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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2021

Wenn dein Leben auseinanderbricht und du nichts dagegen tun kannst, wie würdest du weitermachen?

Keeping Secrets
9

In vielen Büchern geht es um einen Protagonisten oder eine Protagonistin mit einem Geheimnis. Dieses steht der Liebe meist im Weg. Also ist das auch die Thematik von „Keeping Secrets“? Zunächst mag es ...

In vielen Büchern geht es um einen Protagonisten oder eine Protagonistin mit einem Geheimnis. Dieses steht der Liebe meist im Weg. Also ist das auch die Thematik von „Keeping Secrets“? Zunächst mag es vielleicht so scheinen, aber meine Antwort lautet dennoch: Nein. Während dem Lesen kommt man als Leser nämlich über kurz oder lang zu der Frage: Was musst du über einen Menschen wissen, um ihn lieben zu können? Und bedeutet Vertrauen wirklich, dass man sich alles erzählen muss?

Im ersten Band der Keeping-Reihe von Anna Savas geht es um Tessa und Cole. Die junge Schauspielerin ist berühmt, beliebt und talentiert. Doch niemand weiß, dass Tessa Thorn eigentlich nur eine Rolle ist. Eine Rolle von vielen, eine Rolle wie jede andere in ihrem Job. Und gleichzeitig ihr einziger Schutz. Denn Tessa hütet ein Geheimnis. Auch wenn es sie seit Jahren innerlich auffrisst darf sie es niemals rauslassen…
Doch genau das ist das Ziel von Cole. Denn er ist Journalist. Eigentlich ist es das letzte, was er möchte, als er den Auftrag erhält, ein Porträt über Tessa zu schrieben. Doch er braucht diese Chance um sich zu bewiesen. Also wird er alles daran setzen, diesen Job besser als gut zu machen und ein Geheimnis finden- auch wenn Tessa Thron eigentlich völlig makellos scheint.
Die Rollenverteilung ist also klar: Star und Journalist. Allerdings sind die beiden vieles, aber ganz sicher nicht das. Und bald wird es ihnen auch egal, wie unprofessionell es von ihnen sein mag.
Oder doch nicht? Zusammen stürzen sie sich in ein Gefühlschaos, das ganz große Chaos wartet jedoch noch auf sie…

Meine Meinung:
Ein Schreibstil kann vieles sein: humorvoll, tiefgründig, ernst, traurig, flüssig, locker, leicht… Und dann gibt es den Schreibstil von „Keeping Secrets“… Tja, das ist eine Sorte für sich, weil ich einfach nicht die richtigen Worte finde, die ihm auch wirklich gerecht werden. Wenn man dieses Buch liest, scheint plötzlich nichts anderes mehr eine Rolle zu spielen. Egal in welcher Stimmung man selbst ist- man vergisst sie, sobald man auch nur ein einziges Wort von diesem Roman gelesen hat. Die Seiten vergehen, die Zeit verstreicht und man merkt es nicht einmal. Ich würde ja sagen, dass das Buch poetisch klingt, weil ich mir so viele Stellen markiert habe. Aber das stimmt so nicht ganz, denn der Schreibstil hier ist eine Kunst für sich. Genau an der richtigen Stelle klingt er ernst, an den richtigen Stellen- an vielen Stellen, lustig. Sogar (Coles) Fluchen hier und da muss einfach sein- ohne das wäre die Geschichte nicht, was sie jetzt ist.

Und was ist die Geschichte denn nun genau? Ganz klar ein Highlight. Dieser Auftaktband zu der Trilogie behandelt zwar ernste Themen, doch bringt sie dem Leser auch mit einer gewissen Leichtigkeit nahe, sodass sie nicht bedrückend wirken. Stattdessen kann man sich beim Lesen einfach vollkommen in die Story fallenlassen und landet weich auf einer Wolke aus Romantik, Witz und einer zum Dahinschmelzen süßen Romanze.

Rückblickend gibt es Stellen im Buch, die noch ein bisschen Luft nach oben haben. Besonders mit Blick auf den Schluss. Ohne jetzt zu spoilern würde ich es einfach so beschreiben, dass die Autorin uns manch eine Erklärung schuldig blieb. Aber vielleicht ist einfach der Titel mehr Programm, als gedacht?!

