Profilbild von kayla

kayla

Lesejury Star
offline

kayla ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kayla über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.03.2017

Schwacher Abschluss

Schattenmann
0

Paris 1933:

„Schattenmann“ ist meines Erachtens der schwächste Teil der Trilogie rund um den Berliner Ermittler Willi Kraus.
Die Kraus‘ sind aus Nazideutschland nach Paris geflohen. Sie haben kein definitives ...

Paris 1933:

„Schattenmann“ ist meines Erachtens der schwächste Teil der Trilogie rund um den Berliner Ermittler Willi Kraus.
Die Kraus‘ sind aus Nazideutschland nach Paris geflohen. Sie haben kein definitives Bleiberecht und keine Arbeitserlaubnis, als Flüchtlinge.
Willi Kraus durchlebt neben Heimweh nach Berlin und einer Identitätskrise und schlimmer Zukunftsangst auch eine midlifecrisis, wie es scheint. Irgendwie ist er in die Schwester (!) seiner verstorbenen Frau verliebt, dann in eine französische femme fatale, die 15 Jahre jünger als er ist.
Willi wird unglaublich unsympathisch gezeichnet, und das Frauenbild des Autors ist fragwürdig, es gibt kaum Grautöne. Hure, Heilige, Grossmutter. So in etwa. Auch gibt es in „Schattenmann“ viel chauvinistisches Gelaber, das mir nicht gefallen hat. Aus der Rahmenhandlung hätte der Autor mehr machen können, wenn er das Ganze mehr gestrafft und mit mehr Spannung versehen hätte:

Kraus, hochdekorierter jüdischer Kommissar aus Berlin, flieht 1933 nach Paris. Die dortige Polizei ist jedoch an seinen Diensten nicht interessiert, nur ein Detektiv bittet um Hilfe. Kraus soll einen jungen Studenten beobachten. Harmlos - bis dieser auf offener Straße erstochen wird. Kraus gerät an dessen zwielichtige und zugleich faszinierende Freundin Vivi. Als auch noch sein Auftraggeber spurlos verschwindet, entdeckt er, dass der französische Geheimdienst den Studenten im Visier hatte. Es geht um eine Verschwörung - in der auch Kraus eine Rolle spielen soll.

Der Roman liest sich teils etwas zäh, ist sehr konstruiert. Geärgert habe ich mich über das teils falsche Französisch, das in der deutschen Fassung nicht korrigiert wurde und Ungenauigkeiten. Im Roman steht x- mal „joi (sic!) de vivre“, obwohl es „joie de vivre“ heißen müsste. Der Name „Désirée“ wird mal mit allen Accents geschrieben und mal nicht. Usw. Wenn Französisch, dann doch bitte richtig oder gar nicht oder vom Übersetzer korrigiert oder mit Fußnote versehen.
Hieß Kraus‘ Schwiegermutter im ersten Teil namens „Kindersucher“ noch „Bette“ mit Vornamen, so heißt sie nun „Bettie“. Mir haben auch einige Figuren aus Teil eins und 2 gefehlt, obwohl mir klar ist, dass sie aus dramaturgischen Gründen das Zeitliche segnen mussten.
Der Roman ist leider etwas spannungsarm und obwohl die Grundidee rund um politische Intrigen spannend ist, ist das Ganze nicht rund. Hatte Grossman keine Lust mehr auf Willi Kraus? Ich musste trotzdem wissen, wie die Geschichte ausgeht, auch wenn „Schattenmann“ im Vergleich zum Auftaktband eine Enttäuschung war.
3,5 Sterne von mir für diesen schwachen Abschluss der Willi-Kraus-Trilogie.
Schade!

Veröffentlicht am 09.03.2017

Schöner Roman für Pferdefans

Dark Horse Mountain
0

„Dark Horse Mountain“ ist ein unterhaltsamer Roman für Leser ab 12 Jahren. Ich denke, Mädchen werden sich am ehesten angesprochen fühlen. Der Stil der Autorin liest sich flott und flüssig, die Erzählstimme ...

„Dark Horse Mountain“ ist ein unterhaltsamer Roman für Leser ab 12 Jahren. Ich denke, Mädchen werden sich am ehesten angesprochen fühlen. Der Stil der Autorin liest sich flott und flüssig, die Erzählstimme ist überzeugend, denn wir betrachten die Geschichte durch die Augen eines jungen Mädchens.


