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labbelman

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.08.2022

Heute wie damals?

Denk ich an Kiew
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Aktuell boomt es ja nur so vor Literatur über die Ukraine und über die einstigen Sowjetstaaten und so war ich doch sehr neugierig auf das Buch, ohne zu ahnen was mich eigentlich erwartet.

Die Handlung ...

Aktuell boomt es ja nur so vor Literatur über die Ukraine und über die einstigen Sowjetstaaten und so war ich doch sehr neugierig auf das Buch, ohne zu ahnen was mich eigentlich erwartet.

Die Handlung wird über zwei Erzählstränge dem Leser nahe gebracht, denn zum einen begleiten wir Cassie in Amerika, die nach dem Tod ihres Mannes wieder ins Leben finden muss 2004. Zum anderen erleben wir das Schicksal von Cassies Oma Bobby, die in der Ukraine lebt und leidet und erfahren ihr Schicksal ab 1930.

Während mich der Vergangenheitspart enorm fesselte, tat der Part in der Gegenwart dies nicht unbedingt, weil es sich nicht immer glaubhaft las, eher wie ein Film. Und dennoch waren diese Unterbrechungen nötig, brachten sie doch Ruhe rein bei all dem Schrecklichen was man aus der Vergangenheit liest und erfährt.

Auch wenn sich der Roman durch den Schreibstil angenehm leicht lesen lässt, so ist der Inhalt alles andere als angenehm und man kann den Roman eben nicht mal eben durchsuchten, sondern muss immer wieder innehalten und verarbeiten.

Je mehr man liest, desto deutlicher wird der Kontrast zwischen dem Leben von Cassie (welches sich auch mit dem Leben von Westeuropäern vergleichen lässt) und Bobby und man ist als Leser froh in einer ruhigeren Zeit in Deutschland leben zu dürfen ohne andauernde Bedrohung für das eigene Leben.

Den Begriff Holodomor hatte ich vorher nie gehört, werde ihn aber jetzt nie wieder vergessen. Mir ist klar, dass Hunger kein angenehmes Gefühl ist, aber mir war nicht bewusst wozu einen dieser treiben kann.

Fazit: Die Lektüre berührt und stimmt nachdenklich. So etwas brauchen wir in der heutigen Zeit.

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Veröffentlicht am 12.08.2022

In Gedenken an Jane Austen

Teatime im Jane-Austen-Club
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Bei dem Titel habe ich lediglich Jane Austen gesehen und mich direkt darauf gestürzt ohne zu schauen worum es eigentlich geht. Aber manchmal sind gerade solche Spontanzugriffe dann genau richtig.

Chawton ...

Bei dem Titel habe ich lediglich Jane Austen gesehen und mich direkt darauf gestürzt ohne zu schauen worum es eigentlich geht. Aber manchmal sind gerade solche Spontanzugriffe dann genau richtig.

Chawton ist der Ort, an dem Jane Austen bis zu ihrem Tod ihre letzten Lebensjahre verbracht hat und es ist erstaunlich, dass sie auch noch 1945 Einfluss auf die Dorfgemeinschaft hat, wo sie doch bereits 1817 starb, also weit mehr als hundert Jahre zuvor.

Ich kenne eher die Filme zu ihren Romanen und habe diese geliebt, weil mir ihre Romane im Original etwas zu sperrig waren. Da ist es schön den Austausch über ihre Werke mittels dieses schönen Romans zu bekommen.

Natalie Jenner, von der ich zuvor weder etwas gehört noch gelesen hatte, schreibt sehr entspannt. Man kann sich alles gut vorstellen und wird von dem Geschriebenen nicht überfordert. Sprich man kommt gut mit, kann sich gut orientieren und überanstrengend sich nicht. Schöne leichte Kost eben.

Ich mochte, dass die agierenden Akteure Ähnlichkeiten haben mit Figuren aus Austens Werken und dennoch stehen sie gut für sich. Die Entstehung des Jane Austen Museums wird schon spannend dargestellt.

Mich konnten die Passagen in England etwas mehr begeistern als die in Amerika, was aber wohl auch mit der Umgebung zu tun hatte, da z.B. Los Angeles natürlich viel wilder und lauter ist als das beschauliche Chawton. Mimi Harrison war mir zwar durchaus sympathisch, weil man irgendwie auch an Marylin denkt, aber Evie und Adam habe ich einfach mehr ins Herz schließen können als sie, weil ich mich ihnen näher fühlte als Mimi..

In meinem Augen liest sich das Buch für alle, egal ob Austen- Fan oder nicht, sehr gut, weil es interessant Jane Austen mit den Nachkriegsjahren verknüpft, eine Zeit die mich immer am meisten fesseln kann in Büchern. Es stimmt irgendwie froh, dass Literatur Menschen in den schwersten Zeit Halt gibt und genau das vermittelt dieser Roman.

Fazit: Schöne Lektüre für Zwischendurch zum Seele baumeln lassen. Gern empfehle ich hier weiter.

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Veröffentlicht am 11.08.2022

Wie sehr kann man sich anpassen?

Jahre mit Martha
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Ein Junge von Einwanderern, der sich in eine Professorin verknallt, das klang für mich nach enorm spannenden Stoff und etwas musste ich an Bernhard Schlinks "Der Vorleser" denken, auch wenn natürlich Martha ...

Ein Junge von Einwanderern, der sich in eine Professorin verknallt, das klang für mich nach enorm spannenden Stoff und etwas musste ich an Bernhard Schlinks "Der Vorleser" denken, auch wenn natürlich Martha sich nichts hat zu Schulden kommen lassen, aber die Stimmung zwischen den beiden ist ähnlich.

