Empfehlung!
Eine außergewöhnliche (Überlebens-) Geschichte - unglaubliche Recherchearbeit
Vielen Dank für diese außergewöhnliche Gelegenheit das Buch von Pieter van Os über das Leben der Jüdin Mala lesen zu dürfen. ...
Eine außergewöhnliche (Überlebens-) Geschichte - unglaubliche Recherchearbeit
Vielen Dank für diese außergewöhnliche Gelegenheit das Buch von Pieter van Os über das Leben der Jüdin Mala lesen zu dürfen.
Und - erstaunlicherweise wird die Geschichte und die Person Mala - mit all was dem sie erlebte, vor den Augen der Leser - zum Leben neu erweckt.
Es ist ein Buch, dass ich mit keiner Leichtigkeit lesen konnte, aber mit viel Hochachtung und Respekt. Der Autor hat hier unglaubliche Recherchearbeit gleistet (und auch schriftstellerische Arbeit - nicht zu erwähnen die unglaublich gelungene Übersetzung).
Er hat Mala selbst in vielen Stunden seiner Recherche interviewt, so ist er auch zu den verschiedenen Orten/ Ländern gereist, wo Mala sich während und nach des Kriegs aufgehalten hat. Teils ist er an seine Grenzen gestoßen, denn es war teils nicht möglich alles aus ihren Erinnerungen zu erfahren. Er konnte einige Dinge nur aus Erzählungen anderer ähnlichen Lebensgeschichten erfahren, um zu erahnen was sich auch in Malas Leben ereignete. Das macht die Geschichte aber noch interessanter, denn hier sind auch geschichtliche Fakten miteingefügt, Biografien anderer Überlebender mit eingewebt, Menschen, die sich an Mala als junges Mädchen erinnerten... und es gibt sogar eine bildliche Landkarte zu Malas Fluchtroute.
Malas Geschichte ist wirklich außergewöhnlich, denn sie ist nie aufgeflogen. Sie sagt: Sie hatte einfach das große Glück, was viele ihrer Freunde nicht hatten.
Ich finde dieses Buch kommt gerade zur rechten Zeit, man lernt so viel über die Zusammenhänge/Geschichte Polens und seinen Nachbarländern, v.a. Deutschland, Ukraine, Russland, Litauen ! Vor allem wusste ich nicht, dass man als Jude/Jüdin in Polen damals als eigene Nation angesehen wurde und nicht grundsätzlich als polnisch. Ich finde Mala sehr stark.
Immer wieder kommt das angespannte Verhältnis von 'Polnisch' und 'Jüdisch-Polnisch' als Thema auf. Auch fand ich die Situation im Ghetto sehr gut beschrieben - Mala konnte ihre Familie mit Essen versorgen und andere Artikel schmuggeln, sogar Geld verdienen, da sie polnisch akzentfrei beherrschte. Ich stimme dem Autor zu, den Kindern sollte ein Denkmal gesetzt werden. Auch Mala musste sich alleine durchkämpfen.
Es werden sogar einige Gedichte aufgeführt, um zu zeigen dass im Ghetto das Elend herrschte (Menschen und v.a. ganz kleine Kinder verhungerten und starben, die Kleider der Kinder wurden sofort ausgezogen und die Leichname wurden nur mit braunem Papier abgedeckt) und, dass außerhalb die Menschen ausgelassen feierten und das Leben 'normal' weiterlebten.
Das Buch stimmt nachdenklich und bereitet doch immer wieder Hoffnungsschimmer, nicht zuletzt durch Malas lebhafte Erzählungen, die es immer wieder durch ihren Willen und die 'positive' Einstellung schaffte, den Gefahren zu entkommen.
Der Moment, als sie sich amerikanisch-jüdischen Soldaten das erste Mal zu ihrer Herkunft offenbart, ist eindringlich.
Ich empfehle das Buch - es jetzt zu lesen - es öffnet die Augen und erzählt über ein Mädchen, dass einen unbändigen Lebenswillen aufbringen konnte, trotz aller Widerstände.