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Veröffentlicht am 14.03.2019

Abgesehen vom irreführenden Titel ein sehr schönes Buch

Die Flöte von Rungholt
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Als ich vor einem Weilchen vor der Bibliothek in Tempelhof gewartet habe, bis diese ihre Tore öffnet, habe ich in den Auslagen das Buch „Die Flöte von Rungholt“ entdeckt. Als Nordseefan lockte mich das ...

Als ich vor einem Weilchen vor der Bibliothek in Tempelhof gewartet habe, bis diese ihre Tore öffnet, habe ich in den Auslagen das Buch „Die Flöte von Rungholt“ entdeckt. Als Nordseefan lockte mich das Buch an, und ich hab es mitgenommen.

Im 14. Jahrhundert wandert Endres durch Norddeutschland als Tolmetsch (heute Dolmetscher) und sucht Arbeit. Doch er ist ist auf der Hut, denn bereits zu dieser Zeit werden Juden verfolgt, und Endres ist Jude. Als er auf Rungholt Arbeit findet, lernt der Levke und ihren Vater kennen. Endres verliebt sich in Levke. Als sich herausstellt, dass Levke ebenso dem jüdischen Glauben angehört, kann Endres sein Glück nicht fassen. Doch das Glück wird getrübt, denn Hinnerk hat auch ein Auge auf Levke geworfen, und versucht nicht nur einmal sein Glück bei der Schäferstochter. Als seine Übergriffe kaum noch zu vertreten sind, fliehen Endres und Levke mit Levkes Vater. Bei der Flucht geraten sie in die schlimme Flut, die viele Inseln verwüstet hat. Doch Hinnerk verfolgt die beiden und spürt beide auf. Können Levke und Endres sich gegen Hinnerk wehren? Und welche Rolle spielt die Okarina?

Von diesem Buch wurde ich nicht enttäuscht. Die Stimmung des Buches lässt einen in eine vergangene Welt abtauchen, es blieb spannend, geschichtlich lehrreich und die Liebesgeschichte war nicht zu seicht. Die Charaktere waren wunderbar ausgearbeitet und hatten die erforderliche Tiefe. Das einzige, was ich derzeit zu bemängeln habe, ist dass die Flöte, sprich die Okarina eine sehr geringe Rolle spielt. Der Titel ist toll, verführt hier aber dazu, etwas mehr zu erwarten als ein Bindeglied zwischen zwei Zeitachsen.

Dennoch ein schönes Buch für ein paar gemütliche Lesestunden.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Sollte in keiner Sherlock Holmes Sammlung fehlen

Der Mann, der Sherlock Holmes tötete
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Harolds größter Traum geht in Erfüllung: er wird offiziell zum Mitglied der Baker Street Irregulars aufgenommen. Doch dieser Abend birgt auch eine gewisse Tragik mit sich, denn Alex Cale wird tot auf seinem ...

Harolds größter Traum geht in Erfüllung: er wird offiziell zum Mitglied der Baker Street Irregulars aufgenommen. Doch dieser Abend birgt auch eine gewisse Tragik mit sich, denn Alex Cale wird tot auf seinem Hotelzimmer aufgefunden. Zuvor hatte Cale noch angekündigt, dass er das für immer verschollene Tagebuch des Arthur Conan Doyles gefunden hatte. Doch der Tod von Alex Cale gibt Rätsel auf, zudem das Tagebuch auch nicht auffindbar ist. Und so macht sich Harold mit der Journalistin Sarah auf die Suche nach dem mysteriösen Tagebuch, denn beide vermuten, dass dies der Schlüssel zum Mörder ist, der Cale umgebracht haben soll. Doch wurde Alex Cale wirklich umgebracht? Gleichzeitig birgt das Tagebuch auch eine Reise in die Vergangenheit: Wie kam es zu diesem geheimnisumwobenen Tagebuch, und was hatte Arthur Conan Doyle Brisantes zu berichten, dass soviel um dieses Tagebuch spekuliert wurde? Denn zu der Zeit, als Doyle das Tagebuch verfasst hat, hasst ihn die ganze Welt. Schließlich hat Doyle seinen Charakter Sherlock Holmes getötet, was ihm seine treue Leserschaft mehr als nur verübelt. Mit seinem treuen Freund Bram Stoker begibt sich Doyle in seiner Sherlock Holmes freien Zeit nun selbst auf eine ermittlerische Reise. Es geht ein Mörder um, der junge Bräute ins Jenseits befördert und Doyle fühlt sich berufen, diesen Fall aufzuklären. Können die Ermittlerteams Sarah/Harold und Doyle/Stoker Sherlock Holmes und Dr. Watson alle Ehre machen und ihre Fälle lösen? Und kann ihnen das ominöse Tagebuch helfen?