Mir gefiel wie der Autor das Leben zu fünft in einer Zweizimmerwohnung beschreibt, was für viele Menschen in Deutschland immer mehr Lebensrealität wird, weil in den großen Städten einfach nicht genug Wohnraum für alle existiert. Die Kids der Familie schienen trotz aller Einschränkungen zufrieden und machen etwas aus ihrem Leben.

Was mich besonders berührt hat war der Familienzusammenhalt, was man besonders bei der Beerdigung des Opas gespürt hat, wo alle in die Heimat reisen.

Die Beziehung zwischen Martha und Jimmy habe ich fast eher als sehr intensive Freundschaft empfunden und nicht als Liebschaft oder Affäre. Dass Jimmy bisexuell ist, passt in die heutige Zeit und empfand ich als authentisch.

Jimmys Absturz hat mich etwas aus den Socken gehauen, weil ich es einfach nicht nachvollziehen konnte wie man sich mit einem Mal so gehen lassen kann. Zum Glück findet er später seinen Weg, aber wenn er jetzt das Klischee des vermeintlich "typischen Ausländers" gewesen wäre, das hätte mich doch sehr traurig gemacht.

Das letzte Drittel des Buches zog sich etwas und hat mich nicht so enorm fesseln können wie der Beginn.

Fazit: Interessante Einblicke in das Leben eines Gastarbeiterkindes der 90er. Das darf und sollte man lesen!

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Veröffentlicht am 10.08.2022

Beste Freundinnen für immer?

Freundin bleibst du immer
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Ich mag vor allem Geschichten mit starken Frauenfiguren, weshalb ich mich von dem Buch so angesprochen fühlte und das bekam ich auch geboten.

Die drei Frauen sind so unterschiedlich und dennoch verbinden ...

Ich mag vor allem Geschichten mit starken Frauenfiguren, weshalb ich mich von dem Buch so angesprochen fühlte und das bekam ich auch geboten.

Die drei Frauen sind so unterschiedlich und dennoch verbinden sie ihre Werte, ihre Kultur und ihre gemeinsamen Erlebnisse.

Der Roman gibt einen guten Einblick in die Kultur von Nigeria und wie die Menschen dort leben. Auch wenn ich es enorm spannend fand, bin ich doch froh dass Frauen in Europa mehr Recht haben. Befremdlich fand ich die Ehe mit mehreren Frauen.

Die drei Protagonistinnen sind absolute Gegensätze und haben sich wahrscheinlich genau deswegen gefunden und profitieren von der Andersartigkeit der jeweils anderen. Funmi ist laut, dominant und leicht ungehobelt. Enitan ist enorm schüchtern und im Geheimen mutig. Und Zainab, die Akademikertochter, die den Rebellen datet und sich dann doch in den Protegé des Vaters verliebt und beinahe das langweiligste Leben führt.

Zudem besticht der Roman durch Verluste, was mich teils sehr bedrückt hat. Wenn Menschen durch Gewalt vor ihrer Zeit sterben müssen, ist das nie leicht.

Mir hat am besten der Part in der Vergangenheit gefallen, auch wenn dieser etwas verwirrend geschrieben war, da sich die Ereignisse dort enorm überschlagen und man nicht immer weiß was genau alles passiert ist.

Auch wenn Funmi teils wie ein Elefant im Porzellanladen ist, war sie mir die liebste Figur, weil sie sich nimmt was ihr zusteht und sich durchzusetzen weiß.

Fazit: Lektüre, die echt mal so ganz anders ist als das was ich bisher so gelesen habe. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Drei bedeutende Tage im Leben einiger Menschen...

Drei Tage im August
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Ehrlich gesagt war mir nicht bewusst, dass der Titel Programm ist, denn wir begleiten die zahlreichen und sehr unterschiedlichen Protagonisten ganze drei Tage.

Anne Stern, berühmt durch ihre Hebammenbücher, ...

Ehrlich gesagt war mir nicht bewusst, dass der Titel Programm ist, denn wir begleiten die zahlreichen und sehr unterschiedlichen Protagonisten ganze drei Tage.

Anne Stern, berühmt durch ihre Hebammenbücher, führt den Leser wieder einmal durch Berlin, die eine meiner liebsten Städte ist. Die gewählte Zeit ist schon etwas besonderes, denn es sind die Olympischen Spiele und die Stadt gibt sich weltoffener als sie eigentlich ist.

Elfie habe ich gerade wegen ihrer Schwermut so sehr gemocht, denn man kann gut nachvollziehen, dass sie durch das Leben bei der strengen Großmutter nicht zu einem fröhlichen, unbeschwerten Menschen werden konnte. Mit der Chocolaterie Sawade kehrt ein bisschen Alltag und auch etwas Besonderes in das Leben der Menschen, die "Unter den Linden" leben ein. Wer lässt sich nicht ein bisschen Glückshormone geben, indem er in etwas Süßes beißt?

Die Mischung der Figuren wie einem jüdischen Buchhändler, dem ausländischen Barbesitzer Issa El Hamady, dem Blumenmädchen und vielen mehr ist sehr gelungen, denn sie alle passen irgendwie nicht so recht in das Schema der Nationalsozialisten und man spürt, dass die Ruhe vor dem Sturm bald ein Ende haben wird.

Fazit: Eine feinfühlige Geschichte, die drei Tage zu etwas Besonderem werden lassen. Gern spreche ich eine Empfehlung aus. Einziger Nachteil: beim Lesen bekommt man mehr Lust auf Süßes als sonst.

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