerst erfährt er von seiner Krebserkrankung - überall Metastasen in der Lunge - dann spannt ihm sein Chef, der Gangster Stanislav Ptitko Freundin Carmen aus, um hitman Roy in einen Hinterhalt zu locken, indem er ihn auf einen Gewerkschaftsboss ansetzt. "Keine Waffen!" mahnt Stan.
Das allein kommt Roy spanisch vor, und tatsächlich soll er getötet werden. Der Mann jenseits der 40 gabelt am Tatort die junge Prostituierte Raquel aka Rocky auf, die schwört, bereits 18 Jahre alt zu sein.

Zusammen ist das ungleiche Duo auf der Flucht, und auf dem Weg kommt noch die kleine 'Schwester' Rockys dazu.
Schliesslich landen sie in Galveston,Texas. Einer Figur zufolge gibt es in Louisiana, wo Cady herkommt, nur "Katholiken und Nigger".

Zeitlich oszilliert der Roman zwischen den den 1980er und den 2000er Jahren.

Mit den Frauen hatte Roy nie Glück, Carmen hielt ihm nicht die Treue und seine große Liebe Loraine, für die das ehemalige Waisenkind bürgerlich werden wollte, war eine Materialistin.

Und Rocky und Roy verbindet vor allem eins - die Unterschichts - Herkunft. Obschon sich Roy (der sich ein Pseudonym, John, zulegt) keinen Illusionen mehr hingibt, macht er doch der jungen Frau Hoffnung auf ein besseres Leben.

Doch nicht nur der Krebs und das Killerkommando machen Roy zu schaffen, es zieht auch noch ein Hurrikan auf ...

"Galveston" las sich stellenweise wie eine Fingerübung für das Skript von "True Detective". Wie Rust Cohle denkt auch Roy über Sinn und Unsinn des Lebens nach, und während Cohles kleine Tochter auf tragische Weise verunglückte, prägten Cady der Selbstmord der Mutter und eine Vaterschaftslüge, dann das Waisenhaus. Wie in der Fernsehserie ist eine Landschaft der heimliche Star des Geschehens. Auch das Inzuchtmotiv haben beide, Serie & Roman, gemein, und auch die Zeitsprünge zwischen den Achtzigern und den 2000ern.

Der Roman hat mir gut gefallen, nur leider hatte ich das Gefühl, dass durch die Übersetzung einiges an Flair verloren geht:

Inhaltlich gibt es aber nicht viel auszusetzen:

"Galveston " romantisiert das Leben des White Trash in keinster Weise, ist stilistisch eher noir als hardboiled und trotz kleiner Schwächen lesenswert, denn es stehen nicht splatter und Gewalt im Fokus, sondern eine Gesellschaftskritik am vielgepriesenen American Dream, womit der Autor auf eine wichtige amerikanische Erzähltradition verweist.

Veröffentlicht am 17.03.2017

Meine Meinung ...

Stoner
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...ein literarisches Kleinod!

Wer zum Beispiel "Bartleby the Scrivener" von Herman Melville liebt, dem dürfte auch "Stoner" gefallen.
Über den Autor

John Williams wurde 1922 in Texas geboren. Trotz ...

...ein literarisches Kleinod!

Wer zum Beispiel "Bartleby the Scrivener" von Herman Melville liebt, dem dürfte auch "Stoner" gefallen.
Über den Autor

John Williams wurde 1922 in Texas geboren. Trotz seiner Begabung brach er sein Studium ab. Widerstrebend beteiligte er sich an den Kriegsvorbereitungen der Amerikaner und wurde Mitglied des Army Air Corps. Während dieser Zeit entstand die Erstfassung seines ersten Romans, der später von einem kleinen Verlag publiziert wurde. Williams erlangte an der University of Denver seinen Master. 1954 kehrte er als Dozent an diese Universität zurück und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung 1985. Er veröffentlichte zwei Gedichtbände und vier Romane, von denen einer mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde.John Williams starb 1994 in Fayetteville, Arkansas.

Über den Roman

Das Studium der Agrarwissenschaften kann den Protagonisten nicht glücklich machen, und so verschreibt er sich buchstäblich der Literaturwissenschaft.


" 'Stoner' ist einer der großen vergessenen Romane der amerikanischen Literatur. John Williams erzählt das Leben eines Mannes, der, als Sohn armer Farmer geboren, schließlich seine Leidenschaft für Literatur entdeckt und Professor wird – es ist die Geschichte eines genügsamen Lebens, das wenig Spuren hinterließ.Ein Roman über die Freundschaft, die Ehe, ein Campus-Roman, ein Gesellschaftsroman, schließlich ein Roman über die Arbeit. Über die harte, erbarmungslose Arbeit auf den Farmen; über die Arbeit, die einem
eine zerstörerische Ehe aufbürdet, über die Mühe, in einem vergifteten Haushalt mit geduldiger Einfühlung eine Tochter großzuziehen und an der Universität oft teilnahmslosen Studenten die Literatur nahebringen zu wollen. ›Stoner‹ ist kein Liebesroman, aber doch und vor allem ein Roman über die Liebe: über die Liebe zur Poesie, zur Literatur, und auch über die romantische Liebe. Es ist ein Roman darüber, was es heißt, ein Mensch zu sein."
Meine Einschätzung:




Die Lektüre hat mir sehr viel Freude bereitet, denn der Roman zeichnet sich durch eine grosse Tiefgründigkeit und eine wunderbare Sprache aus. Die Komplexität der menschlichen Existenz wird perfekt abgebildet, und so hat dieser Roman auch Jahre nach seiner Erstauflage nichts von seiner Aktualität und Allgemeingültigkeit eingebüßt.
In Zeiten, in denen eher flache Unterhaltungsliteratur die Bestsellerlisten dominiert, bildet der Roman "Stoner" eine wohltuende Ausnahme, denn das Buch ist sowohl etwas für den Kopf als auch für's Herz.