Graham Moore hat hier eine Hommage an Arthur Conan Doyles wichtigste Figur geschrieben. Sherlock Holmes kennt fast jeder und Moore hat seine Protagonisten in einen Mordfall verwickelt, dessen verzwickte Geschichte sie ganz im Stile Holmes lösen müssen. Für diesen Mordfall stehen den beiden keine modernen Hilfsmittel zur Verfügung, und so müssen sie mit reiner Logik den Fall versuchen zu lösen. Gleichzeitig führen sie Cales Erbe weiter, das ominöse Tagebuch zu finden. Doch Harold muss immer wieder Hindernisse überwinden, denn Sarah scheint nicht immer vertrauenswürdig zu sein. Auch legt ihm Sebastian Doyle – ein Erbe Arthur Conan Doyles – Steine in den Weg und trachtet Harold nach dem Leben.

Moore erzählt in einem zweiten Erzählstrang, wie es Arthur Conan Doyle ergeht, als dieser neue Wege einschlagen möchte und sich von seinem Protagonisten Holmes trennt. Dieser hat ihm zwar bisher ein gutes Leben finanziert, doch Doyle hat die Schnauze gestrichen voll von Holmes. So reagiert Doyles Umfeld mit Hass und Trauer, doch Doyle fühlt sich als das unschuldige Opfer und ist wütend: Wie kann es angehen, dass Holmes mehr Ruhm einheimst als er als Schaffer des Protagonisten? Selbst seine Mutter wünscht sich, dass Doyle nicht mit seinem Namen die Bücher unterschreibt, sondern als Holmes.

„Der Mann, der Sherlock Holmes tötete“ ist eine Hommage an Arthur Conan Doyle, der einen der berühmtesten Detektive erschaffen hat. Im Stile Doyles hat Graham Moore seine Ermittler ohne viel TamTam die Fälle lösen lassen. Moore verpackt die Geschichte und den Mythos, der bis heute wirklich nicht ungebrochen ist, in eine moderne Geschichte. Eine gewisse Spannung wird durch das Buch hinweg aufgebaut, ohne reißerisch zu sein. Beide Handlungsstränge werden abwechselnd erzählt. Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat aus Doyles Büchern und wird grafisch liebevoll mit einer kleinen Grafik aufgewertet. Was mir auch sehr gut gefällt, dass Graham Moore seine Hausaufgaben gemacht hat, denn das Buch basiert auf sehr vielen Fakten, denn die Baker Street Irregulars gibt es wirklich. Auch wenn mir insgesamt das Buch recht gut gefallen hat, hatte ich Schwierigkeiten , mich mit den Charakteren anzufreunden. Als Dracula-Fan freue ich mich natürlich über den Auftritt Bram Stokers im Buch, dennoch blieben die meisten Charaktere wie Harold oder Sarah sehr oberflächlich. Ein paar Ecken und Kanten mehr hätte ich sehr passend gefunden.

