Profilbild von kikiii04

kikiii04

Lesejury Star
offline

kikiii04 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kikiii04 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2023

Manches passt zusammen, anderes soll wohl nicht sein

Zodiac Love: Starlight in Our Dreams
0

Glaubt ihr an Astrologie? Nun, ich hoffe, ihr seid ihr gegenüber zumindest offen eingestellt, denn sonst klickt diese Rezension am besten direkt wieder weg und schaut euch nach einer anderen Geschichte ...

Glaubt ihr an Astrologie? Nun, ich hoffe, ihr seid ihr gegenüber zumindest offen eingestellt, denn sonst klickt diese Rezension am besten direkt wieder weg und schaut euch nach einer anderen Geschichte um. Aber wenn ihr an dem Thema interessiert seid, dann ist dieses Buch sicherlich eine gute Möglichkeit, um euren Horizont ein wenig zu erweitern – verpackt in eine süße Lovestory.

Felix glaubt an die Astrologie, so wie Owen an Medizin glaubt. Die beiden scheinen bei ihrer ersten Begegnung vollkommen verschieden – Felix ist unsicher und schüchtern, Owen tritt laut und rüpelhaft auf. Kurz gesagt, können sich die beiden nicht leiden. Aber da sie an derselben Universität studieren, ist es unvermeidlich, dass sie sich regelmäßig über den Weg laufen. Wobei das Universum sie öfter zusammenführen scheint, als tatsächlich notwendig. Bleibt nur die Frage, weshalb. Schließlich passen sie schon aufgrund ihrer Geburtshoroskope nicht zusammen und das ist eine Red Flag für Felix – oder?

Diese Geschichte spielt in Irland, genauer gesagt in der atmosphärischen Stadt Cork. Dieses Setting zusammen mit der Herbststimmung sorgt für angenehme Cozy-Vibes. Das Thema rund um das Studium der Protagonisten und die Universität erinnert außerdem ein wenig an eine Dark Academia-Geschichte. Aufgrund des rosa Covers und dem Klappentext habe ich damit ehrlich gesagt nicht gerechnet. Aber beim Thema Astrologie liegt Dark Academia vermutlich recht nahe.

Erzählt wird die Story abwechselnd aus den Perspektiven von Felix und Owen. Ich hatte das Gefühl, die beiden recht schnell zu kennen und zu verstehen. Beide Figuren haben sehr besondere Lebensgeschichten mit ergreifenden Erfahrungen. Felix ist ein sehr unsicherer Mensch, was sich besonders in seinem Umgang mit anderen Menschen zeigt. Sicherlich sind introvertierte Charaktere in Büchern nicht selten, aber ich habe noch selten ein Buch gelesen, das diese Seiten der Unsicherheit so authentisch darstellt. Wer selbst von dieser Thematik betroffen ist, wird sich durch Felix sehr verstanden fühlen.
Owen ist ein nicht minder beeindruckender Charakter, den ich zwar manchmal verflucht habe, aber dank seines trockenen Humors immer wieder neu ins Herz geschlossen habe.

Ich mochte die Charaktere also sehr gerne und auch die Handlung hat mich interessiert. Allerdings muss ich leider sagen, dass ich beim Lesen ziemlich enttäuscht war. Kennt ihr diese Bücher, die ihr aufgrund des Klappentextes, den Themen und der Idee von der Geschichte eigentlich total lieben möchtet – es sich dann aber einfach nicht „richtig“ anfühlt? Genau so ein Buch war STARLIGHT IN OUR DREAMS für mich. Die Handlung zog sich für meinen Geschmack zu sehr in die Länge und ganz oft hatte ich nicht wirklich eine Ahnung, in welche Richtung die Geschichte eigentlich gerade wollte. Manche Szenen passten für mich einfach nicht ins Gesamtbild, Stichwort Dark Academia. Auch die Chemie zwischen Felix und Owen reichte durch die Buchseiten hindurch nicht bis zu mir. Ich möchte meine persönliche Einstellung hier nicht verallgemeinern. Vielleicht ging ich mit den falschen Erwartungen an die Geschichte ran. Vielleicht kann der Erzählstil andere Leser:innen mehr erreichen.

