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Veröffentlicht am 06.03.2022

Eine Überlebensgeschichte, die tief beeindruckt und sehr gute Recherchearbeit

Versteckt vor aller Augen
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„Versteckt vor aller Augen – Eine Überlebensgeschichte“ ist ein Buch aus der Feder von Pieter van Os. Es ist erschienen im EuropaVerlag und wurde mit dem Libris-Geschiedenis- und dem Brusse-Preis 2020 ...

„Versteckt vor aller Augen – Eine Überlebensgeschichte“ ist ein Buch aus der Feder von Pieter van Os. Es ist erschienen im EuropaVerlag und wurde mit dem Libris-Geschiedenis- und dem Brusse-Preis 2020 ausgezeichnet.

Hauptaugenmerk liegt auf der Holocaustüberlebenden Mala Rivka Kizel, die 1926 in eine jüdisch-orthodoxe Familie in Warschau hineingeboren wurde. Ihr ist es gelungen, durch Charme, Intelligenz, ihrem blonden Haar und blauen Augen sowie einer großen Portion Glück, als einziges Mitglied ihrer Familie den Zweiten Weltkrieg zu überleben. Dabei musste sie die verschiedensten Identitäten annehmen und kam am Ende sogar in einer überzeugten Nazifamilie unter, die sich liebevoll um sie kümmerte.

Bereits das Cover des Buches ist eindringlich mit einem Foto des vollkommen zerstörten Warschauer Ghettos. Es passt sehr gut zur Lektüre und zeigt die Zerstörungskraft der damaligen Ideologie und Rassenlehre.

Dem Autor ist es gelungen, durch sehr intensive Recherchearbeit und dem persönlichen Kontakt zu Mala ein Buch zu schreiben, dass sowohl die persönliche Überlebensgeschichte dieser außergewöhnlichen Frau, als auch die geschichtlichen Hintergründe beleuchtet.

Dem Text vorangestellt ist hierbei zunächst der Stammbaum der Familie sowie eine Karte, auf der man sich im Laufe der Lektüre sehr gut orientieren kann.
Jedes Kapitel beginnt mit einem eindringlichen Zitat und endet mit Anmerkungen zu Geschehnissen oder weiterführender Lektüre, die der Autor genutzt hat. Diese Anmerkungen fand ich besonders passend, da diese im Anhang zu unübersichtlich geworden wären.
Der Schreibstil ist packend und eindringlich. Er verdeutlicht die Geschehnisse der damaligen Zeit mit zahlreichen Beispielen, Erläuterungen, geschichtlichen Daten und Fakten sowie „Zeugenaussagen“.
Beim Lesen musste ich immer wieder schlucken und bin immer noch fassungslos, zu was der Mensch aufgrund von Rassenideologie und falsch verstandenem Nationalismus imstande ist.
Die Frage nach der Moral und die Schuld Einzelner ist so umfassend und kaum zu beantworten.
Gleichzeitig ist es bewundernswert, wie es diese junge Frau geschafft hat, sich durch ihre Anpassungsfähigkeit und ihren Überlebenswillen, ihren Feinden zu entkommen.

Fazit:
Dieses Buch ist ein absolutes Muss als Lektüre zum Thema des 2. Weltkrieges und der damit verbundenen Ermordung von Millionen von Juden. Ein Buch gegen das Vergessen!
Es zeigt eine erschreckende, brutale und zutiefst berührende Vergangenheit, die leider schreckliche Wirklichkeit ist.
Ich ziehe meinen Hut vor dem Autor, dem es durch seine jahrelange Recherche gelungen ist, ein so umfassendes Werk zu verfassen.

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Veröffentlicht am 27.02.2022

Spannend erzählter Geschichtsunterricht

Der Pfad – Die Geschichte einer Flucht in die Freiheit
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Bei dem Jugendbuch „Der Pfad – Die Geschichte einer Flucht in die Freiheit“ handelt es sich um die Romanvorlage für den gleichnamigen Kinofilm. Es wurde von Rüdiger Bertram geschrieben.
Die Geschichte ...

