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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.07.2019

Erneut spannende Unterhaltung

R.I.P.
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In ihrem dritten Fall müssen Kommissar Huldar und Psychologin Freyja den Mord an zwei Jugendlichen aufklären. Unstimmigkeiten im Team erschweren die Ermittlungen.

Die Art des Covers und der Titel haben ...

In ihrem dritten Fall müssen Kommissar Huldar und Psychologin Freyja den Mord an zwei Jugendlichen aufklären. Unstimmigkeiten im Team erschweren die Ermittlungen.

Die Art des Covers und der Titel haben einen hohen Wiedererkennungseffekt. Wie bereits bei DNA und SOG ist der Titel der Blickfang in einem sonst düsteren Cover, schlicht aber wirkungsvoll! Im Übrigen finde ich, dass auch die Übersetzung des Originaltitels, nämlich „Absolution“ sehr gut gepasst hätte.

Der Prolog hat bei mir bereits ein Gänsehaut Feeling ausgelöst, allein in einem dunklen Kino und plötzlich die Gewissheit „Du bist gar nicht allein“. Besonders die Abgebrühtheit des Täters, seine Tat via Snapchat an die Freundesliste des Opfers mitzuteilen ist grausam und kaltblütig. Während die Ermittlungen in Stellas Freundeskreis beginnen, verschwindet ein zweiter Jugendlicher. Hängen die beiden Fälle zusammen?

Diesen Fällen lag mit Mobbing ein sensibles Thema zugrunde und die Schilderung der Mobbingfälle, sowie der Konsequenzen für die Opfer ließen mich oftmals schlucken und tief Luft holen. Einfach grausam, was manche Menschen „nur aus Spaß“ anderen antun. Im Buch mag das nur fiktiv sein, aber ich habe keine Zweifel daran, dass es in der Realität nicht anders aussieht. Der Fokus des Buches liegt eindeutig auf der Ermittlungsarbeit, die für mich manchmal etwas zügiger hätte voranschreiten dürfen. Trotzdem hielt sich der Spannungsbogen im oberen Bereich und erst zum Ende hin klärten sich die Zusammenhänge. Die Lösung war zwar letzten Endes schlüssig, wirkte aber doch sehr konstruiert. Auf der letzten Seite sorgt die Autorin noch mal für einen Paukenschlag, der mich zum Schluss noch mal schaudern ließ und Raum für eigene Interpretation bietet.

Was mir ein bisschen gefehlt hat, war die Entwicklung in den persönlichen Beziehungen der Protagonisten, da ist für mein Empfinden relativ wenig passiert. Man erfährt zwar etwas mehr über Huldars Partner Gudlaugur, aber ansonsten geschieht in den privaten Beziehungen der Charaktere nicht wirklich viel. Ich hoffe auf Veränderungen im nächsten Band!

R.I.P. Ist ein solider Thriller, der mich gut unterhalten hat und der durch seine Thematik brisant und hochaktuell ist.

Veröffentlicht am 29.04.2019

Jasemine & Elliott

Wenn Donner und Licht sich berühren
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Ich liebe das Cover! Die Wolkenformation hat etwas Gewaltiges, ja sogar Majestätisches und die fliegenden Vögel vermitteln ein Gefühl von Freiheit Auch die Fargebung ist sehr harmonisch.

Zu Beginn der ...

Ich liebe das Cover! Die Wolkenformation hat etwas Gewaltiges, ja sogar Majestätisches und die fliegenden Vögel vermitteln ein Gefühl von Freiheit Auch die Fargebung ist sehr harmonisch.

Zu Beginn der Geschichte Jasemine ist süße 16 Jahre alt und besucht erstmals in ihrem Leben die Highschool. Vorher wurde sie von ihrer überehrgezigen Mutter zuhause unterrichtet, die sie zudem von Training zu Training hetzt, um aus ihr einen erfolgreichen Popstar zu machen. Jasemine liebt die Möglichkeit zur Schule zu gehen, für Elliott ist es eine tägliche Qual. Er ist schlacksig, unbeholfen und stottert und somit für einige Schüler das perfekte Mobbingopfer. Doch Jasemine wird auf ihn aufmerksam, als sie ihn an einer Straßenecke Saxophon spielen hört und sieht. Mit seiner Musik berührt er ihre Seele. Bei ihm kann sie ihre Liebe zur Soul-Musik ausleben ... bis ihre Mutter dahinter kommt und einschreitet.

Ich werde meine Rezension spoilerfrei halten und deshalb auf Handlung und Charaktereigenschaften nicht so detailliert eingehen.

