Profilbild von kupfis_buecherkiste

kupfis_buecherkiste

Lesejury Star
offline

kupfis_buecherkiste ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kupfis_buecherkiste über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2021

eine absehbare Geschichte

Dunkelgrün fast schwarz
0

Raf und Motz sind seit Kindertagen beste Freunde, und könnten gegensätzlicher nicht sein. Während Motz eher der ruhigere Part ist, steht Raf gerne im Vordergrund, und nimmt sich, was er benötigt. Motz ...

Raf und Motz sind seit Kindertagen beste Freunde, und könnten gegensätzlicher nicht sein. Während Motz eher der ruhigere Part ist, steht Raf gerne im Vordergrund, und nimmt sich, was er benötigt. Motz leidet unter der Beziehung, kann sich aber nicht aus den giftigen Fängen seines vermeintlichen Freundes befreien. Erst als Raf mit Motzs Freundin spurlos verschwindet, kehrt für Motz Ruhe ein. Diese soll aber nicht für immer sein.

“Dunkelgrün, fast schwarz” konnte mich nicht so recht überzeugen. Ich habe das Buch als sehr langatmig empfunden. Die Ausschweifungen über Raffaels und Moritz’ Leben, Familien und Umgebung waren für mich langweilig und auch absehbar. Zwei Mütter, die mit ihren Leben und Kindererziehung auf unterschiedliche Weise überfordert wirken. Familienväter, die sich eher um sich und ihre Bedürfnisse kümmern als um die Familie. Ein Protagonist, der seinen vemeintlich besten Freund ständig überbügelt, unterjocht, weil er ganz genau weiß, dass dieser nicht wehren wird. Raffaels kriminelle Ader zieht sich durch dessen Leben und ist für mich genauso nervenzehrend gewesen wie Moritz’ verwaschene Machtlosigkeit, sich dagegen zu stemmen.

Leider konnte mich auch keiner der Protagonisten wirklich überzeugen. Gerade weil es so viele toxische und einseitige Beziehungen gibt in unserer Gesellschaft, hätte ich mir zumindest einen Lösungsweg gewünscht, wie Moritz dieser Beziehung mit Raffael entkommen kann aus eigener Kraft. Auch Johanna war für mich ein Fähnchen im Wind. Sie ist selbst von Raffaels Verhalten genervt, und doch bleibt sie an ihm kleben, ohne eine konsequente Entscheidung zu treffen. Moritz‘ Verhalten bleibt kaum verändert, er scheint alleine nicht so recht zurecht zu kommen, und steht sich bis zum Schluss im Weg, mal mehr mal weniger.

Ebensowenig kommte mich das Ende überzeugen. Der Spannungsbogen blieb so blass wie die Protagonisten, die Ereignisse waren für mich vorhersehbar, und ich war nicht überrascht über die „Lösung“, warum die drei Hauptprotagonisten auseinander gingen.

Für mich leider eins meiner schwachen Bücher dieses Jahr, da es mich nicht unterhalten konnte. Was wiederum nichts über die Qualität des Buches selber aussagt. Denn: Geschmäcker sind verschieden, und es mag jemand anderen gut unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.05.2021

Grandios

Der Gesang der Flusskrebse
0

Kya Clark wächst als jüngstes von mehreren Kindern im Marschland auf. Der Vater ist ein Trinker, und schlägt sich mit Gelegenheitjobs durch. Nach und nach machen sich die Geschwister und auch die Mutter ...

Kya Clark wächst als jüngstes von mehreren Kindern im Marschland auf. Der Vater ist ein Trinker, und schlägt sich mit Gelegenheitjobs durch. Nach und nach machen sich die Geschwister und auch die Mutter aus dem Staub. Kya bleibt bei ihrem Vater, geht ihm aber so gut es geht aus dem Weg. So wächst sie im Einklang mit der Natur auf. Vögel, Pflanzen, Gezeiten: obwohl sie nicht schreiben und lesen kann, weiß sie die Zeichen der Natur zu deuten, die ihr weit mehr vertrauter sind als die Menschen im Dorf. Als einer der Dorfbewohner tot aufgefunden wird, fällt der Verdacht schnell auf das Marschmädchen, die für die Bewohnern als gefundenes Fressen gilt. Denn keiner weiß, was sie im Marschland treibt. So beginnt für Kya ein neues Leben, dem sie kaum gewachsen ist. Für viele scheint die Natur der Feind, für Kya ist diese ein Rückzugsort, den sie im Gegensatz zur den Menschen versteht.