Mein Fazit:
Für mich ist es unbestritten, dass die Story unfassbar wichtige Themen behandelt, indem sehr passende Charaktere diese verkörpern. Auch die Thematik rund um die Astrologie ist etwas erfrischend anderes. Mich persönlich konnte das Buch nicht so überzeugen, wie ich es gerne gehabt hätte. Ich möchte niemandem davon abraten, die Geschichte zu lesen, aber ich kann ebenso wenig eine ehrliche Leseempfehlung aussprechen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.09.2023

Die Ironie der schicksalhaften Liebe

The Unhoneymooners – Sie können sich nicht ausstehen und fliegen gemeinsam in die Flitterwochen
0

An THE UNHONEYMOONERS kommt man schon seit Monaten nichtmehr vorbei. Weder bei Bookstagram, noch in sämtlichen Buchhandlungen. Als nur die englische Version erschienen war, habe ich mir bereits überlegt, ...

An THE UNHONEYMOONERS kommt man schon seit Monaten nichtmehr vorbei. Weder bei Bookstagram, noch in sämtlichen Buchhandlungen. Als nur die englische Version erschienen war, habe ich mir bereits überlegt, das Buch zu lesen. Dass ich den Roman nun tatsächlich gekauft habe (auf Deutsch), lag tatsächlich vielmehr daran, dass ich eines der letzten Exemplare mit wunderschönem Farbschnitt ergattern konnte. Somit stand direkt fest, dass das Buch ein Schmuckstück in meinem Regal werden würde. Aber würde es mich auch inhaltlich überzeugen können?

Zugegeben, der Klappentext hat auf mich sehr verrückt geklungen. Olives Zwillingsschwester Ami heiratet, veranstaltet eine Traumhochzeit mit einem Traumgatten und gewinnt dann auch noch eine Traumreise für ihren Honeymoon. Dass dann ausgerechnet eine Fischvergiftung in die Quere kommt, war ein sehr chaotisches Unglück. Aber dann fliegt Olive anstelle ihrer Zwillingsschwester und für den Bräutigam springt dessen Bruder Ethan ein. Die einzige Bedingung: Das Hotel und die Veranstalter der Reise dürfen niemals herausfinden, dass die falsche Torres-Schwester und der falsche Thomas-Bruder die Reise antreten – sonst wird es teuer. Doch seit dem Moment, in dem Ethan und Olive sich kennengelernt haben, konnten sie keine normale Konversation mehr führen – sie diskutieren und streiten immer nur. Aber wieso eigentlich?

Es dauert nicht lange, bis man eines in diesem Buch versteht – und diese Eigenschaft muss man ihm auch lassen: Der Roman ist unfassbar witzig und unterhaltsam. Die Geschichte beginnt direkt ziemlich bizarr. Es geht ständig um den Dualismus zwischen Pech und Glück – wobei Olive quasi die Personifikation von Unglück darstellt. Dazu kommt eine schrullige mexikanische Großfamilie und das Chaos ist perfekt. Vielleicht versteht man nicht jede einzelne Anspielung, aber zumindest den überspitzten Zufällen kann man folgen. Obwohl der Humor an manchem Stellen beinahe schon grenzwertig schräg ist, bringt einen dieser Roman definitiv zum Lachen.

Das ist vermutlich einer der Hauptgründe, weshalb sich die Geschichte derart spritzig und kurzweilig liest. Die Seiten verfliegen wie im Flug und die Handlung mag zwar vorhersehbar sein, dennoch bleibt sie mitreißend. Die Szenen auf Hawaii sorgen zudem für Sommerfeeling, aber man kann das Buch zu jeder Jahreszeit lesen.

Mit den Protagonisten Ethan und Olive bin ich gut klargekommen. Sie sind beide sehr sympathisch und ich muss sagen, dass ich von Ethan überaus positiv überrascht war. Dennoch würde ich nicht behaupten, dass mir die Figuren wirklich ans Herz gewachsen sind. Ich habe ihre Geschichte gerne gelesen, aber es ist nicht die Art von Geschichte, die aus der Masse heraussticht, wenn man im Jahr um die fünfzig Bücher liest.

Und dann ist da noch die eine Sache, die mich im Mittelteil gestört hat. Ethan und Olive haben oft über ihr Verhältnis zueinander gesprochen – was an sich eine wirklich tolle Eigenschaft ist und vielen Beziehungen fehlt. Das Problem war nur, dass ich keine ihrer Ansichten teilen oder nachvollziehen konnte. Ebenso wenig konnte ich dem Hin und Her der Handlung an solchen Stellen folgen. Beim Umschwung zwischen ernstem Gespräch und spicy Szene waren die Übergänge eher eckig als rund. Auch die vielen Missverständnisse, die das Enemies-to-Lovers-Feeling kreiert haben, wirkten auf mich weniger logisch und vielmehr konstruiert.