Worum geht’s ?

„ Wegen ihrer Fünf in Englisch wird Roxy in den Sommerferien zu ihrem bislang unbekannten Vater auf dessen Pferderanch in Amerika verbannt. Und Roxy HASST Tiere. Und Stallgeruch erst recht. Das wird kein bisschen besser, als sie Cale kennenlernt, der sich um die Pferde kümmert und verdammt gut aussieht, sie aber für eine komplette Idiotin hält. Dabei checkt Roxy als einzige, dass auf der Ranch etwas nicht stimmt: Warum verschwinden immer wieder Pferde von den Weiden – und warum verlaufen alle Ermittlungen im Sande? Nur ein Wesen gibt es, von dem Roxy sich in dieser Einöde verstanden fühlt. Und das ist ausgerechnet der völlig unberechenbare Hengst Hot Coffee, der niemanden an sich heranlässt. Außer Roxy. Was ist sein Geheimnis? Nach und nach deckt Roxy die Machenschaften einer kaltblütigen Pferdemafia auf ... und gerät in große Gefahr.“


Der Roman hat mich gut unterhalten und mir ein paar schöne Lesestunden beschert.
Natürlich gibt es ein paar Elemente, die man einfach immer in diesem Genre findet: Ein unangepasstes Mädchen, welches sich infolge eines Ortswechsels und einer neuen Umgebung und neuen Menschen und Tieren(!) anpassen muss, und so lernt, Verantwortung zu übernehmen. Ein wenig Coming of Age. Ein schwieriges Tier, das gezähmt wird. Ein Junge zum Pferdestehlen. Witzige Szenen.


„Dark Horse Mountain“ bietet aber auch frische Ideen – ein spannender, mysteriöser Fall spielt auch eine Rolle und peppt so die Handlung auf. Die Protagonisten wachsen über sich selbst hinaus, und das nordamerikanische setting ist einfach wunderbar!
Lest selbst!


Für das Jugendbuch „Dark Horse Mountain“ vergebe ich insgesamt 4 von 5 möglichen Sternen.

Veröffentlicht am 06.03.2017

4,5 Sterne

Schlafwandler
0

Berlin 1932/1933:
„Schlafwandler“ von Grossman ist ebenso wie „Kindersucher“ ein spannender Histo-Thriller.

Hier tut man jedoch gut daran, auch das Nachwort des Autors zu lesen, in welchem er den Text ...

Berlin 1932/1933:
„Schlafwandler“ von Grossman ist ebenso wie „Kindersucher“ ein spannender Histo-Thriller.

Hier tut man jedoch gut daran, auch das Nachwort des Autors zu lesen, in welchem er den Text erläutert. Er räumt ein, viele geschichtliche Ereignisse, die später stattfanden, teils 10 Jahre vorher (!) platziert zu haben, was natürlich völlig ahistorisch ist. Und er erklärt so manche Figur im Roman; dies fand ich sehr spannend. Fakten und Fiktion mixt er jedoch zu einem spannenden Cocktail.
Natürlich können sich auch nicht sämtliche Berühmtheiten Berlins an einem Tag über den Weg gelaufen sein. Stellenweise trägt der Autor einfach arg dick auf.

Worum geht’s?


' Inspektor Kraus ist bei der Berliner Polizei eine Legende. Im Weltkrieg war er ein Held, und nun hat er einen gefährlichen Kinderschänder gefasst. Doch als Jude sieht er die Entwicklung in Deutschland mit größter Besorgnis, zumal er Kontakte zu den höchsten Kreisen hat und weiß, was von Hitler zu erwarten ist. Als in der Spree eine Frauenleiche gefunden wird, ruft man Kraus. Die junge Frau ist schon länger tot. Auffällig sind die Wunden an ihren Beinen. Man hat ihr die Knochen unter dem Knie abgetrennt. Wenig später verschwindet die Prinzessin von Bulgarien aus dem Hotel Adlon, und Kraus erhält von Hindenburg persönlich den Auftrag, sie zu finden. Er glaubt an einen eher harmlosen Kriminalfall – doch er wird auf dramatische Weise eines Besseren belehrt… '

