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Veröffentlicht am 15.12.2025

Miriam Crace und Lady Chalfont

Tod zur Teestunde
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Die Lektorin Susan Ryeland ist nach London zurückgekehrt und übernimmt nun Aufträge von Michael Flynn, dem Verleger des kleinen Verlags Causton Books. Sie soll einen jungen Autor namens Eliot Crace betreuen, ...

Die Lektorin Susan Ryeland ist nach London zurückgekehrt und übernimmt nun Aufträge von Michael Flynn, dem Verleger des kleinen Verlags Causton Books. Sie soll einen jungen Autor namens Eliot Crace betreuen, der die überaus erfolgreiche, neunbändige Reihe um Atticus Pünd beenden soll, deren Autor Alan Conway einige Jahre zuvor ermordet wurde. Susan und Conway mochten sich nicht, und Susan geriet durch ihn zweimal in Lebensgefahr. Trotz aller Bedenken übernimmt sie den Auftrag dann doch. Sie ist überrascht, dass Causton Books Eliot Crace beauftragt hat und merkt sehr schnell, dass Grace über seine eigene Familie schreibt. Zwar spielt sein Roman in einem Schloss an der Côte d´Azur, aber in den Figuren verbergen sich die Mitglieder der englischen Familie Crace unter neuen Namen. In beiden Familien kommen die Großmütter ums Leben – Miriam Crace starb viele Jahr zuvor angeblich eines natürlichen Todes, die reiche Lady Chalfont wurde vergiftet. Eliot Crace will nun öffentlich machen, wer seine Großmutter auf dem Gewissen hat. Bei einer öffentlichen Veranstaltung der Crace-Stiftung verkündet er seine Absicht und kommt kurz danach durch einen Unfall mit Fahrerflucht ums Leben. Merkwürdig ist, dass immer mehr belastende Indizien auftauchen, die auf Susan Ryeland als Täterin deuten. Ihre Verhaftung scheint unmittelbar bevorzustehen. Sie wird bedroht, ihre Wohnung verwüstet und ihr Kater fast getötet. Nur Detective Inspector Ian Blakeney ist nicht von ihrer Schuld überzeugt. Susan versucht aufzuklären, wer für die Morde verantwortlich ist, um nicht das nächste Opfer des Täters zu werden.

Der neue Roman von Anthony Horowitz verbindet die Geschichte zweier Familien auf raffinierte Weise und ist trotz seiner Länge unglaublich spannend. Für den Leser sind die Personenvielfalt und die vielen falschen Spuren eine echte Herausforderung, denn fast jeder hatte ein Motiv für den Mord. Nur widersetzt sich keiner, um nicht den Verlust seines Anteils am Erbe zu riskieren. Die Handlung ist so kompliziert, dass der Leser die Auflösung nicht erraten kann. Mir hat der Roman sehr gut gefallen, und es wird sicher nicht mein letztes Buch von Horowitz sein.

Veröffentlicht am 16.11.2025

Weihnachtsplätzchen blitzschnell

1,2,3 – fertig ist die Weihnachtsbäckerei
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„1,2,3 – fertig ist die Weihnachtsbäckerei“ von Christiane Leesker überzeugt mich auf der ganzen Linie. Zu Beginn des Backbuches gibt es erst einmal ein paar Seiten zu lesen. Das Back-ABC ist informativ, ...

„1,2,3 – fertig ist die Weihnachtsbäckerei“ von Christiane Leesker überzeugt mich auf der ganzen Linie. Zu Beginn des Backbuches gibt es erst einmal ein paar Seiten zu lesen. Das Back-ABC ist informativ, kurz und prägnant und ausgesprochen hilfreich. Wenn man sich damit eingehend beschäftigt hat, sollte es keinerlei Probleme mehr mit den Weihnachtsplätzchen geben. Die Rezepte sind aufgeteilt in „Taler, Schnecken & Stangen“, „Bällchen, Busserl & Cookies“, „Schnitten, Rauten & Ecken“. Vor jedem Abschnitt gibt die Autorin hilfreiche Tipps und Tricks, z.B. dass man sich unbedingt an die Mengenangaben halten soll (S. 65). Obwohl ich schon etwas länger backe, habe ich es mir dieses Mal einfach gemacht und mit den schnellen Plätzchen begonnen. Nachgebacken habe ich die saftig-zitronigen Plätzchen aus Italien auf S. 67 und die Husarenbusserl auf S. 72. Alle Rezepte sind einfach erklärt, die Zubereitungsdauer ist angegeben sowie die Herdtemperatur, die Kühl- und die Backzeit. Wenn man das Rezept genau abarbeitet, gelingen die Plätzchen in der vorgegebenen Zeit. Geschmacklich sind sie ausgesprochen köstlich. Die Zutaten stellen keine große Herausforderung dar, weil sie in jeder gut sortierten Küche vorrätig sind.
Ein Backbuch, das nicht nur in der Weihnachtszeit genutzt werden sollte, denn Plätzchen schmecken das ganze Jahr. Ich sehe noch sehr viele Rezepte, die ich nachbacken möchte. Gefallen haben mir auch die zusätzlichen Register am Ende des Buches, sortiert nach veganen und glutenfreien Rezepten sowie nach Plätzchen ohne Nüsse oder Ei. Hier wurde an alles gedacht.
Das Buch ist auch von der Gestaltung her wunderbar gelungen. Die Autorin hat mit der Fotografin Vanessa Jansen ein Werk geschaffen, das ich auch als Geschenk mit gutem Gewissen empfehlen kann.

Veröffentlicht am 16.11.2025

Leipzig im wogenden Nebel

Das Antiquariat am alten Friedhof
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Im Jahr 1930 gründen vier junge Männer in Leipzig den Club Casaubon. Felix, Vadim, Julius und Eddie sind aus gutem Haus und fasziniert von Büchern. Vadim führt ein Antiquariat im Graphischen Viertel, das ...

Im Jahr 1930 gründen vier junge Männer in Leipzig den Club Casaubon. Felix, Vadim, Julius und Eddie sind aus gutem Haus und fasziniert von Büchern. Vadim führt ein Antiquariat im Graphischen Viertel, das aber schlecht läuft. Als die Freunde beginnen, wertvolle Bücher zu stehlen, unterstützen sie Vadim mit dem Geld aus den Verkäufen. Dann wird Eddies Schwester Eva in die Gruppe aufgenommen. Sowohl Felix als auch Vadim verlieben sich in sie. Felix wandert aus und wird Amerikaner. 1945 kehrt er nach Europa zurück und hilft im Auftrag der Amerikaner mit, Millionen von geraubten Büchern zu katalogisieren. Er hält sich zum ersten Mal wieder in Leipzig auf. Vadim lebt nicht mehr, und auch Eva soll gestorben sein. Felix macht sich auf die Suche nach ihr und überlebenden Freunden. In Leipzig treibt zu der Zeit ein Serienmörder sein Unwesen und hinterlässt auf den Körpern der Opfer eine verstörende Botschaft, die Felix in seine Vergangenheit zurückkatapultiert. „Ich starb von Hoffmanns Hand“ ist ihm nur allzu bekannt. Außerdem soll Felix mit einem Mann sprechen, der behauptet, Hitlers Vorleser gewesen zu sein. Durch ihn wollen die Amerikaner an Hitlers Bibliothek kommen. Im zerstörten Leipzig gerät Felix in ein Netz von Intrigen und muss um sein Leben fürchten.
Der neue Band der Serie um das Graphische Viertel gefällt mir wieder sehr gut, auch wenn die Vielzahl von Personen und Handlungselementen teilweise verwirrend ist. Meyers extrem detaillierte Darstellung sorgt dafür, dass sich das Buch streckenweise etwas zäh liest. Dennoch werde ich mit Sicherheit auch mögliche Folgebände lesen. Kai Meyer ist einfach ein großartiger Erzähler.

Veröffentlicht am 09.11.2025

Die Freundschaft dreier Frauen im Schatten der Geschichte

Lebensbande
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“Lebensbande“ erzählt die Geschichte von drei Frauen vor dem zeitgenössischen Hintergrund von 1931 – 1993 auf zwei Zeitebenen. Es handelt sich um Lene, Nora und Lieselotte, genannt Lotte. Lene lebt am ...

“Lebensbande“ erzählt die Geschichte von drei Frauen vor dem zeitgenössischen Hintergrund von 1931 – 1993 auf zwei Zeitebenen. Es handelt sich um Lene, Nora und Lieselotte, genannt Lotte. Lene lebt am Niederrhein und verliebt sich als 17jährige in den charmanten jungen Holländer Joop de Jong. Die Eltern verbieten die Beziehung. Sie wollen einen Bauern als Schwiegersohn, der später den Hof übernehmen kann. Dann wird sie von Franz Krähler aus Ratingen schwanger. Sie heiraten und bekommen drei Kinder, aber Lene ist nicht glücklich mit dem gewalttätigen Mann, der früh verstirbt. Ihr erstes Kind Leo ist nach einer schwierigen Geburt leicht behindert. Man entzieht ihr das Sorgerecht und bringt den Kleinen in Bonn in einem Krankenhaus unter, wo ihre Cousine Nora sich um ihn kümmert. Als Leo in eine spezielle Einrichtung verlegt werden soll, verhindert Nora dies, weil sie weiß, dass Kinder wie Leo dort keine Überlebenschancen haben. Bei der Rettungsaktion geht etwas schief, was Nora für ihr weiteres Leben belasten wird.
Überwiegend wird die Geschichte aus der Perspektive einer der drei Frauen erzählt, deren Identität der Leser zunächst nicht kennt. Sie lebt seit Jahrzehnten in Kühlungsborn an der Ostsee, blickt 1991-1993 auf ihr Leben zurück und schreibt es schließlich auf, wodurch auch ihr Geheimnis enthüllt wird. Für den heutigen Leser werden die Schrecken der Nazizeit und des Krieges sichtbar, aber auch die Freundschaft und der Mut der drei Frauen, die ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, um den anderen zu helfen. Nach acht Jahren unter härtesten Bedingungen in einem russischen Gulag hat 1953 entweder Lotte oder Nora die Chance, freigekauft zu werden und in die Heimat zurückzukehren.
Mich hat auch der neue Roman der Autorin wieder sehr beeindruckt und ich werde mit Sicherheit auch weitere Bücher von ihr lesen. Ich empfehle “Lebensbande“ ohne Einschränkung.

Veröffentlicht am 06.11.2025

Versionen eines Lebens

Sonnenaufgang Nr. 5
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Die einstige Diva Stella Dor, inzwischen Anfang 70, reagiert auf ein Inserat des 19jährigen Jonas Engelbaum, der ihr Ghostwriter werden möchte, nachdem er sein Germanistikstudium geschmissen hat. Stella ...

Die einstige Diva Stella Dor, inzwischen Anfang 70, reagiert auf ein Inserat des 19jährigen Jonas Engelbaum, der ihr Ghostwriter werden möchte, nachdem er sein Germanistikstudium geschmissen hat. Stella lebt in dem abbruchreifen Strandpavillon Die Krabbe, den die Gemeindeverwaltung bald abreißen wird. In Stellas Bleibe gibt es nicht nur unzählige Biografien, die sie alle gelesen hat, sondern auch unendlich viele Notizzettel an allen möglichen Orten, die sie konsultiert, um Jonas die benötigten Informationen für die Biografie zu liefern. Es soll die Geschichte eines überaus erfolgreichen und glücklichen Lebens werden. Bald hat Jonas Zweifel an der offensichtlich geschönten Erfolgsgeschichte und konsultiert Quellen aus Stellas früherem Umfeld, und schon bietet sich ein völlig anderes Bild, das Jonas in einem zweiten Buch festhält. Davon kann Jonas Stella nichts erzählen, obwohl sie sich inzwischen angefreundet haben. Stella Dor ist nicht sein einziger Kontakt. Vor Ort lernt Jonas eine Reihe von Menschen kennen, zum Beispiel die Schwestern Imke und Britta Roose, in deren Pension er wohnt, den alten Paul, der Stella verehrt und täglich mit seinem Hund Guter Junge vorbeikommt, um kleine Reparaturen an ihrem Haus vorzunehmen und sie vergeblich um einen Tanz zu bitten. Dann ist da noch der Maler Geraldo, der Stella vor wunderschönen Sonnenuntergängen malt und vor allem die junge Nessa, in die Jonas sich verliebt, aber auch die Witwe Bentje von der Bushaltestelle, die immer noch um ihren Mann Gustaf trauert.
In der sehr warmherzig erzählten Geschichte geht es um Trauer und Verlust, um schmerzhafte Erinnerungen, denen wir uns nicht stellen wollen, auch darum, dass Geschehnisse sich bei jedem Erinnern ein wenig verändern. Welche Version unseres eigenen Lebens lassen wir selbst zu? Mir hat der Roman gefallen, obwohl er mich nicht so begeistert hat wie “Der Buchspazierer“. Er hat mich nicht in der gleichen Weise erreicht.