Wofür ich das Buch aber am allermeisten geliebt habe, sind definitiv die Figuren. Da sind zuerst einmal natürlich unsere lieben Protagonisten, die meine Gefühle vollkommen auf den Kopf gestellt haben. Ich lese wirklich viele Bücher und finde immer wieder wundervolle Protagonisten, die ich ganz fest ins Herz schließe. Aber noch nie habe ich so viel für die Protagonisten empfunden wie hier. Von Anfang an hatte ich sie ins Herz geschlossen, aber je mehr ich gelesen habe, desto mehr haben sie mir wirklich das Herz gestohlen. Denn die beiden sind einfach einzigartig und lassen sich in keine Schublade stecken. Tessa ist zwar berühmt, doch gleichzeitig die bodenständigste Person, die man sich vorstellen kann. Angst ist ihr ständiger Begleiter und dennoch neckt sie Cole von der ersten Sekunde an völlig selbstbewusst. Cole, als Journalist, sollte man meinen, sei ständig auf der Suche nach einer neuen heißen Story, doch eigentlich ist er die ehrlichste Seele, der man begegnen kann. Er kombiniert seinen bewundernswerten Scharfsinn mit einer noch größeren Portion Einfühlungsvermögen.

Ihr merkt schon: Cole und Tessa bedeuten mir wirklich viel, sie werden von nun an ein Teil meines Bücherwurm-Daseins sein. Und deshalb kann ich Anna Savas gar nicht genug dafür danken, uns die beiden anvertraut zu haben und dafür, dass wir an ihrer Geschichte teilhaben durften.
Darüber hinaus bin ich auch vernarrt in die Nebenfiguren, besonders in Coles Freunde. Diese Clique verkörpert eine Freundschaft, auf die man fast schon neidisch ist. Vor allem macht es einen aber einfach glücklich, diese Szenen zu verfolgen.

Das Ende war etwas schmerzhaft, weil man Tessa und Cole und all die anderen wieder verlassen muss. Aber es gibt schon einen Trost: Bald geht die Reihe weiter und ich kann es kaum erwarten, bald die großartigen Nebenfiguren näher kennenzulernen.

Fazit:
„Keeping Secrets“ hat mir so viel Spaß gemacht zu lesen, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Die Lesestunden waren ein Erlebnis, das niemand verpassen sollte! Der Roman ist ein grandioser Auftaktband und macht eindeutig Lust auf mehr. Auch wenn am Ende ein paar Lücken bleiben: Für mich ist die Geschichte eindeutig ein 5-Sterne-Highlight.

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Veröffentlicht am 01.05.2021

Unkomplizierte Sommerlektüre

Möwensommer
0

Wart ihr schon einmal auf der Nordseeinsel Norderney? Bei mir ist das tatsächlich schon einige Jahre her, aber kaum hatte ich begonnen „Möwensommer“ zu lesen, hat es sich angefühlt, als wäre meine Zeit ...