„Der Gesang der Flusskrebse“ ist eins meines Jahreshighlights. Delia Owens hat ein Auge für die richtigen Details an richtiger Stelle. Feinfühlig beschreibt sie die Menschen, die am Rande und im Marschland leben, ohne die Natur aus den Augen zu lassen. Die Natur wird sehr bildhaft beschrieben, ohne zu viel zu werden. Verständnis und Vertrauen ist für mich hier ein zentrales Thema. Eine Familie, die ihr Kind in mehrfacher Weise im Stich lässt, und die Natur, die einem verloren Wesen Rückhalt und Sicherheit bietet. Ein Buch, das mich nicht loslässt, auch nach Wochen nicht. Ein Buch, das ich ausgeliehen habe, weil ich mir nicht sicher war, ob es ein Buch für mich ist, und ohne das ich nicht mehr leben möchte. Der Gesang der Flusskrebse hat mich nicht mehr losgelassen. So bildhaft, persönlich, ein Buch, das unter die Haut geht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.05.2021

Ein Hoch auf die Menschlichkeit

Der Wal und das Ende der Welt
0

An einer Küste in Cornwall wird ein junger Mann an Land gespült. Zunächst scheint sein Gedächtnis getrübt, doch nach und nach erinnert sich an sein Leben davor. Sein Auftrag bei einer Bank scheint schief ...

An einer Küste in Cornwall wird ein junger Mann an Land gespült. Zunächst scheint sein Gedächtnis getrübt, doch nach und nach erinnert sich an sein Leben davor. Sein Auftrag bei einer Bank scheint schief gegangen. Dank seinem selber entwickelten Tool Carrie provoziert er viele Verluste für seinen Arbeitgeber an der Börse, so dass Joe Haak flüchtet, um sich aus der Affäre ziehen will. Das Tool Carrie bezieht Faktoren wie Epidemien in den Finanzmarkt mit ein und kann dementsprechend selbständig Prognosen treffen: mit brisanten Auswirkungen und erfolgreicher als Joe Haak selbst gedacht hat.

Haaks Anwesenheit im Fischerdorf St. Pirans krempelt den Alltag der Bewohner gehörig um. Eine prognostizierte Grippewelle hält die britische Insel auf Trab, und zwingt viele zum raschen Handeln. Joe Haak schaltet schnell und kann den Verlauf der Epidemie – auch mit Hilfe eines Wals, der vor der Küste sein Unwesen treibt – positiv für St. Pirans beeinflussen.

Dieses Buch spiegelt unsere Gesellschaft wieder. Die Digitalisierung nimmt stellenweise schon fast beängstigende Intelligenz an, während viele Menschen sich wieder versuchen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Menschlichkeit. Die Frage, wem man im Zweifel und Fall einer Krise als nächstes hilft, kann man im Optimalfall vielleicht noch beantworten, doch wenn die harte Realität zuschlägt, sind alle guten Vorhaben schnell über Bord geworfen.

„Der Wal und das Ende der Welt“ ist ein Buch über Menschlichkeit: Egoismus ist in dieser Zeit nicht gefragt, dafür um so mehr Zusammenhalt. Der Kontrast zwischen der Großstadt London und dem kleinen Provinznest St. Pirans könnte nicht größer sein. John Ironmonger schlägt eine Brücke zwischen Moderne und Tradition, zwischen Fortschritt und Ruhe, und vor allem: zwischen Natur und Menschheit.

Wunderbar zu lesen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.05.2021

Was, wenn die Pest zurück ist?

Patient Null - Wer wird überleben?
0

Nach dem Abbruch einer Abtei soll auf dem Gelände ein neues Gebäude entstehen. Als eine Frau dort zusammenbricht und stirbt, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn die Frau hat die Pest, die längst ...