Ich kenne bisher nur "Wie die Stille unter Wasser" von der Autorin, finde aber, dass sich im Aufbau ein paar Parallelen finden lassen. In beiden Büchern sind die Protagonisten beim Kennenlernen relativ jung, dann folgt eine Zeit der Trennung, ein Schicksalsschlag und später kreuzen sich die Wege wieder. Ebenso sind beide Bücher jeweils aus der Sicht des weiblichen und männlichen Charakters geschrieben.Brittainy C. Cherry ist ein Fan von Ritualen und kleinen Gesten, was mir sehr gut gefällt, auch das ist in beiden Büchern eingebaut.

Der Schreibstil ist flüssig und lebendig, durch die Verwendung von viel wörtlicher Rede und den kursiv gedruckten Gedankengängen, hatte ich oft das Gefühl direkt im Geschehen zu sein. Die Schreibweise fesselt, sie ist emotional, aber auch witzig und fesselt ans Buch.
Ich habe mir unendlich viele Zitate im Buch markiert, es stecken viele Wahrheiten in der Geschichte und B.C. Cherry hat ein Talent diese einfühlsam und berührend zu formulieren. Teilweise ging es ein kleinwenig Richtung Kitsch, aber das darf in einem so emotionalen Buch schon mal vorkommen.

In der Handlung steckte mir ein bißchen zu viel Drama, es war einfach etwas "too much" und ich habe es streckenweise als zu konstruiert empfunden. Die Charaktere haben in meinen Augen teilweise etwas übertrieben reagiert und waren für mich nicht 100% glaubwürdig.

Was die Autorin hervorragend und auf sehr berührende Weise transportiert ist die Liebe zur Musik, der Wert der Freundschaft und der Zusammenhalt der Familie (die nicht zwangsweise aus der traditionellen Konstellation bestehen muss )

Mir wurden beim Lesen viele emotionale Momente beschert, teilweise wollte ich die Protagonisten wütend schütteln, im nächsten Moment tröstend in die Arme schließen und wieder später traten mir Freudentränen in die Augen. Es ist ein Buch das definitiv emotional mitreißt.

Für mich war es jetzt kein absolutes Highlight, aber ein Buch, das mir unterhaltsame, emotionale Lesestunden beschert hat und ich kann es jedem New-Adult-Liebhaber empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 28.04.2019

Was für ein Mensch wirst du sein?

Der Wal und das Ende der Welt
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"Der Wal und das Ende der Welt" vonJohn Ironmonger ist als Hardcover Im Fischer Verlag erschienen und umfasst 464 Seiten.

Das Cover finde ich sehr unaufgeregt und es würde mir in der Buchhandlung wahrscheinlich ...

"Der Wal und das Ende der Welt" vonJohn Ironmonger ist als Hardcover Im Fischer Verlag erschienen und umfasst 464 Seiten.

Das Cover finde ich sehr unaufgeregt und es würde mir in der Buchhandlung wahrscheinlich nicht direkt ins Auge fallen. Allerdings muss ich nach dem Lesen sagen, dass es hervorragend zur Geschichte passt. Neugierig gemacht haben mich die ersten Zeilen des Klappentextes "Erst wird ein junger Mann angespült und dann strandet der Wal. Wer die Geschichte kennt, weiß, dass alles mit allem zusammenhängt." Das hat mich gleich an die biblische Erzählung von Jona und dem Wal denken lassen und ich wollte herausfinden, ob das Buch etwas damit zu hat.

Das Dorf St. Piran feiert am 25. Dezember jeden Jahres das Fest des Wals. Und diese Feier steht in direktem Zusammenhang mit Joe Haak, der an einem Tag im Herbst früh morgens nackt am Strand des 300 Seelen Dorfes gefunden wurde. Joe war Programmierer und Analytiker für eine erfolgreiche Investmentbank in London. Nachdem das von ihm geschriebene Programm eines Tages versagt hatte, hat er London als über Kopf verlassen und ist in diesem fast vergessenen Ort an der Küste von Cormwall gestrandet. Doch Joes Programm konnte mehr als nur Aktienkurse vorhersagen und bald stehen der Dorfgesellschaft und der gesamten Menschheit Dinge bevor, die mehr als nur den Verlust von Geld bedeuten....

