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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.09.2024

Stimmungsvoll, aber zu stark verdichtet

Die Gräfin
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Kurzweilig, durchaus stimmungs- und geheimnisvoll präsentiert sich der historische Roman "Die Gräfin" von Irma Nelles, der auf wahren Personen und Ereignissen fußt.
Erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven ...

Kurzweilig, durchaus stimmungs- und geheimnisvoll präsentiert sich der historische Roman "Die Gräfin" von Irma Nelles, der auf wahren Personen und Ereignissen fußt.
Erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven und über den Zeitraum von sechs Tagen taucht man auf der Hallig Südfall in Nordfriesland in das von den Gezeiten geprägte Leben der "Hallig"-Gräfin, ihren Bediensteten und eines abgestürzten britischen Piloten zur Zeit des 2. Weltkrieges ein. Auf knapp 180 Seiten schafft die Autorin es hierbei, ein umfassendes Bild der 80-jährigen Gräfin zu erzeugen. Man erfährt, warum sie zurückgezogen auf der Hallig lebt und welche Rolle sie im Hallig-Leben spielt, das durch den Absturz des britischen Piloten John gestört wird.

Insgesamt lässt mich der Roman "Die Gräfin" leider etwas unbefriedigt und mit gemischten Gefühlen zurück.
Gut gefallen hat mir zunächst der atmosphärische Schreibstil, der zwar anfangs etwas zu beschreibend ist, aber dem es trotzdem gelingt, ein glaubhaftes Bild der Charaktere und der Lebensbedingungen auf der Hallig zu zeichnen. Dazu tragen auch Dialoge im dortigen Dialekt bei. Auch die Geschichte an sich ist interessant.
Bedingt durch das Springen zwischen verschiedenen Charakterperspektiven bekommt man eher eine Außensicht auf die verschiedenen Charaktere als eine Innenansicht. Auch werden viele Sachen nur angedeutet oder im Vorbeigehen erwähnt, sodass manche Handlungsstränge nicht wirklich ihr Potenzial entfalten können, wie z.B. die Gefahr durch Spitzel für die Gestapo, die Vergangenheit der Gräfin oder die von John. Besonders zum Ende hin passiert ziemlich viel und vieles fügte sich zu nahtlos zusammen, sodass die inhaltliche Tiefe immer mehr verloren geht.

Man streift so nur für sechs Tage das Leben der Gräfin, des Piloten und der weiteren Bewohner der Hallig, was Schade ist.
Alles in allem habe ich mir einfach mehr erwartet.

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Die Geschichte einer Mörderin - Spannung pur!

Yoko
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Was "Yoko" von Bernhard Aichner definitiv nicht kennt, ist Erbarmen, und zwar in zweierlei Hinsicht.
Zum einen zeigt die gleichnamige Protagonistin Yoko kein Erbarmen auf ihren Rachefeldzug und zum anderen ...

Was "Yoko" von Bernhard Aichner definitiv nicht kennt, ist Erbarmen, und zwar in zweierlei Hinsicht.
Zum einen zeigt die gleichnamige Protagonistin Yoko kein Erbarmen auf ihren Rachefeldzug und zum anderen lässt der Thriller den Lesenden keine Zeit zum Durchatmen.

Vom ersten Satz an zieht der Autor einen tief in die Handlung und die Gedanken und das Leben von Yoko. Schlag auf Schlag folgt Ereignis auf Ereignis, sodass man regelrecht nur so durch die Seiten fliegt. Dazu trägt auch der kurze und präzise Schreibstil des Autors bei. Ohne sich mit Nebensächlichkeiten, unnötigen Beschreibungen aufzuhalten, schreitet er in seiner Erzählung voran. Kurze Kapitel und neue Entwicklungen tragen ihr Teil dazu, dass die Spannung konstant auf hohem Niveau gehalten wird.
Auch der teils nur schwer zu ertragende bzw. verdauliche Inhalt hält einen nicht vom Weiterlesen ab.

Denn was Yoko passiert und die Folgen haben es in sich.
Yokos Leben könnte so perfekt sein, sie verdient Geld mit ihrer Manufaktur, in der sie Glückskekse herstellt und auch in Sachen Liebe läuft es gut. Bis sie bei einer Auslieferung ihrer Glückskekse einen Hund vor seinen Peinigern retten will. Was danach folgt, lässt ihre Welt aus den Fugen geraten. Sie wird zur Mörderin, die keine Gnade kennt und es dabei auch mit der chinesischen Mafia aufnimmt.