Bei dem Jugendbuch „Der Pfad – Die Geschichte einer Flucht in die Freiheit“ handelt es sich um die Romanvorlage für den gleichnamigen Kinofilm. Es wurde von Rüdiger Bertram geschrieben.
Die Geschichte spielt im Frankreich des Jahres 1941. Rolf und sein Vater Ludwig sind Flüchtlinge aus Deutschland, die wie viele andere in Marseille festhängen. Die Mutter von Rolf ist bereits vorab nach New York gereist und die beiden wollen nun ebenfalls nach Amerika aufbrechen. Doch aus Marseille geht kein Schiff mehr nach Amerika und so machen sie sich – immer unter der Gefahr, von der Gestapo aufgegriffen zu werden – auf den Weg nach Spanien. Dieser Weg führt sie über einen Pass über die Pyrenäen. Immer an der Seite von Rolf ist Adi, ein kleiner Hund – Weggefährte und Freund.
Der Fluchthelfer Manuel, welcher sie über die Berge führen soll, ist von diesem kleinen Begleiter gar nicht begeistert. Die vier machen sich trotz Bedenken auf den gefährlichen Weg in eine ungewisse Zukunft.
Dem Autor ist mit einer leicht verständlichen Sprache gelungen, ein deutliches Bild der damaligen Situation zu zeichnen. Die Figuren sind authentisch beschrieben. Die Landschaften hat man bildlich vor Augen und in brenzligen Situationen fühlt man die Gefahr am eigenen Leib.
Rolf als noch 12-jähriger Junge ist hier meiner Meinung nach besonders gut gelungen. Auf der einen Seite merkt man, dass er noch kindlich-naiv in die Welt schaut, aber auf der anderen Seite stellt er sich vielen Gefahren mit bereits männlicher Ernsthaftigkeit und absoluter Charakterstärke.
Die Freundschaft, die sich im Laufe der Geschichte zwischen ihm und Manuel, dem Hirtenjungen, entspannt, empfand ich als Leser als besonders berührend und als Zeichen der Hoffnung in dieser finsteren Zeit.
Dem Autor war es auch wichtig, die Flüchtlinge nicht nur als Opfer darzustellen, sondern ihnen auch die Rolle der Widerständler zu geben – so z.B. in der Rolle von Esther, einer Jüdin, die tatkräftig bei der Flucht hilft.
Die damaligen Gräueltaten werden so erzählt, dass es eine kindliche Seele gut erfassen kann, aber dabei wird auch nichts beschönigt. Das Ende des Romans hat mir dabei besonders gut gefallen, da es in diese Zeit sehr gut passt und kein falsches Bild vermittelt.
Der Spannungsbogen ist dabei von Beginn an wunderbar gelungen. Es ist ein Buch, dass man ab der ersten Seite gar nicht mehr aus der Hand legen möchte und sehr schnell durchgelesen hat.
Für mich gibt es klare 5 von 5 Sternen.
Auch weil das Thema der Flucht heute noch eine wichtige Rolle spielt und Kinder und Jugendliche durch dieses Buch an diese Thematik behutsam herangeführt werden können. Es ist auch ein Roman, der zum Nachdenken anregt und definitiv Lust auf den Film macht.

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Veröffentlicht am 18.02.2022

Ein gelungenes Debüt

Meridion
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Mit „Meridion – Die Gefangenen der vier Zonen“ erscheint der Debütroman von Jasmin Halounek.
In dieser Dystopie werden wir in das Jahr 3500 versetzt. Die Welt von Meridion ist in vier Zonen eingeteilt ...

Mit „Meridion – Die Gefangenen der vier Zonen“ erscheint der Debütroman von Jasmin Halounek.
In dieser Dystopie werden wir in das Jahr 3500 versetzt. Die Welt von Meridion ist in vier Zonen eingeteilt – Krytos (Eis), Adurnis (Meer), Morung (Dschungel) und Eritima (Wüste). Die Menschen sollen in ihren Zonen lernen, mit der Natur im Einklang zu leben. Sie werden in ihren Zonen durch die Begrenzung von Mauern gehalten, die durch Wächter beschützt werden. Doch eines Tages wird Krytos von genau diesen Wächtern angegriffen.
Elysa, Tyran und Drexton begeben sich daraufhin auf eine gefährliche Reise, um Hilfe zu holen. Dabei ahnen sie nicht, dass der Ausbruch der Wächter nur der Vorbote für eine weitaus größere Intrige ist. Fast zeitgleich begeben sich in Adurnis ebenfalls mehrere Jugendliche auf eine Reise in die verbotene Zone, um endlich Antworten auf ihre Fragen zu erhalten.
Das Cover zeigt zunächst das Symbol von Meridion, was auch immer wieder im Buch Erwähnung findet. Außerdem kann man die Einteilung der vier Zonen erkennen, was ich sehr ansprechend finde.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr kurzweilig. Die Kapitel sind aus verschiedenen Blickwinkeln der jeweiligen Protagonisten verfasst und immer recht kurz gehalten. Am Ende jeden Kapitels kommt es zu einem kleinen Cliffhanger, welcher die Spannung erhöht. Man möchte unbedingt weiterlesen, um den weiteren Fortgang der Geschichte zu erfahren. Daher fliegen die Seiten nur so dahin.
Sehr gut finde ich hier auch, dass die Überschrift der Kapitel einem eine Grundorientierung geben, mit wem man gerade durch die Geschichte streift.
Die Protagonisten werden sehr authentisch dargestellt. Man kann auch ihre Charakterentwicklung im Laufe der Geschehnisse gut nachvollziehen.
Leider ist es an manchen Stellen etwas übertrieben dargestellt, wie die Reaktionen ausfallen. Auch der Wechsel zwischen Gefühlswelten kommt manchmal etwas zu plötzlich.
Die Liebesbeziehungen werden im Buch leider nicht wirklich überzeugend verarbeitet. Da hätte ich mir mehr Entwicklungszeit gewünscht oder diese komplett weggelassen.
Auch manche Szenen waren mit leider zu abrupt beendet, bevor man so richtig intensiv in diese hineinfühlen konnte.

