Nicht überragend, aber gut
Die stumme PatientinTheo Faber ist Therapeut und fasziniert von Alicia Berenson. Diese hat ihren Ehemann brutal ermordet und ist seitdem in psychischer Behandlung. Das besondere, sie spricht kein Wort mehr. Und Theo möchte ...
Theo Faber ist Therapeut und fasziniert von Alicia Berenson. Diese hat ihren Ehemann brutal ermordet und ist seitdem in psychischer Behandlung. Das besondere, sie spricht kein Wort mehr. Und Theo möchte sie zum Sprechen bringen. Doch warum ist er so besessen davon?
Das Cover gefällt mir, obwohl dieses Gesicht so groß darauf ist und ich sonst eigentlich nicht so darauf stehe. Aber hier ist das irgendwie passend.
Der Autor macht in seinem Buch von Anfang an klar, dass es sich hier um ein Psychospiel zwischen Theo und Alicia handelt. Man kann es nicht nur am Schreibstil merken, auch die Art und Weise wie Theo sich verhält und einem Einblick in seine Vergangenheit zeigt macht deutlich, dass hier mehr dahinter steckt als nur berufliches Interesse.
Und so rechnet man als Leser damit, dass was passieren muss.
Interessant fand ich dabei, dass als Ich-Erzähler Theo gewählt wird und so wird Alicia nur von außen betrachtet und man erfährt kaum ihre eigenen Gedanken und Gefühle. Nur ab und zu bekommt man einen Einblick in ihre Gefühlswelt, nämlich dann wenn kurze Einträge aus ihrem Tagebuch erscheinen. Doch dann scheint alles wirr und man ist sich nicht sicher, was mit Alicia los ist.
Als Leser hingegen bleibt man fast das ganze Buch über recht ahnungslos, denn Theo erzählt zwar aus seiner Perspektive, aber trotzdem verrät er einem auch noch längst nicht alles. Denn dass es Geheimnisse gibt zeigt allein schon seine Obsession, die er dem Leser nicht erklärt.
Und so fragte ich mich während der Lektüre, wer eigentlich der wirkliche Hauptcharakter im Buch ist, geht es um Alicia oder doch eher um Theo?
Denn häufig ist sie nur eine Randerscheinung und man verliert sich in Theos Gedankenwelt und erfährt seitenweise gar nichts über Alicia und ihrem Schweigen.
Theo ist mir manchmal etwas zu einfach in seinen Theorien gestrickt. Denn er vermutet die Ursache von ihrem Schweigen und natürlich dem Mord an ihrem Ehemann in ihrer Kindheit. Manchmal kam mir das wie Ausflüchte vor, als würde Theo eigentlich nach was anderem suchen, obwohl er schon genau weiß, dass er was anderes finden wird. Generell ist Theo kein Charakter den ich ins Herz schließen konnte, denn er ist einfach nur sehr überheblich allen anderen gegenüber und meint alles besser zu wissen. Obwohl er innerlich gar nicht so ist und auch nicht sein braucht, denn so toll ist er wirklich nicht. Das nervte ein klein wenig.
Ansonsten ermittelt er in Alicias Fall und da kam mir das Buch eher wie eine Art Krimi vor und weniger wie ein Psychothriller. Die Geschichte wird so groß aufgebaut und man wird als Leser auf einen interessanten Psychoanteil vorbereitet und dann dümpelte die Story irgendwann ein bisschen nur so dahin. Ich habe auf den großen Knall gewartet, denn ich dachte mir, dass dieser bei der Geschichte noch kommen muss.
Ob es jetzt eine große Überraschung war oder nicht mag jeder selber entscheiden, aber ich fand die Auflösung interessant und gut, obwohl man damit fast rechnen konnte. Trotzdem löst sich alles sehr klar und vor allem passend auf. Ein gutes Ende.
Mein Fazit: Am Anfang hat man das Gefühl, dass sich hier ein großes Psychospiel aufbauen wird und man erwartet einiges von der Story, doch mittendrin verliert die Geschichte ein bisschen was an Spannung und vieles kann man schon vorausahnen. So ist das Ende zwar keine große Überraschung für mich gewesen, aber trotzdem hat sich alles passend aufgelöst und mir hat das Ende gefallen. Nur Theo mochte ich nicht. Trotz Psychothriller vorne drauf, hat mir allerdings der Psychoteil etwas gefehlt und deshalb würde ich sagen, ein guter Krimi für zwischendurch.