Roy Cady aka Big Country hat einen Scheißtag:
Zuerst erfährt er von seiner Krebserkrankung - überall Metastasen in der Lunge - dann spannt ihm sein Chef, der Gangster Stanislav Ptitko Freundin Carmen aus, um hitman Roy in einen Hinterhalt zu locken, indem er ihn auf einen Gewerkschaftsboss ansetzt. "Keine Waffen!" mahnt Stan.
Das allein kommt Roy spanisch vor, und tatsächlich soll er getötet werden. Der Mann jenseits der 40 gabelt am Tatort die junge Prostituierte Raquel aka Rocky auf, die schwört, bereits 18 Jahre alt zu sein.
Zusammen ist das ungleiche Duo auf der Flucht, und auf dem Weg kommt noch die kleine 'Schwester' Rockys dazu.
Schliesslich landen sie in Galveston,Texas. Einer Figur zufolge gibt es in Louisiana, wo Cady herkommt, nur "Katholiken und Nigger".
Zeitlich oszilliert der Roman zwischen den den 1980er und den 2000er Jahren.
Mit den Frauen hatte Roy nie Glück, Carmen hielt ihm nicht die Treue und seine große Liebe Loraine, für die das ehemalige Waisenkind bürgerlich werden wollte, war eine Materialistin.
Und Rocky und Roy verbindet vor allem eins - die Unterschichts - Herkunft. Obschon sich Roy (der sich ein Pseudonym, John, zulegt) keinen Illusionen mehr hingibt, macht er doch der jungen Frau Hoffnung auf ein besseres Leben.
Doch nicht nur der Krebs und das Killerkommando machen Roy zu schaffen, es zieht auch noch ein Hurrikan auf ...
"Galveston" las sich stellenweise wie eine Fingerübung für das Skript von "True Detective". Wie Rust Cohle denkt auch Roy über Sinn und Unsinn des Lebens nach, und während Cohles kleine Tochter auf tragische Weise verunglückte, prägten Cady der Selbstmord der Mutter und eine Vaterschaftslüge, dann das Waisenhaus. Wie in der Fernsehserie ist eine Landschaft der heimliche Star des Geschehens. Auch das Inzuchtmotiv haben beide, Serie & Roman, gemein, und auch die Zeitsprünge zwischen den Achtzigern und den 2000ern.
Der Roman hat mir gut gefallen, nur leider hatte ich das Gefühl, dass durch die Übersetzung einiges an Flair verloren geht:
Inhaltlich gibt es aber nicht viel auszusetzen:
"Galveston " romantisiert das Leben des White Trash in keinster Weise, ist stilistisch eher noir als hardboiled und trotz kleiner Schwächen lesenswert, denn es stehen nicht splatter und Gewalt im Fokus, sondern eine Gesellschaftskritik am vielgepriesenen American Dream, womit der Autor auf eine wichtige amerikanische Erzähltradition verweist.