Besonders gut gelungen ist jedoch die Beschreibung der Zonen und deren Eigenschaften. So konnte ich den eisigen Wind in Krytos beim Lesen auf meiner Haut spüren, aber auch die Schönheit und Fruchtbarkeit der Meereszone vor mir aufsteigen sehen.
Mein besonderes Highlight war ein Munschi namens Chico – ein kleines Lebewesen aus der Zone Krytos, der im Buch eine tragende Rolle einnimmt und immer wieder für ein kleines Schmunzeln sorgt.
Der Autorin ist meines Erachtens gelungen, ein doch recht kritisches Buch zu schreiben, da die Situation, die zur Gründung von Meridion geführt hat, nicht allzu weit von unserer heutigen Realität entfernt ist und trotz guter Absichten doch wieder die Gier nach Macht die Oberhand gewinnen.
Fazit:
Mit diesem Roman ist Jasmin Halounek ein spannungsgeladenes Debüt gelungen, dass ich jedem empfehlen kann. Ich bin jetzt schon gespannt, wie es für die Protagonisten im Finale weitergeht.

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Veröffentlicht am 11.02.2022

Auftakt der Waldfriede-Saga

Sternstunde
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Mit „Sternstunde – Die Schwestern vom Waldfriede“ beginnt eine neue historische Saga aus der Feder von Corina Bomann.
Im Auftaktband dieser Reihe dreht sich alles um die junge Schwester Hanna, die ihren ...

Mit „Sternstunde – Die Schwestern vom Waldfriede“ beginnt eine neue historische Saga aus der Feder von Corina Bomann.
Im Auftaktband dieser Reihe dreht sich alles um die junge Schwester Hanna, die ihren Verlobten aufgrund des 1. Weltkrieges verliert und dadurch ein Trauma erleidet. Sie wird an das neu errichtete Krankenhaus Waldfriede in Zehlendorf versetzt. Dort angekommen, muss sie feststellen, dass noch sehr viel Arbeit vor den Gründern des Krankenhauses liegt, bis dessen Tore für Patienten geöffnet werden können.
Während sie in dem Klinikleiter Dr. Conradi einen engen Vertrauten findet, muss sie sich ihrer Vergangenheit immer wieder stellen und auch die Klinik steht unter keinem guten Stern und muss immer wieder mit Hindernissen kämpfen.
Der Schreibstil von Corina Bomann ist leicht verständlich und flüssig zu lesen. Das Buch ist in 3 Abschnitte eingeteilt, denen immer ein Ausschnitt aus der wahren Chronik des Krankenhauses Waldfriede vorangeht. Dadurch erhält der Leser einen Einblick in die Historie.
Der Autorin ist es gelungen, die damalig tatsächlich handelnden Akteure geschickt mit Fiktion zu verknüpfen; dabei die Entstehung und Entwicklung der Klinik im Zeitraum von 1920-1924 vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte zu erzählen. Man bekommt auch immer wieder Einblick in die damalige Situation nach dem Ende des 1. Weltkrieges, so z.B. die Auswirkungen der massiven Inflation und der darauffolgenden Währungsreform.
In Schwester Hanna findet man eine Protagonistin, mit der man den Alltag im Krankenhaus wunderbar miterleben kann. Man begleitet sie durch Höhen und Tiefen, durch neue Herausforderungen und kann mit ihr mitfühlen.
Durch einen Perspektivwechsel erhält man auch einen Einblick in die Aufgaben und Sorgen des damaligen Klinikleiters Dr. Conradi.
Leider fehlte mir an mancher Stelle eine Vertiefung der Geschehnisse. So entsteht manche Intrige, die dann aber einfach fallen gelassen und nicht weiterverfolgt wird. Ob diese dann in Folgebänden noch einmal eine Rolle spielen, kann ich momentan noch nicht beurteilen.
Auch manch ein Zeitsprung hat mich aus dem Takt gebracht, da für mich Situationen so nicht auserzählt wurden.
Sehr interessant war für mich hingegen der Einblick in die Entwicklung der damaligen Medizin. Was für uns heute selbstverständlich ist, musste sich damals erst erarbeitet werden.

