Das Leben der Ivy Lin
Die kleinen Lügen der Ivy LinDie Geschichte um Ivy Lin ist unglaublich gut geschrieben. Wir begleiten Ivy bereits ab ihrer frühen Kindheit. Ihr Leben wird detailreich beschrieben und trotzdem hat das Buch keine Längen. Ganz im Gegenteil: ...
Die Geschichte um Ivy Lin ist unglaublich gut geschrieben. Wir begleiten Ivy bereits ab ihrer frühen Kindheit. Ihr Leben wird detailreich beschrieben und trotzdem hat das Buch keine Längen. Ganz im Gegenteil: Ich wollte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, was das Leben als Nächstes für sie bereithält.
Die Charaktere sind allesamt unglaublich stark gezeichnet und gut gelungen. Allen voran natürlich unsere Protagonistin Ivy. Mit Ivy hat die Autorin eine wirklich einzigartige und starke Protagonistin erschaffen, die im Laufe ihres Lebens eine enorme Entwicklung durchmacht. Dies ist der Autorin meiner Meinung nach sogar so gut gelungen, dass ich zwischenzeitlich dachte, dass sie eine reale Person ist, dessen Biografie ich gerade lese…
Ivy musste viel durchmachen und hatte es in ihrer Kindheit alles andere als leicht. Aufgewachsen in kühler Strenge und eher ärmlichen Verhältnissen, sehnt sie sich nach Liebe, Bewunderung und finanzieller Absicherung. Dennoch wächst Ivy zu einer starken Frau heran. Sie tut buchstäblich alles um dazuzugehören und ihrem Traum von einem Leben im Wohlstand näher zu kommen. Erschreckend und gleichzeitig spannend fand ich es dabei hautnah mitzuerleben, wie weit Ivy tatsächlich geht um diesem Traum wahr werden zu lassen. Dies führt im Laufe des Buches immer wieder zu überraschenden Wendungen. Interessant war es auch, ihre Gedanken und Gefühle besonders im Hinblick auf ihre Lügen mitzuerleben. Denn auch diese verändern sich im Laufe ihres Lebens. Während sie ihre Taten als kleines Mädchen noch zu hinterfragen scheint und den Anflug eines schlechten Gewissen verspürt, scheint sie als sie älter wird hingegen immer taffer und abgebrühter zu werden. Ganz so als wären ihre Lügen schon richtig zur Routine geworden.
Positiv aufgefallen ist mir auch, dass selbst Ivys Familiengeschichte sehr sorgfältig und detailliert dargestellt wurde. Durch diese erhält man auch ganz nebenbei einen kleinen aber interessanten Einblick in das Leben in China und die chinesische Mentalität.
Dieses Buch stellt überspitzt dar, was der Wunsch nach Anerkennung in der Gesellschaft aus einem Menschen machen kann und auch wenn dieses Thematik nicht gänzlich neu ist, ist es immer wieder schockierend dies zu Lesen. Damit regt das Buch zum Nachdenken und Diskutieren an. Denn auch wenn Ivys Geschichte eigentlich einen rein fiktiven Extremfall darstellt, glaube ich nicht, dass die Idee dahinter allzu weit hergeholt ist. Das Buch zeigt auch - besonders am Beispiel von Roux, dass es gerade in den gehobenen Kreise eben gar nicht so leicht oder gar „unerwünscht“ ist, man selbst zu sein…
Fazit:
„Die kleinen Lügen der Ivy Lin“ von Susie Yang hat in meinen Augen alles, was ein gutes Buch braucht: starke Charaktere, unerwartete Wendungen und eine fesselnde Handlung. Daher eine klare Leseempfehlung von mir.