Absolute Leseempfehlung

Veröffentlicht am 17.03.2017

Lesetipp

Endlich zu fünft
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Als Vielleserin habe ich oft das Gefühl, immer wieder das Gleiche in abgewandelter Form zu lesen.

Miina Supinens Werk "Endlich zu Fünft" hat mich schliesslich aus meinem Lesetrott gerissen, da es wirklich ...

Als Vielleserin habe ich oft das Gefühl, immer wieder das Gleiche in abgewandelter Form zu lesen.

Miina Supinens Werk "Endlich zu Fünft" hat mich schliesslich aus meinem Lesetrott gerissen, da es wirklich innovativ ist. Ein frischer Stil, der oft ins Absurde bzw. Groteske abgleitet und sich am ehesten mit Ćosićs Stil in "Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution"
vergleichen liesse. Die Sprache von MIINA SUPINEN ist poetisch und explizit, dabei aber so dosiert, dass mich die vulgären Passagen nie abgestoßen haben. Seltsam, aber irre gut! Der Humor ist geistreich und funktioniert meines Erachtens auf mehreren Ebenen. Supinen übt ohne erhobenen Zeigefinger Gesellschaftskritik, sie wendet sich auch gegen Misogynie, stets leichtfüßig, ironisierend und in teils sarkastischem Ton. Ein third person narrator nimmt den Leser mit auf die Reise.

"Roman einer fast perfekten Familie" beschreibt die story ganz gut: Es geht um die finnische Familie Silola: Nesthäkchen Pelagia (die Vierjährige habe ich während der Lektüre ins Herz geschlossen), Studentin Astra, Teenager Silmu und die Eltern, Katriina und Launo.

Im Prinzip eine Vorzeigefamilie - der Vater ein berühmter Dirigent, die Mutter Innenarchitektin; ihr Heim ein Wohntraum am Meer. Die finnische Sippe hat wie fast alle Familien ihre handfesten Probleme. Wenn sich Vater Launo wundert, wie ein junger Mensch wie Astra Biologie studieren kann und sich statt für Kunst "für Zytoplasma" begeistern kann, ist das komisch, denn eigentlich gibt es gravierendere Mißstände.

Astra möchte sich, ganz dem Zeitgeist entsprechend,dem Sadomasochismus hingeben. Die Suche nach einem geeigneten Meister gestaltet sich indes schwierig:

Online findet sie einen dyslexischen Möchtegernmaster….der Frauen gerne 'füsisch' züchtigen will.

" Was ist daran falsch?" ,- fragt Bruder Silmu, obwohl er lieber von Astras persönlichen Angelegenheiten verschont bleiben will.

"Die Rechtschreibung!… " entgegnet Astra trocken.

Ich habe während der Lektüre viel gelacht, ich bin aber auch ins Grübeln gekommen und habe mich an manchen Passagen gestört. So soll ein gutes Buch sein! Keine Sekunde lang habe ich mich gelangweilt und ich war traurig, dass der Roman so schnell ausgelesen war.

Der Roman ist aber kein Familienkitsch, wer eine handzahme , heitere Erzählung erwartet, wird enttäuscht sein.

Was die Familie Silola so besonders macht und welche Probleme sie unter den Teppich kehrt, müsst ihr selbst entdecken! Ich kann das Buch nur empfehlen.

Von mir gibt es für "Endlich zu Fünft" fünf von fünf möglichen Sternen!

Veröffentlicht am 17.03.2017

Steampunk

Books & Braun
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Steampunkfans sollten diesen Roman unbedingt lesen. Im viktorianischen London agiert das "Ministerium für ungewöhnliche Vorkommnisse" im Geheimen. Nachdem die Agentin Eliza D. Braun, eine "Kolonistin" ...

Steampunkfans sollten diesen Roman unbedingt lesen. Im viktorianischen London agiert das "Ministerium für ungewöhnliche Vorkommnisse" im Geheimen. Nachdem die Agentin Eliza D. Braun, eine "Kolonistin" und Neuseeländerin, zum wiederholten Male durch eine Explosion alles in Schutt und Asche legte, wird sie ins Archiv strafversetzt. Der Archivar Wellington "Welly" Books ist - charakterlich gesehen - das genaue Gegenteil von Eliza: besonnen, präzise und pünktlich! Ausserdem erinnert er sich stets an seine Grundausbildung im Ministerium.
Da Elizas Partner unerklärlicherweise den Verstand verlor und so im Asyl Bedlam landete, beginnt Eliza, zu ermitteln. Bald ist auch Books involviert. Sie stossen auf die dubiosen Machenschaften eines Geheimordens und schweben schon bald in Lebensgefahr ...
Der Roman liest sich sehr flüssig, auch wenn die Handlung ein wenig Zeit braucht, um in Schwung zu kommen. Die Figuren sind sehr originell. Besonders haben mir die vielen Details gefallen - Gaslampen, Automaten, Dampfmaschinen, Prothesen etc.
Die Handlung kommt ohne Kitsch und Pathos aus. Die Spannung zieht gegen Ende noch einmal mächtig an, man sollte beim Lesen auf jeden Fall geduldig sein!
Ein wirklich interessantes Buch.