Zartbesaitet sollte man nicht gerade sein, denn Gewalt und Grausamkeiten kommen nicht zu kurz. Wenn die Manufaktur wieder zur Metzgerei wird, wird es auch makaber.

Neben der glaubhaft konstruierten Handlung ist besonders die Charakterisierung von Yoko gelungen. Es ist spannend zu lesen, wie sie sich zur Mörderin entwickelt und fiebert mit ihr mit, wenn sie auf der Spur ihres nächsten Opfers ist oder wenn sie vor der Polizei flieht. Aichner schafft es nämlich, Yokos Beweggründe so glaubwürdig darzustellen, sodass man ein Herz für eine Mörderin entwickelt.

"Yoko" war mein erstes Buch von Bernhard Aichner und wird sicherlich nicht mein Letztes bleiben!

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Kurzweilig erzähltes Nachdenken über das Leben

Sobald wir angekommen sind
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3,5 von 5

"Sobald wir angekommen sind" von Micha Lewinsky ist ein kurzweilig und lebendig geschriebener Roman, in dem der Autor es zwar schafft, humorvolle Unterhaltung sowie inhaltliche, schwere und ...

3,5 von 5

"Sobald wir angekommen sind" von Micha Lewinsky ist ein kurzweilig und lebendig geschriebener Roman, in dem der Autor es zwar schafft, humorvolle Unterhaltung sowie inhaltliche, schwere und tiefgründige Themen miteinander zu verbinden, dabei jedoch handlungs- und figurentechnisch nicht komplett überzeugen kann.

Inhaltlich hat der Roman zunächst einiges zu bieten und kann mit dem 50-jährigen Juden Ben Oppenheim aus Zürich auch mit einem durchaus sympathischen Protagonisten punkten.
Ben ist von zahlreichen Sorgen und Ängsten, persönlicher wie gesellschaftlicher Natur, geprägt. Gesundheitlich hat er so seinen Wehwehchen, finanziell sieht es nicht so gut aus und beziehungstechnisch läuft auch nicht alles rund und dann ist da ja noch die Gefahr eines 3. Weltkrieges. Um all dem zu entkommen, begibt er sich auf die Flucht nach Brasilien, begleitet von seiner Ex-Frau Marina und den beiden Kindern. Er lässt dabei den Leser an seinen Gedanken über sein Leben, das Leben als Jude und Stefan Zweig, der genauso wie er auch nach Brasilien ins Exil gegangen ist, teilhaben.

Rasant schreitet die Handlung voran, die unterbrochen von Bens Gedankengängen, sich stellenweise wie ein Fiebertraum liest. So ist man in einem Moment noch in Zürich und im nächsten schon in Brasilien.
Manchmal ging es mir etwas zu schnell, wodurch auch die inhaltliche Entwicklung und die Ausarbeitung besonders der Nebencharaktere leidet. Denn im Gegensatz zu Ben bleiben diese eher blass. Da man Bens Gedanken folgt, lernt man ihn gut als Person kennen und auch trotz seiner Eigenheiten und Schwächen durchaus zu lieben.

Einerseits geht die Geschichte inhaltlich in die Tiefe und besitzt starke sowie überzeugende Dialoge, ausgestattet mit einer Prise Humor, verbleibt aber teilweise zu sehr an der Oberfläche. Ein paar Seiten mehr hätten sicherlich gutgetan, sodass der Roman sein ganzes Potenzial hätte ausschöpfen können.

Sprachlich toll, inhaltlich leider jedoch mit ein paar Schwächen, so präsentiert sich "Sobald wir angekommen sind" insgesamt.
Dennoch ein unterhaltsamer, kluger und tiefgründiger Roman, der sich gut als literarische Auszeit für zwischendurch eignet.

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Veröffentlicht am 31.08.2024

Kurzweiliger Krimi mit Prozenten, aber ohne Tiefe

Leichenstarr an der Bar
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Es geht zum dritten Mal nach Ostfriesland zur Friesenbrauerin Gesine, die in ihrer Kneipe ihr Tüddelbräu ausschenkt und nebenbei mehr oder weniger zur Freude ihrer Tochter zur Ermittlerin wird.
Und diesmal ...

Es geht zum dritten Mal nach Ostfriesland zur Friesenbrauerin Gesine, die in ihrer Kneipe ihr Tüddelbräu ausschenkt und nebenbei mehr oder weniger zur Freude ihrer Tochter zur Ermittlerin wird.
Und diesmal wird es persönlich, denn Enno Prester stirbt in ihren Armen, ein geschätzter Sünnumer und Kneipenbesucher. Enno Prester war Umweltaktivist und so gerät schnell die Friesenklima AG von Mareke Renke und Ungereimtheiten in deren Umfeld in den Mittelpunkt der Ermittlungen der Polizei und der Hobbyermittlerin Gesine. Auch das Geld einiger Bewohner von Sünnum steht auf dem Spiel, wollen sie doch an den Renditen von der geplanten klimaneutralen Ferienanlage der Friesenklima AG profitieren.

Und so beginnt eine kurzweilige und leicht verdauliche Tätersuche in Ostfriesland. Besonders viel Tiefe und Glaubwürdigkeit sollte man jedoch nicht erwarten.
Geradlinig erzählt und dank des anschaulichen Schreibstils schnell gelesen, wird einem hier leichte Unterhaltung geboten. Kurze Kapitel, die aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden, sorgen für den ein oder anderen Spannungsmoment. Lange hält der Autor sich nicht bei einzelnen Handlungsmomenten auf, auf größere Schwierigkeiten stößt auch Gesine bei ihren Ermittlungen nicht und so ist der Fall auch schnell gelöst, sodass die Kneipenbesucher wieder in Ruhe ihre Liebe zu ihrem Tüddelbräu und ihren Heringsfischchen frönen können.

Für Fans der Reihe rund um die Friesenbrauerin.

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Veröffentlicht am 31.08.2024

Packend und realistisch geschrieben - gelungene Fortsetzung!

Mit kaltem Kalkül
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Auch der 2. Band der Reihe rund um Dr. Sabine Yao, Fachärztin für Rechtsmedizin in Berlin, von Michael Tsokos weiß wie gewohnt zu fesseln und wartet mit interessanten Einblicken in die Welt der Rechtsmedizin ...

Auch der 2. Band der Reihe rund um Dr. Sabine Yao, Fachärztin für Rechtsmedizin in Berlin, von Michael Tsokos weiß wie gewohnt zu fesseln und wartet mit interessanten Einblicken in die Welt der Rechtsmedizin auf.
In "Mit kaltem Kalkül" verbinden sich eine gut durchdachte Handlung und rechtsmedizinisches Fachwissen zu einem spannenden Thriller.

Neben Yao und alten Bekannten aus dem 1. Band mischt diesmal auch der ehemaliger Geheimdienstler Khalaf und die LKA-Ermittlerin Monica Monti mit.
Anfangs begibt man sich mit Khalaf auf die Suche nach dem achtjährigen Yasser, der spurlos verschwunden ist. Während Yao es mit seltsam ausgestellten Leichen zu tun bekommt. Beide ermitteln getrennt voneinander und doch schneiden sich ihrer beiden Wege zum Ende hin, aber anders als man vielleicht denken mag.

Erzählt in kurzen Kapiteln und aus wechselnden Perspektiven, ist für einen zügigen und packenden Lesefluss von Anfang bis Ende gesorgt. Besonders zum Ende hin, fällt es schwer, mit dem Lesen aufzuhören.

Star der Handlung ist auch, wie schon im Vorgängerband, wieder die Rechtsmedizin. Man merkt der Handlung deutlich an, dass jemand vom Fach schreibt und allein deswegen lohnt sich der Thriller.
Aber auch die Handlung drumherum und die handelnden Charaktere sind gut entwickelt bzw. werden weiterentwickelt. Besonders interessant fande ich die Einführung von Khalaf in die Geschichte und seiner Art der Ermittlungsarbeit.
Einzig der manchmal etwas zu beschreibende Schreibstil störte etwas den Lesefluss. Der Spannung tut dies jedoch keinen wirklichen Abbruch.

Nicht nur für Fans der Reihe und der anderen Bücher von Tsokos werden Gefallen am 2. Band und der Reihe um Dr. Sabine Yao finden.
Vor allem Liebhaber packend und realistisch erzählter Thriller werden auf ihre Kosten kommen.
Das eher offen gehaltene Ende lassen zudem auf eine baldige Fortsetzung hoffen!

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