John Ironmonger hat einen angenehmen, unaufgeregten, aber aussagekräftigen, lebendigen, witzigen und anschaulichen Schreibstil, der mich gleich gefangen genommen hat. Die Geschichte von Joe Haak und dem Wal wird in Rückblicken erzählt. Nach und nach erfährt man mehr aus Joes beruflichen und privaten Leben. Mit viel Liebe zum Detail sind auch die Dorfbewohner charakterisiert, in denen der Autor nahezu das gesamte Spektrum unserer Gesellschaft widerspiegelt.

Was als ungewöhnliche, aber dennoch ruhige Erzählung über Land und Leute beginnt, entwickelt sich im Laufe der Geschichte zu einer tiefgründigen Fragestellung bezüglich der Einstellung des Einzelnen, aber auch der gesamten Gesellschaft im Angesicht einer globalen Katastrophe.
"Wie werden sie sich verhalten? [...] Wie werden wir alle uns verhalten?" S.371

Als ich begonnen habe, dieses Buch zu lesen, war ich mir unsicher, ob es mir überhaupt gefallen würde und es hat sich für mich zu einem echten Highlight entwickelt. Nicht nur, weil es ein tolles Setting mit einzigartigen, (überwiegend) liebenswerten Charakteren hat. Diese Geschichte zeigt, dass eine globale Katastrophe nicht wirklich unrealistisch ist und ist dabei so philosophisch und tiefgründig, dass ich wieder und wieder zum Nachdenken über meine eigenen Entscheidungen in einem solchen Szenario angeregt wurde.

Das Ende hat mich einfach glücklich gemacht. Dem ein oder anderen mag es zu viel des Guten sein. Für mich war es einfach passend, denn es lässt uns an das Gute im Menschen glauben, schenkt Hoffnung und zeigt was man durch Zusammenhalt und Gemeinschaft alles bewirken kann.

Auch die Nachbemerkungen des Autors sollte man sich nicht entgehen lassen, hier erzählt er unter anderem wie realistisch ein solches Szenario ist und auch was Jona und der Wal mit seinem Buch zu tun haben.

Eine wundervolle Geschichte, die noch lange in mir nachklingen wird.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Mitreißend wie ein Strudel

Niemalswelt
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Das Jugendbuch "Niemalswelt" von Marisha Pessl ist als Hardcover im Carlsen Verlag erschienen.

Ich empfinde das Cover auf dem Schutzumschlag als sehr geheimnisvoll. Blüten in verschiedenen Rot-Pink-Orangetönen ...

Das Jugendbuch "Niemalswelt" von Marisha Pessl ist als Hardcover im Carlsen Verlag erschienen.

Ich empfinde das Cover auf dem Schutzumschlag als sehr geheimnisvoll. Blüten in verschiedenen Rot-Pink-Orangetönen heben sich von einerm pechschwarzen Hintergrund ab, darüber der durchscheinende, verwischte Titel und über allem Wassertropfen. Mich spricht das Cover sehr an!

Bee trifft ein Jahr nach dem mysteriösen Tod ihres Freundes Jim den Rest der damaligen Clique wieder. Gemeinsam wollen sie ein Wochenende verbringen. Während der Rückkehr von einem Konzert haben die fünf einen Verkehrsunfall und geraten dadurch in eine Zeitschleife, in der sie dieselben 11 Stunden immer wieder erleben, bis sie sich geeinigt haben, wer von ihnen überleben darf. Bald stellt sich heraus, dass der Schlüssel zu dieser Entscheidung mit Jims Tod zu tun hat und so beginnen die Nachforschungen, bei denen jeder etwas vor den anderen zu verbergen hat.

Niemalswelt ist ein absoluter Pageturner! Schon lange hat mich kein Buch mehr so sehr gefesselt! Angefangen von Erzählstil über die vielfältigen Charaktere, bis hin zu dem unfassbar kreativen Plot passt hier einfach alles! Die Entwicklung der Charaktere in diesem Ausnahmezustand mitzuerleben, war sehr faszinierend. Ich muss sagen, anfangs mochte ich kaum einen der Protagonisten und am Ende habe ich mich ihnen unheimlich nah gefühlt und wollte sie nicht gehen lassen.

Aber es ist nicht nur eine spannende Story, bei der ein Rätsel zu lösen ist. Die Autorin lässt uns auch über Dinge wie Freundschaft, Liebe, Loyalität, Zeit und den Tod nachdenken. Gespickt ist der Text mit einigen Passagen und Sätzen, die mich innehalten, erneut lesen und überdenken ließen.

Niemalswelt transportiert eine Atmosphäre, die mich wie ein Strudel mitgerissen hat und auch das Ende konnte mich komplett überzeugen. Es war sehr berührend und auch tiefgründig und hat mich fast sprachlos zurückgelassen.