Leider benimmt sich der Protagonist Wilhelm Kraus teils ziemlich out of character, vor allem, als er mit der Prostituierten Paula anbandelt, die als Figur auf ihre „Brüste“ und ihr „neurotisches Kindheitstrauma“ reduziert wird.
Die Liebesszenen lasen sich wie eine schwülstige Altherrenfantasie & sie waren einfach nur peinlich. Ich dachte, plötzlich einen Groschenroman zu lesen; überhaupt gab es ziemlich viel Chauvi – Gequatsche. Frauen und ihre „Beine“. Landei Gunther wurde plötzlich zum Don Juan, der quasi in jedem Hafen eine Braut hatte. Sehr abgeschmackt!
Der eigentliche Fall war aber wieder sehr spannend, obschon für mich ein wenig vorhersehbar. Spitze beschrieben wurde der Untergang der Weimarer Republik, die aufgeheizt-ängstliche Stimmung und das Gebaren der Nazis. Kraus‘ Liebe zu seiner Heimatstadt Berlin wird aber richtig schön beschrieben.
Richtig toll fand ich das Veteranentreffen. Kraus‘ Kameraden aus dem Ersten Weltkrieg liessen ihn nicht im Stich, und mein Liebling Kai spielte auch wieder eine Rolle.
Der Horroranteil ist geringer als in „Kindersucher“, und Vieles, was sich absurd und übertrieben anhörte, wurde von der deutschen Wirklichkeit noch übertroffen, leider. Stichwort: Doktor Mengele.
Trotz mancher Schwächen vergebe ich daher für „Schlafwandler“ von Paul Grossman 4,5 von insgesamt 5 möglichen Sternen, denn der Thriller ist sehr spannend.

Veröffentlicht am 02.03.2017

Packender Pageturner

Kindersucher
0

Berlin 1929-30:

Dieser historische Thriller ist nichts für schwache Nerven!
Aber er ist so packend verfasst worden, dass ich das Buch gar nicht mehr beiseite legen konnte. Jede einzelne Seite ist spannend ...

Berlin 1929-30:

Dieser historische Thriller ist nichts für schwache Nerven!
Aber er ist so packend verfasst worden, dass ich das Buch gar nicht mehr beiseite legen konnte. Jede einzelne Seite ist spannend geschrieben, und die Figuren, ob Protagonist oder Nebenfigur, sind spitze charakterisiert und wahrhaft rund. Die Darstellungen sind sehr plastisch, zum Beispiel die eines Veretanenheims für Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg. Dem Leser bleibt in Sachen Wirklichkeit nichts erspart - gut so! Krieg ist nicht schön und auch nicht glamourös, wie es der Hurra - Patriotismus die Leute vor dem Großen Krieg glauben machen wollte. Grossman beschreibt die Zustände gegen Ende der Weimararer Republik akkurat, ohne zu sie zu Romantisieren - einerseits eine Dekadenz der Eliten, Varietes und Theater in Berlin, andererseits die Witschaftskrise, Arbeitslosigkeit und Verelendung, Kinderprostituierte auf den Strassen, Kämpfe zwischen "Roten" und "Braunen". Siegeszug der Nazis unter einer Person, die anfangs "nicht einmal die deutsche Staatsbürgerschaft" besaß. Joseph Goebbels hat der Autor übrigens gut beschrieben. Beim Lesen musste ich schaudern. Historisch ist der Roman auch wertvoll, wobei sich der Autor am Ende in die Karten schauen lässt, was Fakten und Fiktion betrifft. Gut so, denn ich dachte die ganze Zeit während der Lektüre, dass mir eine berüchtigte Figur seltsam bekannt vorkam :(
Aber worum geht es im Kriminalfall ?

Willi Kraus ist der beste Ermittler in Berlin. Als Jude jedoch wird er von seinen Vorgesetzten schikaniert. Als in Berlin immer mehr Kinder verschwinden und an dunklen Orten seltsame Knochen auftauchen, beginnt Kraus zu ermitteln. Buchstäblich im Untergrund der Stadt findet er eine heiße Spur. Dann aber entzieht man ihm den Fall und protegiert einen anderen Polizisten, der sich als Anhänger einer neuen, angeblich patriotischen Partei erweist. Für Kraus wird die Luft im Präsidium immer dünner. Juden gelten plötzlich wieder als Vaterlandsverräter. Doch dann wird der Mordfall immer monströser - und seinen Vorgesetzten bleibt nichts anderes übrig, als Kraus zurückzuholen...

Kraus als Figur ist unglaublich gut charakterisiert und glaubhaft, ein "runder Protagonist". Als Weltkriegsveteran noch mit dem Eisernen Kreuz Erster Klasse ausgezeichnet, fällt er zu Beginn des neuen nationalistisch-chauvinistisch-rassistischen Zeitalters nur seiner Wurzeln wegen in Ungnade und kriegt anfangs nicht einmal einen Helfer zugeteilt. Assistent Gunther, den Willi Kraus erst spät bewilligt bekommt, mochte ich auch, und auch eine Figur namens Kai. Doch lest selbst! Der Thriller ist nichts für zart besaitete Gemüter - man muss jedoch auch sagen, dass die NS-Wirklichkeit die im Roman beschriebenen Gräuel eigentlich noch getoppt hat.

Im Roman gibt es absolut keine Längen, alles ist stimmig und perfekt komponiert.


Für diesen spannenden Thriller, in welchem Grossman genau das
richtige Maß zwischen Privatleben und Ermittlungen findet und den Leser nie mit Unwichtigem langweilt, vergebe ich volle fünf Sterne.

Für den packenden Roman "Kindersucher" spreche ich für Thrillerfans mit starken Nerven eine absolute Leseempfehlung aus!

Veröffentlicht am 26.02.2017

Die Lektüre hat mir grossen Spaß gemacht

Noble Gesellschaft
0

Berlin 1925:   

Der Schauspieler Carl von Bäumer, der „als schönster Mann der UFA“ in den 1920er Jahren gilt, trifft im Jahr 1925 in Berlin bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung einen alten Bekannten ...

Berlin 1925:   

Der Schauspieler Carl von Bäumer, der „als schönster Mann der UFA“ in den 1920er Jahren gilt, trifft im Jahr 1925 in Berlin bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung einen alten Bekannten namens Max von Volkmann, der ihm brühwarm den neuesten Klatsch erzählt – ein Dienstmädchen ist verschwunden. Tags darauf ist Volkmann tot – Selbstmord! Carl kann das nicht glauben und ermittelt auf eigene Faust, obwohl doch eigentlich sein Freund Paul Genzer Ermittler und Kommissar ist … 


„Noble Gesellschaft“ ist der zweite Band der v. Bäumer/Genzer Reihe. Der Roman gefällt mir viel besser als der Auftaktband „Feine Leute“, der mich leider nicht überzeugen konnte.  
Ich finde es originell und  klasse, dass die Autorin ein homosexuelles Ermittlerpaar ins Rennen schickt.  
Romane aus der Zeit der Goldenen Zwanziger lese ich unheimlich gerne, und auch Filme und Serien, die den damaligen Zeitgeist einfangen, begeistern mich, vor allem die US-Serie „Boardwalk Empire“, die  vom Aufstieg und Fall des Stadtkämmerers & Schmugglers von Atlantic City, Enoch „Nucky“ Thompson erzählt, oder die australische Krimiserie „Miss Fishers mysteriöse Mordfälle“. 
Wengs Reihe ist also so etwas wie ein must- read für mich. In „Noble Gesellschaft“ gibt es im Vergleich zu „Feine Leute“ einige Verbesserungen – Paul und Carl sind harmonischer, es gibt wenig Nähe zum klischeehaft schwulen Paar.  
Der Roman ist auch interessanter als der erste Teil.Vor allem das Personenverzeichnis am Anfang liess mich schmunzeln.   Auch optisch ist die schwarz-weisse Aufmachung viel gelungener als bei Band 1. Aber ich finde, dass der Verlag beim Marketing einen Fehler gemacht hat, da der Roman explizit als Krimi beworben wird – dann baut sich beim Leser eine gewisse Erwartungshaltung auf, man erwartet plot twists,  atemlose Spannung und fieberhafte Ermittlungen.  Allerdings ist der Krimianteil eher gering, denn die Ermittlungsarbeit nimmt relativ wenig Raum ein; oft ist es der Zufall, der Hobbydetektiv Carl, der hauptberuflich einen richtigen Ermittler namens „Comte Lejuste“ spielt, auf die Sprünge hilft. Meines Erachtens ist es ein Gesellschaftsroman mit feinem Humor und Krimianteil. Ich würde das Werk als klassisches Whodunit und cozy crime einordnen. 
Ganz toll fand ich, wie beiläufig die Autorin ihr geballtes Fachwissen in die Erzählung eingeflochten hat, und wie man mithilfe kleinster Details etwas über die Goldenen Zwanziger und die Weimarer Republik lernen kann. Der kulturgeschichtliche Aspekt des Romans ist top, und vor allem hat die Autorin sauber und historisch korrekt gearbeitet. Sehr richtig erwähnt sie den „Unzuchtparagraphen“ 175, der Homosexualität unter Strafe stellte, aber ich wunderte mich,dass der Kommissar Genzer (immerhin im Staatsdienst), nicht mehr Angst vor der Enttarnung hatte, andererseits transportiert die Autorin auch ganz wunderbar die 1925 herrschenden Moralvorstellungen im Berlin der Weimarer Republik.  
Im Vergleich zu Band eins entwickeln sich die Figuren nur ein wenig weiter, was ich schade fand. Ich wünsche mir mehr Figurentiefe im nächsten Band.  
Der Anfang und das Ende gefielen mir am besten an „noble Gesellschaft“.  Die Sprache, obschon (wohl) historisch korrekt, war mir manchmal fast zu mündlich und salopp (z.B. „nicht so meins“). Aber es gab auch viel feinen Humor und so viele tolle Kleinigkeiten, von denen jede einzelne ein eigenes Buch füllen könnte. Und das ist Fluch und Segen zugleich bei „Noble Gesellschaft“. 


