Noch gar nicht so lange her, kam ich mit Markus Jäger auf einer sozialen Platform in Kontakt. Ich folgte ihm zwar schon länger sehr neugierig, aber wie das ja öfters so ist: ich hatte noch nichts von ihm gelesen. Als ich dann ein Rezensionsexemplar von ihm bekam, habe ich mich sehr darüber gefreut, und war sehr neugierig auf die Geschichte "Helden für immer".
Felix und Kilian lernen sich in einer Zeit kennen, die von sehr sehr konservativen Weltbildern bestimmt ist. Gleichgeschlechtliche Liebe ist verpönt und wird sogar strafrechtlich verfolgt. Und so müssen die beiden eine Beziehung im Geheimen führen: so entwickeln beide eine lebenslange Angst, dass ihre Liebe entdeckt werden könnte, und sie dadurch bestraft oder verfolgt werden könnten.
Und doch, oder gerade deswegen trotzen sie aller Gefahren, die diese große Liebe mit sich bringt. Während von den Familien, von denen sie eh früh getrennt werden, kein Rückhalt zu erwarten ist, finden sie unerwartete Hilfe bei Freunden, die sie sehr lange begleiten werden. Doch diese Liebe ist auch geprägt von Angst und Flucht. Immer wieder müssen sie sogar überstürzt ihren aktuellen Wohnort verlassen, und so finden beide etwas Entspannung über den großen Teich. So entpuppt sich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten für die beiden als große Sicherheit, mit der sie erstmal lernen müssen zumzugehen. Der Wille, sich die Freiheit zu erkämpfen, wird von Erfolg gekrönt. Felix wird als erfolgreicher Autor gefeiert, und Kilian stärkt ihm den Rücken. Und ihre Umgebung geht sehr entspannt mit ihrer Liebe um. So können beide - trotz Höhen und Tiefen - eine Liebe bis zum Schluss leben.
Während ich am Anfang etwas Startschwierigkeiten hatte, mich in Markus Jägers Schreibstil einzufuchsen, fesselte mich der Schreibstil später umso mehr. Teils abschweifend, wirkt es teilweise, dass die eigentliche Geschichte gar nicht so vorangetrieben wird. Und doch: die Umwege, die am Anfang gegangen werden, sind elementar für diese Liebesgeschichte. Und so erzählt Jäger nicht nur die reine Geschichte von Felix und Kilian, sondern auch die Geschichte eines Kampfes um die Freiheit der gleichgeschlechtlichen Liebe über Grenzen hinaus, der auch heute ebenso wichtig ist trotz aller Erfolge. Mir persönlich hat dieser geschichtliche Streifzug sehr gefallen. Auch der Hinweis eines Protagonisten, dass ihn die Liebe Kilians und Felix' an die Liebe seiner Eltern erinnert hat, fand ich sehr treffend.
Was genau macht die Liebe aus? Dass man sich auch in schlechten Zeiten liebt trotz aller Zweifel? Dass man an ihr arbeitet, und dem anderen auch seinen Erfolg gönnt? Die Liebe, die Markus Jäger beschreibt, hat mich ebenso an die Liebe meiner Eltern und Großeltern erinnert. So wurde gezofft, gestritten, die Meinung des anderen zerpflückt, und am Ende des Tages saßen beide doch wieder Händchen haltend zusammen, und haben sich vertragen. Und so wurde sich um den anderen bis zum letzten Atemzug gekümmert. Und dafür ist es schlicht und ergreifend schnurz egal, wer hier wen liebt.
Markus Jägers Geschichte über Kilian und Felix kommt ohne Kitsch aus. Die Protagonisten hätten auch Ilse und Erna, oder Maximilian und Petra heißen können. Die Geschichte hätte nebenan geschehen können. Und das macht sie so glaubhaft und liebenswert. Egal welchen Weg ein Liebespaar geht, sie sind Helden ihres eigenen Alltags, der gemeinsam bestritten werden muss.