Absolute Leseempfehlung für ein hochspannendes Jugendbuch!

Veröffentlicht am 07.03.2019

Düster und grausam, aber genial!

1793
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"1793" ist ein historischer Roman von Niklas Natt och Dag, der am 01.03.2018 im Piper Verlag erschienen ist und im Jahr 2018 mit dem Schwedischen Krimipreis ausgezeichnet wurde.

Auf dem Cover sieht man ...

"1793" ist ein historischer Roman von Niklas Natt och Dag, der am 01.03.2018 im Piper Verlag erschienen ist und im Jahr 2018 mit dem Schwedischen Krimipreis ausgezeichnet wurde.

Auf dem Cover sieht man den Titel, also die Jahreszahl in goldenen Ziffern auf schwarzem Grund, was sehr edel wirkt. Durch das Bild des historisch Stockholm auf den Ziffern, zieht es den Blick des Betrachters auf sich. Als Farbtupfer lassen sich Blutstropfen erkennen, die erahnen lassen, dass hier nicht unbedingt eine schöne Geschichte erzählt wird.

Im Herbst 1793 findet der Häscher Jean Michael Cardell, herbeigerufen von zwei Kindern, in der Stadtkloake Stockholms eine Leiche, die bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurde. Mit der Aufklärung dieses Verbrechens wird der an Tuberkulose erkrankte Jurist Cecil Winge beauftragt, ein gerechter, gradliniger Mann der stets der Vernunft folgt. Doch auch Michael Cardell lässt der Fall nicht los und so nehmen die beiden gemeinsam die Ermittlungen auf. Was sie dabei herausfinden, lässt den Leser in die Abgründe der menschlichen Seele schauen.

Ich habe gut 150 Seiten gebraucht, um mich in das Buch einzulesen. Das lag einerseits an den vielen schwedischen Namen und Begriffen, über die mein Augen immer wieder stolperten, aber auch am anspruchsvollen Schreibstil, an den ich mich erst einmal gewöhnen musste. Außerdem lese ich eher selten historische Romane und musste mich auch mit der altertümliche Sprache anfreunden.

Die Aufteilung in vier große Einheiten -Herbst 1793, Sommer 1793, Frühling 1793 und Winter 1793- fand ich ausgezeichnet gewählt, so erfährt der Leser nach und nach was in der Vergangenheit passiert ist und es klärt sich langsam auf, wie alles zusammnehängt. Die Länge der einzelnen Kapitel habe ich anfangs als zu lang empfunden, entweder ist sie im Laufe de Buches kürzer geworden oder ich habe mich daran gewöhnt

Ich habe das Buch über lange Strecken als düster, bedrückend, brutal und zum Teil sogar eckelerregend empfunden. Auf der anderen Seite sind die Beschreibungen so detailreich und genial, dass man als Leser das Gefühl hat, in diese Zeit katapultiert worden zu sein. Die Schilderungen haben mich abgestoßen und zugleich fasziniert. Dem Autor ist es außerdem gelungen jeden Protagonisten mit einem einzigartigen Charakter auszustatten.
Ich fand besonders Cecil Winge einfach genial. Sein damals scheinbar einzigartiges Festhalten an der Gerechtigkeit und der bedingungslosen Anhörung eines Täters vor der Verurteilung, die Liebe zu seiner Frau und sein Opfer für sie, außerdem die Selbstreflexion in den letzten Kapiteln. Sein Ehrgeiz, trotz seiner fortschreitenden Krankheit Gerechtigkeit für das Opfer zu erlangen, diese Konsequenz mit der er arbeitet. Das alles hat ihn für mich zu einer unvergesslichen Figur gemacht. Ihn erwähne ich besonders, aber auch alle anderen Charaktere sind sehr gut beschrieben und waren für mich gut vorstellbar.

Niklas Natt och Dag richtet seinen Fokus nicht nur auf die Klärung des Verbrechens sondern lässt in seinem Buch auch viel Raum für die Schilderungen der Lebensbedinungen von bitterer Not und sozialer Ungerechtigkeit über absolute Willkür bis hin zu gnadenloser Brutalität.

Die Auflösung des Falls hat mich schwer beeindruckt, nach und nach kamen die Motive ans Tageslicht und man erhielt Einblick in die Seele des Täters -fast, aber nur fast, hätte ich Mitleid empfunden. Ein grandioses Finale, das mich völlig überzeugt hat. Danke für dieses Meisterwerk!