Wart ihr schon einmal auf der Nordseeinsel Norderney? Bei mir ist das tatsächlich schon einige Jahre her, aber kaum hatte ich begonnen „Möwensommer“ zu lesen, hat es sich angefühlt, als wäre meine Zeit dort erst gestern gewesen. Lotte Römer schafft es in ihrem Buch, das wunderschöne Flair der Insel perfekt in Worte zu fassen und versetzt einen selbst auf der Couch zu Hause in Urlaubsstimmung. Doch in erster Linie handelt dieser Roman von der Liebe…
…auch wenn das für unsere Protagonistin Lina zunächst unvorstellbar ist, denn bei Männern hatte sie bisher einfach kein Glück. Eigentlich liebt sie ihre Heimat Norderney und würde sie für nichts in der Welt verlassen. Und erst recht nicht ihren heißgeliebten Arbeitsplatz im Blumengeschäft. Doch dafür muss sie eben auch das rare Angebot an Männern hinnehmen.
Doch dann kommt Bent auf die Insel: Attraktiv, charmant und an ihr interessiert. Lina kann ihr Glück kaum fassen und hofft, endlich über die unerwiderte Liebe zu ihrem besten Freund Mattis hinwegzukommen.
Aber dann kommt alles anders…
Das hat mir an der Geschichte gefallen:
Wie schon gleich zu Beginn erwähnt, finde ich das Setting der Story nicht einfach perfekt gewählt, sondern auch sehr bildhaft beschrieben. Man kann sich ausgesprochen gut in die Geschichte vertiefen und dahinschwelgen.
Insgesamt hat mir das Buch auch wirklich viel Spaß gemacht, weil die Geschichte mit Witz und Liebe erzählt wird. Besonders gefallen hat mir, wie die Autorin es schafft in die Haupthandlung, so viele kleine Geschichtchen mit einzuweben. Am Rande tauchen sehr viele Nebenfiguren auf, und jede einzelne hat ein eigenes Schicksal zu berichten. Das bringt verschiedene Thematiken mit ein, ohne überladen zu wirken.
Und überhaupt habe ich die Nebenfiguren sehr gern gehabt. Manche, wie Mattis, Bent oder Linas Bruder hat man besser kennengelernt, andere eher am Rande. Aber alle waren detailliert ausgearbeitet, das hat man auf Anhieb gespürt.
Am liebsten mochte ich aber eindeutig die Graupapageien von Linas Bruder. Und ich denke, jeder, der dieses Buch liest, wird derselben Meinung sein Zum einen bewundere ich die Autorin für so einen tollen Einfall, die Vögel mit in ihr Buch zu packen, zum anderen liebe ich die Leichtigkeit, die sie mit sich bringen.
Überraschen konnte mich das Buch mit der Zeit ebenfalls. Zunächst schien es eher ein wenig wie eine oberflächliche Liebesgeschichte. Das ist jetzt nicht einmal negativ gemeint, sondern soll einfach heißen, dass es um nicht viel anderes als Liebe und Romantik handelte. Aber mit der Zeit kamen auch noch andere Thematiken dazu, nicht zu ernste, aber eben weiter gefächert. Besonders hat mir gefallen, wie stark die Autorin die weiblichen Figuren dargestellt hat, ganz nach dem Motto „Frauenpower“.
An den Stellen habe ich noch ein wenig Kritik zu äußern:
Nicht alles hat mir so gut an der Geschichte gefallen. Das Buch hat mich zwar in keiner Weise enttäuscht, aber es gab dennoch Dinge, die mich einfach gestört haben.
Zum Beispiel empfand ich die Protagonistin Lina manchmal als naiv. Ich konnte viele ihrer Meinungen und Ansichten nicht wirklich verstehen und an manchen Stellen hat sie in meinen Augen zu viel Drama um nichts gemacht. Dadurch hatte ich dann auch Probleme, dass die Gefühle bei mir ankamen, ich hätte mir da etwas mehr Knistern gewünscht.
Auch der Schreibstil war nicht so ganz mein Fall. Ich bin insgesamt nicht unbedingt Fan von Er-/ Sie -Erzählern, aber hier kam das Problem dazu, dass ich die Sprache etwas altmodisch fand. Erst einmal kein Problem, doch das passt für mich einfach nicht zu einem Buch mit einer 25-jährigen Protagonistin.
Mein letzter Kritikpunkt bezieht sich auf die Handlung. Eigentlich habe ich nichts gegen vorhersehbare Handlungen, aber bei diesem Roman war es mir dann doch ein wenig zu unkompliziert. Es gab kaum Stellen in der Handlung, die man nicht kommen gesehen hat und ich hätte mir gewünscht, dass es da doch noch ein wenig spannender ist, dass es mehr Hintergrundinfos gibt.
Fazit:
Insgesamt finde ich, dass „Möwensommer“ das perfekte Buch zum Runterkommen ist. Es ist eine typische Sommerlektüre, in der es hauptsächlich um Liebe und Romantik geht. Dennoch hat das Buch eindeutig noch Potential nach oben. Die Handlung war weniger spannend, als vielmehr vorhersehbar, und ich empfand nicht alles, was für mich einen Liebesroman ausmacht, als stimmig. Trotzdem hat mir „Möwensommer“ ein schönes Leseerlebnis beschert, das ich allen Liebesroman- und Nordseefans weiterempfehlen kann. Daher gibt es von mir 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Paris- die Stadt der Veränderung (oder so ähnlich;-))

Und dann war es Liebe
4

Ich habe einmal einen wirklich schönen Kalenderspruch über Veränderung gelesen. Darüber, dass ein einziger Tag reicht, um sein Leben zu verändern, sich neu zu erfinden. Das hat mich ziemlich beeindruckt, ...