Der letzte Abschnitt des Romans ist   wirklich lesenswert. Klassische Auflösung, whodunit. Aber dadurch, dass des Rätsels Lösung im Gespräch erzählt wird, ist die Spannung 'raus und es gibt keinen Showdown. Daher - cozy crime, klass. whodunit, Gesellschaftsroman. Toll in der Gesamtschau fand ich die vielen historisch korrekten Details, man kann einiges über die Zeit lernen, aber richtig packend ist es nicht, wenn man einen spannenden Krimi erwartet.  Ich rätsele, woran das liegt. Vielleicht zu viele Figuren, sodass der rote Faden ein wenig verloren geht? Kulturgeschichtlich ist das Buch aber wie gesagt ein wahres Schmankerl. Ich habe es gerne gelesen und fand es tatsächlich schade, als ich es ausgelesen hatte. Im Vergleich zu "Feine Leute", das mir leider nicht so gut gefiel, gibt es wie gesagt einige Verbesserungen bzw. Steigerungen . Paul und Carl streiten nicht mehr permanent, es gibt weniger Drama. Carl macht eine gewisse Entwicklung durch - er kann am Ende gut mit Pauls Bruder  Willi leben. Trotzdem hätte ich mir noch eine bessere Figurencharakterisierung vor allem der Protagonisten gewünscht. Ich denke aber, dass es einfach an der überbordenden Liebe zum Sujet und am geballten Fachwissen liegt, dass manches zu kurz kommt,  denn die Autorin  möchte soviel wie möglich über eine Zeit, in der sie sich sehr gut und detailliert auskennt, "rüberbringen". Eine gute Beobachtungsgabe, die Fähigkeit in ganz kleinen Details etwas auszusagen (vgl. Figur Levi) und ein toller Humor zeichnen Joan Weng aus.  
Etwa "Deutschland braucht Kolonien" im Aufsatz...haha (Deutsch-Südwestafrika, Kaiser, da wird eine Brücke zur Vergangenheit geschlagen). 
Für den nächsten Band würde ich mir definitiv eine grössere Komplexität der Figuren und ein wenig mehr Spannung wünschen. Und am Ende hat mich Carls Manager richtig neugierig gemacht. Über ihn würde ich gerne mehr lesen und auch über den Komplex "UFA". Kapps Verlobte "in Hosen" mag ich auch! Über sie würde ich auch gerne mehr lesen!  


Fazit:  


Bei Schauspielern spricht man oft von Spielfreude. Die Erzählfreude der Autorin  und die Liebe zum Sujet hat mich während der Lektüre zu 100 Prozent erreicht.  
"Noble Gesellschaft" hat mir besser als Teil 1 gefallen und Teil 3 rund um Genzer/v. Bäumer   wuerde ich auf jeden Fall lesen. 
Und ich würde mich sooo über einen Film freuen...seufz