Fazit:
Für mich war dieses Buch ein gelungener Auftakt über die Geschichte der Klinik Waldfriede. Verbunden mit dem Schicksal der Menschen, die dort arbeiten, habe ich einen interessanten Einblick in Alltag und Weiterentwicklung der Klinik erhalten und ich bin jetzt schon gespannt, ob sich fehlende Puzzleteile in den Folgebänden für mich lösen werden.

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Veröffentlicht am 11.02.2022

Eine Uhr braucht seine Zeit!

Die Uhrmacher der Königin
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„Die Uhrmacher der Königin“ ist ein historischer Roman aus der Feder von Ralf H. Dorweiler.
Er entführt den Leser in das 19. Jh., in dem sich zwei junge Uhrmacher aus dem Schwarzwald aufmachen, um im fernen ...

„Die Uhrmacher der Königin“ ist ein historischer Roman aus der Feder von Ralf H. Dorweiler.
Er entführt den Leser in das 19. Jh., in dem sich zwei junge Uhrmacher aus dem Schwarzwald aufmachen, um im fernen London ihr Glück zu machen.
Johannes und Ernst begeben sich auf eine nicht ganz ungefährliche Reise, auf der sie der jungen Frau Sophia begegnen, die ihnen nicht nur einmal eine große Hilfe sein wird.
Als sie bereits denken, dass sie im Uhrenland gescheitert sind, bekommen sie einen Auftrag der ganz besonderen Art – eine Uhr als Geschenk für Königin Victoria höchstpersönlich! Doch als sie diese übergeben wollen, werden sie Zeugen eines Attentats auf die Königin und ihren Gemahl Albert.
Das Cover des Buches beeindruckt durch seinen Blick auf London und das Ziffernblatt einer Uhr im Hintergrund. Es offenbart sofort die Thematik des Buches.
Die Abschnitte des Buches beginnen jeweils mit einer interessanten Information zu den einzelnen Teilen einer Uhr, sodass der Leser einen tiefen Einblick in die Bauweise sowie Funktion erhält. Die jeweiligen Kapitel sind gut unterteilt und nicht zu lang.
Der Schreibstil ist von Beginn an flüssig zu lesen und fesselt. Der Spannungsbogen wird dabei immer aufrecht erhalten; auch durch teils unvorhergesehene Wendungen.
Die Protagonisten überzeugen durch sehr individuelle Charaktereigenschaften. Sie haben Ecken und Kanten und müssen sich durchkämpfen.
Die beiden Brüder Johannes und Ernst haben eine sehr tiefe feste Bindung, die ihnen durch viele Höhen und Tiefen hilft.
Doch auch Sophia, die sich allein durchs Leben kämpfen muss, ist eine Sympathieträgerin.
Auch die zahlreichen Nebencharaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet.
Dem Autor gelingt es durch bildhafte Sprache, dass man die damalige Stadt, deren Kultur und Begebenheiten beim Lesen förmlich vor Augen hat.
Auch der etwas tiefere Einblick in das damalige Leben im Buckingham Palace ist dabei sehr interessant.
Im Buch werden fiktive Handlungsstränge gekonnt mit den tatsächlichen Gegebenheiten der damaligen Zeit verknüpft.
Der tiefe Einblick in den Bau und die Funktionsweise der Uhren zieht sich durch das gesamte Werk und wird dabei zu keiner Zeit langweilig.

Fazit:
Dem Autor ist ein großartiger historischer Roman gelungen, der einem die Zeit vergessen lässt und durch den man eintaucht in eine ferne Zeit, die einem lebendig vor Augen erscheint.
Eine klare Leseempfehlung für jeden Liebhaber historischer Romane.
Es war mein erstes Buch dieses Autors und wird definitiv nicht mein letztes gewesen sein!

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