Mein Fazit:
Ich bleibe bei meiner ursprünglichen Meinung: Rein optisch bin ich sehr froh, dass THE UNHOONEYMOONERS von nun an mein Bücherregal zieren darf. Inhaltlich hatte ich zwar meinen Spaß mit der Geschichte, aber sie konnte mich nicht zu einhundert Prozent überzeugen. Bei diesem Buch teile ich den Tiktok-Hype nicht, aber als lockere Lovestory kann man es durchaus lesen. Von mir gibt es 3,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.08.2023

(K)eine kurze Auszeit

Heartbreak
0

Marie ist psychisch schon lange angeschlagen. Wenn es ihr schlecht geht, reichen Kleinigkeiten aus, und ihr Leben gerät aus der Bahn. Dass ihr Partner ohne ein Wort der Erklärung den Kontakt abbricht, ...

Marie ist psychisch schon lange angeschlagen. Wenn es ihr schlecht geht, reichen Kleinigkeiten aus, und ihr Leben gerät aus der Bahn. Dass ihr Partner ohne ein Wort der Erklärung den Kontakt abbricht, ist jedoch weit mehr als eine Kleinigkeit. Tom dagegen hat nie gewusst, wie einfach sein Leben aus der Bahn geraten, in sich zusammenbrechen kann. Vom einen auf den anderen Tag steht er plötzlich ohne Freunde und Familie da. Noch kennen sich Marie und Tom nicht – doch bald schon werden sie eine entscheidende Gemeinsamkeit haben. Beide junge Menschen setzen alles darin, ihr Leben zusammenzuhalten. Aber wie geht das – und was wird es sie kosten?

HEARTBREAK ist der erste Roman, den ich von Tarkan Bagci gelesen habe. Entsprechend ungewohnt war sein Schreibstil zu Beginn für mich. Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt und wechselt hauptsächlich zwischen den Perspektiven von Tom und Marie. Zunächst habe ich damit zu kämpfen gehabt, mich wirklich von der Geschichte mitreißen zu lassen, weil ich mich durch die Erzählweise distanziert gefühlt habe. Doch das hat sich zum Glück gegeben. Dann konnte ich die enorm bildhafte Schreibweise mit den zahlreichen sarkastischen Einwürfen sehr genießen. Nur als die Perspektiven stellenweise jede Seite gewechselt haben, wurde es kompliziert.

Mit den Protagonisten Tom und Marie kam ich sehr gut zurecht. Als Personen sind sie eigentlich grundverschieden, doch gemeinsam haben sie eine gewisse Unsicherheit. Diese bietet Raum zur Weiterentwicklung, der gut genutzt wurde. Mir hat sehr gefallen, wie realistisch die Schicksale von Marie und Tom waren, was einen unterhaltsamen Kontrast zu der skurrilen Handlung bot. Das Buch lebt von einem eigensinnigen Humor, der sich aus Überspitzungen und schrägen Zufällen ergibt, und erinnert damit an ARD-Filme oder Kino-Komödien aus deutscher Produktion. Wer diese Art von Filmen mag, wir das Buch bestimmt sehr gerne lesen. Als Sommerlektüre ist HEARTBREAK dank seiner kompakten Seitenanzahl auch für all jene geeignet, die nicht so häufig und hauptsächlich im Urlaub lesen.

Es gibt nichts, was mir an dem Buch gar nicht gefallen hat. Ebenso hat mich aber auch nichts absolut begeistert. Es war eher so, dass die Handlung vor sich hinplätschert, weil der Klappentext (so kurz er auch sein mag) viel vorausnimmt. Zum Ende hin hat mich doch noch eine gewissen Spannung gepackt und der Schluss war erfrischend.

Mein Fazit:
HEARTBREAK ist ein Roman, der einen gleichermaßen zum Schmunzeln und Grübeln anregt. Die Handlung ist zwar nicht alltäglich, trotzdem ist der Roman wie eine kurze Sequenz der Wirklichkeit. Es werden wichtige Themen angesprochen und Missstände unserer Gesellschaft geschickt herausgearbeitet. Weltbewegend ist die Geschichte aber nicht. Ich würde deshalb sagen: Kann man lesen, muss man aber nicht. Von mir gibt es 3,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.08.2023

Eine Liebe zwischen zwei Extremen

Dreamland Billionaires - The Fine Print
0

Dreamland ist ein Ort, der Träume wahr werden lässt – in Rowans Fall Albträume. Freiwillig hätte er die Leitung des Parks nie übernommen – nichtmal für die sechs Monate, zu denen das Testament seines Großvaters ...