Dennoch gerade wegen der Aufmachung und der Geschichte um Sherlock Holmes ein sehr lesenwertes Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 15.02.2019

Viel fürs Herz

Mein Herz, dein Kopf und ein Universum dazwischen
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Sebastian hat sein Coming Out als Schwuler. Während er und seine Familie damit recht locker umgeht, hat Kiro so seine Schwierigkeiten damit. Kiro tritt in einer Schwulenbar in Sebs Leben. Die beiden verlieben ...

Sebastian hat sein Coming Out als Schwuler. Während er und seine Familie damit recht locker umgeht, hat Kiro so seine Schwierigkeiten damit. Kiro tritt in einer Schwulenbar in Sebs Leben. Die beiden verlieben sich recht schnell ineinander, aber Kiro blockt in gewissen Momenten immer wieder ab. Seb zweifelt an sich, und fragt sich, warum Kiro ihn in gewissen Momenten einfach abserviert. Und was haben die Briefe in seiner Schublade damit zu tun?

Ich finde diesen Titel wirklich klasse, denn er sagt soviel aus. Liebe ist nicht immer nur Herz, es ist auch manchmal ein großer Batzen Vernunft, und manchmal liegen Universen dazwischen. Ein gelungener Titel. Auch das Cover ist sooo schön gestaltet.

Ja, in diesem Buch geht es um Liebe. Und ja, ich habe auf dieses Ende spekuliert. Aber zwischen Anfang und Ende liegt eine wundervolle Zeit, bei der ich sagen muss: sie hätte nebenan passieren können. Ich bin nun nicht der große Romantiker, und deswegen immer etwas kritisch bei Liebesromanen, aber ich muss sagen: nein, das Buch hat nicht vor Schnulz getrieft. Diese Geschichte hätte nebenan passieren können, sie ist real, und sie ist perfekt. Must read in 2019!

Well done, Katharina! Weiter so.

Veröffentlicht am 13.02.2019

Ein sagenhaftes Epos

Red Rising
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Darrow ist ein Minenarbeiter auf dem Mars, der mit anderen Roten den Mars bewohnbar machen soll. Doch als Darrows Frau Eo erhängt wird, muss Darrow feststellen, dass nichts so ist wie es scheint. Der Mars ...

Darrow ist ein Minenarbeiter auf dem Mars, der mit anderen Roten den Mars bewohnbar machen soll. Doch als Darrows Frau Eo erhängt wird, muss Darrow feststellen, dass nichts so ist wie es scheint. Der Mars ist längst besiedelt, die Oberschicht schwelgt im Luxus. Als sich Darrow zum Goldenen umwandeln lässt, nimmt er an einem Wettkampf teil, der von einem geheimnisvollen Institut veranstaltet wird. Doch dort werden Intrigen gesponnen. Die Proktoren wollen natürlich, dass ihr Schützling gewinnt. Und so muss Darrow herausfinden, wer ihm zur Seite steht, und wer gegen ihn ist, bis er zum Schluss gegen die Götter antritt. Kann er sich behaupten?

Pierce Brown hat hier ein Epos geschaffen, das nicht zu verachten ist. Sicherlich ist es am Anfang etwas ausführlicher erzählt, da Brown erst einmal die Zusammenhänge der Protagonisten und der Häuser erzählen muss. Aber ich finde, dass dies gut umgesetzt wurde, und ich habe mich recht gut zurecht gefunden.

Darrow ist ein sehr spannender Charakter. Seine Liebe zu seiner verstorbenen Frau Eo treibt ihn weiter voran, um Gerechtigkeit zu üben. Auch wenn er in seinem neuen Haus „Gold“ noch viel zu lernen hat, schlägt er sich wacker. Auch die Welt als solches ist phantastisch gestaltet. Die Erde als Planet ist zu klein geworden, der Mond dient als Sprungschanze für die Reise zu den anderen Planeten. So ist der Mars besiedelt, und die Reise zu den anderen Planeten wirkt wie ein Katzensprung.