Ich habe einmal einen wirklich schönen Kalenderspruch über Veränderung gelesen. Darüber, dass ein einziger Tag reicht, um sein Leben zu verändern, sich neu zu erfinden. Das hat mich ziemlich beeindruckt, aber kann man sich das wirklich vorstellen? Nein, eher nicht.
Lorraine Brown behandelt in ihrem Debüt „Und dann war es Liebe“ aber genau diese Thematik. Und beweist ziemlich realistisch, welche Möglichkeiten ein Tag bietet. Dazu nimmt sie den Leser mit auf eine beeindruckende Reise in das wunderschöne Paris.
Was für den Leser nach einer netten Urlaubslektüre klingt, entpuppt sich für die Protagonisten Hannah und Léo als eine kleine Katastrophe.

Die beiden sind auf dem Weg nach Amsterdam, doch sie sitzen im falsche Waggon des Zugs und verschlafen die Durchsage, als der Zug geteilt. Dass die zwei also am nächsten Morgen in Paris aufwachen, ist auch das einzige, was sie gemeinsam haben. Doch als sie einige Stunden Aufenthalt vor sich haben ist es genau das, was dazu führt, dass Léo Hannah „sein“ Paris zeigt.
Am Anfang zanken sie sich die ganze Zeit und Hannah fühlt sich außerhalb ihrer Komfortzone unfassbar unwohl. Doch während die Stunde verstreichen erkennen beide, dass der andere sie so gut versteht, wie niemand anderes. Weil sie sich ja nie wiedersehen werden, öffnen sie sich immer mehr und beginnen zu erkenn, was ihnen im Leben wirklich wichtig ist- und wie meilenweit sie inzwischen davon entfernt sind.
Und dann wäre da noch die Tatsache, dass sie zunehmend viel vertrauter miteinander umgehen, als Fremde es eigentlich tun…

Sobald man einmal mit Lesen begonnen hat, versinkt man direkt vollkommen in der Geschichte. Schnell lernt man die Charaktere einzuschätzen und beginnt ihre Eigenheiten zu lieben. Naja, nicht bei allen Charakteren ist das so. Denn es sollte definitiv erwähnt werden, was für überaus vielschichtige Figuren erschaffen hat. Man hat nicht das Gefühl, es handele sich einfach um Buchcharaktere, die mit denen man hier eine wunderschöne Geschichte erlebt. Vielmehr scheinen sie so greifbar wie Personen und deshalb mag man die einen einfach mehr, als die anderen. Mein persönlicher Favorit war eindeutig Léo, weil er mit seinen tiefgründigen Fragen nicht nur Hannah, sondern auch mich als Leser zum Nachdenken brachte. Weil er mit seiner aufrichtige Art nicht nur zum Schmunzeln liebenswert ist, sondern auch ein echtes Vorbild. Und weil er für mich Liebe in Form einer Person ist.

Der super leichte Einstig in die Geschichte liegt wohl hauptsächlich an dem zunächst schlichten, einfachen Schreibstil. Während er sehr schnörkellos beginnt und man so erst einmal ein Gefühl für das Buch bekommen kann, nimmt er im Laufe der Story an Tiefgang zu. Man verliert sich in den Worten und entdeckt wirklich schöne Zitate und manch eine Weisheit für sich.

Aber nicht nur am Schreibstil erkennt man eine deutliche Veränderung, sondern (wie schon oben erwähnt) ebenfalls an den Charakteren.
Ich bin ganz ehrlich: Ich hatte von dem Roman einfach eine nette Lektüre für den Urlaub, eine süße Lovestory erwartet. Gelesen habe ich dagegen eine mitreißende Geschichte über das Leben, Träume und die Liebe. Das Buch hat sich komplett anders entwickelt als erwartet, und das hat mich absolut begeistert. Der Roman ist definitiv nicht eine typische Liebesgeschichte. Denn ich lese sehr viele Liebesromane und irgendwann erkennt man ein gewisses Muster, eine Struktur, wie die Story gestaltet ist. „Und dann war es Liebe“ ist da komplett anders. Dennoch hat die Atmosphäre etwas sehr romantisches. Aber eben eher unterschwellig.

Und damit komme ich auch schon zum Ende meiner Rezension. Habe ich schon erwähnt, wie begeistert ich von dem Buch bin? Das ist jedenfalls mein Fazit. „Und dann war es Liebe“ hat mir von der ersten bis zur letzte Seite großen Spaß zu lesen gemacht und mich durch ein wunderschönes Setting, charakterstarke Figuren und eine unerwartete Ernsthaftigkeit überzeugt. Ich habe in dem Roman tatsächlich ein neues Lieblingsbuch gefunden, ein absolutes Highlight, dem ich ganz klar volle 5 Sterne gebe. Ich kann es kaum erwarten, die Geschichte immer und immer wieder zu lesen, mich mit Hannah in den falschen Waggon zu setzten und mich jedes Mal aufs Neue in Léo zu verlieben. „Und dann war es Liebe“ passt, egal ob man gerade im Urlaub ist oder sich in den Urlaub wünscht. Man muss auch kein Liebesroman-Fan sein, um dieses Buch zu lieben. Wer es mag, über das Leben nachzudenken oder sich gerne in die Ferne träumt, ist damit ebenso gut bedient.

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Veröffentlicht am 24.04.2021

Bedrückende Enttäuschung

Eines Tages für immer
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Wenn ich bisher in meinen Rezensionen ein Buch als tiefgängig beschrieben habe, dann habe ich damit gleichzeitig auch gemeint, dass es mich wirklich berühren konnte. Es war für mich immer klar, wenn ich ...

Wenn ich bisher in meinen Rezensionen ein Buch als tiefgängig beschrieben habe, dann habe ich damit gleichzeitig auch gemeint, dass es mich wirklich berühren konnte. Es war für mich immer klar, wenn ich sage, das Buch hat Tiefe, ist ernst und traurig, dann meine ich das im positiven Sinne. Und nun habe ich „Eines Tages für immer“ gelesen, und bin mir nicht mehr sicher…
Aber von vorne: Worum geht es in dem Buch?
Der Roman ist aufgebaut aus zwei Handlungssträngen, die sich in jedem Kapitel abwechseln. Es gibt die Handlung aus DAMALS (1972). Hier geht es um die 19-jährige Kunststudentin Alice. Sie ist talentiert und als sie im Musiker Jake ihre große Liebe findet, scheint sie ein wundervolles Leben vor sich haben. Sie wird schnell schwanger, beide freuen sich auf das Baby. Bis die schwere Vergangenheit der zwei sie einholt.
Der zweite Handlungsstrang spielt im HEUTE, oder besser gesagt im Jahr 2000. Luke ist hier der Protagonist. Von klein auf wusste er, dass er adoptiert worden war - und litt auch immer darunter. Denn für ihn gab es nichts wichtigeres, als seine leiblichen Eltern. Und nun hat er sie endlich gefunden. Alice und sein Vater Rick sind bald Teil der Familie. Aber die Situation entwickelt sich nicht wie erwartet und Luke ahnt, dass Alice ein Geheimnis vor ihm hütet.

Eigentlich bin ich immer großer Fan von Perspektivenwechseln. Aber hier war es ein wenig too much. Meist dauerte ein Kapitel nur 5 Seiten, dann fand man sich in einer komplett anderen Umgebung, anderes Jahr, andere Figuren wieder. Das machte es einem unfassbar schwer, in das Buch zu finden. Wenn ich ehrlich bin, ist mir das auch nie wirklich gewonnen.
Der Schreibstil ist nicht unbedingt einfach zu lesen, in einen Lesefluss bin ich nicht gekommen. Vielmehr hat sich die Geschichte unfassbar in die Länge gezogen.
Ich hatte schnell eine Idee, was das große Geheimnis der Geschichte sein würde. Und diese bestätigte sich letztendlich auch, dazwischen war die Geschichte recht unspektakulär. Aber dennoch hat dieses Geheimnis das gesamte Buch überlagert und eine sehr bedrückende Stimmung erzeugt. Es gibt Geschichten, die bezeichnet man gerne als „Wohlfühlbuch“. „Eines Tages für immer“ ist für mich exakt das Gegenteil davon. Ich hatte etwas ganz anderes erwartet, weshalb ich offen gestanden einfach enttäuscht bin.
Erst gegen Ende hin, nahm die Handlung an Fahrt auf, aber gleichzeitig wurde sie mir zu, hmmm wie soll ich sagen?! Verrückt, abgedreht. Aber nicht im Sinne von unnatürlich, sondern einfach nicht greifbar.
Und dann noch ein Punkt, in dem ich sehr zweigespalten bin: Die Charaktere. Es gibt eine wirklich große Menge an Figuren. Doch ich habe nur zu den wenigsten einen Draht gefunden. Und leider gar nicht zu den Protagonisten. Luke hat mich ziemlich die Nerven gekostet. Ich konnte zwar verstehen, wieso ihn die Autorin so darstellt, aber das ändert nichts daran, dass der Protagonist es ist, der einem eine Geschichte nahebringen muss. Der den Leser mit ins Geschehen hineinzieht. Und wenn man Probleme mit dem Protagonisten hat, dann hat man in der Regel auch Probleme mit der Story an sich.
Insgesamt hat mir der frühere Handlungsstrang aus 1972 besser gefallen, weil ich Alice am Anfang wirklich gern hatte. Aber Alice taucht sowohl im DAMALS als auch im HEUTE auf- und diese zwei, komplett verschiedenen Versionen von ihr haben mich so sehr verwirrt, dass auch diese Sympathie zum Ende hin verschwand.

Fazit:
Wenn ich ehrlich bin, dann hat mich „Eines Tages für immer“ ziemlich enttäuscht. Es ist eine sehr ernste, traurige Geschichte. Aber außer, dass sie zu lesen bedrückend ist, kamen bei mir nur wenige Emotionen auf. Ich hatte sowohl mit den Figuren, als auch mit dem Schreibstil ein Problem. Letztendlich bin ich mir auch nicht sicher, was das Buch mir sagen möchte.
Die halbe Handlung, die aus 1972, gefiel mir zwar recht gut, aber sie macht eben nur die Hälfte des Buch aus. Und weil ich mir wirklich schwer tue, diesen Roman zu bewerten, werde ich das eben genau so in Sternen darstellen. Die Hälfte hat mir gefallen, also 2,5 von 5 Sternen. Eigentlich bewerte ich Bücher nicht gerne mit so wenigen Sterne, weshalb es mir auch irgendwie leid tut. Aber es ist nicht zu leugnen, dass ich enttäuscht von der Geschichte bin …

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Themenstarkes Jugendbuch

Wenn ich nicht genug bin
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Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, wie ich diese Rezension schrieben soll. Ich bin hin und hergerissen und kann mich einfach nicht entscheiden was ich von dem Buch halten soll.
Deshalb zu allererst ...

Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, wie ich diese Rezension schrieben soll. Ich bin hin und hergerissen und kann mich einfach nicht entscheiden was ich von dem Buch halten soll.
Deshalb zu allererst ihr mein Lieblingszitat:
„Und wieder einmal merke ich, wieviel dieses erwachsenen Verhaltens mir noch fehlt. Ich fühle mich wie gefangen zwischen dem Kind, das ich war und der erwachsenen Frau, die ich einmal sein werde. Ich bin nichts Halbes und nichts Ganzes.“

Wie man sieht, geht es im Buch also um eine junge Frau, die 15-jährige Joe. Sie hätte wie jeder Teenager genug mit der Schule und Sorgen des Erwachsenwerdens genug zu tun. Doch stattdessen kämpft sie Tag und Nacht mit viel größeren Sorgen. Denn Joes Familie ist arm. Selbst Lebensmittel können sie sich oft kaum leisten.
Leider sind das nicht die einzigen Probleme. Joes großer Bruder ist für sie der wichtigste Mensch in ihrem Leben und sie würde alles für ihn tun. Auch als er Geschäfte mit einem Drogenboss eingeht.
Auf ihre eigene Art versucht Joe zu helfen und versucht alles in ihrer Macht stehende, eher sogar noch mehr. Aber es scheint die Sache nicht unbedingt besser zu machen.
Und so bekommt das Mädchen immer mehr das Gefühl nicht genug zu sein. Nicht reich genug für ihre Freundinnen. Nicht schlau genug für die Schule. Nicht verlässlich genug für die Familie. Nicht gut genug für ihren Schwarm Nick.
Erwachsenwerden bedeute, sich zu verändern. Aber welchen Weg wird Joe einschlagen ?

Ich bin ganz zufällig auf das Buch gestoßen und obwohl ich noch nie von ihm gehört habe, wollte ich es unbedingt lesen. Der Klappentext hat mich sehr berührt. Die gesamte Thematik des Buches ist wirklich ernst und geht einem nahe. Themen wie (Kinder)Armut werden nur in wenigen Büchern behandelt. Vor allem nicht in Jugendbüchern. Zumindest nicht in dieser Intensität.

Es geht in dem Buch natürlich auch um sehr viel andere Themen: die erste Liebe, Freundschaft und vor allem um Familie.

Aber dann klar im Fokus der Geschichte stehen die finanziellen Probleme, die Joe und ihren Geschwistern die Zukunft zu verbauen scheinen. Die Problematik wird sehr realistisch dargestellt und nicht schöngeredet. Genau wie in dem Buch, geht es wirklich zig Familien in Deutschland. Ich finde die Geschichte unfassbar wichtig, weil man durch sie erst einmal merkt, wie dankbar man sein sollte, sich das Notwendigste fürs Leben leisten zu können. Und man denkt durch Joes Schicksal viel über das eigene Verhalten nach.

Gleichzeitig finde ich, dass die Thematik etwas ungeschickt verpackt wurde. Um mit der Geschichte warmzuwerden habe ich wirklich lange gebraucht, mindestens das erste Drittel des Romans. Der Schreibstil liest sich zwar flüssig, aber fast schon zu einfach, weshalb er nicht nicht fesseln konnte. Mit den Figuren hatte ich ebenfalls Probleme. Manche Figuren hatte ich sofort gerne, andere blieben mir bis zum Schluss suspekt.
De Protagonistin Joe hat mich Unmengen an Nerven gekostet. Erst war ihre Naivität schuld und ich fand ihr Verhalten einfach nur kindisch. Sie erschien mir viel jünger als 15, da ich sehr an ihrem Urteilsvermögen gezweifelt habe.
Doch nach und nach konnte ich sie verstehen. Während sie immer weiter „vom Weg abkam“, hat mich die Geschichte dann doch irgendwie zum Weitergelesen animiert. Wobei ich das Buch gleichzeitig die ganze Zeit aus der Hand legen wollte, weil ich einfach nur noch den Kopf schütteln konnte.

Die Story wird mit der Zeit wirklich sehr spannend, aber sie konnte mich einfach nicht mitreißen. Am Schluss, man kann sich jeden möglichen Ausgang der Geschichte vorstellen, ging es mir dann etwas zu schnell und das Ende wirkte flach.
Obwohl die Thematik tief greift und Johannas Charakter sehr detailliert ausgearbeitet ist, konnte mich die Story einfach nicht überzeugen.

Insgesamt war es auf jeden Fall ein Erlebnis, das Buch gelesen zu haben. Die Thematik ist überzeugend. Aber im Ganzen konnte mich das Buch nicht abholen. Ich verstehe, wieso die Autorin die Geschichte auf diese Art gestaltete hat, doch habe ich auch das Gefühl, dass es noch einen anderen Weg gegeben hätte. Nach langem Überlegen gebe ich dem Buch nun 3,5 Sterne. Weiterempfehlen möchte ich es, weil ich finde, dass das Thema mehr Aufmerksamkeit verdient. Vor allem in einem Jugendbuch kann es uns die Augen öffnen.

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