Carl Wilckens, wow, was für ein Autor! Auf der Buchmesse war ich so baff über sein sympathisches und ruhiges, ja fast unscheinbares Auftreten. Ich muss zugeben, dass ich ihn Altersmäßig komplett falsch eingeschätzt habe (nämlich locker mindestens 10 Jahre jünger).
Als ich 13 - Das Tagebuch gehört habe, war ich ja schon restlos begeistert. Aber Carl Wilckens hat mich erneut sehr positiv überrascht. 13 - Die Anstalt ist wieder so spannend, und doch anders als der erste Teil. Während im ersten Teil Godrig End auf der Swimming Island ums Überleben kämpft, und ihm die Flucht gelingt, begibt er sich im zweiten Teil auf die Suche nach seiner Schwester Emily. Gerüchte besagen, er hätte seine Schwester getötet, doch man soll nicht allen Gerüchten trauen, die im Umlauf sind. Obwohl Godric End überrascht ist, wieviel an den Gerüchten dran ist, die über ihn unterwegs sind.
Godric End verschlägt es nach Treedsgow, wo er sich erstmal eine Übernachtungsstätte sucht. Wie bei einer Schnitzeljagd sucht End Hinweise, wie er in die Heilanstalt kommt, um dort seine Schwester zu finden. Ihm kommt die Hilfe von einigen neu gewonnen Freunden zugute, die ihm versuchen zu helfen. Doch Godric End weiß: so wirklich trauen kann er keinem, und auch in Treedsgow bestätigt sich sein Gefühl, niemanden zu trauen. Denn auch wenn ihm der Ruf als lebende Legende vorauseilt, nicht jeder ist ihm gut gesinnt.
Im Block 13 des Gefängnisses erzählt Godric End weiter den Gefangenen seine Geschichte. Diese sind gleichermaßen fasziniert, und abgeschreckt. Kann dies alles wahr sein? Vor allem die Erzählungen über die Spiegel, und die Sterne, die verschwinden. Als der Schmetterling im Block 13 fliegt, herrscht blankes Entsetzen und Unglaube.
Ich bin völlig fasziniert von der 13-Reihe. Was hier Carl Wilckens auf die Beine gestellt hat, gehört für mich in die Rubrik "Endlich erzählt mal einer diese Geschichte"! Man wusste nicht, dass einem diese Story gefehlt hat, bis man sie verschlungen hat. Es ist eine der Geschichten, die lange nachhängen, weil sie so eine verdammt düstere Grundstimmung haben. Für mich ist Godric End ein sehr trauriger Charakter. Durch einen zufälligen Moment wurde sein Leben komplett umgekrempelt, er wollte nie die Rolle der lebenden Legende übernehmen, sondern ging davon aus, dass er nach der Schulausbildung ein eigenständiges Leben in Frieden aufbauen kann. Niemals hätte er gedacht, dass er - nachdem schon die Mutter verstorben war, und der Vater sich kaum persönlich um die Kinder gekümmert hatte - nun auch noch von der Schwester getrennt wird, die für ihn zu DER Bezugsperson geworden war. Umso verständlicher ist, dass er seine Schwester Emily wiederfinden will. Doch Godric hat auch erkannt, dass die heile Welt nicht die ist, die er sich erträumt hatte. Zudem ist diese Welt voll Alchemie und Boshaftigkeit, Grausamkeit, Magie und Abenteuer, unerwarteter Freundschaft und Intriegen. Bei dieser Reihe ist Spannung garantiert. Carl Wilckens öffnet immer wieder neue Türen mit Erzählsträngen, ohne sich zu verhaspeln, und erhält damit die Spannung, ohne langatmig zu werden. Diese Reihe hat das Potential, ein Klassiker im Steampunk/Fantasy Bereich zu werden. Bitte weiter so!
Übrigens: Marco Sven Reinbold ist wieder mal die perfekte Wahl des Ronin Hörverlags als Sprecher für die Hörbuchreihe. Für mich ist stimmlich Marco Godric End. Marcos Stimme gibt diese düsterne Stimmung so passend wieder. Wer lieber die Bücher lesen mag, ist im Acabus Verlag bestens aufgehoben, und die Hörbücher sind im Ronin Hörverlag erschienen.