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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.12.2022

Eindringlich erzähltes Schicksal eines Dorfes mit inhaltlichen Schwächen

Ginsterhöhe
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3.5 von 5 Punkten

Mit feinem Gespür für das Innenleben der handelnden Charaktere erzählt die Anna-Maria Caspari in ihrem Roman "Ginsterhöhe", wie der junge Bauer Albert Lintermann stark versehrt durch ...

3.5 von 5 Punkten

Mit feinem Gespür für das Innenleben der handelnden Charaktere erzählt die Anna-Maria Caspari in ihrem Roman "Ginsterhöhe", wie der junge Bauer Albert Lintermann stark versehrt durch eine Kriegswunde im Gesicht nach Ende des 1. Weltkriegs in sein Heimatdorf Wollseifen zu seiner Frau Bertha und seiner restlichen Familie zurückkehrt. Als Leser:in folgt man ihm dabei, wie er und Bertha nach deren anfänglichen Abscheu Alberts und seiner Wunden gegenüber wieder näherkommen und wie das Dorf Wollseifen trotz wirtschaftlicher schwerer Jahre aufblüht. Doch mit der Ausbreitung des Nationalsozialismus in Deutschland brechen dunkle Zeiten für die Dorfbewohner und auch das Dorf an. Veranschaulicht werden die gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland und die fiktiven Lebensschicksale der Dorfbewohner durch Tagebucheinträge des Lehrers Martin Faßbender.

Der Roman hat es mir beim Lesen nicht leicht gemacht.
Einerseits hat mir die gefühlvolle Charakterisierung Alberts sowie der unaufgeregte und zugleich eindringliche Schreibstil gut gefallen, aber andererseits konnte mich der Roman leider inhaltlich nicht komplett begeistern. Zunächst sprach mich die Idee an, die reale Geschichte von Wollseifen anhand von fiktionalen Personen und deren Schicksale, die eng mit der gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland nach dem Ende des 1. Weltkrieges bis zum Ende des 2. Weltkrieges verknüpft sind, zu erzählen. Jedoch konnte mich nur die Beschreibung der Zwischenkriegszeit überzeugen, da ab dann als (wie es so schön im Klappentext heißt) "die Nationalsozialisten in die karge ländliche Idylle einfallen", die Geschichte deutlich an Tiefe verliert. Bedingt durch größere zeitliche Sprünge kratzt die Darstellung der Ereignisse und die Charakterisierung der handelnden Personen teils nur an der Oberfläche. Zudem macht sich ein Schwarz-weiß-Denken breit. Der böse Nazi auf der einen und die guten Dorfbewohner auf der anderen Seite ist zu einfach gedacht und lässt eine kritischere Auseinandersetzung der damaligen Verhältnisse vermissen.

Insgesamt ist "Ginsterhöhe" ein thematisch interessanter und sprachlich überzeugender Roman, der inhaltlich nur bedingt überzeugen kann. Für Fans von historischen Romanen, die zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg spielen, ist er nichtsdestotrotz empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 04.12.2022

Hochspannung mit Harry Hole

Blutmond (Ein Harry-Hole-Krimi 13)
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Harry Hole ist zurück und gleich mit einem Fall, der nichts für schwache Nerven ist.

Bevor man jedoch Hole und seinem außergewöhnlichen Ermittlerteam bestehend aus einem krebskranken Psychologen, einem ...

Harry Hole ist zurück und gleich mit einem Fall, der nichts für schwache Nerven ist.

Bevor man jedoch Hole und seinem außergewöhnlichen Ermittlerteam bestehend aus einem krebskranken Psychologen, einem korrupten Polizisten und einen drogendealenden Schulfreund bei der Aufklärung der äußerst grausamen Morde an zwei Frauen folgt, trifft man Harry Hole in L.A. an, wo er versucht, sich totzutrinken. Als die mexikanische Drogenmafia Lucille, eine Freundin von ihm und ehemalige Schauspielerin, mit dem Tod bedroht und eine Million von ihr verlangt, nimmt Hole den Auftrag eines Anwalts an, der ihm eine Menge Geld anbietet, wenn er den Ruf seines Mandanten, einen bekannten Immobilienmakler aus Oslo, schützt. Der Makler wird verdächtig mit dem Mord an den zwei Frauen etwas zu tun zu haben.
In Oslo macht Hole sich als Privatermittler an die Arbeit und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Erzählt aus verschiedenen Perspektiven, darunter auch die des Täters, steigert sich die Spannung von Beginn an, um dann konstant hochgehalten zu werden und in einem nervenaufreibenden und wendungsreichen Finale zu enden.
Dank des atmosphärisch düsteren und eindringlichen Schreibstils des Autors folgt man gebannt, wie neben der Polizei, Harry Hole gemeinsam mit seinem Ermittlerteam jeweils knapp vor der Auflösung des Falles zu stehen scheint, um dann festzustellen, dass der Täter ihnen einen Schritt voraus ist und immer noch ein weiteres Puzzleteil zur Lösung fehlt.
Kurze Kapitel, eine gute und authentische Charakterzeichnung sowie mit Hole einen liebenswerten Antihelden, machen den Thriller von Anfang bis Ende lesenswert.

Nicht nur Fans von Harry Hole kommen bei "Blutmond" auf ihre Kosten, hat dieser Thriller doch alles, was einen guten Thriller ausmacht. Ein konstant hoher Spannungsbogen, zahlreiche falsche Fährten, der ein oder andere Schockmomente sowie ein außergewöhnlicher Fall sorgen für fesselnde Lesestunden. Nur einen empfindlichen Magen sollte man nicht haben.

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Veröffentlicht am 04.12.2022

Kurzweiliger Auftakt einer Krimitrilogie mit Potenzial nach oben

Der Strand: Vermisst
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"Der Strand - Vermisst" von Karen Sander ist der spannend erzählte Auftakt einer neuen dreiteiligen Krimireihe rund um den Kriminalhauptkommissar Tom Engelhardt und die Kryptologin Mascha Krieger.

Im ...

"Der Strand - Vermisst" von Karen Sander ist der spannend erzählte Auftakt einer neuen dreiteiligen Krimireihe rund um den Kriminalhauptkommissar Tom Engelhardt und die Kryptologin Mascha Krieger.

Im beschaulichen Sellnitz passiert normalerweise nicht viel an Verbrechen, bis zu dem Tage, an dem die gehörlose 19-jährige Lilli Sternberg auf ihren Weg zum Strand verschwindet, ebenjenen Strand, an dem ihre Mutter vor vielen Jahren ermordet wurde. Die einzige Spur, was mit Lilli passiert sein könnte, erhält Lillis Freundin. Es handelt sich dabei um ein auf ihr Smartphone zugesendetes Foto, das eine in den Sand geschrieben kryptische Zeichenfolge zeigt. Ist es ein Hinweis von Lilli oder des Täters? Um den Fall zu lösen, erhält Kriminalhauptkommissar Tom Engelhardt Unterstützung von der Kryptologin Mascha Krieger vom LKA.

Ein leicht zu lesender und bildhafter Schreibstil gepaart mit kurzen Kapiteln aus verschiedenen Perspektiven erzählt, die meistens auf einen (kleinen) Cliffhanger enden, sorgen für ein kurzweiliges und spannendes Leseerlebnis. Trotz der häufig wechselnden Charakterperspektiven kann man sich vor allem von den Hauptpersonen ein gutes Charakterbild machen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten finden Tom und Mascha gut als Ermittlerpaar zusammen und man folgt ihnen auf der wendungsreichen Suche nach Lilli, die leider etwas abrupt endet und mehr Fragen aufwirft, als dass sie löst. Damit soll gezielt der Leser zum Lesen des zweiten Bandes gebracht werden, wenn er irgendeine Art von Fallaufklärung sich wünscht. Und genau diese Wahl der künstlichen Spannungserzeugung zusammen mit den kurzen Cliffhanger-Kapiteln lassen mich zwiespältig zurück trotz der an sich guten Story und Schreibstils. Ich bevorzuge Krimis, die, wenn sie Teil einer mehrteiligen Reihe sind, einige Fragen bezüglich des Falles lösen, sodass man zwar gespannt auf den weiteren Band ist, aber dennoch das Gefühl bekommt, dass ein Teil des Falles gelöst wurde.

So ist der Kriminalroman "Der Strand - Vermisst" nichts Halbes und nichts Ganzes und handlungstechnisch schwer richtig zu beurteilen, da so viele Fragen noch offen sind. Dementsprechend kann ich das Buch nur all denjenigen empfehlen, die von vornherein gewillt sind, die komplette Trilogie zu lesen und die Sprache und den Aufbau des Krimis mögen.

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Veröffentlicht am 03.12.2022

Liebesgeschichte voller Klischees

Through my Heart – Ich begehre nur dich
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Leider war "Through my Heart" von Ariana Godoy überhaupt nicht mein Fall. Die ersten Seiten sprachen mich noch an und ich habe mich auf eine kurzweilige Liebesgeschichte gefreut, doch schon bald verlor ...

Leider war "Through my Heart" von Ariana Godoy überhaupt nicht mein Fall. Die ersten Seiten sprachen mich noch an und ich habe mich auf eine kurzweilige Liebesgeschichte gefreut, doch schon bald verlor ich das Interesse an der Geschichte. Einzig der leicht zu lesende Schreibstil und die relativ kurz gehaltenen Kapitel.

Die Geschichte wird aus der Sicht der beiden Hauptfiguren Artemis und Claudia erzählt, die ineinander übergehen, sodass man besser versteht, was sie denken oder warum sie ihre Entscheidungen treffen. Das Buch beginnt damit, dass Artemis nach Abschluss seines Studiums nach Hause zurückkehrt und Claudia ihn seit seiner Abreise nicht mehr gesehen oder besser gesagt, nicht mehr mit ihm gesprochen hat. Aber sie weiß nicht, wie sie damit umgehen soll, ihn wiederzusehen. Ebenso erfährt man Teile der Lebensgeschichte von Claudia, als sie als kleines Mädchen war und ihrer Zeit im Haus der drei Brüder Artemis, Ares und Apollo.

Meiner Meinung nach wurde zu sehr auf das Aussehen der Charaktere eingegangen und dies nicht auf eine sehr oberflächliche Art und Weise, auch war es teilweise voller Klischees und ziemlich kitschig, von den Sex-Szenen möchte ich gar nicht sprechen, elektrisierend oder erotisch waren diese für mich eher nicht.
Ich hatte von vornherein keine zu große Tiefe erwartet, aber ein bisschen mehr schon die Rückblicke in die Vergangenheit von Claudia zeigten, dass diesbezüglich Potenzial vorhanden gewesen wäre, das leider nicht genutzt wurde. Stattdessen blieben mir eher die schon genannten negativen Aspekte der Geschichte und das vor allem anfangs toxische Denken und Verhalten von Artemis im Gedächtnis, wodurch ich schnell die Lust am Roman verlor.

Wer nicht zu viel von einer Liebesgeschichte erwartet, sich nicht an Oberflächlichkeiten, gekünstelter Spannung und Fan des ersten Teils ist, findet bestimmt mehr Vergnügen an dem Roman.

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Veröffentlicht am 28.11.2022

Fesselnder Ausflug ins Mittelalter des 14. Jahrhunderts

Die Siegel des Todes
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Von lamen

Mit "Die Siegel des Todes" entführt Peter Orontes einen beim Lesen in das Mittelalter des 14. Jahrhunderts und schafft es hierbei, eine fesselnde Handlung mit einem toll gezeichneten Sitten- ...

Von lamen

Mit "Die Siegel des Todes" entführt Peter Orontes einen beim Lesen in das Mittelalter des 14. Jahrhunderts und schafft es hierbei, eine fesselnde Handlung mit einem toll gezeichneten Sitten- und Gesellschaftsgemälde der damaligen Zeit zu vereinen.

Auf rund 700 Seiten folgt man gebannt wie der Waisenjunge Elias, der außer einem kupfernen Medaillon mit einer lateinischen Inschrift keine weitere Erinnerung an seine Kindheit hat, wie er über die Jahre nach und nach das Geheimnis über seine Herkunft löst. Parallel dazu wird die Geschichte von Ranghild erzählt, die ihre ganze Familie bei einem äußerst brutalen Überfall verloren hat. Eine Kräuterfrau nimmt sich ihrer an und lehrt ihr den Umgang mit verschiedenen Heilkräutern und die Kunst des Heilens. Als sich Jahre später die Wege von Ranghild und Elias kreuzen, wird so manches Geheimnis über ihrer beider Vergangenheit gelüftet.

Erzählt mittels einer der Zeit entsprechenden Sprache und aus verschiedenen Perspektiven, taucht man in das Leben im 14. Jahrhundert im Schwarzwald, in Salerno und in Regensburg mit Umgebung ein und wird anhand detaillierter sowie bildhafter Beschreibungen Zeuge der damaligen Herrschaftsverhältnisse und der Ständegesellschaft. Neben dem gut recherchierten und gut dargestellten historischen Hintergrund kann auch die glaubwürdige und lebendige Charakterzeichnung sowie die wendungsreiche und leicht mysteriöse Handlung überzeugen.
Einzig durch manche langatmige Passage leidet der Spannungsverlauf besonders im Mittelteil etwas.

Nichtsdestotrotz handelt es sich bei "Die Siegel des Todes" um einen packenden und authentischen historischen Mittelalterroman, der nicht nur bei Liebhaber ebenjener Romane für fesselnde Lesestunden sorgt.

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