Mir gefällt hier die Mischung sehr. Einerseits hat diese Geschichte Raumfahrerqualitäten, weil sie über die Erde hinausgeht. Aber sie hat auch geschichtliche Aspekte: Es werden alte Götter wie Jupiter oder Venus wieder erweckt. Aber auch Nero wird seinen Platz finden. Und gesellschaftlich tobt sich Pierce Brown auch aus. Er hat die Welt in farbige Häuser eingeteilt. Darrow als Roter Minenarbeiter schmuggelt sich in das erfolgreiche goldene Haus. So hat jede Farbe ihre eigenen Eigenschaften.

Ein sehr interessantes und spannendes Epos, das man gehört oder gelesen haben sollte.

Veröffentlicht am 13.02.2019

Eine Geschichte, die deutlich mehr Potential gehabt hätte

HELIX - Sie werden uns ersetzen
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Nun, nachdem ich Blackout von Marc Elsberg verschlungen habe, und ich Zero von Elsberg auch nicht schlecht fand, musste Helix her, sein aktuelles Werk.

Als der US-amerikanische Außenminister in München ...

Nun, nachdem ich Blackout von Marc Elsberg verschlungen habe, und ich Zero von Elsberg auch nicht schlecht fand, musste Helix her, sein aktuelles Werk.

Als der US-amerikanische Außenminister in München einem seltsamen Attentat ums Leben kommt, werden in Südamerika und in Afrika Pflanzen entdeckt, die jeder Krankheit trotzden. Gleichzeitig sind Helen und Greg überrascht, denn sie können sich in einer Kinderwunschklinik ihr Kind nach gewissen Kriterien aussuchen. Was erstmal absurd klingt, scheint dort Realität zu sein. Wie hängen diese drei Geschichten zusammen? Und welche Rolle kommt Jill und Eugene zu? Denn die zwei haben im Geheimen geforscht und gewerkelt, denn bei den zwei – wohlgemerkt – Kindern werden Petrischalen und andre Forschungsmittel sowie ein Laptop mit hochbrisanten Forschungsergebnissen. Und so beginnt die Jagd auf die zwei Kinder, die alles andere als normale Kinder zu sein scheinen.

Ich gebe zu, ich hatte etwas Schwierigkeiten, in dieses Buch hineinzufinden. Blackout und Zero klangen auch irgendwie zu abgefahren, um real zu sein, und doch konnte ich mich mit beiden Geschichten doch sehr schnell anfreunden. Auch wenn ich weiß, dass medizinisch sehr viel schon geleistet wird, was die Veränderung von Zellen angeht, war für mich persönlich dieses Thema nicht ganz greifbar am Anfang. Doch hat dieses Thema was erschreckend reales an sich: denn wer kennt die Aussage nicht im Zusammenhang mit Lebensmitteln: „Ohne Gentechnik“. Und da fing es bei mir an, dass ich mich gruselte. Bereits jetzt hat die Genmanipulation bei uns im Alltag seinen Platz gefunden, und wer mag schon wissen, was hinter verschlossenen Türen passiert. Ebenso das Klonen von Tieren: Was am Anfang noch als Zukunftshorror abgestempelt wurde, ist nun erschreckende Realität.

Die Medizin in diesem Jahrhundert kann Fluch und Segen zugleich sein. Einerseits haben wir durch Forschung und Entwicklung einen sehr hohen medizinischen Standart (meine Gallen-OP hätte ich vor 100 oder 200 Jahren noch nicht haben wollen). Aber die Medizin kann – was die Zellmanipulation anbelangt – einen doch sehr erschrecken. Werden wir in Zukunft nur noch Kinder aus dem Katalog haben?

Das Buch war recht gut umgesetzt, jedoch konnte ich mich mit keinem der Charaktere wirklich anfreunden. Mir persönlich fehlte etwas die Emphathie und Bindung zu den Charakteren, mit denen man sonst mitfiebert und wissen möchte, wie es für die Protagonisten ausgeht. Ich denke, andere Bücher wie Utopia von Sabina Schneider hatten hier deutlich mehr Potential.