Dreamland ist ein Ort, der Träume wahr werden lässt – in Rowans Fall Albträume. Freiwillig hätte er die Leitung des Parks nie übernommen – nichtmal für die sechs Monate, zu denen das Testament seines Großvaters ihn verpflichten. Aber würde er den Job nicht annehmen, würden die einzigen Menschen darunter leiden, denen er auf der Welt noch vertrauen kann – seine Brüder. Also schält Rowan in den Business-Modus und so kalt, unnahbar und unbarmherzig wie er ist, wird ihm niemand in die Quere kommen. Niemand bis auf Zahra, die sich von seiner Ausstrahlung nicht einschüchtern lässt und die über seine Beleidigungen lacht. Aber reichen sechs Monate wirklich aus, um sämtliche seiner jahrelang errichteten Schutzmauern niederzureißen? Und wozu das alles, wenn ihre Zukunft ein Ablaufdatum hat?

THE FINE PRINT ist der erste Band einer Trilogie rund um die Kane-Brüder. Die Reihe wurde besonders auf Booktook sehr gehypt, wobei ich selbst tatsächlich einen typischen Cover-Kauf getätigt habe. Die Zeichnung des Schlosses hat einfach was, das ich so noch nie auf einem Cover gesehen habe. Nachdem ich die Geschichte nun gelesen habe, würde ich sagen, dass für die Story dasselbe gilt.

Es beginnt direkt beim Setting. Ein Freizeitpark. Wenn man an die Menschenmassen, Lachen und den Adrenalinrausch denkt, die die Atmosphäre dort regieren, dann denkt man wohl zuletzt an Wohlfühlklima. Spaßklima, ja. Aber eben nicht dieses ich-will-mich-darin-einkuscheln-wie-in-eine-Decke-Klima. Dennoch verbreitet THE FINE PRINT eindeutig Wohlfühl-Vibes – zusammen Spaß. Dreamland ist eine eigene Welt, doch Rowan und Zarah schaffen nochmal eine ganz eigene Welt in dieser. Eine Welt, die man als Leser am liebsten gar nicht mehr verlassen würde.

Die Handlung selbst lässt sich nicht wirklich in irgendeine Schublade packen. Sie ist ein wenig Enemies-to-Lovers, ein bisschen Office-Romance und ganz viel mehr als das. Mal fliegen die Fetzen, dann die Funken oder direkt die Schmetterlinge. THE FINE PRINT enthält viel Spice und über die Menge an Sexszenen lässt sich vermutlich diskutieren. Was mich hauptsächlich gestört hat, war die Art, wie während dieser Szenen kommuniziert wird. Und welche Rollen die beiden Protas hier erhalten. Das war durchaus fragwürdig. Die Geschichte bewegt sich auf einem schmalen Pfad zwischen Erotikroman und märchenhafter Romanze, was sie einzigartig und spannend macht. Manche Szenen waren dennoch etwas langatmig, aber für den Großteil der Lesezeit habe ich die Schlagfertigkeit, den Humor und die Emotionalität der Story sehr genossen.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Er liest sich flüssig – auch wenn man den Roman auf Englisch liest, ist er gut verständlich. Manchmal hätte ich mir aber eine etwas abwechslungsreichere Wortwahl gewünscht.

Mein Fazit:
THE FINE PRINT ist zweifelsohne ein Buch für spaßige Lesestunden. Aber auch die emotionale Komponente verdient erwähnt zu werden und die tiefgründigen Themen konnten mich ebenso überzeugen. Um ehrlich zu sein, bin ich nun etwas süchtig nach der Dreamland-Family, weshalb ich vermutlich direkt den nächsten Band lesen werde ;) Was den Hype um den Roman betrifft, stimme ich trotzdem nicht zu hundert Prozent zu. Ich persönlich habe schon Bücher gelesen, die einen solchen Hype mehr verdient hätten. Zumal ich die erotischen Szenen teilweise fragwürdig finde. Für Band eins gibt es jedenfalls 4 von 5 Sterne von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2023

Nutella fürs Herz

Stolen Kisses
0

München und Berlin – Kai und Jannis. Sind da wirklich so viele Unterschiede, dass zwei Welten kollidieren können? Auf den ersten Blick scheint alles zu passen Großstadt und U-Bahnen – zwei queere junge ...