Nach dem Abbruch einer Abtei soll auf dem Gelände ein neues Gebäude entstehen. Als eine Frau dort zusammenbricht und stirbt, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn die Frau hat die Pest, die längst als fast ausgerottet gilt. Immer mehr Patienten tauchen auf, und werden innerhalb kürzester Zeit dahingerafft. Das Virus scheint an mehreren Brandherden gleichzeitig aufzutreten, und so beginnt die fast unlösbare Jagd nach der Quelle: Patient Null. Der Orden, der einst in der Abtei gelebt hat, birgt ein Geheimnis: ein Ordensbruder hat ein Tagebuch, das brisante Informationen birgt, und eventuell sogar die Lösung, die die Menschheit sehr viel Überwindung kosten wird.

Daniel Kalla hat mit „Patient Null“ einen sehr spannenden Thriller geschrieben. Die Kombination der Rückblicke gepaart mit dem aktuellen Pestverlauf waren sehr gut kombiniert, und wechselten sich sehr gut ab, ohne den Lesefluss zu stören. Man konnte sicherlich ab einem gewissen Lesefortschritt die Fäden selbst zusammen fügen und doch blieb es bis zum Ende spannend. Das Setting, die Intrigen, die Charaktere fügen sich auf den knapp 400 Seiten zu einem wirklich rasanten Buch zusammen, das sich einerseits leicht lesen, dennoch keine Langeweile aufkommen lässt.

Mir fällt es etwas schwer, das Buch in eine Kategorie einzuteilen. Die historischen Rückblicke stehen einer modernen Medizin und Forschung gegenüber, aber das Buch hat auch sehr spannende Züge. Die Forschungen und Erkenntnisse, die im Kloster einst gemacht wurden mit kargen Mitteln, sind so wertvoll, dass sie Jahrhunderte später noch brandaktuell und so wichtig sind, dass es nicht nur moderne Mediziner davon profitieren können.

Kleiner Wermutstropfen: eine solche Krankheitswelle trotz Hilfe aus verschiedensten Bereichen in einer Woche einzudämmen, halte ich für doch etwas überzogen.

Zugegeben, ich hadere mit dem Cover, welches mich – nachdem ich das Buch gelesen habe – noch weniger anspricht als am Anfang. Es trifft leider nicht für mich den Charakter des Buches und ist für mich nicht ansprechend, was der Klappentext wett machen konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.04.2021

Herrlich amüsant

Das NEINhorn
0

Es gibt sie, diese Bücher, die man ständig und überall sieht, und man zweifelt, ob es das richtige Buch für einen ist. So durfte beim letzten Bibliotheksbesuch das Buch „Das NEINhorn“ von Marc-Uwe Kling ...

Es gibt sie, diese Bücher, die man ständig und überall sieht, und man zweifelt, ob es das richtige Buch für einen ist. So durfte beim letzten Bibliotheksbesuch das Buch „Das NEINhorn“ von Marc-Uwe Kling mit. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Einhörner sind bunt, superflauschig, sie sind schnickeldischnuckelig süß. Und auch kleine Einhörner können schlechte Laune haben. So wird aus dem kleinen niedlichen Einhorn ein Neinhorn, weil es zu allen tollen Ideen Nein sagt. Weil ihm seine fröhliche Familie total auf den Keks geht, flüchtet das Neinhorn. Auf seiner Reise trifft das Neinhorn auf neue Freunde, z. B. auf den Was(ch)bären, der schlecht hört (oder einfach nur schlecht hören will). Die beiden trotten weiter in Richtung Nirgends, wo sie auf den Nahund treffen, dem scheinbar alles egal ist. Das Trio wird schließlich noch von einer bockingen KönigsDOCHter komplettiert, und so können alle zusammen ihrer schlechten Laune frönen.

Wer hier aber ein total schlecht gelauntes Buch erwartet, liegt komplett falsch. Mark-Uwe Kling spielt gekonnt mit der deutschen Sprache: aus einem Biber wird ein immer frierender Bibber, es gibt einen Regenwurm, der zu einem Gegenwurm mutiert, einen Egaal oder sogar eine Heule. Mein absoluter Favorit: Der Schnarcheopteryx. Zudem sind die Illustrationen wirklich sehr gelungen.

Wer selber schlechte Laune hat oder ein trotziges Kind, wird sich hier in diesem Buch wieder finden. Und: meine schlechte Laune war definitiv weg. Herrlich!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere