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Veröffentlicht am 03.05.2017

Ganz besondere Dystopie

Das Licht der letzten Tage
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In der Gegenwart bricht der Schauspieler Arthur Leander mitten in einem Theaterstück auf der Bühne zusammen. Ein im Publikum sitzender Arzt versucht ihm noch zu helfen, doch jede Hilfe kommt zu spät. Zurück ...

In der Gegenwart bricht der Schauspieler Arthur Leander mitten in einem Theaterstück auf der Bühne zusammen. Ein im Publikum sitzender Arzt versucht ihm noch zu helfen, doch jede Hilfe kommt zu spät. Zurück bleiben drei Exfrauen, ein Sohn und ein kleines Mädchen, Kirsten, das eine kleine Rolle in dem Theaterstück hatte und Arthur Leander beim Sterben zusieht. Was keiner von ihnen ahnt: Wenige Tage später wird eine Grippepandemie ausbrechen, die fast die gesamte Menschheit auslöschen wird.

Zwanzig Jahre später. Kirsten zieht mit der Fahrenden Symphonie, einer Gruppe aus Schauspielern und Musikern, umher und gibt in den kleinen Ortschaften, die entstanden sind, Vorführungen. Die Welt hat sich komplett geändert, aber einige kleine Dinge, wie die Liebe zur Musik und zum Theater, sind noch immer gleich geblieben.



Bei das Licht der letzten Tage handelt es sich um eine Dystopie, aber keine, wie man sie schon zig Mal dank dem Dystopien-Trend kennt. Nein, diese Dystopie ist ganz anders. Ruhig und einfühlsam erzählt, trotzdem voller Spannung und gewaltiger Umbrüche und Veränderungen im Leben der Menschheit. Zu Beginn hatte ich die typischen Dystopie-Stilmittel erwartet. Sich gegenseitig bekämpfende Menschen, viel Tod, Verzweiflung, Überlebende im Kampf ums Überleben. All das gibt es in diesem Buch auch, aber irgendwo im Hintergrund, und es wird dem Leser nur nebenbei nähergebracht. Vielmehr liegt der Fokus hier auf den einzelnen Personen, auf kleinen Details, auf Verknüpfungen. Und dadurch wird das Buch am Ende viel gewaltiger im Ausmaß, als es die typischen anderen Dystopien je sein könnten.

Zu Beginn des Buches werden die verschiedenen Protagonisten eingeführt, denen man im Buch begegnet. Dabei ist es besonders spannend, dass die einzelnen Kapitel zu verschiedenen Zeiten spielen. Während einige lange oder ganz knapp vor dem Ausbrechen des Grippevirus spielen, gibt es wieder andere, die das Leben kurz nach der Wende beschreiben oder wiederum welche, die 20 Jahre nach der Katastrophe spielen. Dadurch wird ziemlich schnell deutlich, was für verheerende Konsequenzen die Grippe hatte und wie sehr sich die Menschheit dadurch ändert.

Ziemlich gut gefallen hat mir, wie die einzelnen Charaktere miteinander verwoben sind. Zum Beispiel Kirsten, einen der wichtigsten Hautcharaktere. Zu Beginn des Buches spielt sie als Kind kurz vor dem Ausbrechen der Grippe in einem Theater mit. 20 Jahre später, als die Welt komplett verändert ist, ist die Teil der fahrenden Symphonie und reist mit dieser durchs Land. Doch was hat sie mit den anderen Personen zu tun? Kannten sich diese überhaupt? Zunächst hatte ich das Gefühl, dass die Autorin einfach wahllos über Personen berichtet, die rein gar nichts miteinander zu tun haben und deren Erlebnisse in Kombination überhaupt keinen Sinn ergeben. Aber nach und nach lichtet sich dieses Bild immer mehr und der Leser merkt, wie geschickt die Autorin die einzelnen Charaktere und Schicksale verknüpft hat. Und seien diese Verknüpfungen noch so kleine Details, plötzlich ergibt alles einen Sinn, plötzlich erkennt man alle Verbindungen. Und all das gibt der Geschichte mit dem Schreibstil zusammen dieses gewisse Etwas und ganz Besondere.

Am Anfang noch etwas enttäuscht, nicht die typische Dystopie vor mir zu haben, war ich am Ende sogar froh darüber. Denn obwohl das Licht der letzten Tage viel ruhiger und melancholischer erzählt ist, obwohl die Menschen im Vordergrund stehen und viele kleine Details, so war die Geschichte doch viel düsterer und gewaltiger als andere Dystopien.

Emily St. John Mandel erzählt feinsinnig, geschickt verknüpft und auf ganz besondere Art und Weise. Dabei musste ich anfangs erst etwas in die Geeschichte hineinkommen, doch sobald sich die Linien und Stränge zu verbinden begannen, fand ich das Buch nur noch eins: Ganz wunderbar.

Veröffentlicht am 27.04.2017

Absolut toll!

Dark Elements 2 - Eiskalte Sehnsucht
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Achtung, bei dieser Rezension handelt es sich um den zweiten Band
einer Reihe. Daher könnten Spoiler zum Vorgängerband enthalten sein!

Nachdem Roth sich geopfert hat und in der Unterwelt verschwunden ...

Achtung, bei dieser Rezension handelt es sich um den zweiten Band
einer Reihe. Daher könnten Spoiler zum Vorgängerband enthalten sein!

Nachdem Roth sich geopfert hat und in der Unterwelt verschwunden ist, macht Layla sich furchtbare Sorgen um ihn. Denn der Dämon ist zwar taff, aber Layla weiß, wie hart er dafür bestraft werden wird, dass er ihr geholfen hat. Doch dann taucht Roth ganz plötzlich wieder auf und entgegen Laylas Erwartungen hält er sie auf Abstand und möchte anscheinend nichts mehr mit ihr zu tun haben. Stattdessen sucht er Laylas Gargoyl-Familie auf, um sie zu warnen. Denn eine Lilin wurde geboren und ist dabei, die Welt ins Chaos zu stürzen. Nun muss sich Layla nicht nur Sorgen um diese drohende Gefahr machen, sondern auch mit Roths Zurückweisung kämpfen. Dabei findet sie besonders bei ihren Adoptivbruder Zayne Halt, der nach all den Ereignissen gemerkt hat, wie viel Layla ihm bedeutet und ihr unbedingt näher kommen möchte. Was Layla nur noch mehr verwirrt, denn sie ist schon seit Ewigkeiten in Zayne verliebt..

Ich muss ganz klar sagen: Ich liebe dieses Buch! Schon vom ersten Band der Reihe war ich ja absolut begeistert, aber auch dieser zweite Band hat mir unglaublich gut gefallen und konnte Band 1, obwohl dieser für mich absolut toll war, vielleicht sogar noch ein bisschen übertrumpfen. Daher kann ich auch schon verraten, dass Dark Elements - Eiskalte Sehnsucht von mir nicht nur 5 Herzen bekommt, sondern ab sofort auch zu meinen Lieblingsbüchern zählt.

Die Ereignisse setzen direkt nach dem Vorgänger wieder ein und als Roth plötzlich auftaucht und sich Layla gegenüber abweisend verhält, gibt sie sich größte Mühe, nicht allzu verletzt zu wirken und sucht Trost bei Zayne. Doch dieser hat endlich erkannt, wie viel Layla ihm wirklich bedeutet und zeigt ihr dies nur allzu deutlich, wodurch Layla zwischen ihren Gefühlen hin und hergerissen ist, da ihr sowohl Roth als auch Zayne sehr viel bedeuten. Normalerweise gehen mir diese Dreiecksbeziehungen mit der Zeit immer auf die Nerven, aber hier war das ganz und gar nicht der Fall. Jennifer L. Armentrout schafft es wieder, den Leser mit Layla mit fiebern zu lassen und zu hoffen, dass sie sich für den Richtigen entscheidet. Dieses Hin- und Her zwischen ihren Gefühlen war für mich in genau dem richtigen Maß in der Geschichte dabei, hat für einige spannende Szenen gesorgt und konnte mich absolut begeistern.

Natürlich ist auch der Schreibstil der Autorin wieder grandios. Es wird nie langweilig, man fliegt nur so durch die Seiten und es war so spannend, dass ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen konnte. Ich musste es in einem Stück durchlesen und habe danach gleich nochmal von vorne angefangen, weil ich nicht genug bekommen konnte.

Dafür ist neben der Dreiecksbeziehung von Layla, Roth und Zayne auch die restliche Handlung verantwortlich. Die Suche nach der Lilin ist wieder sehr spannend, denn in Laylas Schule fangen plötzlich einige Mitschüler an, sich merkwürdig und gewalttätig zu verhalten. Ein klares Zeichen dafür, dass die Lilin und damit die drohende Gefahr ganz in der Nähe ist. Und Layla wäre nicht Layla, wenn sie sich in einem solchen Fall nicht direkt auf die Suche machen würde, um ihre Freunde zu beschützen..

Natürlich bedient sich Jennifer L. Armentrout einiger Stereotypen - Layla ist wieder die lustige, tollpatschige und einfach sympathische Protagonistin die viel Mut hat, Zayne und Roth die beiden sexy Typen, denen Layla eigentlich nicht zu nahe kommen sollte. Aber genau deswegen liebe ich dieses Buch so sehr. Die Protagonisten sind genau so, wie man es sich wünscht und hier merkt man das große Können der Autorin: Denn obwohl die Protagonisten alle Eigenschaften haben, die sie zu dem machen was sie sind und somit perfekt in ihre Rollen schlüpfen, wirken sie nicht übertrieben und unnatürlich perfekt sondern genau richtig. Und es macht einfach Spaß, ihre Geschichte mit zu verfolgen.

Daher war für mich dieses Buch genau das, was ich mir erhofft hatte. Ein paar Klischees, die aber toll umgesetzt wurden und nicht als Klischees auffallen. Das Weiterführen der spannenden Dreiecksbeziehung mit der Frage, für wen Layla sich letztendlich entscheiden wird. Tolle Protagonisten, eine tolle Handlung, viele romantische Momente aber auch sehr viel Witz und Humor. Und ein überraschendes Ende, das die Wartezeit bis zum dritten Band der Reihe unerträglich macht, da ich so gern wissen möchte, wie es weitergeht. Für mich war das Buch genau das, was ich mir erhofft hatte, und noch mehr und daher gibt es eine absolute Leseempfehlung für ein absolut tolles Buch!

Veröffentlicht am 27.04.2017

Interessant und spannend

Infernale (Band 1)
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Davina Hamilton hat ein perfektes Leben. Sie geht an eine Eliteschule, gilt als Wunderkind im Umgang mit Musik und ist mit dem beliebtesten Jungen ihrer Schule zusammen. Doch auf einen Schlag ändert sich ...

Davina Hamilton hat ein perfektes Leben. Sie geht an eine Eliteschule, gilt als Wunderkind im Umgang mit Musik und ist mit dem beliebtesten Jungen ihrer Schule zusammen. Doch auf einen Schlag ändert sich dieses Leben für Davy komplett, denn bei einem Gentest stellt sich heraus, dass sie das Mördergen HTS in sich trägt. Von einen Tag auf den anderen muss sie die Schule wechseln, wird von ihren Freunden gemieden, von ihren Mitmenschen als gefährlich angesehen und aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Nur zu anderen Genträgern hat sie noch wirklich Kontakt, denn selbst ihre Familie meidet sie aus Angst vor dem gefährlichen Gen. Doch ist Davy wirklich gefährlich? Steckt eine Mörderin in ihr?



Diese Geschichte hat mir wirklich gut gefallen, da nicht nur ein sehr aktuelles Thema angesprochen wird, sondern auch die Umsetzung ziemlich gelungen war. Bisher hatte ich noch nichts von Sophie Jordan gelesen, mit Infernale konnte sie mich aber auf jeden Fall überzeugen. In ihren lockeren Schreibstil kam ich sehr gut hinein, war schnell mitten im Geschehen und habe gespannt Davys Geschichte mit verfolgt.

Dabei hat mir besonders Davy sehr gut gefallen. Durch ihr perfektes Leben ist sie auch ziemlich naiv und muss erst lernen, wie hart das Leben sein kann und begibt sich in die ein oder andere gefährliche Situation, ohne etwas zu merken. Dadurch entsteht viel Spannung und man fiebert richtig mit, freut sich aber auch über ihr Weiterentwickeln.

Neben Davy lernt man auch noch weitere Genträger kennen und auch hier kommt noch einmal viel zusätzliche Spannung mit hinein: Denn während einige von ihnen wie Davy harmlos zu sein scheinen, sind andere ganz offensichtlich gewalttätig und auch für Davy eine Gefahr.

Besonders interessant fand ich die Grundstory rund um das HTS- Gen, das für Homicidal Tendency Syndrome steht. Denn dieses Thema rund um Gene und gesellschaftliche Verhaltensmuster ist meiner Meinung nach sehr aktuell und hat mich daher ziemlich angesprochen. Man merkt sofort, welche Vorurteile die Gesellschaft gegenüber HTS-Trägern hat - egal ob diese sich wirklich auffällig und brutal verhalten haben oder wie Davy bisher die Liebenswürdigkeit in Person waren , sie werden alle in einen Topf gesteckt und als etwas Schlechtes abgestempelt. Tatsächlich gibt es sogar ein eigenes Tattoo für Träger, um diese zu erkennen und noch mehr zu meiden. Doch gerade dadurch, von allen als ein Monster wahrgenommen zu werden, scheint Davy sich auch mehr und mehr wie eines zu fühlen und Wut zu entwickeln..

Diese Verhaltensweisen rund um das HTS-Gen fand ich ziemlich interessant und gelungen dargestellt, allerdings hätte ich mir gewünscht, noch mehr über den Ursprung oder Hintergründe zu erfahren. Zwar gab es vor jedem Kapitel kurze Einschübe, zum Beispiel Briefe, E-Mails, Verordnungen oder Chatnachrichten, anhand derer man etwas mehr über das Gen erfahren konnte, allerdings hätte ich mir trotzdem noch ein klein wenig mehr an Informationen gewünscht. Aber vielleichtspart sich die Autorin diese ja auch noch für den zweiten Band auf, ich bin auf jeden Fall gespannt.

Ansonsten konnte mich das Buch aber wirklich überzeugen. Die Story teilt sich in zwei Teile auf, bei denen auch die Schauplätze wechseln, sodass es viel Abwechslung und Action, aber auch viele sentimentale Momente gibt. Besonders der erste Teil hat mir sehr gut gefallen; hier geht zwar alles recht langsam voran, aber dies passt perfekt zu Davys Aufwachen auf ihrer Naivität und sobald sie wirklich weiß, wie schwer das Leben ist, beginnt auch schon der zweite Teil der Geschichte in dem Davy viel taffer und mutiger ist. Schön fand ich auch, dass der Fokus wirklich auf Davy und dem Mördergen lag. Weitere Themen wie Freundschaften oder die Liebesgeschichte gibt es zwar auch, allerdings in genau dem richtigen Maße um die Hauptstory nicht zu sehr zu verdrängen, was ich wirklich toll fand.

Infernale konnte mich daher eindeutig überzeugen. Ein toller Schreibstil, spannende Charaktere und ganz besonders eine super interessante Hintergrundstory machen dieses Buch zu etwas Besonderem, das ich wirklich weiterempfehlen kann. Ich bin schon gespannt, wie es im nächsten Band weitergehen wird und hoffe, dass mich Sophie Jordan dort wieder von sich überzeugen kann.

Veröffentlicht am 27.04.2017

Sehr berührende und authentische Geschichte

All die verdammt perfekten Tage
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"Ist heute der perfekte Tag zum Sterben?" fragt sich Finch, während er auf dem Schuldach steht und in den Abgrund blickt. Die Welt um ihn herum scheint ihn einfach nicht zu Verstehen und er hat das Gefühl, ...

"Ist heute der perfekte Tag zum Sterben?" fragt sich Finch, während er auf dem Schuldach steht und in den Abgrund blickt. Die Welt um ihn herum scheint ihn einfach nicht zu Verstehen und er hat das Gefühl, einfach zu Springen wäre die beste Lösung all seiner Probleme. Doch plötzlich sieht er, dass er nicht allein ist. Ausgerechnet Violet Maki, eines der hübschesten und beliebtesten Mädchen der Schule, steht ebenfalls auf dem Dach und überlegt zu Springen. Das bringt ihn dazu, sein Vorhaben noch einmal zu Überdenken und Violet ebenfalls davon abzuhalten. Und von da an wird Violet, die Finch zwar dankbar ist, aber nichts mit ihm zu tun haben will, diesen nicht mehr los. Denn Finch möchte auf jeden Fall herausfinden, warum Violet auf diesem Dach stand. Denn ihr Leben scheint doch vollkommen perfekt. Oder?

Dieses Buch klang für mich nach einer bewegenden und traurigen Geschichte, denn zwei Jugendliche, die sich beide das Leben nehmen wollen, sind für mich ein sehr ernstes Thema. Daher habe ich mich dazu entschieden, das Buch als Hörbuch zu hören und auf diese Weise die Geschichte von Violet und Finsch kennen zu lernen, da ich eine solche Geschichte lieber hören als lesen wollte. Und das war für mich eine gute Entscheidung.

Das Hörbuch wird von Annina Braunmiller und Patrick Mölleken gelesen, welche für mich die perfekten Sprecher für die Rollen von Violet und Finch sind. Die Stimmen harmonieren sehr miteinander und dadurch, dass die beiden Charaktere von jeweils unterschiedlichen Sprechern gelesen werden, kommt noch einmal eine zusätzliche Abwechslung in die Geschichte. Außerdem haben es beide Leser geschafft, die Charaktere perfekt zu verkörpern, ihre Gefühle mit in ihre Stimme einfließen zu lassen und so die vielen Gefühle und auch die Traurigkeit der Charaktere zu transportieren. Für mich waren die beiden daher die perfekte Wahl für diese Rollen.

Auch inhaltlich hat mir das Hörbuch sehr gut gefallen. "All die verdammt perfekten Tage" ist eine ganz wunderbar berührende Geschichte, die ein ernstes Thema anspricht und mich sehr zum Nachdenken angeregt hat. Noch lange nachdem ich das Hörbuch gehört hatte, musste ich an FInchs und Violets Geschichte denken und das spricht für mich eindeutig für eine wunderbare Geschichte.

Der Anfang war für mich, zugegebenermaßen, etwas zu langatmig. Nachdem sich Violet und Finch auf dem Dach kennen gelernt haben, nähern sie sich nur sehr langsam aneinander an, was zwar realistisch und nachvollziehbar ist, mir aber trotzdem als Hörer ein klein wenig zu langsam ging, da in dieser Zeit auch nicht viel anderes passierte. Trotzdem fand ich diesen Teil nicht schlecht, denn man lernte die beiden Charaktere auch besser kennen und bekam langsam eine Ahnung, warum beide so anders sind.

Die zweite Hälfte hat mir schließlich umso besser gefallen, denn auch wenn die Geschichte weiterhin eher ruhig bleibt, so passiert dennoch etwas mehr und die Geschichte wird immer tiefgründiger, aber auch bewegender.

Besonders schön fand ich, dass sowohl Protagonisten als auch Handlung sehr authentisch waren. Violet und Finch wirken realistisch, ihr Verhalten ist nachvollziehbar und ich konnte aufgrund Violets Vorgeschichte und Finchs Erkrankung auch ihre Entscheidungen verstehen. Die Autorin verschönigt diese ernsten Themen nicht, schafft es aber auf ihre eigene Weise, die Geschichte schön und traurig zugleich werden zu lassen.

"All die verdammt perfekten Tage" ist keine seichte Liebesgeschichte, sondern ein tiefgründiger Roman über das Kennenlernen, über Krankheit und Trauer, aber auch ein kleiner Lichtblick. Für mich absolut lesens-/ hörenswert.

Veröffentlicht am 27.04.2017

Einzigartig und ganz wunderbar

Die Gestirne
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Neuseeland, 1866. Es ist die Zeit des Goldrausches in der kleinen Stadt Hokitika, als der junge Walter Moody von einer anstrengenden Schifffahrt an Land geht. Um sich von der Reise zu erholen, mietet er ...

Neuseeland, 1866. Es ist die Zeit des Goldrausches in der kleinen Stadt Hokitika, als der junge Walter Moody von einer anstrengenden Schifffahrt an Land geht. Um sich von der Reise zu erholen, mietet er sich in ein Hotel ein und sucht ein Aufenthaltszimmer des Hotels auf. Überraschenderweise stößt er dort auf 12 Herren, die überhaupt nicht zusammenpassen zu scheinen, die aber nicht zufällig in dieser Gruppierung anwesend sind. Und schnell stellt sich heraus: Bei dem Treffen handelt es sich tatsächlich um ein Geheimtreffen, bei dem ein Mord aufgeklärt werden soll. Denn neben einem ermordeten Goldgräber gibt es viele Merkwürdigkeiten, die in diesen Fall mit hineinspielen: eine große Menge Gold, die plötzlich auftaucht, eine opiumsüchtige Prostituierte, die sich das Leben nehmen wollte, eine Witwe, von der nie jemand zuvor gehört hat, und ein Kapitän, der unter zwei Namen bekannt ist..

Die Gestirne ist für mich eines dieser Bücher, die man entweder liebt oder hasst. Denn es ist ganz ungewöhnlich und anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Etwas, das manchen gefällt, manchen wiederrum aber nicht.
Es beginnt schon damit, dass dies kein Buch ist, das sich schnell wegliest. Neben den 1000 Seiten Inhalt gibt es zahlreiche Protagonisten, eine verstrickte Handlung und einen an Astrologie angelehnten Aufbau, sodass das Buch alles andere als einfache Kost ist. Aber genau das macht es so unglaublich spannend und besonders.

Der Schreibstil der Autorin ist einzigartig. Sie schreibt auf hohem Niveau, trotzdem aber verständlich und ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, eher einen Klassiker als einen neuen Roman in der Hand zu halten. Das hat mir unglaublich gut gefallen, denn es passte unheimlich gut zur Handlungszeit des Buches und hat einfach Spaß gemacht, mal etwas zu lesen, bei dem man auch viel mitdenken muss und ständig Neues entdeckt.

Inhaltlich konnte mich das Buch auf zwei Ebenen überzeugen: Zum Einen mag ich die ganze Handlung einfach sehr. Durch die vielen Personen ist alles sehr verstrickt, man wird als Leser in die Irre geführt und hat keinerlei Ahnung, in welche Richtung sich die Geschichte weiterentwickeln wird. Die Protagonisten haben Informationen, die alle jeweils miteinander zusammenhängen und ein großes Ganzes ergeben. Allerdings schafft die Autorin es, diese nur so preiszugeben, dass man nur sehr langsam versteht, was hier eigentlich genau passiert ist und sich ständig neue Aspekte ergeben, die ganz neue Richtungen aufzeigen und das Buch dadurch unglaublich spannend machen. Bis zum Schluss wusste ich nicht, was das eigentliche Ziel dieses Buches war; obwohl schon ganz klar ein Ziel vorgegeben war, nur dass dieses absolut spannend Stück für Stück aufgedeckt wurde.

Der zweite Punkt, warum mir der Inhalt so gut gefallen hat, ist der komplexe Aufbau aufgrund von astrologischen Gegebenheiten. Das Buch verfolgt ein strenges Konzept, so werden die einzelnen Kapitel entsprechend der Mondphasen im Laufe des Buches immer kürzer. Auch die Protagonisten sind Sternzeichen zugeordnet und haben entsprechende Eigenschaften von diesen übernommen. Zu Beginn jedes Kapitels gibt es ein Horoskop, welches vorhersagt, welche Sternzeichen wie eine Rolle spielen werden und die entsprechenden Protagonisten haben dann ihre entsprechende Rolle im Kapitel. Das Bewunderswerteste daran war aber für mich, dass obwohl so viel von den Sternzeichen abhängig gemacht und ihnen entsprechend konstruiert wurde, dass man dies der Geschchte ganz und gar nicht angemerkt hat. Die Handlung wirkte für mich kein bisschen konstruiert, ganz im Gegenteil, ich war von Anfang bis Ende komplett gefesselt.

Nicht schwer zu erraten, dass ich zu den Lesern gehöre, die sich in dieses Buch verliebt haben. Für mich war dieses Buch wirklich etwas ganz Besonderes. Hochwertig, anspruchsvoll, besonders; gleichzeitig aber auch spannend und ein echtes Abenteuer. Und ich empfehle es eindeutig jedem, der denkt, dass er sich auch in diese einzigartige Geschichte verlieben könnte.