München und Berlin – Kai und Jannis. Sind da wirklich so viele Unterschiede, dass zwei Welten kollidieren können? Auf den ersten Blick scheint alles zu passen Großstadt und U-Bahnen – zwei queere junge Männer, deren Familien Modellabels haben. Aber wo München sonnig und ordentlich ist, ist Berlin regnerisch und chaotisch. Wenn Kai von der Freiheit, er selbst zu sein, nur träumen kann, ertrinkt Jannis bereits darin. Während Jannis auf der Suche nach einem „Für immer“ ist, flüchtet Kai sich in die Anonymität. Doch wenn Jannis und Kai kollidieren, dann scheint ein One-Night-Stand erst der Anfang zu sein. Der Anfang von für immer? Oder der Anfang eines verbitterten Konkurrenzkampfes ihrer Modelabels?

Wenn man STOLEN KISSES in die Hand nimmt, dann sieht man zunächst einmal Rosa. Ganz viel Rosa. Und das ist eigentlich eine wunderbare Metapher für die gesamte Geschichte. Sie beginnt mit einem Prolog, der das beschreibt, was man als Liebe auf den ersten Blick bezeichnen kann. Und dann entfaltet sich diese Geschichte, die aus bunten Charakteren, cleveren Verstrickungen und vielen Zufällen besteht. Dazu ein Klecks Erdnussbutter und ein großer Löffel Nutella – und man hat eine herrlich süße Lovestory. Mit etwas Kitsch. Und vielleicht ein paar Klischees.

Bei diesem Thema scheiden sich vielleicht die Geister. Wenn man STOLEN KISSES lesen möchte, dann sollte man sich meiner Meinung nach sicher sein, dass man DIESE Art von Geschichte lesen will. Manche Liebesroman-Fans wollen Drama und tiefgründige Emotionen, andere wollen eher das sweete Wohlfühlklima. STOLEN KISSES spricht vor allem die zweite Gruppe an.

Die Thematiken rund um Outing, Selbstfindung, Konkurrenz, Vertrauen, Freundschaft und Familie sind zwar bei weitem nicht oberflächig, doch bleibt die Geschichte eine, die sich leicht liest. Sie wird dabei abwechselnd aus Kais und Jannis‘ Perspektive erzählt und hebt sich mit einem Schreibstil der etwas anderen Art ab. Er ist reich an Bildern, Stilmitteln und lustigen Anspielungen. Generell kann das Buch durch schräge Ironie überzeugen – muss man natürlich mögen. Ich mochte es jedenfalls, denn auch wenn manche Überspitzungen schon beinahe too much waren, passte es einfach.

Ein Fall dieses „beinahe too much“ ist etwa Jannis‘ Familie. Seine hippe Künstler-Mutter, die nervtötende Zwillingsschwester und dann noch die bunt-bemalte Haustüre sprechen eigentlich schon für sich. Die Dynamik zwischen den Charakteren war einfach genial. Das Gleiche gilt für Jannis‘ Freundeskreis, der vorbildhaft zeigt, wie Freundschaft sein soll. Mit Kai, der ebenso unvorbereitet auf diese Welt wie man selbst ist, dort hineinzustolpern, ist ein Erlebnis für sich. Ein Leseerlebnis, das gleichermaßen was fürs Herz und die Lachmuskeln ist.

Mein Fazit:

STOLEN KISSES ist genau die Geschichte, die wir an nebligen Herbstwochenenden und nass-kalten Februartagen brauchen. Sie ist erfrischend wie Jannis‘ Morgenkaffee, vielseitig wie besagte Haustüre und behaglich wie Marzipangebäck. Zugleich darf man nicht vergessen, dass diese etwas kitschigen Beschreibungen durchaus Programm sind. Der Geschichte fehlt es nicht an Tiefe, doch ich würde durchaus zustimmen, dass sie manchmal auf einer rosafarbenen Wolke davonschwebt. Wer sich auf eine bahnbrechende Erörterung über die Belastung, die ein Coming Out für manche darstellt, einstellt, wird wohl enttäuscht werden. Wer aber eine Gay-Romance sucht, welche die im Genre oft anzutreffende Schwere mit Leichtigkeit ersetzt, ist hier an der richtigen Adresse. In diesem Fall kann ich guten Gewissens eine Leseempfehlung aussprechen, vergebe vier von fünf Sternen und grinse noch ein Weilchen verträumt vor mich hin, während ich an einen verregneten Spätwinter in Berlin denke.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere